Farewell To Arms - Perceptions

Farewell To Arms - Perceptions
Melodic Death Metal / Metalcore
erschienen am 23.11.2012 bei Massacre Records
dauert 41:05 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Resurrection
2. Losses To The Crown
3. Scarless
4. Between The Walls Of Ruins
5. Rejected
6. Mess Of Memories
7. Perceptions
8. From Init To Exit
9. At The Watershed
10. Procession

Die Bloodchamber meint:

Metalcore. Von vielen Leuten geliebt, von ebenso vielen Leuten hingegen verabscheut. Schon vor einigen Jahren waren sich die Gegner des Metalcore einig, dass es sich bei diesem Genre lediglich um einen Hype mit kaum zu überschätzender Halbwertszeit handelt. Nun neigt sich das Jahr 2012 dem Ende entgegen und die Vorreiter der Szene sind mit extrem fetten Alben wie „Awakened“ oder „Atlas“ so stark wie lange nicht mehr. Dazu kommt der Genre-Nachwuchs, der nach wie vor kaum überschaubar ist. Doch die einstigen Feinde des Metalcore interessiert diese Entwicklung kaum noch - der Djent ist jetzt der Hype, den es zu bekämpfen gilt.

Zu dem angesprochenen Nachwuchs gehört unter anderem das bayrische Quintett FAREWELL TO ARMS, dessen Gründung auf das Jahr 2007 datiert – einen Zeitpunkt, zu welchem den Prophezeiungen der Kritiker zufolge der Metalcore bereits ein aussterbendes Genre hätte sein sollen. Fünf Jahre später hauen uns die Bayern nach einem Demo und einer EP ihren ersten Longplayer namens „Perceptions“ um die Ohren. Und dieses Debüt zeigt sowohl die Möglichkeiten als auch das grundlegende Problem des Metalcore auf.

Auf der einen Seite haben wir es hier mit einer aufstrebenden, spielfreudigen Band zu tun, die um Abwechslung bemüht ist und versucht, die Stereotypen des Genres nicht übermäßig zu bedienen. Das gelingt FAREWELL TO ARMS auch ganz passabel. So legen die Jungs zum Beispiel Wert auf eine hochmelodische Gitarrenarbeit, statt mit möglichst tief gestimmten Sechssaitern nur darauf bedacht zu sein, das nächste hart bollernde Stakkatoriff aus dem Ärmel zu schütteln. Auch auf Klargesang wird weitgehend verzichtet – Ausnahmen sind der Opener „Losses To The Crown“ sowie das durch einen Gastauftritt von THE SORROWs Mätze veredelte „Rejected“. Ansonsten dominiert leicht heiseres Fauchen, das hier und da von tiefem Deathcore-Growling konterkartiert wird. Gut zu Gesicht steht FAREWELL TO ARMS auch die dezente MACHINEMADE GOD-Epik, wie sie in dem Interlude „Mess Of Memories“ und dem folgenden Titeltrack geboten wird.
Auf der anderen Seite haben FAREWELL TO ARMS jedoch das bereits von Kollege Hauptmann bei der „Exhalation“-EP angesprochene Problem des Sounds ohne nennenswerten Wiedererkennungswert. Zu selten können die Bayern eine eigene Duftmarke setzen, zu allem Überfluss stolpern sie bisweilen auch doch noch in die Breakdown- und damit in die Klischee-Falle.

Dadurch gestaltet sich die Notenfindung nicht ganz so einfach. Das Bemühen um Abwechslung allein reicht eben nicht, um sich von 1848 weiteren Bands, die einen sehr ähnlichen Sound auffahren, abzusetzen. Möchte man sich von diesen freischwimmen, darf man nicht wie FAREWELL TO ARMS nur vorsichtig den großen Zeh ins kalte Wasser stecken. Natürlich erwartet von einem Debüt niemand einen gehechteten Auerbachsalto, der das Genre mal eben neu definiert. Aber ein Kopfsprung hätte es schon sein dürfen – so reicht es für „Perceptions“ nur zu einer leicht überdurchschnittlichen Wertung. Das Potential zu höheren Weihen ist jedoch vorhanden, und somit auch der Puls des Genres.
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