Gamma Ray - Land Of The Free

Gamma Ray - Land Of The Free
Power Metal
erschienen am 29.05.1995 bei Noise Records
dauert 56:38 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Rebellion In Dreamland
2. Men On A Mission
3. Fairytale
4. All Of The Damned
5. Rising Of The Damned
6. Gods Of Deliverance
7. Farewell
8. Salvation's Calling
9. Land Of The Free
10. The Saviour
11. Abyss Of The Void
12. Time To Break Free
13. Afterlife

Die Bloodchamber meint:

Obwohl noch vor dem großen Line-up Shuffle, der zwei Jahre später erfolgen sollte, war auch 1995 kein einfaches Jahr für GAMMA RAY: Nach dem Abgang von Ralf Scheepers durfte Bandgründer Kai Hansen wie zu seligen „Walls Of Jericho“ zusätzlich zur Gitarre auch wieder hauptamtlich zum Mikrofon greifen, sein ehemaliger HELLOWEEN Kamerad Ingo Schwichtenberg hatte im Frühjahr seinem Leben ein Ende gesetzt („Afterlife“ ist ihm gewidmet) und dem großartigen Debüt war, nicht nur meiner Meinung nach, zuletzt zwei Mal eher gutklassige als überragende Kost gefolgt. Was folgte war der große Befreiungsschlag, der die stärkste Phase der Band mit den ebenfalls aus dem GAMMA RAY Kanon nicht wegzudenkenden „Somewhere Out In Space“, „Power Plant“ und - mit leichten Abstrichen - „No World Order“ einleitete und ihn bis heute anführt: „Land Of The Free“.

Von den ruhigen ersten Tönen bis zum abschließenden Ruf brennt die Band ein zeitloses Feuerwerk ab, an dem sich niemand satthören kann, der auch nur eine minimale Neigung zu deutschem Power Metal hat. Fernab von Albernheiten – selbst das etwas quatschig beginnende, von Michael Kiske gesungene „Time To Break Free“ ist alles andere als stumpf albern -, Phrasendreschen oder sonstiger Effektheischerei zelebrieren GAMMA RAY sich durch fragile Momente und erhebend Majestätisches in einen Rausch, der nicht von der Geschwindigkeit lebt, diese aber gerne und oft gezielt einsetzt, um so das Aufbrausen und Aufwiegeln der fiktiven Gesellschaft der Albumstoryline in für jeden greifbare Energie umzuwandeln.

Im Unterschied zu BLIND GUARDIAN, die kurz zuvor „Imaginations From The Other Side“ veröffentlicht hatten, überfrachte(te)n GAMMA RAY ihr Album trotz dreier Zwischenspiele und einigem Drama nicht mit gravitätischer Schwere und bremsender Erzählerei, sondern bleiben ungeachtet des (reichlich) vorhandenen Pathos stets knackig, frisch und voller Lebenslust. Dabei helfen sowohl die zahlreichen Gruppengesänge, unter anderem inklusive archetypischer Ohohohos („Salvation’s Calling“), wie auch der durchweg präsente Kampfgeist, der selbst im Sanftling „Farewell“ (mit Gastbeitrag von BLIND GUARDIAN Sänger Hansi Kürsch) unterschwellig spürbar ist. Ungeachtet des auf Augenhöhe zum unbesiegbaren epischen „Heading For Tomorrow“ (vom gleichnamigen Debüt) stehenden Auftaktklotzes „Rebellion In Dreamland“ waren und sind die ganz großen Trümpfe von „Land Of The Free“ allerdings die GAMMA RAY-typischen, sehr eingängigen schnellen Hymnen mit mehr oder weniger heroischen Refrains oder Übergängen in eine heroische Strophe, denen man sich schwerlich entziehen kann.

Wer schwer am Unbill der Welt trägt und das gerne in seiner Musik wiederfindet, darf das cheesy oder albern finden und den Stab über GAMMA RAY respektive „Land Of The Free“ brechen. Dem Rest werden „Man On A Mission“, „Salvation’s Calling“, „Land Of The Free“ und wie sie alle heißen als Zeichen, dass man bei allem notwendigen, gerne auch bissigen Widerstand und trotz aller bedauernswerten Verluste sowie anödendem Alltagsfrust die Freude am Leben und den freien Willen nicht verlieren sollte, darf und muss, bis ans Ende aller Tage ein gleißend hell brennendes Leuchtfeuer in der Dunkelheit sein. Und das ist mit hundertprozentiger Sicherheit durch und durch Heavy Metal.
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