Nachtmystium - The World We Left Behind

Nachtmystium - The World We Left Behind
Post Black Metal
erschienen am 01.08.2014 bei Century Media
dauert 54:44 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Intrusion
2. Fireheart
3. Voyager
4. Into The Endless Abyss
5. In The Absence Of Existence
6. The World We Left Behind
7. Tear You Down
8. On The Other Side
9. Epitaph For A Dying Star

Die Bloodchamber meint:

Blake Judd hat sich in der jüngeren Vergangenheit nicht eben mit Ruhm bekleckert. Abgesehen davon, dass „Silencing Machine‟ ein Album war, dass nicht vollends überzeugen konnte, haben auch seine anderen Projekte und Bands wie TWILIGHT oder HATE MEDITATION bestenfalls Alben herausgebracht, die in Ordnung waren. Und neben der musikalisch zwar produktiven, doch qualitativ mauen Phase muss sein Privatleben ja zur Vollkatastrophe mutiert sein. In vielen Artikeln und Forenthreads dokumentierten stinksaure Menschen, was ihnen mit Herrn Judd widerfahren sei. Offenkundig sind die Auswirkungen seines Drogenkonsums so heftig, dass er als Geschäftspartner nicht mehr zumutbar sein soll. Und all dies wird plötzlich von einem neuen Album seiner Hauptband NACHTMYSTIUM gekrönt. Die Erwartungen an „The World We Left Behind‟ sind nicht auf dieser Basis nicht überbordend.

Doch weit gefehlt! Es ist wirklich mehr als erstaunlich, wie es Judd und seinen Mitstreitern gelungen ist, die Band weiter zu entwickeln und dabei ein Album herauszubringen, das so viele Tugenden vereint. „The World We Left Behind‟ ist von der Basis her noch ein Black Metal Album. Das hört man durchweg, doch bei einigen Stücken ist das, was man gemeinhin diesem Genre zuordnet, schon weit in den Hintergrund gerückt. NACHTMYSTIUM ergehen sich nicht in Brutalität und Frostigkeit, sondern zelebrieren das Konzept des Songs, mit allem was dazu gehört. „The World We Left Behind‟ lebt von seiner Zugänglichkeit, von seinen Ohrwurmrefrains und von seiner manchmal bestechend simplen Melodik.

Rein atmosphärisch gesehen scheint mir die aktuelle Veröffentlichung das melancholischste Werk von NACHTMYSTIUM zu sein. Man höre sich nur einmal die wunderschönen Songs „Voyager‟ oder den Titelsong an. Das ist Musik, die es schafft, das Herz zu bewegen und die bei der die hervorragend verständlichen Texte nicht bloße Staffage sind, sondern eine perfekte Einheit mit der Musik bilden. Richtig sperrig wird es nie, doch „Tear You Down‟ zum Beispiel zeigt, dass es der Band gelingt, nicht nur Material zu produzieren, das sich direkt beim ersten Hören voll entfaltet. Ab und an muss man auch etwas genauer hinhören.

Dass wir von NACHTMYSTIUM keinen orthodoxen Black Metal zu erwarten haben, sollte jedem klar sein, der ein wenig von der Band weiß. „The World We Left Behind‟ ist ein folgerichtiger Schritt in der Entwicklung der US-Amerikaner, der interessanterweise einer in Richtung Pop ist. Das wird so manchem nicht schmecken. All diejenigen, die hier ihren gralsartig gehüteten Szenekodex in Gefahr sehen, werden dieses Album hassen, bevor sie es einmal richtig gehört haben. Doch für all diejenigen, die keine Angst vor der Öffnung des Genres haben, bieten NACHTMYSTIUM ihr bestes Werk seit „Assassins: Black Meddle Part I‟. „The World We Left Behind‟ ist ein Album, das mich in einer Art begeistert, die ich Herrn Judd beim besten Willen nicht mehr zugetraut habe. So kann man sich täuschen.
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