Accept - Blind Rage

Accept - Blind Rage
Heavy Metal
erschienen am 15.08.2014 bei Nuclear Blast
dauert 58:34 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Stampede
2. Dying Breed
3. Dark Side Of My Heart
4. Fall Of The Empire
5. Trail Of Tears
6. Wanna Be Free
7. 200 Years
8. Bloodbath Mastermind
9. From The Ashes We Rise
10. The Curse
11. Final Journey

Die Bloodchamber meint:

Den Dreiklang der märchenhaften Rückkehr von ACCEPT hat „Blind Rage“ auf beeindruckende Weise vervollständigt, denn nach zuvor drei Top10 Alben („Russian Roulette“, „Blood Of The Nations“ & „Stalingrad“) ist es die erste Platte der gesamten Bandgeschichte, die sich die deutschen Albumcharts von ganz oben anschauen konnte. Das ist natürlich ein Grund zur Freude, zumal man davon ausgehen darf, dass ein derartiger Erfolg alten Haudegen wie Peter Baltes & Wolf Hoffmann nicht zu Kopf steigt. Einen Haken gibt es bei der Geschichte aber, denn „Blind Rage“ kann mit seinen beiden direkten Vorgängern nicht mithalten – den meiner Meinung nach einzigen validen Vergleichsobjekten der ACCEPT-Geschichte.

Verantwortlich für dieses Urteil ist in erster Linie die Weiterentwicklung des Weges, der sich bereits auf „Stalingrad“ angedeutet hat. Statt sich auf ihren urkräftigen Punch zu verlassen und mit messerscharfen Riffs die Konkurrenz links & rechts niederzumetzeln, schlagen ACCEPT zahlreiche hardrockige Bögen, die eher Altersweisheit als Kampfgeist ausstrahlen. Entscheidend verstärkt wird dieser Eindruck davon, dass Mark Tornillo wesentlich melodischer bzw. schlicht überhaupt viel mehr „richtig“ singt. Zugegeben, der Ansatz, musikalische Lösungen für selbstgestellte Aufgaben zu finden, hat einen gewissen Charme, in Theorie und „Blind Rage“-Praxis. Doch wenn nach kerniger Strophe und „Zusammen sind wir stark und singen bis zum Ende“-Überleitung der Refrain die zartesten Momente in „Dying Breed“ hervorbringt, wirkt das mehr wie der Dinosaurierabgesang im letzten Sonnenstrahl nach dem alles zerstörenden Meteoreinschlag als nach der „Wir zeigen es euch allen!“-Einstellung der zwei Vorgänger. Und weil das beileibe nicht das einzige Lied ist, das einen vergleichbaren Eindruck vermittelt („Fall Of An Empire“, „Wanna Be Free“), könnte man beinah auf die Idee kommen, dass Baltes & Hoffmann ihre Mission mit diesem Album abschließen wollen.

Bevor ich aber das erneute Ende von ACCEPT herbeischreibe, verweise ich lieber darauf, dass „Blind Rage“ trotzdem ein ziemlich gutes Album geworden ist. Das vergrößerte Maß an Musikalität bringt nämlich speziell an den Gitarren einige besonders schöne Momente hervor und die Überleitungen zwischen den verschiedenen Liedteilen strahlen mehrfach bewundernswert selbstverständliche Eleganz aus („Trail Of Tears“!). Ist das Problematische an dem Album also die Erwartungshaltung? Jein, schließlich gründet die Erwartungshaltung vor allem auf „Blood Of The Nations“ & „Stalingrad“. Aber wer will solchen Granden schon vorschreiben, wie sie zu klingen haben? Eben. Und wer dringend mehr Biss benötigt, besorgt sich statt „Blind Rage“ die neue BULLET.
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