Da erscheint Ende Juli noch die DVD 'Rebirth of Dissection' und nur kurze Zeit später entschließt sich Jon Nödtveidt, Initiator einer der legendärsten schwedischen Metalbands, dazu, Selbstmord zu begehen. Was viele in der Metalgemeinde am 18.08.2006 noch als hahnebüchenes Gerücht abtaten, bestätigte sich leider nur einen Tag darauf. Die Gründe für Jon mögen vielschichtig und für Außenstehende nicht leicht zu durchschauen gewesen sein und gerechnet hat mit dieser Tat wohl auch niemand so wirklich. Warum sollte auch jemand einen jahrelangen Freiheitsentzug absitzen, nach der Entlassung eine Löwenarbeit in das temporär mehr oder weniger auf Eis gelegte Projekt investieren, ein neues Album zu veröffentlichen, ein eigenes Label zu etablieren, durch die Welt zu touren und eine DVD zu machen, nur um kurze Zeit später eben jener zu entfliehen? Plante Jon dies alles in dieser Konstellation und von langer Hand, nur um mit dem Kapitel Dissection endgültig abzuschließen zu können und sah den Freitod nur als letzte Pflichterfüllung seines Lebenswerkes an? Oder war am Ende doch ein (weiteres) traumatisches Ereignis der entscheidene Auslöser für die Dinge, wie sie letztendlich kamen? Wir werden es wohl nie erfahren, jedoch werden Dissection in den Annalen der extremen Musik auf Ewig als eine der entscheidendsten und prägendsten Bands Bedeutung haben.

Auf der DVD 'Rebirth of Dissection' erwarten uns neben den Impressionen der Europatour 2004 auch eine Menge an Extras. Zu nennen wären da ein exklusives Interview mit Jon, eine Fotogallerie, sowie das Video zu dem Track 'Starless Aeon'. Zudem liegt der DVD auch noch eine zwölf Track starke Bonus Audio CD mit ausschließlich alten Songs bei. Man bekommt also ordentlich was geboten für sein Geld und kann mit dem Kauf theoretisch gesehen nichts falsch machen. Auch das dargebotene visuelle Material bestätigt diese Vorahnung. Die Menüs auf der DVD präsentieren sich sauber strukturiert und die Aufmachung hinterlässt einen ordentlichen Gesamteindruck. Den größten Stellenwert nehmen natürlich die Bild- und auch die Tonqualität der Konzertmitschnitte ein. Und auch hier ließ man sich nicht lumpen und präsentiert uns ein scharfes Bild und einen erstklassigen Sound. Bei der Trackauswahl beschränkte man sich auch auf die Stücke der beiden älteren Alben, einzige Ausnahme ist hier der Track 'Maha Kali', was damit zu erklären ist, dass man während der Tour damals einfach noch nicht mehr neue Stücke zur Verfügung hatte. Manch ein Old School Dissection Fan wird diesen Umstand sicherlich als begrüßenswert einstufen. Performancemäßig stimmt es bei Jon und Co auch noch, so dass keine Enttäuschungen von wegen Umgestaltung oder Verschlimmbesserung der Songs zu befürchten sind. Im Gegenteil, die Klassiker wirken auch live heute noch so authentisch wie anno dazumal auf Platte.

Fazit: Für Dissection Fanatiker ein absoluter Pflichtkauf. Und auch generell gilt, dass andere Bands sich ein gutes Beispiel an dieser Scheibe nehmen könnten. Denn bei dem, was mittlerweile alles auf DVD veröffentlich wird, könnte man manchmal schon zum Elch werden. 'Rebirth of Dissection' ist eine rundum gelungene Veröffentlichung, welche die Band Dissection, als auch das Lebenswerk eines Mannes, der nicht frei von Fehlern war, ehrvoll zu Grabe trägt.