Tiamat - Amanethes

Tiamat - Amanethes
Gothic Rock
erschienen am 02.05.2008 bei Nuclear Blast
dauert 62:05 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. The Temple Of The Crescent Moon
2. Equinox Of The Gods
3. Until The Hellhounds Sleep Again
4. Will They Come?
5. Lucienne
6. Summertime Is Gone
7. Katarraktis Apo Aima
8. Raining Dead Angels
9. Misantropolis
10. Amanitis
11. Meliae
12. Via Dolorosa
13. Circles
14. Amanes

Die Bloodchamber meint:

In fünf Jahren kann sehr viel passieren. Hoffnungsvolle Newcomer stellen sich als musikalische Eintagsfliege heraus. Politiker werden in ihrem Amt durch genauso unfähige Ersatzleute ersetzt. Oder unschuldige Mädchen entwickeln sich zu gebärfähigen Frauen. Unabhängig davon kann man als Künstler (und so dürften sich die meisten Musiker wohl irgendwie heimlich bezeichnen) diese fünf Jahre nutzen, um neue Ideen wachsen und gedeihen zu lassen. Im Falle von TIAMAT erscheint nun nach längerer Durststrecke neues Material, zusammengefasst auf einer Platte namens „Amanethes“. Hat man nun das Ergebnis der oftmals als kommerziell verschrienen Schweden bereits im Vorfeld erahnen können? Wohl kaum.

Denn „Amanethes“ überrascht bereits beim ersten Durchlauf mit einer unerwarteten musikalischen Vielfalt. Während locker-flockige Gothic-Rock Nummern wie der Opener „The Temple Of The Crescend Moon“ noch halbwegs im erwartbaren Rahmen liegen, zeigen “Equinox Of The Gods” oder “Raining Dead Angels” die Band von ihrer aggressivsten Seite, auf der auch mal vor düsteren Synthesizern in der Gegend rumgebrüllt werden darf. In der dargebotenen strukturellen Simplizität kommen gar Erinnerungen an die ersten Alben der Band auf. Scheinbar sind ebenso wie bei MOONSPELL Rückbesinnungen an alte Zeiten und anschließende Angleichungen an aktuelle Hörgewohnheiten voll im Trend.
Auf der anderen Seite aber zeigt das neue Album, dass die Band einige der auf „Prey“ eingeschlagenen Richtungen ebenfalls weiterverfolgt hat. Mit „Summertime Is Gone“, „Meliae“ und vor allem „Circles“ haben TIAMAT die wohl schwülstigsten Songs ihrer Karriere veröffentlicht, bei denen sich selbst die innigsten Verehrer von lauwarmen Sommernächten fragen dürften, ob sie dieses Gesäusel denn jetzt überhaupt noch gut finden dürfen.
Und zu guter Letzt zeigen Stücke wie „Amanes“, dass es durchaus derart schräge Refrains geben kann, die sich allein durch ihre Andersartigkeit im Gehirn festsetzen, egal ob man das nun zulassen möchte oder nicht.

Alles in allem bietet „Amenethes“, wie anfangs erwähnt, viele neue Stücke, die alles andere als Neuauflagen bekannter Ideen sind. Vor allem der ein breites Spektrum abdeckende Gesang dürfte einen Großteil dazu beitragen. Nichtsdestotrotz liegen den Songs bei genauerer Betrachtung überraschend simple Aufbauten zugrunde. Eigentlich kein Problem, und ein potentieller Hitfaktor, insofern der Funke beim Zuhörer sofort überspringt. Geschieht dies allerdings nicht (und bei gemäßigteren Songs, die den Großteil des Albums ausmachen, ist dies umso schwerer), kämpft man als Konsument, trotz kleinerer Verzierungen, mehrere Minuten lang genervt mit dem gleichen eintönigen Rhythmus. Oftmals scheint „Amanethes“ diese Hürde zu packen, manchmal aber eben auch nicht. Und addiert mit dem etwas zusammenhangslos und gestückelt wirkenden Gesamtbild kommt zwar ein gutes, aber eben nicht überragendes Album heraus.
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