DEATH Special zum zehnten Todestag von Evil Chuck
DEATH Special zum zehnten Todestag von Evil Chuck
Special
31.12.2011
31.12.2011
Life is like a mystery
With many clues, but with few answers
To tell us what it is that we can do
To look for messages that keep us from the truth
(A Moment Of Clarity)
An diesem 13. Dezember 2011 jährte sich der Todestag eines ganz Großen des Metal Genres zum zehnten Mal. Chuck Schuldiner, Begründer des Death Metals und kongenialer Kopf hinter DEATH und CONTROL DENIED verlor im Jahre 2001 den Kampf gegen einen heimtückischen Gegner, den Krebs. Nun, zehn Jahre später, wollen wir einmal mehr dieser beeindruckenden und bedeutenden Persönlichkeit gedenken. Dabei ist auffallend, dass das Interesse an Chuck und seiner Musik ungebrochen ist. Von den rauen Anfängen von „Scream Bloody Gore“ hin zu den progressiven Alben wie „The Sound Of Perseverance“ erfreuen sich die DEATH Alben noch immer großer Beliebtheit. Doch überlassen wir das Vorwort jemandem, der Chuck so gut wie nur wenige kannte. Eric Greif, der ehemalige Manager von DEATH und langjähriger Freund von Chuck.
Erinnerungen an Chuck
Wenn Leute an Chuck Schuldiner denken, dann haben sie natürlich gleich das Bild vor Augen, wie er mit seiner B.C. Rich Stealth auf der Bühne steht. Oder aber, wie er auf youtube mit seinem Florida Akzent ein Interview gibt. Sogar noch mehr Leute werden wohl an die Musik denken, die Chuck erschaffen hat.
Wenn ich an Chuck denke, besonders zu den zwei Malen im Jahr, an denen wir innehalten und ihm gedenken, nämlich an seinem Geburtstag am 13. Mai und an seinem Todestag am 13. Dezember, dann bringen meine Gedanken mich zu viel persönlicheren Erinnerungen: das Rumgerenne in einem Restaurant, schreiend wie kleine Kinder und die Shorts zu den Kniekehlen heruntergezogen. Oder die Wettbewerbe, wer von uns die schärferen Chicken Wings essen kann. Teilweise bis zum Erbrechen. Das Herumfahren in meinem Auto, als wir über CB Funk mit Truckern sprachen und so taten, als seien wir junge Mädchen. Das Anschreien am Telefon in einer Art von negativer, aber dennoch brüderlicher Emotion. Oder das Herumfliegen mit ihm rund um den Globus zwecks Promoarbeit, verblüfft von der Komplexität ausländischer Toiletten. Für mich ist Chuck nicht nur der geniale Erfinder des Death Metals, er ist mein Geschäftspartner, mein Altergenosse und mein Freund. Wir teilten Essen und Shampoo. Wir lachten sehr laut und schrieen uns auch genauso laut an.
Ich hatte das Glück, einige Jahre mit ihm auf diesem Planeten als ein sehr enger Freund (als Teil seines inneren Kreises und seiner Familie) verbringen zu dürfen. Sein Manager zu sein, war eine fordernde aber auch erfüllende Aufgabe und ich war dazu wie gemacht. Wir beide glaubten sehr stark an das Schicksal und an die Pfade, die uns das Leben zur Verfügung stellt. Aufgrund dieses Denkens und des Respekts davor, kann ihm, auch wenn er uns in so einem jungen Alter schon genommen wurde, keiner vorwerfen, sein Leben nicht zu jeder Sekunde gelebt zu haben. Chuck liebte das Leben und er war einer derjenigen, die nach der Devise „carpe diem“ (Nutze den Tag) lebten. Er konnte herumblödeln und ernst sein. Er konnte sauer wie ein Verrückter werden und großherzig sein wie Heiliger. Er konnte die Fassung verlieren und ausrasten wegen etwas in seinem persönlichen Leben und dann hingehen und einen Song wie „Overactive Imagination“ schreiben. Er konnte der Clown, der Gentleman und das Genie in einer Person sein.
Es besteht kein Zweifel darüber, dass er brutal aus dem Leben gerissen wurde. Gerade erst musste ich den Tod meines Vaters verkraften und dabei kamen auch wieder Erinnerungen an Chuck´s Tod vor zehn Jahren hoch. Der Kampf gegen den Hirntumor, der wahrscheinlich schon sehr lange da war, wie eine langsam tickende Zeitbombe, die nur darauf wartete, ihn in die Knie zu zwingen. Es war so gemein, dass er so leiden musste. Niemand verdient das, am wenigsten solch eine nette Person wie Chuck, die der Welt so viele gegeben hat. Ich habe das Glück, diese Dinge zusammen mit seiner Familie weiterhin der Welt verfügbar machen zu können: Von DEATH´s „Scream Bloody Gore“ über „The Sound Of Perseverance“ zu „The Fragile Art Of Existence“ seiner geliebten CONTROL DENIED. Dies alles formt ein Erbe, welches für Generationen anhalten wird.
Ich muss gestehen, dass ich Chuck´s Geburtstag nutze, um sein Leben und Werk gebührend zu feiern. Dieser 13. Dezember, sein zehnter Todestag, wird ein sehr düsterer Tag für mich sein. Zehn gottverdammte Jahre seit dieser Tragödie. Natürlich werde ich einige der wundervollen Tributes und Specials, die geschrieben wurden, lesen und sicher die eine oder andere Träne vergießen. Danach werde ich aber zum Geschäft zurückkehren und sein Erbe aufrechterhalten. Das bedeutet, dass ich mich auf den lebenden und nicht den toten Chuck konzentrieren muss. Damit will ich niemandem von all denen zu nahe treten, die seiner Familie und mir ihr Mitgefühl zum Ausdruck bringen. Es ist einfach meine Ansicht, dass in meiner Welt Chuck im Gedanken allgegenwärtig ist. Als wäre es so, dass er in jeder Sekunde den Raum betreten könnte, um mir einen Witz zu erzählen oder mir ins Ohr zu schreien. Etwas weiter gefasst bleibt sein Andenken solange erhalten, wie Leute seine geniale Musik hören, sich an sein Lächeln erinnern und anderen von dem Genre erzählen, das er in der Garage seiner Mutter erschaffen hat.
As we like to say, keep that metal flowing...
