Orchid - The Zodiac Sessions (Re-Release)

Orchid - The Zodiac Sessions (Re-Release)
Hard Rock
erschienen am 15.11.2013 bei Nuclear Blast
dauert 64:50 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Eyes Behind The Wall
2. Capricorn
3. Black Funeral
4. Masters Of It All
5. Down Into The Earth
6. He Who Walks Alone
7. Cosmonaut Of Three
8. Electric Father
9. Albatross
10. Into The Sun
11. Eastern Woman
12. Son Of Misery
13. No One Makes A Sound

Die Bloodchamber meint:

Rechtzeitig zum Ende der aktuellen Tour erscheint „The Zodiac Sessions“ von einem der Fixsterne im Retro-Universum. Bei der Scheibe handelt es sich nicht um einen eilends eingespielten Nachfolger von „The Mouths Of Madness“ – Hektik ist wohl eines der Attribute, die man Theo Mindell und seiner Crew am wenigstens zuschreiben würde -, sondern um eine soundtechnisch etwas aufpolierte Kombination des Debütalbums „Capricorn“ mit der Debüt-EP „Through The Devil’s Doorway“. Beide sind zwar separat noch regulär erhältlich, auch im Versandhandel von Nuclear Blast, die ORCHID erst nach „Capricorn“ unter Vertrag nahmen, aber so kann man immerhin zwei Fliegen mit einer Klappe zum einfachen Preis schlagen und sich an einem taufrischen Coverartwork von Theo erfreuen, das fast schon nach dem Kauf der großformatigeren Vinylversion schreit.

Im Vergleich zu „The Mouths Of Madness“ fällt auf, dass ORCHID in ihren früheren Tagen eine noch geringere Distanz zu ihren Übervätern BLACK SABBATH gepflegt haben, was jeglicher Mindestabstandsklage aus dem Hause Iommi gute Erfolgsaussichten beschert hätte. Entgegen vieler anderer Stimmen finde ich allerdings, dass Theo sich zwar Ozzys Habitus und Phrasierung nacheifert, ihm im Klang aber meist nicht so nah kommt wie beim gewaltig stapfenden „He Who Walks Alone“, sondern weniger exaltiert und damit natürlicher und (mental) gesünder wirkt. Interessant an dem Lied ist außerdem, wie Mark Thomas Baker an der Gitarre immer mehr durchdreht – Ist er etwa derjenige, der titelgemäß alleine wandelt? - und damit einem der live völlig zurecht zuverlässigsten Treffer der Band das richtige Feuer verleiht.

Vergleichbar zum Nachfolger fällt die Trefferdichte des „Capricorn“-Materials aus. Wo sich auf der einen Seite das gerade genannte „He Who Walks Alone“, der einprägsame Titeltrack und das immer zwingender rollende „Black Funeral“ befinden, irren respektive blubbern „Cosmonaut Of Three“ und „Electric Father“ minutenlang vergleichsweise ziellos durch aufziehende Rauchschwaden. Gewiss mag das für einige Menschen faszinierend sein, doch für alle anderen ist gerade das über weite Strecken an einen kunterbunten Drogentrip erinnernde „Electric Father“ ungefähr so spannend, wie der einzige Antialkoholiker auf einem TANKARD Konzert zu sein. Im Engtanz mit dem wie ein Schuss bunte Farbe in einem Eimer Kleister dahintreibenden „Albatross“ ist das ein reichlich energiearmes Ende des Debüts. Zum Glück folgt gleich im Anschluss an diese fusselig träge Viertelstunde der funkensprühende EP-Opener und Wachmacher „Into The Sun“.

Das Fazit zu „The Zodiac Sessions“ ist im Prinzip identisch mit dem zu „The Mouths Of Madness“: ORCHID sind eine aus hingebungsvollen Könnern bestehende, feine Band, die mitten in ihrer Selbstberauschung nur ab und an etwas den Fokus verliert. Das verhindert höhere Weihen, egal wie authentisch es auch sein mag. Am Ende gilt, wie bei den meisten der aktuellen Retro- & Vintage-Bands, aber ohnehin: Live is the real deal.


Anmerkung am Rande: Eine genauere Betrachtung der EP-Tracks kann ich leider nicht liefern, da ich offenbar eine Montagspromo erhalten habe, auf der alle vier Lieder weit vor ihrem eigentlichen Ende abrupt abgeschnitten sind. Da dieser Umstand in keinem anderen mir bekannten Review erwähnt wird und auch sonst noch keine Fehlermeldungen im Umlauf sind, gehe ich aber von einem Einzelfall und nicht von einem weiter reichenden Produktionsfehler aus.
-