Mourning Beloveth - Formless

Mourning Beloveth - Formless
Death Doom Metal
erschienen am 22.02.2013 bei Grau
dauert 81:26 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Theories Of Old Bones
2. Ethics On The Precipe
3. Old Rope
4. Dead Channel
5. Nothing Has A Centre
6. Transmissions

Die Bloodchamber meint:

Manches Album fliegt dem Hörer zu, es drängt sich bisweilen auf und klebt einem ab den ersten paar Takten im Ohr. Und dann gibt es wieder Alben, die sperren sich, stehen da wie ein monolithischer Wall, harsch und abweisend. Doch nähert man sich ihnen behutsam und stetig, dann öffnen sie sich langsam und hinter diesem zunächst undurchdringlich wirkenden Komplex verbirgt sich etwas ganz anderes, ein Garten, eine Oase oder auch einfach nur gute Musik. Beim neuen Album von MOURNING BELOVETH ist die zweite Variante des Entdeckens die wahrscheinlichere. Die Iren sind schon seit Langem jedem halbwegs interessierten Doomhead ein Begriff, stehen sie doch für eine zutiefst emotionale Variante des Death Doom Metal. Und dabei haben sie ihre eigene Note entwickelt, die von einer Mischung ultraschweren Dooms mit lieblichen und zugänglichen Melodien geprägt ist. Ein solches Spiel mit Ambivalenzen wird auch in der Vocalfraktion gepflegt, denn die Iren haben mit Darren Moore einen begnadeten Growler und mit Frank Brennan einen begnadeten Sänger an Bord.

"Formless" unterscheidet sich nicht wesentlich von den vier vorangegangenen Alben, doch es gibt Unterschiede - und mögen sie auch noch so fein sein, um so schwerer wiegen sie. Der neue Langspieler beinhaltet all das oben Genannte. Doch zeigt sich schnell eine atmosphärische Entwicklung, die vielleicht nicht jedem Fan gefallen wird. MOURNING BELOVETH haben mit "Formless" einen Schritt gewagt, der in die entgegengesetzte Richtung dessen geht, was SWALLOW THE SUN auf ihren letzten Alben vollzogen haben. Sind diese zugänglicher, poppiger und bisweilen auch flotter geworden, so macht sich bei den Iren inzwischen die reine Depression und schleichendes Siechtum breit. Allein die Ausmaße verdeutlichen es: "Formless" beinhaltet sechs Stücke und bringt es auf bald 82 Minuten Spielzeit, dabei gibt es mit "Old Rope" noch etwas fast Radiotaugliches mit weniger als fünf Minuten im Programm. Die Stücke ufern aus, sind noch einmal langsamer, reduzierter und vor allem noch viel finsterer geworden. Gab es früher immer wieder versöhnliche Momente in Form melodischer Lichttupfer, so sind 2013 auch diese grau und trübe.

Dazu gibt es Momente, in denen Doom nicht mehr mit High Gain-Gitarren gespielt wird, sondern in denen man die brachialen Wände runterfährt. Das überwältigende "Transmissions" arbeitet mit nur leicht angezerrten Gitarren und einem beinahe rockigen Feeling, ist dabei aber so schleppend, dunkel und nihilistisch, wie es nur wenige Doombands vollbringen. Technisch ist das Album über jeden Zweifel erhaben, auch wenn es anfangs so wirken mag, als hätten die Jungs plötzlich die Spielfreude eingebüßt. Bei genauerer Betrachtung stellt sich dies allerdings als falscher Eindruck heraus. Man muss eben in Ruhe hinhören und sich langsam infizieren lassen.

Ohne eine falsche Fährte legen zu wollen, könnte man den Schritt vom grandiosen "A Disease for the Ages" hin zum grandiosen "Formless" als Bewegung in Richtung Funeral Doom bezeichnen, ohne dort tatsächlich hinzukommen. Aber man nähert sich an, was keine schlechte Entwicklung darstellt (Hierbei sei auf die symptomatische Split mit den Landsleuten von WRECK OF THE HESPERUS verwiesen.). Doch stellen sich MOURNING BELOVETH dabei auch der Gefahr, den ein oder anderen Fan nicht mehr so zu begeistern, wie es früher der Fall war. Wenn sich aber erst einmal der wahre Zauber dieses tristen Meisterwerks entfaltet hat, dann kann man nur noch sagen, dass MOURNING BELOVETH im späten Winter 2013 ein echtes Doom-Highlight präsentieren, das im weiteren Verlauf des Jahres noch als Maßstab dienen wird.
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