Gamma Ray - Land Of The Free Pt. II

Gamma Ray - Land Of The Free Pt. II
Power Metal
erschienen am 16.11.2007 bei SPV, Steamhammer
dauert 65:15 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Into the storm
2. From the ashes
3. Rising again
4. To mother earth
5. Rain
6. Leaving hell
7. Empress
8. When the world
9. Opportunity
10. Real world
11. Hear me calling
12. Insurrection

Die Bloodchamber meint:

Was für HELLOWEEN die erste “Keeper Of The Seven Keys” darstellt, ist für Kai Hansen´s GAMMA RAY das erste „Land Of The Free“-Album: ein Alltime-Klassiker des deutschen Metals. Logisch, daß auch das Land der Freien irgendwann mal mit einem Sequel beehrt werden musste. Lange hat die Fan-Gemeinde auf diesen Moment warten müssen, nun ist er endlich gekommen. „Land Of The Free II“ erblickt das Licht der Welt und ist – wie bei Sequels üblich - dazu verdammt, mit dem ersten Teil gemessen werden zu müssen. Und hier wird’s schwierig, denn diese Fortsetzung hätte man meiner Meinung nach an einigen Stellen etwas besser machen müssen. Statt an die Frühwerke anzuknüpfen, langt es so manches Mal nur zu einem Vergleich mit dem nicht von allen Seiten geliebten Vorgänger „Majestic“, oder „No World Order“.

Was aber nun nicht heißt, daß „Land Of The Free II“ irgendwie schlecht wäre. Andere würden töten, um einen Song wie „Opportunity“, das etwas an „New World Order“ erinnernde „Leaving Hell“ oder den Speedster „When The World“ (angereichert mit auflockernden Midtempo-Passagen und offensichtlichen MAIDEN-Zitaten) auf ihrer Platte zu haben. Trotzdem kann ich die Euphorie manch anderer zu der neuen Scheibe stellenweise nicht ganz nachvollziehen, denn es gibt neben reichlich Licht auch einige Schattenseiten. Vor allem am Anfang wird’s manches Mal recht dunkel. Treibt einem der Opener „Into The Storm noch die Freudentränen in die Augen, fragt man sich schon beim folgenden „From The Ashes“, wo die einstmals genialen Refrains denn hin sind, und wieso man im Song unbedingt einen kompletten Part des Schlagers „Im Wagen Vor Mir“ einbauen musste.

Ganz unterirdisch wird’s aber gleich darauf. Keine Ahnung, wer mit den Ideen für „To Mother Earth“ (eingeleitet durch das kurze Instrumental „Rising Again“) um die Ecke kam; ich hoffe nur, es war nicht Herr Hansen selber! Der schreckliche Refrain zieht mir als Hörer wirklich den letzten Zahn, und einige Gesangspassagen sind eine echte Frechheit! An meinem Zorn über diesen Song (der von der Geschwindigkeit fast mit DRAGONFORCE mithalten kann) kann nicht mal der nachfolgende (an RAGE´s „Straight To Hell“ erinnernden) Banger „Rain“ mit seinem wirklich tollen Refrain viel ändern.

Wie gesagt, danach geht dann aber glücklicherweise wieder die Sonne auf, und der Hörer entdeckt wieder die Klasse, die GAMMA RAY immer auszeichnete…und auch Querverweise auf andere Bands. Ertappte man sich bei „No World Order“ dabei, die PRIEST-Zitate zu zählen, findet man heute neben den bereits erwähnten Acts ACCEPT („Empress“) und sogar GARY MOORE (wer beim Hören des geilen Smashers nicht direkt an das „Wild Frontier“-Album denken muß, ist wohl taub!). Aber wieso sollten GAMMA RAY nicht von anderen Größen „klauen“ dürfen, wenn 90% der melodischen Speed-Acts schonungslos bei GAMMA RAY selber abkupfern dürfen und trotzdem in den Himmel gelobt werden? Deshalb sehe ich das – wie auch schon bei „No World Order“ – nicht ganz so eng und freue mich eher über die wie immer tollen Chöre, die gigantische Gitarrenarbeit, die Mischung aus Speed und Midtempo und…den Rausschmeißer „Insurrection“ (mal wieder mit MAIDEN- und RUSH(!!!)-Zitaten). Dieser elfeinhalbminütige Song bündelt alle Stärken, die den Sound der Band immer ausmachten.

Wie man sieht, gibt’s auch auf dem zweiten Teil der „Land Of The Free“-Geschichte viel Gutes bis Großartiges zu entdecken. Trotzdem fehlt mir hier etwas das gewisse Etwas, um an den Anfang der Story anzuknüpfen. Besser als das letzte „Keeper“-Werk der ex-Kollegen von HELLOWEEN ist das Ding zweifelsohne ausgefallen, aber gegen „Gambling With The Devil“ kann „Land Of The Free II“ nicht ganz anstinken. Wären nur Hits wie „Insurrection“, „When The World“ oder „Into The Storm“ vertreten, wäre ich um eine Höchstwertung fast nicht herumgekommen. Dem gegenüber stehen aber mit „From The Ashes“ und gerade „To Mother Earth“ 2 Songs, die in Kai Hansen´s Karriere eigentlich nichts verloren hätten!
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