Graveworm - Collateral Defect

Graveworm - Collateral Defect
Melodic Black Metal
erschienen am 25.05.2007 bei Massacre Records
dauert 41:14 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Reflections
2. Bloodwork
3. Touch of Hate
4. Suicide Code
5. Day I Die
6. Fragile Side
7. I Need a Hero (Bonny Tyler Cover)
8. Out of Clouds
9. Scars of Sorrow
10. Memories

Die Bloodchamber meint:

Nach ihrem flüchtigen Stelldichein bei Nuclear Blast und einem gelungenen kurzweiligen Vorgängeralbum gehen die Südtiroler nun mit ihrem sechsten Longplayer nicht nur labeltechnisch neue Wege. War der damals jüngst hinzugestoßene Gitarrist und Songwriter noch maßgeblich für die erfrischenden Elemente auf „(N)utopia“ verantwortlich, so musste sich die Band bei ihrem aktuellen Album wieder auf die bewährte Crew verlassen. Also mit frischer Kraft ans Werk oder doch wieder nur alte Süppchen in der Mikrowelle aufkochen?

Das zweieinhalbminüte Intro jedenfalls ist alles andere als appetitanregend. Verzerrtes technoides Rauschen, dazwischen ein paar schräge Gitarren – unter welchem Vollrausch hat man so etwas für gut befunden? Nichtsdestotrotz steigt der Wohlfühl-Level aber kurz darauf wieder in gewohnte Sphären. „Bloodwork“ ist ein typischer Graveworm-Song mit tollem Refrain, ein wenig Keyboardgeplänkel und krächzigen Death / Black Vocals. Allerdings fällt sofort der weitaus schmutzigere und aggressivere Sound auf. Gitarren und Schlagzeug sind dermaßen ungewohnt präsent, dass man angeregt wird zu glauben, man hätte lediglich einen Rohmix in den Händen.

Dennoch wirkt gerade dieses erfrischende Element sehr überzeugend und nimmt dem GRAVEWORM-Sound ein wenig von seinem süßen Kaugummi-Image. Dennoch sollte man nun bei weitem kein Black Metal Geschwader erwarten, Keyboards spielen nach wie vor eine wichtige Rolle. Allerdings ist genau dies eines der Hauptprobleme von „Collateral Defect“. Man ertappt sich ständig mit dem Gedanken, wie die oder jene Passage denn ohne dieses doch meist sehr aufgesetzte Klimpern klingen würde. Nichts gegen Keyboards oder experimentelle Samples im Generellen, aber wenn, dann sollte es doch wenigstens halbwegs ins Gesamtbild passen. Was sollen zum Beispiel diese RAMMSTEIN-Gedächtnis-Pfeifen in „Touch Of Hate“?

Mit dem spritzigen „Suicide Code“ hat man einen weiteren potentiellen Live-Hit im Programm, aber auch das wahnwitzige Bonny Tyler-Cover „I Need A Hero“ sollten auf der Bühne gut ankommen. „The Day I Die“ hätte man gut und gerne um den pseudo-progressiven Schlussteil kürzen können und „Fragile Side“ überrascht durch cleane Gastvocals des THE SORROW-Sängers, welche sich erstaunlich gut ins Gesamtbild einreihen. „Out Of Clouds“ ist nicht weiter erwähnenswert, „Scars Of Sorrow“ eine hübsche Eigenkopie und in Form von „Memories“ darf auch der typische überflüssige und unpassende Abschlusstrack nicht fehlen.

Alles in allem sind leider auf „Collateral Defect“ zwei Songs dabei, die man maximal einmal hört, einige Passagen ziemlich unspannend und generell das Keyboard doch recht störend. Die Handvoll wirklich guten Stücke können diesen verlorenen Boden nicht wieder gut machen, so dass letztlich auch alteingesessene Fans nicht mehr als 6 Punkte geben können.
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