Cathedral - The Garden Of Unearthly Delights

Cathedral - The Garden Of Unearthly Delights
Doom Metal
erschienen am 23.09.2005 bei Nuclear Blast
dauert 70:52 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Dearth Ad 2005
2. Tree Of Life And Death
3. North Berwick Witch Trials
4. Upon Azreal's Wings
5. Corpsecyle
6. Fields Of Zagara
7. Oro The Manslayer
8. Beneath A Funeral Sun
9. The Garden
10. Proga-Europa (Hidden Track)

Die Bloodchamber meint:

Cathedral gehören zu den wenigen Bands, die es geschafft haben, sich in ihrer Karriere den Legendenstatus zu erobern. Gleichzeitig haben sie es ihren Anhängern nie leicht gemacht. Angefangen mit den Doom-Schinken der Startphase, ging der Weg weiter über groovende Sounds unter dem (scheinbaren?) Einfluss von Drogen. Danach kam dann irgendwann die selbstzerstörerische Phase um schließlich mit dem letzten Album "The VIIth Coming" in einen, für Doomverhältnisse, Temporausch zu verfallen. Nun ist mit dem aktuellen Werk "The Garden Of Unearthly Delights" so etwas wie ein stilistisches Best of-Album auf den Markt gebracht worden. Alle eben genannten Elemente tauchen hier auf und erfordern vom Hörer eben nichts weiter als Aufmerksamkeit.

Den Einstieg in diese Scheibe macht ein für Cathedral typisches Intro, das in "Tree Of Life And Death" mündet. Und schon hat man es geschafft. Willkommen in der Welt der vier Engländer. Sofort beim ersten Song ist zu merken, dass sich die Besetzung in den letzten Jahren nicht geändert hat. Und so ist hier der typische, zwischen Doom und Flower-Power pendelnde, Sound zu vernehmen. Der darauf folgende Song "North Berwick Witch Trail" erinnert mit seinem Rhythmus an die Zeit der "Carnival Bizarre"-Ära. Auch wenn hier das Hexen-Thema wieder aufgenommen wurde, darf man diesen Titel nicht mit "Hopkins" vergleichen. Hier ist nur das Themengerüst identisch und stellt in keinster Weise einen zweiten Teil des Klassikers dar. Im weiteren Verlauf nimmt nun die Farbe ab und alles um einen herum wird schwarz. "Upon Azrael's Wings" verbreitet eine dunkle, böse und kalte Atmosphäre. Hier hat der Schreiber des Songs seine schlimmsten Fantasien niedergeschrieben. "Corpsecycle" hingegen schafft einen merkwürdigen Spagat zwischen düsterer Lyrik und fast schon tanzbarer Musik. Eine seelische Berg-und-Tal-Fahrt in einem einzelnen Song. Zu erwähnen sind dann noch die beiden Songs "Oro The Manslayer", der die punkige Attitüde abdeckt, und "Fields Of Zagara" für die Instrumentalfraktion. Der Titel "Beneath A Funeral Sun" darf für sich selbst sprechen. So weit zu den Songs der CD.
Denn das, was jetzt kommt, ist eigentlich eine zweite CD. An neunter Stelle des Albums steht das 27 minütige Epos "The Garden", das sich mit der Geschichte um den Sündenfalls Adam und Evas auseinandersetzt. Der Track setzt sich aus verschiedenen Stücken zusammen, die sauber durch Pausen getrennt werden, um als große Einheit wiederzukehren. Der Song lebt durch vertrackte Stimmungswechsel, diverse Tempowechsel und den beiden Gesangsstimmen von Lee Dorian und der Gastsängerin Lo Polidoro von "Circulus". Ist das vielleicht der Beweis, dass Adam und Eva schon Musik kannten und sangen? Wer jetzt Angst hat, "The Garden" überfordert durch diese Komplexität, der soll sich gerne an diesem Song versuchen. Alle Stärken, die "Cathedral" haben, sind hier perfekt vereint worden. Eine großartige Stilmontage.
Der Sound ist, wie auf allen Veröffentlichungen der Jungs aus Coventry, immer sehr 70er-lastig und entwickelt den typischen drögen analogen Charme dieser Zeit.

Wer schon immer davon geträumt hat, sich in die Welt des Wahnsinns zu begeben, der muss sich "The Garden Of Unearthly Delight" zulegen. Alle diejenigen, die diesen Schritt nicht wagen wollen, sollten sich die CD zumindest einmal anhören, denn hier ist die Chance groß, sonst einen Klassiker zu verpassen. Allein "The Garden" verdient schon die Höchstnote.
Und jetzt möchte ich mich gerne wieder in meine Gummizelle zurückziehen!
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