Mindcrime - Strandead

Mindcrime - Strandead
Dark Melodic Power Metal
erschienen am 12.05.2006 bei Black Bards Entertainment
dauert 41:20 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Strandead
2. Soil for growing
3. Lines in the sand
4. Forsaken smile
5. Subdivided
6. Fourty eight
7. Final stage
8. Monument in sleep
9. Deadwalk scenery
10. Digging the grave
11. Tearworks

Die Bloodchamber meint:

Als ich das vorliegende Album „Strandead“ in den Cd-Spieler geschoben habe, fühlte ich mich wahrscheinlich wie ein Informatikstudent der zum ersten Mal in seinem Leben einer weiblichen Subspezies der Gattung „Mensch“ begegnet. Es wurde aber auch höchste Zeit! Da schlummert schon seit Jahren eine talentierte Power Metal Band in meiner Heimat umher und ich habe noch nie ein Konzert von ihnen besucht und außer einzelnen Songs auch kaum Material gehört. Nun liegt mir mit „Strandead“ endlich ein komplettes Album der Jungs von MINDCRIME vor, auf das ich nun völlig unvoreingenommen eingehen kann.

Fleißige Besucher unserer Seite dürften mit dem Namen bereits etwas anfangen können und auch Freunde von MORGANA LEFAY müssten aufhorchen, denn die beiden Bands gingen im letzten Jahr gemeinsam auf Tour. Das Sextett orientiert sich auch ein wenig am Sound der Schweden und präsentiert dem Hörer eine gelungene Mischung aus düsteren Passagen, die auch gerne mal durch tiefe Grunz- und Schreivocals unterstützt werden, sowie recht straightem Power Metal, der immer noch die Basis der Musik bildet. Bei den Vocals wechseln sich deshalb Sänger Christoph Weller und Bassist Mario Junker ab, was sich durchaus hören lassen kann. Außerdem hat sich bei zwei Titeln noch Charles Rytkönen (MORGANA LEFAY) als Gastsänger aufstellen lassen.

Insgesamt liefert Weller eine sehr ordentliche Arbeit am Mikro ab. Zwar wirkt das Ganze an einigen Stellen noch nicht ganz ausgereift und etwas monoton, dafür hat er eine wirklich angenehme Stimmlage, die Dank der sehr eingängigen Refrains auch schnell ins Ohr geht. Durch den prägnanten, aber nie übertriebenen Keyboardeinsatz gewinnt das Album einen leicht modernen Touch. Auch die Gitarrenarbeit kann sich sehen lassen. Flotte Riffs und souveränes Handling durchziehen die Landschaft, während längere Soli und sonstige Gitarrenfrickeleien eine Ausnahme bleiben. Drummer Jens C. Silz legt die eine oder andere Double Bass Parade aufs Parkett, leidet aber meiner Meinung nach unter einer etwas hölzernen Produktion. Insgesamt ist diese zwar sehr gut ausgefallen, mir persönlich könnten die Drums aber etwas mehr „Bumms“ vertragen. (Allerdings werden mir in meinem Genre auch ständig High-End Tue Madsen Produktionen um die Ohren geworfen, weswegen man das durchaus verschmerzen kann)

Die musikalische Grundlage ist also durchaus ansprechend, aber können die Songs auch überzeugen?
Nach einem kurzen Intro feuert der Quasi-Opener „Soil for Growing“ gleich mal flott los und entpuppt sich als erstes Highlight. MINDCRIME haben einfach einen Riecher für eingängige Refrains. Das hat einerseits den Vorteil, dass die Nummern leicht ins Ohr gehen, auf der anderen Seite klingt aber auch vieles recht ähnlich. Das folgende „Lines in the Sand“ springt in etwa in die gleich Kerbe, kommt aber insgesamt etwas düsterer daher und erinnert mich persönlich ein wenig an DARK AGE. „Forsaken Smile“ ist das todesbleihaltigste Stück auf „Strandead“, kehrt aber im Refrain wiederum in den typischen MINDCRIME Mitsing-Part um. Hier trällert Rytkönen auch erstmals mit. Hervorzuheben sind noch das epischere „Subdivided“, das auch gerne mal etwas im Mid-Tempo Bereich daher kommt, sowie das absolute Album Highlight „Deadwalk Scenery“, das ohne Rücksicht auf Verlust losbrettert und so einige Power Metal Kapellen locker an die Wand spielt. Auch hier verleiht Rytkönen dem Song die gewisse Note und sorgt beim Schlussteil für die beste Stelle auf der ganzen CD. Das soll jetzt bitte nicht bedeuten, dass der Rest nicht zu gebrauchen ist, aber Rytkönen hat nun mal das Gewisse Etwas in seiner Stimme gepachtet. Insgesamt ist es auch dieses „gewisse Etwas“, das mir persönlich auf „Strandead“ fehlt. Das Album ist gut, keine Frage! Aber es fehlt ein wenig an überraschenden Momenten und aufsehenerregenden Strukturen. Daran ändert auch das schwache FAITH NO MORE-Cover „Digging the Grave“ und die ordentliche Ballade „Tearworks“ nichts.

MINDCRIME haben eine enorme Entwicklung durchgemacht, wenn ich das Album mit meinen alten MP3’s vergleiche. Man merkt den Musikern die Spielfreude jederzeit an, was „Strandead“ eine sympathische Note verleiht. Sicherlich tummeln sich noch verbesserungswürdige Elemente im Soundgewand des Sextetts, aber insgesamt kann ich das Album jedem Freund von hartem, aber dennoch sehr melodischem Power Metal empfehlen. Außerdem dürfen auch Fans von Schweden Death Metal mal ein Öhrchen wagen. Es lohnt sich!
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