Machine Head - Bloodstone & Diamonds

Machine Head - Bloodstone & Diamonds
Thrash Metal
erschienen am 07.11.2014 bei Nuclear Blast
dauert 1:03:56 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Now We Die
2. Killers & Kings
3. Ghosts Will Haunt My Bones
4. Night Of Long Knives
5. Sail Into The Black
6. Eyes Of The Dead
7. Beneath The Silt
8. In Comes The Flood
9. Damage Inside
10. Game Over
11. Imaginalcells
12. Take Me Through The Fire

Die Bloodchamber meint:

Auf ein anständiges MACHINE HEAD-Album gehört ein fulminanter Opener: „Davidian“ – richtungsweisend, „Ten Ton Hammer“ - eine Dampfwalze, „Imperium“ - atemberaubend, „Clenching The Fists Of Dissent“ - monströs und beeindruckend, „I Am Hell“ – episch. Auch „Now We Die“ ist eine wuchtige Powerhymne und wird damit der Eröffnungsposition auf „Bloodstone & Diamonds“ absolut gerecht. Sie enthält alle Trademarks, die MACHINE HEAD ausmachen und setzt zusätzlich die experimentelle Linie, mit der das letzte Album endete, fort, indem es die zackigen Riffs mit einem Streichorchester untermalt. Doch hält der Rest des Albums auch, was die Einleitung verspricht?

Das Dilemma eines neuen MACHINE HEAD-Albums ist immer, dass es sich mit einer beeindruckenden Diskografie messen muss. „Bloodstone & Diamonds“ schafft das trotz aller Befürchtungen glücklicherweise spielend, enthält es doch wie gewohnt komplexen epischen Thrashmetal auf höchstem Niveau. Mit einer gesunden Prise Mut schaffen es Robb Flynn und seine Mannen das neue Werk noch ein Stück vor „Unto The Locust“, das zwar grandiose Songs enthält, aber doch zu sehr in der bekannten Komfortzone spielt, zu platzieren. Der Grund hierfür sind vor allem die akustischen Überraschungen, die sich zwischen die frickeligen Thrashgranaten geschummelt haben.

Nach dem konventionellen, aber unterhaltsamen „Killers & Kings“ trifft man mit „Ghosts Will Haunt My Bones“ auf allerfeinste Laut-Leise-Dynamik und ausufernde Soli. Ein ähnlich abwechslungsreiches Bravourstück folgt mit „Night Of The Long Knives“. Bis zu dieser Stelle kann einfach niemand enttäuscht sein, der jemals ein MACHINE HEAD-Album seit „Through The Ashes Of Empires“ gut fand. Ähnlich beeindruckende Thrash-Feuerwerke lassen das flotte „Eyes Of The Dead“ und die epische Flynnsche Kapitalismus-Abrechnung „In Comes The Flood“ in die Luft gehen. Energie trifft auf viel Gefühl, Raserei auf Anspruch. Mehr Mut zur Melodie wird bewiesen, ohne dabei Härte einzubüßen.
„Game Over“ ist im Vergleich dazu ungewohnt straight, aber ein durchaus angenehmer Wutausbruch, der perfekt als Rausschmeißer funktioniert hätte. Die Soundcollage „Imaginalcells“ ist komplett überflüssig und „Take Me Through The Fire“ kompositorische B-Ware, die als Abschluss des Albums einen schalen Nachgeschmack hinterlässt.

Ein wahres Feuer brennt aber auch in den Kompositionen, die aus dem Muster ausbrechen: „Sail Into The Black“ ist gewaltig, atmosphärisch, schlicht, aber wirkungsvoll, ja, geradezu magisch. „Beneath The Silt“ überrascht erst mit kellertief gestimmten Gitarren, dann mit Robb Flynns melodischem Gesang und nicht zuletzt mit einem einprägsamen Refrain. „Damage Inside“ verzichtet anfangs komplett auf instrumentale Untermalung und wird allein von Robbs Stimme getragen – großes Gefühlskino, das allerdings mit einer metallischen Steigerung noch mehr Breitwand hätte werden können. Das alles funktioniert deswegen so gut, weil Flynn sich in seinen gesanglichen Fähigkeiten noch ein weiteres Mal steigern konnte und in sämtlichen Ton- und Gefühlslagen restlos überzeugt.

Mit „Bloodstone & Diamonds“ ist das musikalische Werk MACHINE HEADs um ein weiteres Juwel reicher. Die Songs, bei denen sich die Band einen Schritt außerhalb ihres gewohnten Terrains bewegt, fügen sich wunderbar ins das musikalische Gesamtbild, das wie immer instrumental, gesanglich und kompositorisch überzeugt, ohne dabei den Tiefgang und die ganz großen Gefühle zu vernachlässigen – sei es nun blanke Wut oder nackte Verletzlichkeit.
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