ERIC GREIF
President of Perseverance Holdings Ltd. and former manager of DEATH
December 2011
Die Geschichte von DEATH beginnt mit der Vorgängerband MANTAS. Gegründet wurde MANTAS im Jahre 1983 von Rick Rozz, Kam Lee und Chuck. Neben mehreren Proberaumaufnahmen veröffentlichte das Trio unter diesem Namen das „Death By Metal“ Demo. Kurze Zeit später erfolgte die Umbenennung zu DEATH und 1984 folgte das „Reign Of Terror“ Demo. Das Tape verbreitete sich wie ein Lauffeuer im internationalen Underground. Ein Jahr später, 1985, folgt das „Infernal Death“ Demo. Danach verlassen erst Rick Rozz, dann Kam Lee die Band und gründen kurz darauf die ebenfalls legendären MASSACRE. Im selben Jahr zieht Chuck nach San Francisco und findet neue Mitstreiter (u.a. Schlagzeuger Eric Brecht). In der neuen Besetzung wird das „Back From The Dead“ Demo aufgenommen, bevor auch dieses Line Up wieder zerbricht. Nach einem kurzen Abstecher bei den kanadischen SLAUGHTER trifft Chuck auf Chris Reifert und beide nehmen das legendäre „Mutilation“ Demo auf. Combat Records nimmt die ungestüme Combo daraufhin unter Vertrag. Was nun folgt, ist eine noch legendärere Veröffentlichung: „Scream Bloody Gore“. Das Debütalbum von DEATH wird im November 1986 in den Music Grinder Studios in Los Angeles aufgenommen und gilt als Meilenstein des Genres. Für nicht wenige Leute ist dieses Album die eigentliche Initialzündung des Death Metals weltweit. So düstere, erbarmungslose und harte Musik kannte die Welt zuvor noch nicht und so schlug das Album bei seiner Veröffentlichung im Mai 1987 ein wie eine Bombe. Songs wie „Evil Dead“ und „Zombie Ritual“ gehört auch heute noch zum Grundvokabular eines jeden ernsthaften Death Metal Fans. Übrigens hat ein gewisser John Hand, der als Bassist im Booklet zum Album genannt wird und auch auf einem Foto zu sehen ist, nie eine einzige Note eingespielt. Er stößt kurz nach den Aufnahmen zur Band und verdankt diesem Umstand seine Erwähnung auf „Scream Bloody Gore“. Kurze Zeit später verlässt er die Band auch schon wieder.
1988 geht es für DEATH wieder ins Studio. Chuck hat die ehemaligen MASSACRE Mitglieder Bill Andrews (Drums), Terry Butler (Bass) und Rick Rozz (Gitarre), der ja schon einmal Mitglied der Band war, um sich versammelt, um das Zweitwerk „Leprosy“ einzuspielen. Aufgenommen wird im (heute legendären) Morrisound Studio in Tampa, Florida. „Leprosy“ folgt der Tradition von „Scream Bloody Gore“ und beinhaltet räudigen Death Metal. Dennoch wirken die Songs schon etwas durchdachter, als auf dem groben Vorgänger. Songs wie „Pull The Plug“, „Open Casket“ und „Choke On It“ sprechen für die musikalische Qualität auf „Leprosy“.
Chuck machte über die Jahre immer größere Fortschritte, was sein Gitarrenspiel angeht. Da Rick Rozz seinen Erwartungen nicht mehr gerecht werden konnte, wurde er kurzerhand aus der Band geschmissen und durch den Saitenvirtuosen James Murphy ersetzt. Im Herbst 1989 kehrt die Band in dieser Besetzung erneut in den Morrisound Studios ein, um das dritte Album „Spiritual Healing“ einzuspielen. Dieses Album ist um einiges technischer, vertrackter und melodiöser als seine beiden Vorgänger. Man hört den Songs einfach an, dass Chuck als Musiker und Komponist gereift ist. Hinzu kommen die vielen Soli, die in dieser Form ein Novum darstellten. Vorbei waren die Zeiten der quietschiegen, oft atonalen Saitenschlachten der ersten beiden Alben. Auf „Spiritual Healing“ wird melodiöser und technisch versierter soliert. Insgesamt klingt einfach alles etwas professioneller. „Spiritual Healing“ ist sozusagen die Zwischenwelt zwischen den rauen Erstwerken und den progressiveren Nachfolgern. Zudem ist es das letzte Album unter dem Banner von Combat Records.
Auf „Human“ zeigen sich DEATH, mit deutlich anderer musikalischer Ausrichtung. Zwar spielt die Band immer noch Death Metal, doch die technischen, progressiven Elemente haben nun eindeutig das Zepter übernommen. Nun geht es nicht mehr um kompromisslose Härte, sondern um detailreiche, ausdrucksstarke und filigrane Kunst. Für das Album kann Chuck hochkarätige Musiker verpflichten. Neben Paul Masvidal und Sean Reinert von CYNIC wirkt auch Steve DiGiorgio, Bassgott und enger Freund von Chuck, mit. Der Erfolg läßt nicht lange auf sich warten, so kann es sich die Band sogar erlauben, das Video zu „Lack Of Comprehension“ zu drehen. „Human“ erscheint über Relativity Records, die Combat Records aufgekauft haben.
Wieder ist es Zeit für einen Line Up Wechsel: Auf „Individual Thought Patterns“ agieren neben Chuck der KING DIAMOND Gitarrist Andy LaRoque, Drumtier Gene Hoglan (der kurz zuvor bei DARK ANGEL ausgestiegen ist) und Steve DiGiorgio. Das neue Album ist vollgepackt mit Geniestreichen. Stücke wie „Overactive Imagination“, „Mentally Blind“ oder aber der Übersong „The Philosopher“ (zu dem auch ein Videoclip gedreht wird) sind Blaupausen des technisch ausgefeilten Death Metals, der aber keineswegs die Melodien vermissen lassen. Vertrackte und eingängige Riffs gehen hier eine wundervolle Symbiose ein. Die melodischen Gitarrensoli erzeugen Atmosphäre ohne Ende und das komplizierte, aber immer songdienliche Schlagzeugspiel von Gene Hoglan scheint nicht von dieser Welt zu sein.
DEATH wechseln zu Roadrunner Records und Chuck nimmt mit Bobby Koelble (Gitarre), Kelly Conlon (Bass) und Gene Hoglan am Schlagzeug das wohl eingängigste und melodischste Album seiner Karriere auf: „Symbolic“. Nach einer ausgedehnten Tour entscheidet sich Chuck, DEATH für ungewisse Zeit auf Eis zu legen und gründet CONTROL DENIED. Die neue Band lässt sich grob dem progressivem Power Metal zuordnen. Chuck empfand seinen Gesang schon seit längerer Zeit als die Schwachstelle der DEATH Alben und so sollte bei CONTROL DENIED ein anderer den Posten am Mikro übernehmen. Warrel Dane (NEVERMORE) war Chucks Wunschkandidat, aber aufgrund seiner Verpflichtungen bei NEVERMORE musste Dane absagen und letztendlich bekam ein eher unbekannter Sänger den Zuschlag: Tim Aymar.
