Machinae Supremacy - Redeemer

Machinae Supremacy - Redeemer
Metal
erschienen am 01.12.2006 bei Spinefarm Records
dauert 52:31 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Elite
2. Through the looking glass
3. Rogue world asylum
4. Rise
5. I know the reaper
6. Hate
7. Ghost (Beneath the surface)
8. Seventeen
9. Ronin
10. Oki Kumas adventure
11. Reanimator (March of the undead III)

Die Bloodchamber meint:

Während für Band wie METALLICA das Internet ein sie in den Ruin treibender Fluch darstellt, betrachten die Schweden von MACHINAE SUPREMACY das weltweite Netz eher als Segen, schließlich hat man sich so einen Haufen Fans erspielt und den Namen in der ganzen Welt verbreitet. Downloading ist also nicht immer schlecht, wie dieses Beispiel zeigt.

Durch diese ständige Präsenz hat man es endlich geschafft, mit Spinefarm eine potente Plattenfirma von sich zu überzeugen, die dann auch gleich das in Eigenregie veröffentlichte „Redeemer“-Debüt in remasterter Version dem Handel zugänglich gemacht hat. Zu Recht, wie ich nach 4tägiger Dauerrotation finde, ist „Redeemer“ doch eine der innovativsten Veröffentlichungen seit langer Zeit. Oder kennt jemand eine Band, die sich auf den ersten Hör anhört wie eine Mischung aus WALTARI und FAITH NO MORE (der eigenwillige Gesang erinnert stark an Kärtsy bzw. manchmal an Mike Patton), diesem Grundgerüst dann immer wieder Melodien der Marke SENTENCED zufügt? Ok, das können andere Bands bestimmt auch, wird sich der ein oder andere denken. ABER: MACHINAE SUPREMACY haben ein bestimmtes Element, das sie ganz und gar einzigartig macht. Dieses Element heißt „SID“ und ist der Name des Soundchips, der für die einzigartigen Klänge des C64 (ältere Semester werden den Spiele-„Brotkasten“ noch kennen) verantwortlich war. Dieses Gerät wird von den Schweden als weiteres vollwertiges Instrument verwendet, um die Songs mit Videospiel-Sounds anzureichern. Was in der Theorie für einiges Kopfschütteln sorgen dürfte, entpuppt sich in der Praxis als geniale Idee.

Werden diese Effekte bei den ersten beiden Songs „Elite“ und „Through The Looking Glass“ (beides hardrocklastige, aber dennoch völlig einzigartige Songs) eher noch im Hintergrund verwendet, kommt der Chip bei dem völlig geilen „Rogue World Asylum“ erstmals vordergründig zum Tragen. Der Song beginnt mit einer Gänsehaut erzeugenden Keyboardmelodie, bevor Gitarren und der immer pumpende Bass eine melancholische Melodie einleiten, die in einen tränentreibenden, wunderschönen Refrain kumulieren. Sogar für eine fast schon KORN-artige Gitarrenspur bleibt noch Platz, die von einem Computereffekt eingeleitet wird und in ein melodisches Solo mündet. Spätestens bei diesem Song war ich bereits süchtig nach den Maschinenkönigen.

Und es sollte nicht die einzige Gänsehaut gewesen sein, die mir beim Hören über den Rücken kroch. Zwar fällt das folgende „Rise“ etwas gewöhnungsbedürftiger und sperriger aus, mit Song Nr. 5, „I Know The Reaper“ hatten sie mich aber wieder einmal in der Gewalt. Ein Ohrwurm allererster Kajüte, ausgestattet mit einem fast schon an Acts wie W.A.S.P. erinnernden Grundriff und einem gothisch rockenden Refrain.

Im Gegensatz dazu fällt das verrückte „Hate“ qualitativ leider etwas ab, wird vom programmatisch betitelten Ghost aber aufgefangen. Zwar ist auch dieser recht sperrig ausgefallen, erinnert aber immer wieder an die Verrücktheit von Waltari, die den Song wohl kaum besser hinbekommen hätten. Im Gegensatz dazu wähnt man sich beim Nachfolger „Seventeen“ dank des einleitenden Computerriffs erstmals wieder so richtig in einem Videospiel der Marke „R-Type“ + Co., das dem Song einmal mehr die richtige Würze gibt.

Wenn wir aber von wahren Hits reden, müssen wir neben „Rogue World Asylum“ unbedingt den nun folgenden Doppelpack „Ronin“ und Oki Kumas Adventure“ erwähnen. 2 Songs, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, aber jeder berührt einen tief in der Seele. Kommt erstgenannter als melancholischer Rocker mit „Bubble Bobble“-Soundeffekten und wunderbaren Melodien daher, entzieht sich letzterer eigentlich komplett dem metallischen Universum. Gitarren sind zwar nach wie vor vorhanden, allerdings fußt der Song auf chilligen Ambient-Klängen japanischer Prägung, was dem Song einen fast schon soundtrackartigen Touch verleiht.

Als dann der Rausschmeißer „Reanimator“ verklungen ist und mich einmal mehr gezwungen hatte, die Repeat-Taste zu drücken, war mir klar, mit MACHINAE SUPREMACY eine neue Lieblingsband gefunden zu haben, deren Album nach mehrmaligen Durchläufen extrem süchtig macht. Wie schon erwähnt, könnte die Stimme von Robert Stjärnström für einige etwas gewöhnungsbedürftig sein. Hat man sich aber daran gewöhnt, wird man sehr schnell auf die Suche nach weiterem Material der Schweden gehen. Dafür dürfte sich die Homepage www.machinaesupremacy.com lohnen, auf der man sich knapp 50 Songs (!), darunter den kompletten von ihnen erstellten Soundtrack zum Shooter „Jets´n´Guns“ und eine metallische Version des Spieleklassikers „Gianna Sisters“ runterladen kann. Wer eine solche Attitüde an den Tag legt und nebenbei ein solches Album abliefert, hat auch eine dementsprechende Wertung verdient!
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