The Ocean - Pelagial

The Ocean - Pelagial
Progressive Metal
erschienen am 26.04.2013 bei Metal Blade Records
dauert 105:00 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Epipelagic
2. Mesopelagic Into The Uncanny
3. Bathyalpelagic I Impasses
4. Bathyalpelagic II The Wish In Dreams
5. Bathyalpelagic III Disequillibrated
6. Abyssopelagic I Boundless Vasts
7. Abyssopelagic II Signals Of Anxiety
8. Hadopelagic I Omen Of The Deep
9. Hadopelagic II Let Them Believe
10. Demersal Cognitive Dissonance
11. Benthic The Origin Of Our Wishes
12. Epipelagic
13. Mesopelagic (instrumental)
14. Bathyalpelagic I (instrumental)
15. Bathyalpelagic II (instrumental)
16. Bathyalpelagic III (instrumental)
17. Abyssopelagic I (instrumental)
18. Abyssopelagic II (instrumental)
19. Hadopelagic I (instrumental)
20. Hadopelagic II (instrumental)
21. Demersal (instrumental)
22. Benthic (instrumental)

Die Bloodchamber meint:

Der Ozean – unendliche Weiten: Was liegt für eine Band namens THE OCEAN näher als sich musikalisch und konzeptionell mit ihrem Namensgeber auseinanderzusetzen?

Große Wassermassen und unbekannte Tiefen regen zu kreativen Auseinandersetzungen auf mehreren Ebenen an. Man begegnet dabei nicht nur wundersamen Wesen und den Kräften, die unseren Planeten zusammenhalten, sondern wird auch an seine körperlichen und geistigen Grenzen erinnert. Und nicht zuletzt: Im Meer findet sich der Ursprung terrestrischen Lebens. Da das Thema so vielfältig wie essentiell ist, ergibt sich eine faszinierende Grundlage, deren Möglichkeiten die Band sowohl instrumental als auch textlich umfassend nutzt.

„Pelagial“ ist ein einziges langes Musikstück, das ursprünglich instrumental konzipiert war. Später verlieh Loic Rossetti jeder Meereszone noch seine eindrucksvolle Stimme. Da beide Versionen zusammen veröffentlicht werden, stellt die instrumentale Version nun eine Alternative mit beeindruckendem Unterhaltungswert dar. Durch den Gesang Rossettis ergibt sich eine weitere spannende Ebene. Ein erheblicher Mehrwert, da beide Versionen ein Klangerlebnis mit eigenem Charakter darstellen.

Die Songs sind nach den Tiefenzonen des Meeres benannt. Zusammen mit der Band sinkt man immer tiefer und tiefer in den Abgrund, erst begleitet von beruhigendem Rauschen und lebendigem Gluckern, dann, mit schwindendem Licht und zunehmendem Druck, untermalt von Tönen, wie man sie aus U-Booten kennt. Nicht nur durch das Hintergrundrauschen des Wassers machen THE ODCEAN dem Hörer das Eintauchen in die ozeanischen Zonen leicht: Die Kompositionen sind so dynamisch und abwechslungsreich, dass die Reise in die Tiefe hörbar und fühlbar wird.

Mit der steten Abwärtsbewegung ändert sich auch der Soundcharakter. Dominieren in den oberflächennahen Zonen (Epipelagial, Mesopelagial) noch die lebendigen, verspielten Töne, wandelt sich das Klangbild in der Tiefsee zu atmosphärischen Klängen und in Bodennähe zu pechschwarzer Langsamkeit. Die Band untermalt den Rausch des Lebens mit progressiven Gitarrenklängen und schier überquellenden Kompositionen, setzt im Mittelteil auf hypnotische Melodien und Postrock-Klänge und lässt in den dunklen Gründen der Tiefsee nahezu alle Lebendigkeit fallen. Wahrlich beeindruckend mit welchem Einfallsreichtum und Treffsicherheit der Untergang in den Mariannengraben hier sowohl in der instrumentalen als auch in der mit Gesang angereicherten Version seinen Soundtrack erhält.

Auch auf textlicher Ebene wird in Abgründe getaucht: Das Meer wird zur Metapher für die Unergründlichkeit der menschlichen Psyche. Am Ende verliert man nicht nur den Verstand, sondern trifft auch auf den inneren Kern, die Essenz des Ichs - „The Origin of Our Wishes“. Diese Doppelbödigkeit macht nicht nur Hobby-Freudianern Spaß, sondern bringen weiteren Anspruch und Erkenntnisgewinn in das ausgeklügelte Stück Musik.

Wahrlich hat man oft das Gefühl, dass sich derart konzeptionell ausgerichtete Alben meistens auf einem verkopften Level bewegen oder bei zu viel inhaltlichem Anspruch den Blick auf die Musik verlieren. Doch „Pelagial“ schafft es im seinem Konzept lebendig und empfindsam zu klingen. Nach den Auseinandersetzungen mit dem Präkambrium, dem Heliozentrismus und Anthropozentrismus sind THE OCEAN nun im offenen Meer angekommen und damit bei einem absolut perfektionierten, derart stimmigen und bewegenden Musikwerk, an dem es nichts auszusetzen, aber viel zu bewundern gibt.
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