1998 kündigt Chuck dann jedoch die Rückkehr von DEATH an. Allerdings soll „The Sound Of Perseverance“ laut Chuck das letzte Album unter dem DEATH Banner sein, da er sich danach voll und ganz auf CONTROL DENIED konzentrieren will. „The Sound Of Perseverance“ enthält auch Stücke, die eigentlich für CONTROL DENIED gedacht waren. So befanden sich die Lieder „Voice Of The Soul“, „Bite The Pain“ und „Moment Of Clarity“ bereits auf den CONTROL DENIED Demos. „The Sound Of Perseverance“ ist so verschroben wie genial. Chuck treibt hier den progressiven Faktor seiner Musik zum Höhepunkt und das Album benötigt viele Hördurchläufe, um zu zünden. Mit diesem letzten DEATH Album hat Schuldiner (wieder) ein echtes Kunstwerk erschaffen und sich selbst ein Denkmal gesetzt. Eine echte Perle in der Veröffentlichungsflut der Metalszene.
Nun begibt sich Chuck mit Shannon Hamm, Steve Digiorgio, Tim Aymar und Richard Christy an das CONTROL DENIED Debütalbum „The Fragile Art Of Existence“. Das Album ist ein Meisterwerk des progressiven Power Metals und unterscheidet sich von „The Sound Of Perseverance“ eigentlich nur durch den Gesang von Tim Aymar. Während der Aufnahmen leidet Chuck unter Schmerzen in Nacken und Arm. Er führt dies auf einen eingeklemmten Nerv zurück und besucht verschiedene Spezialisten. Als keiner etwas finden kann, nimmt er den Rat an und lässt ein CT machen. Die Diagnose: Hirntumor. Während der nächsten Zeit glaubte Chuck stets fest daran, den Krebs besiegen zu können, doch letztlich verlor er am 13. Dezember 2001 den Kampf. Was bleibt, sind die Erinnerungen derer, die Chuck kannten und die Kunst, die dieser eigenwillige wie einzigartige Mensch erschaffen hat. Und das auch zehn Jahre nach seinem Tod noch so viele Leute sich an Chuck erinnern und seine Musik auch heute noch nichts an ihrer Brillanz und Güte verloren hat, zeigt auf, welch großer Verlust der Tod dieses Visionärs für die Musik bedeutet. Vom menschlichen Verlust ganz zu schweigen.
Um dieses DEATH Special etwas persönlicher zu gestalten, habe ich einigen Weggefährten von Chuck ein paar Fragen über ihn gestellt. Besonders stolz macht es mich, dass sich Chucks Mutter, Jane Schuldiner, dazu bereit erklärt hat, einige meiner Fragen zu beantworten und mit uns einige ihrer kostbaren Erinnerungen teilt.
Hallo Mrs Schuldiner! Vielen Dank, dass Sie dieses Interview mit mir machen! Ich hoffe, es geht Ihnen gut? Hier sind also ein paar Fragen an Sie…
Können Sie uns ein wenig über Chuck´s Kindheit erzählen?
Chuck wurde am 13. Mai 1967 in Long Island, New York geboren. Ein Jahr später zogen wir jedoch nach Florida. Chuck genoss eine Kindheit voller Campingtrips der Familie und Strandausflüge. Er sagte mir auch später, dass er seine Kindheit als behütet und schön empfand. Er spielte gerne in den Wäldern, die nahe unserem Haus lagen. Er hatte eine Schwester namens Beth und einen älteren Bruder namens Frank. Sie verstanden sich gut und spielten viel miteinander, aber er hatte auch viele Freunde aus der Nachbarschaft. Der Verlust seines Bruders Frank, der bei einem Unfall 1976 ums Leben kam, hat ihn sehr getroffen und beschäftigte ihn ein Leben lang.
Können Sie sich daran erinnern, wann Chuck begann, Metal Musik zu hören? Wann fing er mit dem Gitarrespielen an? Gab es einen bestimmten Zeitpunkt, an dem Sie das große musikalische Talent und Potential ihres Sohnes bemerkten?
Chuck fing mit einer Akustik Gitarre an, als er neun Jahre alt war. Er hatte auch für eine kurze Zeit Gitarrenstunden, doch er war ziemlich schnell davon gelangweilt und wechselte dann zur E-Gitarre. Wir dachten nie daran, dass daraus mehr werden würde, als einfach nur etwas Spaß zu haben. Doch dann begann er eigene Songs zu schreiben und seine Fertigkeiten an der Gitarre wuchsen auch stetig. Außerdem fing er an, Demos mit Leuten aus aller Welt zu tauschen. Er schloss Kontakte durch Fanzines und rückblickend war das alles der Anfang von Chuck´s musikalischer Laufbahn. Er hob alle Demos und Briefe auf.
Ich habe seine erste E-Gitarre damals bei einem Garagenverkauf für ihn gekauft und ich besitze die Gitarre heute noch. Er hat sie nie weggeben. Damals sollte die Gitarre Trost spenden, denn Chuck hatte seinen Bruder verloren. Später erzählte mir Chuck, dass die Gitarre tatsächlich eine große Hilfe war. Er konnte seine Gedanken und Gefühle musikalisch ausdrücken und vieles auf „Scream Bloody Gore“ hat auch mit der Verlust von Frank zu tun. Beispielsweise der Text zu „Open Casket“.
Was dachten sie eigentlich damals, als Chuck von zuhause wegzog, um in verschiedenen Bands zu spielen. Hatten sie Angst, dass etwas schief gehen könnte?
Ja natürlich waren wir zuerst nervös. Er war noch nie alleine verreist, immer nur zusammen mit der Familie. 1986 zog er dann nach Kanada, um sich der Band SLAUGHTER anzuschließen, 1987 zog er nach San Francisco, wo er Chris Reifert kennen lernte. Wir waren beunruhigt, doch wir mussten ihn ziehen lassen, damit er sein Schicksal und seine Bestimmung findet. Und er hat uns nie enttäuscht. Er wusste, dass er stets auf unsere Hilfe zählen konnte, wenn irgendetwas schief gegangen wäre. Ein Anruf hätte genügt. Wir versuchten stets, ihn bei seinen Vorhaben zu unterstützen. Er probte mit seinen Freunden in unserer Garage und wir hatten nie ein Problem damit und versorgten sie mit Essen und Trinken. Er hat auch die Schule nicht abgeschlossen, was uns sehr besorgt hat. Doch für ihn war klar, dass er es mit der Musik schaffen würde und er behielt recht.
