Testament - Practice What You Preach

Testament - Practice What You Preach
Thrash Metal
erschienen am 04.08.1989 bei Atlantic Records
dauert 46:20 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Practice What You Preach
2. Perilous Nation
3. Envy Life
4. Time Is Coming
5. Blessed In Contempt
6. Greenhouse Effect
7. Sins Of Omission
8. The Ballad
9. Nightmare (Coming Back On You)
10. Confusion Fusion

Die Bloodchamber meint:

"Practice What You Preach" ist das dritte Studio-Album der Öko-Thrasher aus der Bay Area. Im Veröffentlichungsjahr 1989 löste dieser Longplayer einige Diskussionen aus. Vor allem die musikalische Ausrichtung beschäftigte die damaligen Thrash-Fans samt dazugehörigen Postillen. Gründe? Chuck Billy singt! TESTAMENT hat eine Ballade ("The Ballad") an Bord und die Musik ist technisch ausgefeilt, besitzt Melodien. Fast schon ein Frevel in der damaligen Zeit.

Gründe genug noch einmal in die Wendezeit-Vergangenheit zu gehen, als ein Heavy Metal-Spross in der damaligen DDR (meine Wenigkeit) Metal entdeckte und die unendliche Vielfalt in diesem Genre zu schätzen wusste und rund zwanzig Jahre danach noch zu schätzen weiß.

Auf die damaligen Thrasher wirkten Songs wie "Perilous Nation" mit ihrer Melodik und angejazzten Gitarrenarbeit ungewohnt, und begegneten mit Ablehnung, bzw. Skepsis auf dieses Album. Dabei sind die Songs gar nicht so übel geraten und bilden eine solide Brücke zwischen herkömmlichen Thrash und intelligentem Songwriting. Allen voran stehen meines Erachtens "Greenhouse Effect", "Envy Life", "Perilous Nation", "Sins Of Omission", "Blessed Contempt" und "Practice What You Preach". "Time Is Coming" wirkt sehr quirlig. Nicht zuletzt durch Skolnicks Spiel beeinflusst. Damals wurde gemutmaßt, TESTAMENT habe auf den technisch angefixten METALLICA-Zug aufspringen wollen und eine kommerzielle Richtung eingeschlagen. Nach gegenläufigen Erfahrungen (trotz dass 'Practice ... ' ein Durchbruchalbum auf breiter Front darstellt) ist das Album gar nicht so kommerziell. Denn Haken hier ist die unverwechselbare Stimme von Chuck und immer noch ein sauschwerer Thrash-Sound, der absolut nicht Massen kompatibel ist. Die Themenpalette war - wie seinerzeit bei NUCLEAR ASSAULT u.a. - ökologischer und (gesellschaffs-) politischer Natur. Ebenfalls unkommerzielle Faktoren, die in der Bevölkerung noch immer eine untergeordnete Rolle einnehmen.

Musikalisch ist TESTAMENT aber zu diesem Zeitpunkt am stärksten, wenn die Band zügig, technisch und heavy zur Sache kommt (u.a. "Sins Of Omission"). Die verspielten Gitarrensoli und Verzierungen von A. Skolnick wirken aber meist deplatziert und tragen dazu bei, dass die musikalische Richtung von TESTAMENT verwässert wird. Aber auf "Practice ..." regiert größtenteils noch ein schön druckvoller Thrash-Hammer, der sich in eingängigen und kompositorisch herausragenden Songs niederschlägt. Und nach zwanzig Jahren ist "Practice ..." immer noch ohrfrisch und quicklebendig. Hier ist der Band ein zeitloses sowie progressives (!) Tondokument gelungen, an dem sie von den Kritikern in der Folgezeit (zu oft) gemessen wurde. Pflicht!
-