Slayer - Christ Illusion

Slayer - Christ Illusion
Thrash Metal
erschienen am 04.08.2006 bei American Recordings
dauert 38:42 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Flesh Storm
2. Catalyst
3. Skeleton Christ
4. Eyes Of The Insane
5. Jihad
6. Consfearacy
7. Black Serenade
8. Catatonic
9. Cult
10. Supremist

Die Bloodchamber meint:

Fünf Jahre nachdem Gott uns alle gehasst hat, steht jetzt mit „Christ Illusion“ das neue Album der größten Thrash Band aller Zeit in den Läden. SLAYER sind zurück, und zwar nicht nur zurück auf der großen Bühne, sondern auch zurück in der eigenen Geschichte.
Schon das Cover mit einem verstümmelten Jesus in einem Blutmeer aus Leichen erinnert ganz schwer an alte Zeiten, aber auch die Lyrics, die diesmal wieder mehr im Zeichen des zwiefach Gehörnten verfaßt wurden, stehen für eine Rückbesinnung auf die 80er Jahre. Daß „Christ Illusion“ die erste Platte seit dem 1990er Überalbum „Seasons In The Abyss“ ist, auf dem Original Drummer Dave Lombardo wieder hinter dem Schlagzeug sitzt, paßt da natürlich gut ins Bild. Genauso übrigens wie die gezielte Provokation, die den Amis in den letzten Jahren ein wenig abhanden gekommen war. Vor allem mit dem „dokumentarischen“ Song „Jihad“, der die Anschläge auf das World Trade Center wertungsfrei aus Sicht der islamischen Terroristen schildert, werden sich SLAYER in ihrem Heimatland eine Menge Ärger einhandeln. „Angel Of Death“, ick hör Dir trapsen ...

Daß analog dazu auch eine musikalische Rückbesinnung stattfinden würde, war offensichtlich. Und tatsächlich ist „Christ Illusion“ das beste Werk seit „Seasons …“, denn an den teilweise etwas orientierungslos und zwanghaft auf modern getrimmt wirkenden Vorgängern „Divine Intervention“, „Diabolus In Musica“ und „God Hates Us All“ zieht die Platte locker vorbei. Originell tönt hier zwar nichts, aber das muß auf einer reinen „Roots“ Scheibe – und nichts anderes ist „Christ Illusion“ – natürlich auch gar nicht sein.
Stilistisch ist das Material ganz klar auf „Reign In Blood“ gemünzt, d.h. es gibt in erster Linie schnelle, kompakte Thrash Granaten zu hören, die nur hier und da von langsameren Tracks der „South Of Heaven“ / „Seasons …“ Machart abgelöst werden. Daß SLAYER in diesem Bereich niemand etwas vormacht, muß ich an dieser Stelle eigentlich nicht mehr extra erwähnen, denn riffen, solieren und böse Breaks einbauen können die Kalifornier wie kaum eine andere Band auf diesem Planeten. Demzufolge hoch ist die Qualität, die uns hier geboten wird.

Also: alles wird gut?!
Ich würde sagen ja, aber mit Einschränkungen. Denn was mir auf „Christ Illusion“ ein bißchen abgeht, ist der absolute Wiedererkennungswert, die zwingenden Hits, die früher auf jeder SLAYER Platte im Dutzend billiger angeboten wurden. Einzig das sehr eingängig arrangierte „Eyes Of The Insane“ (zu dem es auch ein Video geben wird) sticht ein wenig aus der Masse heraus, ansonsten bleiben die Tracks insgesamt für meinen Geschmack etwas zu gleichförmig, da fehlt der letzte Funken Genialität bzw. die pechschwarze Atmosphäre, die SLAYER auf ihren ersten Alben so wertvoll gemacht hat. Auch hier mag der eine oder andere eine Parallele zu „Reign In Blood“ sehen, aber ich gebe zwei Sachen zu bedenken: zum einen gibt es diese Scheibe schon und zum anderen schreiben wir nicht mehr das Jahr 1986.

Was bleibt also als Fazit?
„Christ Illusion“ ist eine nahezu makellose Aggro Platte, die richtig Spaß macht, jedoch nicht in absolute Götterregionen vorstoßen kann, die man von SLAYER eigentlich gewohnt ist bzw. war. Demnach gibt es von mir auch „nur“ (!) 8,5 Punkte. Trotzdem natürlich ein Pflichtkauf.
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