Wie würden Sie Chuck als Person beschreiben?
Chuck war immer eine liebenswerte und zuvorkommende Person, als er heranwuchs. Er war respektvoll und durch und durch gut. Er war stets sehr menschlich und er liebte seine Tiere. So war er sein ganzes Leben lang, er hatte auch zeitlebens immer Haustiere.
Einige Leute, insbesondere ehemalige DEATH Mitglieder, behaupten ja, dass das Arbeiten mit Chuck alles andere als einfach war. Er wird als eine schwierige Persönlichkeit beschrieben. Wie denken Sie darüber? Oder war Chuck nur kompliziert und schwierig, wenn es um die Musik ging?
Ja, es passierte, als er in die Musikwelt eintauchte mit all den Plattenfirmen, dem Klatsch und Tratsch und auch dem Druck. Nur in diesen Situationen bemerkten wir, die ihn gut kannten, was das alles ihm abverlangte. Chuck nahm sein Werk, seine Musik sehr ernst. Er war stets ein Perfektionist und er wollte die besten Leute der Musikwelt um sich haben, egal ob es um Musiker, Labels oder Manager ging. Und wenn er sicherging, die besten Leute zu bekommen, wozu er ja auch jedes Recht hatte und was sozusagen eine innere Verpflichtung für ihn darstellte, kritisieren ihn schlechtgelaunte Leute dafür. Ich finde es nicht gut, was einige Leute über ihn sagten, doch Chuck meinte, dass all das am Ende nicht wirklich von Belang war. Leute, die ihn privat kannten, wussten, welch nette und liebevolle Person er war. Chuck sagte mal, dass es ein Glück für ihn wäre, wenn er einfach nur Musik für seine Fans machen könnte und mit der ganzen geschäftlichen Seite nichts zu tun hätte.
Was machte Chuck eigentlich außerhalb der Musik so? Welche anderen Hobbies hatte er?
Chuck arbeitete gerne in seinem Garten. Er kümmerte sich um alles und setzte Pflanzen und Bäume ein. Er war ein sehr naturliebender Mensch. Außerdem malte er sehr gerne und machte sogar etwas Bildhauerei. Ich habe von beidem noch Werke, die er gemacht hat. Außerdem kochte er sehr gerne und war für seine Kochkünste bekannt. Er entwickelte auch eigene Rezepte. Er kümmerte sich um seine Tiere, nämlich drei Hunde und eine Katze.
Chuck machte sehr harte Zeiten durch. Es gab eine Zeit, in der er dachte, den Kampf gegen den Krebs gewonnen zu haben. Doch dann kam der Krebs zurück. Wie kam er mit der ganzen Situation zurecht, wie ging er damit um?
Das ist eine sehr persönliche Frage, doch was ich sagen kann, ist, dass Chuck nie die Hoffnung verlor. Er glaubte immer an eine glückliche Fügung und freute sich auf die Zukunft. Er war einfach so. Am Ende akzeptierte er sein Schicksal. Er hätte gerne eine Familie mit seiner Freundin Kim gegründet. Er machte sich auch Sorgen um seine Tiere und was mit ihnen passiert, wenn er nicht mehr da ist. Er sorgte dafür, dass es ihnen nach seinem Tod gut gehen würde. Genauso sorgte er sich auch um seine Schwester, seinen Neffen und um mich. Die Familie stand immer an erster Stelle. Er bleibt immer in unseren Gedanken und wir lieben und vermissen ihn unendlich. Für mich ist wichtig, dass er zufrieden mit dem war, was er in seinem Leben erreicht hat.
Was dachte Chuck denn über den Tod? War er ein gläubiger Mensch?
Chuck bezeichnete sich selbst immer als eine gläubige Person. Er wollte eingeäschert werden. Seine Asche wurde in dem Wald verstreut, in dem er als kleines Kind gerne spielte.
Was passierte eigentlich mit Chucks Sachen wie beispielsweise seiner Gitarre?
Chuck hat all seine Musikinstrumente seinem Neffen Christopher vermacht. Er hat ihm auch damals gezeigt, wie man Gitarre spielt.
Die Veröffentlichung des zweiten CONTROL DENIED Albums wurde in der Vergangenheit unterbunden. Gibt es die Möglichkeit, dass das Album doch noch eines Tages veröffentlicht wird?
Aber natürlich, daran wird zurzeit gearbeitet. Wenn dieses Interview erscheint, sollte sich die Frage erübrigt haben!
Nun, zehn Jahre nach dem Tod von Chuck, ist er noch immer nicht vergessen von den vielen Metal Fans weltweit. Was denken und fühlen Sie, wenn sie sehen wie viele Leute die Erinnerung an Chuck aufrechterhalten?
Ich bin noch immer in Kontakt mit vielen seiner treuen Fans, die ihn schon von Anfang an unterstützt haben. Genauso auch mit vielen neuen Fans. Es ist ein großer Trost für mich, dass sie die Erinnerung an Chuck am Leben erhalten. Es ist wundervoll, dass sie mir schreiben und mir ihre Gedanken mitteilen. Ich fühle mich ihnen sehr nahe. Mein Sohn hat in seinem Leben etwas bewirkt und das macht mich sehr stolz.
Ich danke Ihnen sehr für dieses Interview. Gibt es etwas, was Sie den DEATH Fans da draußen gerne sagen würden?
Danke an alle für die Erinnerungen, die ihr mit mir geteilt habt! Danke für die Bilder, Zeichnungen und all die anderen Dinge, die ich von überall zugeschickt bekomme. Gerade habe ich ein sehr schönes Bild aus Italien bekommen. Ich weiß das alles sehr zu schätzen! Ich empfinde eine tiefe Anerkennung dafür, dass ihr, seine geliebten Fans (oder wie er sagte: seine Metal Familie) in der Zeit von Chuck´s Krankheit für ihn da ward und ihm Kraft gabt, als er sie besonders brauchte. Und später gabt ihr mir diesen Trost und gebt ihn mir immer noch. Ich bin sehr glücklich, euch zu haben. Danke für alles.
Zu Chris Reifert müssen wohl nicht viele Worte verloren werden. Er spielte mit Chuck das legendäre „Scream Bloody Gore“ Album ein und gründete nach seiner Zeit bei DEATH die Death Metal Legende AUTOPSY
Hey Chris! Vielen Dank, dass Du Dich für ein kleines Interview bereit erklärt hast!
