Killing Joke - The Singles Collection 1979-2012 (Best Of)

Killing Joke - The Singles Collection 1979-2012 (Best Of)
Industrial / Rock
erschienen am 19.04.2013 bei Spinefarm Records
dauert 134:07 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Nervous System
2. War Dance
3. Requiem
4. Follow The Leaders
5. Empire Song
6. Chop-Chop
7. Birds Of A Feather
8. Let's All Go (To The Fire Dances)
9. Me Or You
10. Eighties
11. A New Day
12. Love Like Blood
13. Kings And Queens
14. Adorations
15. Sanity
16. America
17. My Love Of This Island
18. The Beautiful Dead
19. Money Is Not Our God
20. Exorcism
21. Millenium
22. Pandemonium
23. Jana
24. Democracy
25. Loose Cannon
26. Seeing Red
27. Hosannas From The Basements Of Hell
28. In Excelsis
29. Fresh Fever From The Skies
30. European Super State
31. Ghosts Of Ladbroke Grove
32. In Cythera
33. Corporate Effect

Die Bloodchamber meint:

So hehr die Absicht ist, 35 Jahre Bandgeschichte mit einer besonderen Veröffentlichung zu würdigen, so problematisch stellt sich das in der Umsetzung dar. Wie würde man sich zum Beispiel so etwas bei PRIEST oder MAIDEN vorstellen, von denen doch bereits Myriaden an wie auch immer motivierten und geglückten Kompilationen, Livemitschnitten etc. existieren? Eben. Dass KILLING JOKE sich also für eine (wenn ich richtig gezählt habe: vollständige) Sammlung der zahlreichen Singles ihrer langen Karriere entschieden haben, ist auf den ersten Blick eine gute Entscheidung, zumal die Doppel-CD quasi zum Normalpreis verkauft wird.

Das mit Abstand größte Argument pro „The Singles Collection 1979-2012“ ist, dass die insgesamt 33 Lieder einen greifbaren Überblick über die enormen Wandlungen dieser erstaunlichen Band um die beiden Konstanten, Gitarrist Kevin „Geordie“ Walker und Querkopf Jaz Coleman, liefert. Kohärenz darf man deshalb nur bedingt von dieser Zusammenstellung erwarten, denn wo sollte diese bei KILLING JOKE herkommen? Andererseits erdet es die im allgemeinen Tenor mittlerweile eher außerhalb normaler Kategorien laufende Band wieder, wenn man etwa hört, wie britisch und (aus heutiger Sicht typisch) 80er-mäßig die ersten Schritte klingen. Nur mit dem Wissen des Nachgeborenen lassen sich in den kleinen Experimenten im „Empire Song“ oder in „Chop-Chop“ (beide vom 82er Werk „Revelations“) Andeutungen auf weitere Schritte finden, die schließlich in der raumgreifenden Fülle von „Pandemonium“ (1994, mit allen vier Singles von „Exorcism“ bis „Jana“ würdig vertreten) ihren Gipfel finden sollten, der bis heute kaum an Zeitlosigkeit eingebüßt hat – wobei auch das vom Geist des globalen FALCO geküsste „America“ einen speziellen Unterhaltungsfaktor hat. Was danach kam bzw. auf der Kompilation kommt, sollte nicht mit fehlender Beachtung abgestraft werden, kann in punkto Klasse und Relevanz in meinen Augen jedoch nicht (ganz) mithalten, obwohl der großflächige Verzicht auf Wavigkeiten die Lieder neueren Datums für mich unterhaltsamer macht als vieles aus der zweiten Hälfte der Achtziger.

Trotz des im Grunde gelungenen Konzepts stellt sich allerdings die Frage, wer „The Singles Collection 1979-2012“ kaufen soll. Eingefleischte JOKEr werden vielleicht nicht alle Singles, dann aber die entsprechenden Alben längst im Regal stehen haben, und weil Raritäten inklusive bisher unveröffentlichter Studiotracks nur auf der 3CD-Edition zu finden sind, müssen sie für echten Neuigkeitswert tiefer in die Tasche greifen - je nach Ausgabebereitschaft gibt es auch eine „Heidewitzka, Herr Kapitän“-Superedition mit u.a. Bauchbinden von den von Jaz und Paul Raven bei den Aufnahmen zu „Hosannas From The Basements Of Hell“ gerauchten Zigarren (kein Jux!). Komplette Neulinge im KILLING JOKE-Kosmos dagegen könnten fast verschreckt werden von der Band, die – überspitzt formuliert – mehrmals kaum noch wie sie selbst klingt. Die Zielgruppe sollte man dementsprechend vielleicht zwischen diesen beiden Gruppen suchen: Ein gewisses Interesse an KILLING JOKE ist vorhanden, es fehlt aber an Zeit oder Muße, sich durch 15 Alben zu wühlen. Für diese Suche nach den Zeiten, in denen man die jeweilige Entwicklung der Band am höchsten schätzt, ist die Kompilation auf jeden Fall ein geeignetes Werkzeug.
Und damit gebe ich zurück an die „Album 16“-Wartestationen – noch in diesem Jahr könnte es soweit sein.
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