Obituary - Slowly We Rot

Obituary - Slowly We Rot
Death Metal
erschienen am 14.06.1989 bei R/C Records
dauert 35:09 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Internal Bleeding
2. Godly Beings
3. 'til Death
4. Slowly We Rot
5. Immortal Visions
6. Gates To Hell
7. Words Of Evil
8. Suffocation
9. Intoxicated
10. Deadly Intentions
11. Bloodsoaked
12. Stinkpuss
13. Find The Arise (Demo Version)
14. Like The Dead (Demo Version)

Die Bloodchamber meint:

Schnelligkeit und Eingängigkeit spießen sich im Death Metal des Öfteren. Erst wenn das Tempo rausgenommen wird, fühle ich diese tiefe Genugtuung. Und in Sachen tonnenschwerer Rhythmen und bombiger Riffs stellt OBITUARY einen Genrevertreter mit unnachahmlicher Wucht dar. Ihr Debüt „Slowly We Rot“ ist einer der ersten Marksteine dieses originellen Weges und zweifelsohne ein, wenn nicht der, Klassiker, der ihre urigen Trademarks verkörpert.

John Tardy growlt mit seiner im Death Metal der späten 80er einmaligen und bahnbrechenden Stimme so erdrückend qualvoll, dass die nihilistischen Texte wie allerletzte Satzfetzen klingen; Trevor Peres und Allen West setzen mit einer wie in Stein gemeißelten Mischung hypnotischer Riffs und fieser kurzer Soli immer wieder einen obendrauf. Hier baut sich eine Klangwand auf, die neben DEATH und POSSESSED das Mutterkorn der amerikanischen Szene bilden sollte. Nur gelang es OBITUARY einen eigenständigen Sound zu kreieren, der mit den Thrash Metal Wurzeln anderer Klassiker nicht mehr viel gemein hat. Was OBI mit ihrem Debütalbum bewirkten, war den Groove quasi neu zu erfinden, Herr Donald Tardy begleitet dieses Geschwader nämlich mit einem Mid-Tempo suchterregender Qualität und subtilen Wechseln. Füllmaterial gibt es hier nicht. Egal welcher Song dieser Tracklist heutzutage auf der Bühne angestimmt wird – sie alle lösen eine Initialzündung für eine große Party aus. Dieser Nachruf aus Tampa, Florida ist das, was er in seinem Titel andeutet zu sein, er ist jedoch sehr lebendig.

Streitpunkt ist meiner Ansicht nach nur, wie man nun urteilend „Slowly We Rot“ bewertet, angesichts des grandiosen Nachfolgers „Cause Of Death“, des dem Sound des Debüts wieder näher kommenden „The End Complete“ oder auch des polarisierenden „Frozen In Time“. Was nun dazu führt, doch noch Erbsenzählerei zu betreiben, indem ich wegen dem eher bescheidenen Ton der Platte und meiner persönlichen Präferenz die Höchstnote verweigere. Jeder hat seine Lieblinge. Und der Sound ist definitiv nicht so tight, wie er sich auf anderen Releases präsentiert. Insbesondere der Nachfolger will mich da mehr fesseln. Trotzdem ist der an manchen Stellen dünne Sound eine dieser Eigenheiten, die diese Platte so erinnerungswürdig machen, prägt er doch die weitere Diskographie und auch die Omnipräsenz dieses Sounds in der Szene. Produzent Scott Burns zeichnete sich später noch für Platten wie die von ATHEIST, DEICIDE, CANNIBAL CORPSE und auch SEPULTURA und unzählige andere verantwortlich, jeder Gruppierung verhalf er zu einem unverwechselbar eigenständigen Sound. Sein Einfluss in den extremen Metal soll nicht geschmälert werden, wenn ich behaupte, dass „Slowly We Rot“ noch an die Dumpfheit von NWOBHM erinnert.

Die Bedeutung von OBITUARY sucht seinesgleichen. Seit einigen Jahren wirken sie außerdem wie von neuer Energie zu strahlen. Sie sind tourfreudig wie noch nie und so gut drauf wie in einer zweiten Jugend. Ob es demnächst noch mehr Freiheit und Kreativität zu spüren gibt, wenn bald das in eigener Regie und voller Kontrolle entstandene und aufgenommene „Inked In Blood“ erscheint, ist eine spannende Frage.
-