Kein Problem! Legen wir los.
Wie haben Chuck und Du euch kennengelernt?
Das war aufgrund einer Anzeige, die in einer Ausstrahlung der lokalen Radiostation stattfinden sollte. Ein Freund von mir arbeitete dort und erzählte mir davon. So bekam ich Chuck´s Telefonnummer und rief ihn schneller an als du “fuck-a doodle-doo“ sagen kannst. Er lud mich zu sich nach Hause ein und wir redeten über Metal, Songs und was die Zukunft alles bringen könnte. Ich wollte sicher gehen, dass er weiß, dass ich auf Bands wie Bathory, Sodom, Artillery, Slayer, Possessed, etc. stehe und nicht nur dumm herum rede, sondern diese Musik sehr ernst nehme, auch wenn ich erst 17 Jahre alt bin. Auf der anderen Seite war Chuck damals auch gerade mal 19. Also denke ich, dass es nicht wirklich von Belang war. Haha!
Wie würdest du deine Beziehung zu Chuck beschreiben? Wie würdest du ihn als Person beschreiben?
Wir kamen super miteinander aus und um ehrlich zu sein gab es nie irgendwelche Probleme zwischen uns. Wir waren enge Freunde und hatten eine tolle gemeinsame Zeit. Wir machten die Musik, die wir liebten und das machte uns stark. Auf persönlicher Ebene war Chuck sehr locker und entspannt. Auf der anderen Seite hatte er eine klare Vision vor Augen und war wie getrieben davon, Metal zu spielen und da ich genauso tickte, lagen wir da auf einer Wellenlänge. Außerdem musst du auch bedenken, dass alles zu diesem Zeitpunkt ziemlich sorglos und harmlos war. Geschäftsbeziehungen mit Labels und all der Kram war da gerade erst im Anfangsstadium. Der Druck war minimal und wir beide arglos und naiv in der Sicht, wie die Dinge in der Welt laufen.
Wie lange hat es eigentlich gedauert, “Scream Bloody gore” aufzunehmen? Und kannst du dich noch an kleine Anekdoten rund um die Aufnahmen erinnern? Ihr wart ja doch sehr jung damals. Ich denke, dass es für euch doch sicher abenteuerlich war, euer erstes eigenes Album aufzunehmen, oder?
Ich kann mich nicht mehr so gut erinnern, aber ich glaube, wir haben vier Tage gebraucht, um das Album einzuspielen. Verdammt, es ist 25 Jahre her, dass wir die Scheibe aufnahmen. Wir versuchten, es im Sommer 1986 in Florida aufzunehmen. Doch es klang so beschissen, dass Combat die Aufnahmen abbrachen und wir von vorne anfangen konnten. Wir gingen in ein professionelleres Studio, wo die Leute auch mehr Ahnung von der Materie hatten: Das Music Grinder Studio in Los Angeles. Das war im November desselben Jahres. Wir waren zu dieser Zeit Teenager und diese ganze Sache wirkt aus heutiger Sicht noch sehr surreal auf mich. Damals hatten wir diese Vision vor Augen und gingen unseren Weg. Das Musikstudio war für uns nur ein Stück des Weges, so dass wir die Bedeutung und Reichweite dieses Vorhabens überhaupt nicht realisierten. Es ging alles darum, das beste und härteste Album aufzunehmen, das wir nur irgendwie aufnehmen konnten. In Hollywood herumlaufen und zwischen den Aufnahme Sessions alle die Verrücktheit zu sehen, war interessant. Doch vor allem war es einfach ein großer Moment, sein erstes Album aufzunehmen und ich denke auch heute noch vollen Stolzes daran zurück.
Was ist deine persönliche Meinung über DEATH und die Bedeutung der Band für die Death Metal Szene?
MANTAS und DEATH sind nicht zu unterschätzen in ihrer Bedeutung für die Szene und dem Startschuss für einen neuen Typ extremen Metals. Ich kann als Fan, der ich schon war, bevor ich Teil der Band wurde, sagen, dass ich mich daran erinnere, wie atemberaubend die Demos waren, als ich sie damals hörte und sammelte. Ich hatte keinen Schimmer, dass ich am Ende selbst ein Teil dieser Band sein würde und ich bin glücklich und dankbar dafür, dass es so gekommen ist.
Und was denkst du über die musikalische Entwicklung, die die Band von den rohen Anfängen bis hin zu dem mehr und mehr technischen und progressiven Ansatz nahm? Hörst Du Dir ein Album wie „Sound Of Perserverance“ an?
Ich kann heute alle Stufen für das, was sie für die Entwicklungsgeschichte bedeuteten, wertschätzen. Doch ich muss auch ehrlich sein und sagen, dass ich die frühen Sachen vorziehe. Die Magie beim Hören der ersten Demos, das Mitwirken in der Band und Aufnehmen des Demos und des Albums, sowie die Songs an sich…das alles hatte eine große Bedeutung für mein Leben. Ich weiß, dass Chuck immer das tat, was er wollte, egal ob das Leuten gefiel oder nicht. Somit hat jedes Album seine Existenzberechtigung und jeder Fan hat seinen eigenen Favoriten in der Diskographie.
Warst du eigentlich nach deiner Zeit bei DEATH weiterhin in Kontakt mit Chuck?
Wir hielten tatsächlich den Kontakt aufrecht. Wenn wir uns trafen und zusammen rumhingen, war die Stimmung immer sehr freundschaftlich und gut. Ich bin glücklich darüber, dass wir bis zum Schluss immer gut miteinander auskamen. Kurz vor seinem Tod sprachen wir noch einmal miteinander und scherzten ein wenig herum, obwohl es ihm sichtlich schlecht ging.
Was dachtest oder fühltest du, als du von Chuck´s Krankheit und später von seinem Tod erfuhrst?
Es war echt hart, als ich es erfuhr. Es brauchte seine Zeit, um es überhaupt zu akzeptieren. Ich weiß gar nicht, was ich schreiben soll. Es ist einfach beschissen. Die Welt verlor einen echten Metal Pinoier.
Ok Chris, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für mein kleines Interview genommen hast! Die letzten Worte gehören Dir!
Ich danke Dir vielmals! Ich grüße all die Sickos da draußen, die dieses Interview lesen. Belasst Death Metal als das was er ist: ein fleischfressendes Biest. Cheers and chunks to all....
Rick Rozz gehörte bekanntlich schon zu dem MANTAS Line Up und ist auch auf “Leprosy” zu hören.
Wie würdest Du deine Beziehung zu Chuck beschreiben? Und wie hast du ihn als Person in Erinnerung?
