Obituary - Frozen In Time

Obituary - Frozen In Time
Death Metal
erschienen am 18.07.2005
dauert 34:16 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Redneck Stomp
2. On the Floor
3. Insane
4. Blindsided
5. Back Inside
6. Mindset
7. Stand Alone
8. Slow Death
9. Denied
10. Lockjaw

Die Bloodchamber meint:

Es passierte im Jahre 1989, als ein gerade mal 15jähriger Jüngling - seit knapp 3 Jahren fast taub von lautem Heavy- und Thrash Metal - in die Bude seines besten Kumpels spazierte, um sich wieder einmal über die Lieblingsthemen heranwachsender Jugendlicher dieser Zeitepoche auszulassen: der gerade erworbene Mofaführerschein und – natürlich – die neuesten Veröffentlichungen, über die man sich anhand des damals noch guten Metal Hammers informierte. Die Diskussionen darüber, ob „Master Of Puppets“ wirklich besser sei als „Kill Em All“ und „Ride The Lightning“ waren in vollem Gange, als dem Jüngling ein bescheiden gezeichnetes Cover ins Auge fiel. „Wie heißen die? OBITUARY? Kenn ich nicht, muss ich wohl bei meiner monatlichen Hammer-Lektüre übersehen haben“ Auf die Antwort, dass er sie gerade erst ausgeliehen bekam und noch keine Zeit hatte reinzuhören, kam von der anderen Seite der Vorschlag, sie doch einfach mal auf den Plattenteller zu legen und sich dem Thrash Metal, den die Band doch ganz bestimmt spielte (viel härtere Sachen kannte man noch nicht) hinzugeben. Was dann folgte, war das Inferno, die Apokalypse, das Universum stürzte zusammen und nach einer knappen halben Stunde war da die Gewissheit, dass die Zeiten, in denen SLAYER die härteste Band der Welt war, endgültig vorbei waren. Eine Stimme, die nur mithilfe rostiger Nägel trainiert sein konnte, kreischte inbrünstig „Slowly We Rot“ und läutete für die beiden Jünglinge ein neues Zeitalter des Metals ein.

Nun schreiben wir das Jahr 2005, 16 Jahre sind vergangen; 16 Jahre, in denen sich einiges geändert hat. Die Metal-Welt musste Grunge, Crossover und den damit verbundenen Niedergang des Heavy Metals ertragen; ein Trend löste den nächsten ab. Heavy Metal tauchte plötzlich wieder an der Oberfläche auf und wurde zu einem neuen Trend missbraucht, der auf den Namen Metalcore hört. Der Jüngling von damals hat sein 31. Lebensjahr erreicht und darf über seine Lieblingsmusik schreiben und sich daran freuen, dass seine ersten Death Metal-Heroen noch immer die Szene unsicher machen. Wenn einem soviel Gutes widerfährt, ist das doch ein Bierchen wert. Gesagt, getan, das kalte Flüssigbrot darf seinen eisigen Käfig verlassen und sich im warmen Bauch verteilen, während „Frozen In Time“, das neue Werk der längere Zeit vom Erdboden verschollenen Tampa-Deather seine Runden dreht.

Es war eigentlich klar, dass OBITUARY auf jegliche Trends scheißen würden und immer noch den gleichen groovigen Death Metal wie damals zelebrieren, aber solche Mördersongs hätte ich von Trevor Peres und Allen West wahrlich nicht mehr erwartet. Sicher waren „World Demise“ oder „Back From The Dead“ alles andere als schlecht, „Frozen In Time“ – der Titel ist Programm - klingt jedoch, als wäre nach dem dritten Album „The End Complete“ die Zeit stehen geblieben. John Tardy scheint noch immer sein Mundwasser mit rostigen Nägeln anzureichern, um seiner Stimme diese abartige Brutalität zu verleihen. Und die Gitarrenfraktion scheint wohl noch genügend Riffs aus den Sessions ihrer Götterplatten „Slowly We Rot“, „Cause Of Death“ und dem oben genannten Drittwerk übrig gehabt zu haben, um mal eben die besten Death Metal-Songs der letzten Jahre einzutrümmern. Wer zum Teufel sind SIX FEET UNDER? Da dachte ich doch tatsächlich, die Mannen um Frontkiffer Chris Barnes würden mit ihrem letzten Werk „13“ den Thron für immer an sich reißen und nun werden sie mit einem gewaltigen Schlag in die Fresse von selbigem gerissen. Diese tödliche knappe halbe Stunde zertrümmert wirklich alles, was SFU in den Jahren ihres Wirkens aufgebaut haben. Ihr denkt, „Revenge Of The Zombie“ oder „War Is Coming“ seien Göttersongs? Dann wird´s Zeit, dass „On The Floor“, das abartig geniale und etwas an „The End Complete“ erinnernde „Insane“, der Nackenbrecher „Denied“ oder der göttliche Rausschmeißer „Lockjaw“ eure Ohren zum Bluten bringen. Aber auch der Rest schafft es, dieses Qualitäts-Niveau locker zu halten, inklusive dem instrumentalen Opener „Redneck Stomp“, für den sich andere Bands prügeln würden und ihn dennoch nicht mal mit Gesang so auf die Reihe bekämen. 10 Songs, 10 Punkte!
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