Oranssi Pazuzu - Värähtelijä

Oranssi Pazuzu - Värähtelijä
Progressive Black Metal
erschienen am 26.02.2016 bei Svart Records
dauert 69:13 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Saturaatio
2. Lahja
3. Värähtelijä
4. Hypnotisoitu Viharukous
5. Vasemman Käden Hierarkia
6. Havuluu
7. Valveavaruus

Die Bloodchamber meint:

Lust auf eine Reise durch die düstere finnische Winterlandschaft? Der Februar lädt ja noch ein bisschen dazu ein und gerade in Finnland dürfte das Wetter ideal für eine Musik à la ORANSSI PAZUZU sein. „Värähtelijä“ heißt ihr neues Album und genauso unaussprechlich wie ihr Name, so unverständlich ist auch der Inhalt darin. Wer sich aber schon einmal langsam in Richtung Psychedelic Black Metal vorangetastet hat, der wird hier einen musikalischen Trip vom allerfeinsten vorfinden. Und wer sich als hartgesottenen Fan von experimentellen Black Metal bezeichnet, der wird hier eine weitere Steigerung seines musikalischen Horizonts vorfinden.

Wer ORANSSI PAZUZU bereits kennt, der weiß Bescheid um ihre Vorliebe für avantgardistische Experimente. Nicht zu Unrecht hat mein Kollege Andreas Krause die Band als eine der wenigen Vorreiter der heutigen experimentellen Musik im Black Metal bezeichnet. Und verglichen zu den bisherigen Alben, aber ganz besonders zum Vorgänger „Valonielu“, gibt es hier nun einige Unterschiede. Man könnte fast sagen, dass die Finnen einen Schritt zurück gemacht haben zu ihren Ursprüngen, und dann gleich noch einen Schritt weiter zurück gegangen sind. Das heißt konkret: Weniger psychedelisch, weniger elektronisch und weniger halbwegs cleane Gitarren. Dazu gibt es nicht mehr diese Einfachheit, die sich zum Beispiel auf „Kosmonument“ noch bei einigen Songs gezeigt hat. Von Ohrwürmern kann keine Rede mehr sein und genauso wenig von einem simplen Grundgerüst oder von einfach durchschaubare Strukturen. Auf „Värähtelijä“ hat man es mit einer depressiven Wand ohne viel Schnörkel zu tun. Abgelöst wird diese höchstens durch einen simplen atmosphärischen Gitarrensound und Tom-basiertes Schlagzeugspiel im Hintergrund. Dabei weiß man nicht, welche dieser zwei Extremen eigentlich melancholischer rüberkommt. Diese eher leiseren Momente sind es auch, bei denen man auf elektronische Einspielungen achten sollte, denn diese wurden ebenso stark zurückgedreht und haben nun nur noch eine untergeordnete Bedeutung. Wenn sie zu hören sind, dann meistens nur um die Musik noch skuriller und abgedrehter zu machen. Es wirkt wie ein Horrortrip, wenn sich ewige repetive Passagen mit Keyboardsounds und einem gequälten Gesang kombinieren. „Lahja“ ist wohl das beste Beispiel dafür wenn man den Wahnsinn auf diesem Album mal kurz einsaugen möchte. Elektronischer und mit deutlich mehr Keyboards geht es dann auf „Hypnotisoitu Viharukous“ zur Sache. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass es auch psychedelischer sein muss. Fast schon gegenteilig verhält sich diesmal das Verhältnis zwischen psychedelischem Klang und eingesetzten elektronischen Hilfsmitteln. Mit den abgedrehten Streichersounds im Hintergrund mag nun wahrlich kein PINK FLOYD Feeling aufkommen. Und mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass es krasser nicht mehr werden kann, landet man irgendwann beim vorletzten „Havuluu“ und fühlt sich nur noch erschlagen von dieser fast zehnminütigen Apokalypse aus schier endlos wiederholten Rhythmen und dem stetigen Hinzufügen weiterer Spuren, bis der Wahnsinn schon fast nicht mehr erträglich ist.

Das neue ORANSSI PAZUZU ist für den Black Metal in etwa das, was AEVANGELIST für den Death Metal ist. Oder um es mit den Worten von PANZERBALLETT auszudrücken: Es ist die absolute Verkrassung. „Värähtelijä“ setzt Maßstäbe und legt einen weiteres Puzzlestück in die Landschaft des Black Metals. Die Frage nach gut oder schlecht stellt sich hier gar nicht. Es ist einfach die logische Weiterentwicklung einer Musikrichtung, die schon immer das Extreme gesucht hat.
-