Wir waren in erster Linie Freunde und dann erst Bandkameraden. Alles in allem war er ein feiner Kerl. Er war, genauso wie seine ganze Familie, einfach nett.
Wie und wann hast du Chuck zum ersten Mal getroffen? Kanntet ihr beiden euch schon vor Deiner Zeit bei DEATH?
Wir trafen uns auf einer Gartenparty Ende 1982 und fanden schnell heraus, dass wir viel gemeinsam hatten, was Musik und Einflüsse angeht.
Wie kam es dann zu der Trennung zwischen Dir und DEATH? Ich meine, es wurde viel darüber geschrieben und gesagt. Was ist deine Meinung zu der ganzen Sache?
Das ist ganz einfach. Ich war mehr interessiert and Death und Speed Metal. Technisches Zeugs war so gar nicht mein Ding. Also musste ich gehen. Ich war aber auch ein fauler und schlechter Gitarrist denke ich, haha....
Gab es denn nach eurer Trennung weiterhin Kontakt zwischen Dir und Chuck?
Nicht wirklich, wir beiden zogen unser eigenes Ding durch. Dennoch habe ich nie den Respekt vor ihm verloren.
Kannst Du Dich noch an Deine Gedanken erinnern, als Du von Chuck´s Krankheit und später dann von seinem Tod hörtest?
Ich hatte das Glück, ihm in einer Bar hier in der Gegend in die Arme zu laufen. Das war kurz nach seiner ersten Operation. Wir plauderten über vier Stunden lang über alle möglichen Sachen. Chuck erzählte mir von seiner Operation und zeigte mir die Narbe hinter seinem Ohr. Es war alles fast genauso wie damals auf der Party und wir machten unseren Frieden miteinander.
Rick, vielen Dank für dieses Interview! Die letzten Worte sollen Deine sein!
Ich danke Dir für das Interview! Hallo an alle, die es lesen! Haltet eure Augen offen für meine neue Band ("M") INC. Als letztes: (R.I.P.) Chuck Schuldiner, and bless his family.
Bobby Koelbe spielte auf “Symbolic” neben Chuck Gitarre. Er veredelte die Songs mit seinen tollen und teilweise etwas jazzig anmutenden Soli.
Wie würdest du Deine Beziehung zu Chuck beschreiben? Wie würdest du ihn als Person charakterisieren?
Chuck und ich hatten stets ein gutes Verhältnis zueinander. Sobald es um die Musik ging, verstand ich, dass es seine Band ist und dass ihm das Ergebnis gefallen musste. Auf der anderen Seite gab er mir jeden Freiraum, wenn es um meine Solobeiträge ging. So ließ er mich im Studio tun, was immer ich machen wollte. Er war ein sehr gelassen und freundlich. Er hatte definitiv das Gemüt eines Menschen, der in Zentral Florida aufgewachsen ist. Als ich in der Band war, wohnte ich nur zwei oder drei Meilen entfernt von ihm, so dass wir zusammen rumhingen und Musik hörten. Wir rauchten und tranken und chillten einfach etwas. Er liebte Tiere und hatte mehrere Hunde und Katzen. Er kochte sehr gerne und war wahrlich ein Grillmeister, haha!
Wie hast Du Chuck damals kennengelernt? Kanntet Ihr beiden euch schon vor Deiner Zeit in DEATH? Wie war euer Verhältnis nach deiner Zeit in der Band?
Ich traf Chuck zum ersten Mal im Jahre 1984. Wir hatten einen gemeinsamen Freund und wir beide gingen rüber zu dessen Haus mit all unseren neuen Metal Platten, um dort etwas rumzuhängen und Musik zu hören. Wir alle lebten damals nur für Metal. Unglücklicherweise habe ich Chuck nach meiner Zeit in der Band nicht sehr oft gesehen. Hier und da kam es aber doch dazu. Ich kann mich erinnern, dass ich auch mal zum Proberaum ging und die neuen Bandmitglieder kennenlernte. Wir kamen auch nach meiner Zeit bei DEATH noch sehr gut miteinander aus.
Kannst Du Dich daran erinnern, wann Du Chuck das letzte Mal getroffen hast? Welche Erinnerungen verbindest du mit der Zeit in der Band?
Das letzte Mal, dass ich Chuck gesehen habe, war in einem Club in Orlando. Das muss 2000 gewesen sein denke ich. Zu diesem Zeitpunkt befand er sich auf dem Weg der Besserung und wir alle dachten, er würde es schaffen, den Krebs zu besiegen. Er war mit Shannon dort und ich lief ihm zufällig in die Arme. Es war sehr, sehr schön, ihn zu sehen. Wir umarmten uns mindestens 50 mal, haha. Wir waren sehr betrunken und fielen gemeinsam hin auf dem Parkplatz und lachten uns halbtot. Es ist wirklich eine sehr schöne letzte Erinnerung.
Was die Erinnerungen und Gefühle meine Zeit bei DEATH betreffend angeht, so war dies die tollste professionelle Erfahrung, die ich je gemacht habe. Ich war verdammt froh, in dieser Band zu sein. Ich nahm das an jedem Tag wahr. Es war atemberaubend, in der Lage zu sein, mit Chuck und Gene Hoglan regelmäßig Musik machen zu können. Ich habe sehr schöne Erinnerung, was diese ganze Erfahrung angeht.
Ich denke, dass du einen super Job auf dem „Symbolic“ Album gemacht hast. Deine Soli sind saugut! Wie können wir uns einen Tag im Studio mit Chuck vorstellen?
Danke für das Kompliment. Ich war sehr zufrieden, wie die Dinge liefen. Ein Tag im Studio mit Chuck war für mich buchstäblich ein Tag. Ich ging ins Studio, spielte meine Soli ein und das war es auch schon. Wäre das Studio nicht so weit weg gewesen (Tampa ist ungefähr 90 Meilen von Orlando entfernt), dann bin ich mir sicher, dass ich öfter dort rumgehangen hätte. Für mich war Chuck nie so etwas wie ein Kontrollfreak. Wenn ich etwas einspielte, kam er rein, gab seine Zustimmung und das war´s. Horns up, haha…
Wie liefen die Proben zu dem „Symbolic“ Album ab?
Chuck und Gene probten zu allererst und arbeiteten die Basis der Songs aus. Wenn sie durch waren, kam Kelly dazu und als letztes ich.
Was dachtest du, als du von Chucks Krankheit hörtest? Wie erfuhrst Du von seinem Tod?
