Nifelheim - Servants Of Darkness

Nifelheim - Servants Of Darkness
Black Thrash Metal
erschienen am 29.08.2000 bei Black Sun Records
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Evil Blasphemies
2. Sadistic Blood Massacre
3. Black Evil
4. The Bestial Avenger
5. War Of Doom (Armageddon)
6. Servants Of Darkness
7. Infernal Desolation
8. Into The Morbid Black
9. Sacrifice To The Lord Of Darkness

Die Bloodchamber meint:

Black Metal ist erhaben. Black Metal ist mystisch. Black Metal naturverbunden. Kann man so sehen. NIFELHEIM sehen das anders. Und all ihr Baumumarmer, ihr „Ich geh so gerne im Mondenschein spazieren‟-Typen, ihr Freunde von Kupferstichartworks im Albrecht Dürer Stil, ihr könnt euch auf einiges gefasst machen. Lehnt euch zurück, macht „Servants of Darkness‟ an und ihr werdet sehen, dass es Black Metal gibt, bei dem ihr euch fühlt, als würde euch ein Geisteskranker mit einer stinkingen Socke voller Kleingeld windelweich prügeln. So sind NIFELHEIM. Hier gibt es nichts Mystisches und schon gar keine Schwäne, die durch den Nebel auf dem See schippern. Hier gibts es eins auf die Fresse. Basta! Und das ist nur was für die, die sowas eben abkönnen.

NIFELHEIM sind dabei derart over the top, dass so mancher nicht ganz ernst bleiben wird, wenn er sich die Musik und noch vielmehr die Gesamtperformance der Schweden anschaut. Hier wird der Geist des Fotos, das auf dem Cover von „Sentence of Death‟ von DESTRUCTION zu sehen ist, hoch gehalten. NIFELHEIM sind Kinder der 80er, auch wenn die Band erst 1990 gegründet wurde. Wesentliche Aspekte dessen, was die radikale und neue Musik dieses Jahrzehnts ausgemacht hat, finden in der Musik von NIFELHEIM ihren Widerhall. Alles ein bisschen zu laut, zu schnell gespielt und zu dick aufgetragen. Aber in sich betrachtet passt es perfekt zusammen und wird so manchem Freund des guten Geschmacks und der Stilsicherheit die Ekelpickel ins Gesicht treiben.

Zentrum der Band sind die Zwillingsbrüder Erik und Per Gustavsson, auch genannt Tyrant und Hellbutcher. In den inzwischen 25 Jahren Bandgeschichte haben sie es gerade einmal auf vier Alben gebracht, von denen „Servants of Darkness‟ Nummer drei ist. Und auch wenn ihr Debüt „Nifelheim‟ schon ein Hammer war, der alles vorweggenommen hat, was die Band weiterhin auszeichnen sollte, so ist „Servants of Darkness‟ für viele das Album, bei dem am meisten stimmt. „Evil Blasphemies‟ ist der perfekte Start: Ein schnarrender Sound, simples, aber rasantes Riffing, wüstes Gekreische und dann dieser Chorus, der so primitiv wie grandios ist. Und genau das gibt es nun eine gute halbe Stunde lang. Lediglich auf „The Bestial Avenger‟ wird eindrucksvoll demonstriert, dass man nicht nur mit dem Beilchen hacken kann, sondern sogar recht elaborierte Songs auf die Reihe bekommt. Und immer wieder sind da diese kleinen melodischen Momente, die beweisen, dass die Gebrüder Gustavsson wohl die größten Fans von IRON MAIDEN auf Erden sind, das munkelt man zumindest.

So rüpelhaft, ungestüm und lärmig „Servants of Darkness‟ daherkommt, so viel Geschichte steckt in diesem Album. NIFELHEIM transportieren hier auf großartige Art und Weise das, wofür die ersten Alben von BATHORY stehen, tragen dabei aber so dick auf wie VENOM. Und wenn man sich ein wenig in den Sound eingefunden hat, dann entdeckt man viel von dem schwedischen Flair, das sich später in den ruppigeren Songs von WATAIN finden wird. Und am Ende kann man nur den Hut ziehen vor so einer Portion Konsequenz in Sachen Metal. Auch wenn der vornehmlich Black ist, so sickert an allen Ecken und Enden immer wieder reichlich (Teutonen-)Thrash durch. Was „Servants of Darkness‟ noch das i-Tüpfelchen aufsetzt, ist die Hitdichte: „Evil Blasphemies‟, „Black Evil‟, „Servants of Darkness‟ und „Into the Morbid Black‟ sind allesamt Gassenhauer, die auch die gestähltesten Nackenwirbel zum knacken bringen.

Ob man irgendein Album von NIFELHEIM nun zu den essentiellen Klassikern des Genres zählen muss, ist fraglich. Aber wer seine Sammlung aufstocken will und sich etwas zulegen möchte, das einerseits zutiefst traditionsbewusst ist und dabei auch noch Ärsche tritt wie nichts Gutes, der könnte hier richtig aufgehoben sein. NIFELHEIM machen Laune, NIFELHEIM haben die besten Frisuren und NIFELHEIM sind einfach nur verdammt Metal. Und das reicht für eine Nominierung zum Klassiker-Review allemal.
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