Die schwergewichtige Band um Phil Anselmo ist wieder da. Mit ihrem Drittwerk wollen sie sicher das Rad der Evolution nicht zurückdrehen, aber ein Fortschritt zu den Vorgängeralben ist es nicht. Doch die massigen Songs bieten neben den BLACK SABBATH-Reminiszenzen auch typische Trademarks wie eben Phils Gesang, Keenans Spielfreude und die Tendenz für kleine Überraschungen.

Anders als bei ihrem gehypten Debüt "Nola" ist die Scheibe frei vom Südstaatenblues. "Over The Under" bewegt sich auf konventionellen Pfaden und bricht nur selten aus dem starren Stonerrock-Korsett. Liegt es am limitierten Gitarrenspiel von Kirk Windstein, der sich in keiner Weise mit Dimebag Darrells vergleichen lässt? Sicher. Denn die Tracks sind alle sehr gut gelungen, besitzen Schmiss, Kraft und Heavyness. Aber das typische Tony-Iommi-Geschrubbe ist einfach zu wenig, um die nötige Power aus den Songs zu holen. Würde jedes Lied so interessant aufgebaut sein wie "On March The Saints", "Never Try" und alle folgenden (Keenan sei Dank), dann könnte man über die Gitarrenarbeit noch reden. Gesanglich bewegt sich Phil wie zu seinen Höchstleistungen zu "Vulgar Display Of Power"-Zeiten und vermag abwechslungsreich zu nölen, singen, und zu schreien.

Richtig Seele besitzen die Songs, an denen merklich hörbar Pepper Keenan (ex-C.O.C.) mitkomponiert hat, und die haben einen Gesamtanteil von rund 85 Prozent. Trotz des schwierigen Anfangs, entwickelt sich das Album zu einem angenehmen Hintergrundgeräusch für Kneipen, Bars und Clubs. Aber so langsam merkt man, dass die Band sich limitiert und nicht weiter entwickelt. Damit sind nicht Sound und Ausrichtung gemeint, sondern Wagnis, Mut und Experiment.