Wie ich eben schon mal gesagt habe, dachten wir alle für eine Weile, dass er auf dem Wege der Besserung sei. Ich hörte von seinem Rückfall, aber mir war nicht klar, wie schlecht es ihm ging. Es war ein schlimmer Schock, als ich von seinem Tod erfuhr. Ich hörte davon buchstäblich fünf Minuten vor einem Auftritt mit meiner neuen Band, in der ich auch der Sänger war. Die Leute werden sich sicher sehr darüber gewundert haben, warum ich am weinen war und versuchte zu singen, doch es ging einfach nicht anders. Es war offensichtlich ein großer Verlust für mich.
Ok, Bobby, vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören Dir!
Ich grüße alle Leser und danke euch dafür, das Erbe Chucks und seine Musik am Leben zu halten. Ich bin glücklich und geehrt, ein Teil davon zu sein. Und nach 15 Jahren habe ich damit begonnen, Musik zu schreiben, die hoffentlich zu einem Heavy Metal Projekt wird. Haltet Augen und Ohren diesbezüglich offen. Grüße aus Florida!!!
Scott Clendenin war zu “The Sound Of Perseverance” Zeiten Teil des DEATH Line Ups. Außerdem gehörte er zur Anfangsbesetzung von CONTROL DENIED und wurde dort später von Steve Digiorgio ersetzt.
Wie würdest du dein Verhältnis zu Chuck beschreiben? Wie würdest du ihn als Person beschreiben?
Wir waren Freunde und im Grunde genommen arbeitete ich für ihn in der Band. Wir hingen ein wenig herum in der Zeit, in der ich in der Band war. Ich genoss es, Zeit mit Chuck zu verbringen und wir hatten eine gute Zeit zusammen. Er war eine zuvorkommende und lockere Person. Er liebte das Leben, seine Familie, die meisten Menschen und vor allem Tiere. Er war ein guter Mensch.
Wie hast Du Chuck kennengelernt? Kanntet ihr euch bereits vor deiner Zeit bei DEATH?
Wir kannten uns vor meinem Vorspielen noch nicht. Ich bekam die Chance zum Vorspielen durch den Drummer, mit dem ich zu dieser Zeit zusammen spielte. Gemeint ist Chris Williams, der auf den CONTROL DENIED Demos zu hören ist und im Jahre 2000 verstarb. Anm. d. Verf.
Du warst auch Teil des ersten CONTROL DENIED Line Ups. Wie kam es dazu, dass Du bei den Aufnahmen zu „The Fragile Art Of Existence“ nicht mehr Teil der Band warst?
Nun, ich denke, dass diese Geschichte in den Liner Notes der Wiederveröffentlichung von „The Sound Of Perserverance“ bestens niedergeschrieben ist.
Kannst Du Dich noch daran erinnern, wann Du Chuck das letzte Mal gesehen hast?
Nicht wirklich. Es gab eine Meinungsverschiedenheit zwischen uns während eines Telefonates, nachdem das erste CONTROL DENIED Album aufgenommen worden ist. Ich sprach nie wieder mit ihm nach dieser Sache. Durch Shannon erfuhr ich aber später, dass er keinen Groll gegen mich hegte und mir alles Gute für die Zukunft wünschte. So ging es mir auch mit ihm.
Welche Erinnerungen und Gefühle verbindest Du mit Deiner Zeit bei DEATH?
Ich denke, dass unsere Zeit auf Tour die bedeutendste für mich ist. Außerdem probten wir monatelang, bevor wir irgendwas machten. Auch das waren tolle Zeiten für mich.
Was dachtest Du, als Du von Chucks Krankheit erfuhrst? Wie hast Du von Chucks Tod erfahren?
Ich wusste ja, dass er Probleme hatte, als wir das CONTROL DENIED Album im Morrissound Studio aufnahmen. Er dachte, es sei ein eingeklemmter Nerv oder eine Verspanntheit im Nacken, die bis zum Arm ausstrahlte und starke Schmerzen verursachte. Er ging zu vielen verschiedenen Ärzten und Therapeuten, doch niemand fand etwas. Erst, als ich nicht mehr in der Band war, erfuhr ich durch Shannon, dass es Krebs war.
Die letzten Worte gehören Dir!
Ich arbeite an einem neuen Projekt für das Ende dieses Jahres. Es wird einige Huldigungen an Chuck darauf geben.
Somit wären wir am Ende unseres kleinen DEATH Specials angekommen. Die letzten Worte sollen jedoch Chuck gehören. Dies hat er in seinem letzten Interview zu seiner Krankheit und der Dankbarkeit gegenüber seiner Familie, seinen Freunden und seinen Fans gesagt:
(…)Alles wird anders sein für mich. Auf eine gute Art und Weise. Wir nehmen Dinge als gegeben hin. Es liegt in unserer Natur, alles als normal anzusehen und nichts zu hinterfragen. Doch wir müssen einen Schritt rückwärts gehen, ja manchmal werden wir sogar dazu gezwungen, diesen Schritt zurück zu tun. Dann sind es die ganz alltäglichen Dinge, auf die man sich fokussiert. (…) Ich empfand stets eine persönliche Verbindung zwischen meiner Musik und den Freunden und Fans, die sie unterstützten. Diese Unterstützung geht nun über die Musik hinaus und ich weiß dies mit meinem Herz und meiner Seele wertzuschätzen.
Time is a thing we must accept
The unexpected I sometimes fear.
Just when I feel there's no excuse for what happens,
Things fall into place
I know there is no way to avoid the pain that we must go through
to find the other half that is true
Destiny is what we all seek
Destiny was waiting for you and me
(Destiny)
With many clues, but with few answers
To tell us what it is that we can do
To look for messages that keep us from the truth
(A Moment Of Clarity)
An diesem 13. Dezember 2011 jährte sich der Todestag eines ganz Großen des Metal Genres zum zehnten Mal. Chuck Schuldiner, Begründer des Death Metals und kongenialer Kopf hinter DEATH und CONTROL DENIED verlor im Jahre 2001 den Kampf gegen einen heimtückischen Gegner, den Krebs. Nun, zehn Jahre später, wollen wir einmal mehr dieser beeindruckenden und bedeutenden Persönlichkeit gedenken. Dabei ist auffallend, dass das Interesse an Chuck und seiner Musik ungebrochen ist. Von den rauen Anfängen von „Scream Bloody Gore“ hin zu den progressiven Alben wie „The Sound Of Perseverance“ erfreuen sich die DEATH Alben noch immer großer Beliebtheit. Doch überlassen wir das Vorwort jemandem, der Chuck so gut wie nur wenige kannte. Eric Greif, der ehemalige Manager von DEATH und langjähriger Freund von Chuck.
Erinnerungen an Chuck
Wenn Leute an Chuck Schuldiner denken, dann haben sie natürlich gleich das Bild vor Augen, wie er mit seiner B.C. Rich Stealth auf der Bühne steht. Oder aber, wie er auf youtube mit seinem Florida Akzent ein Interview gibt. Sogar noch mehr Leute werden wohl an die Musik denken, die Chuck erschaffen hat.
Wenn ich an Chuck denke, besonders zu den zwei Malen im Jahr, an denen wir innehalten und ihm gedenken, nämlich an seinem Geburtstag am 13. Mai und an seinem Todestag am 13. Dezember, dann bringen meine Gedanken mich zu viel persönlicheren Erinnerungen: das Rumgerenne in einem Restaurant, schreiend wie kleine Kinder und die Shorts zu den Kniekehlen heruntergezogen. Oder die Wettbewerbe, wer von uns die schärferen Chicken Wings essen kann. Teilweise bis zum Erbrechen. Das Herumfahren in meinem Auto, als wir über CB Funk mit Truckern sprachen und so taten, als seien wir junge Mädchen. Das Anschreien am Telefon in einer Art von negativer, aber dennoch brüderlicher Emotion. Oder das Herumfliegen mit ihm rund um den Globus zwecks Promoarbeit, verblüfft von der Komplexität ausländischer Toiletten. Für mich ist Chuck nicht nur der geniale Erfinder des Death Metals, er ist mein Geschäftspartner, mein Altergenosse und mein Freund. Wir teilten Essen und Shampoo. Wir lachten sehr laut und schrieen uns auch genauso laut an.
Ich hatte das Glück, einige Jahre mit ihm auf diesem Planeten als ein sehr enger Freund (als Teil seines inneren Kreises und seiner Familie) verbringen zu dürfen. Sein Manager zu sein, war eine fordernde aber auch erfüllende Aufgabe und ich war dazu wie gemacht. Wir beide glaubten sehr stark an das Schicksal und an die Pfade, die uns das Leben zur Verfügung stellt. Aufgrund dieses Denkens und des Respekts davor, kann ihm, auch wenn er uns in so einem jungen Alter schon genommen wurde, keiner vorwerfen, sein Leben nicht zu jeder Sekunde gelebt zu haben. Chuck liebte das Leben und er war einer derjenigen, die nach der Devise „carpe diem“ (Nutze den Tag) lebten. Er konnte herumblödeln und ernst sein. Er konnte sauer wie ein Verrückter werden und großherzig sein wie Heiliger. Er konnte die Fassung verlieren und ausrasten wegen etwas in seinem persönlichen Leben und dann hingehen und einen Song wie „Overactive Imagination“ schreiben. Er konnte der Clown, der Gentleman und das Genie in einer Person sein.
Es besteht kein Zweifel darüber, dass er brutal aus dem Leben gerissen wurde. Gerade erst musste ich den Tod meines Vaters verkraften und dabei kamen auch wieder Erinnerungen an Chuck´s Tod vor zehn Jahren hoch. Der Kampf gegen den Hirntumor, der wahrscheinlich schon sehr lange da war, wie eine langsam tickende Zeitbombe, die nur darauf wartete, ihn in die Knie zu zwingen. Es war so gemein, dass er so leiden musste. Niemand verdient das, am wenigsten solch eine nette Person wie Chuck, die der Welt so viele gegeben hat. Ich habe das Glück, diese Dinge zusammen mit seiner Familie weiterhin der Welt verfügbar machen zu können: Von DEATH´s „Scream Bloody Gore“ über „The Sound Of Perseverance“ zu „The Fragile Art Of Existence“ seiner geliebten CONTROL DENIED. Dies alles formt ein Erbe, welches für Generationen anhalten wird.
Ich muss gestehen, dass ich Chuck´s Geburtstag nutze, um sein Leben und Werk gebührend zu feiern. Dieser 13. Dezember, sein zehnter Todestag, wird ein sehr düsterer Tag für mich sein. Zehn gottverdammte Jahre seit dieser Tragödie. Natürlich werde ich einige der wundervollen Tributes und Specials, die geschrieben wurden, lesen und sicher die eine oder andere Träne vergießen. Danach werde ich aber zum Geschäft zurückkehren und sein Erbe aufrechterhalten. Das bedeutet, dass ich mich auf den lebenden und nicht den toten Chuck konzentrieren muss. Damit will ich niemandem von all denen zu nahe treten, die seiner Familie und mir ihr Mitgefühl zum Ausdruck bringen. Es ist einfach meine Ansicht, dass in meiner Welt Chuck im Gedanken allgegenwärtig ist. Als wäre es so, dass er in jeder Sekunde den Raum betreten könnte, um mir einen Witz zu erzählen oder mir ins Ohr zu schreien. Etwas weiter gefasst bleibt sein Andenken solange erhalten, wie Leute seine geniale Musik hören, sich an sein Lächeln erinnern und anderen von dem Genre erzählen, das er in der Garage seiner Mutter erschaffen hat.
As we like to say, keep that metal flowing...
ERIC GREIF
President of Perseverance Holdings Ltd. and former manager of DEATH
December 2011
Die Geschichte von DEATH beginnt mit der Vorgängerband MANTAS. Gegründet wurde MANTAS im Jahre 1983 von Rick Rozz, Kam Lee und Chuck. Neben mehreren Proberaumaufnahmen veröffentlichte das Trio unter diesem Namen das „Death By Metal“ Demo. Kurze Zeit später erfolgte die Umbenennung zu DEATH und 1984 folgte das „Reign Of Terror“ Demo. Das Tape verbreitete sich wie ein Lauffeuer im internationalen Underground. Ein Jahr später, 1985, folgt das „Infernal Death“ Demo. Danach verlassen erst Rick Rozz, dann Kam Lee die Band und gründen kurz darauf die ebenfalls legendären MASSACRE. Im selben Jahr zieht Chuck nach San Francisco und findet neue Mitstreiter (u.a. Schlagzeuger Eric Brecht). In der neuen Besetzung wird das „Back From The Dead“ Demo aufgenommen, bevor auch dieses Line Up wieder zerbricht. Nach einem kurzen Abstecher bei den kanadischen SLAUGHTER trifft Chuck auf Chris Reifert und beide nehmen das legendäre „Mutilation“ Demo auf. Combat Records nimmt die ungestüme Combo daraufhin unter Vertrag. Was nun folgt, ist eine noch legendärere Veröffentlichung: „Scream Bloody Gore“. Das Debütalbum von DEATH wird im November 1986 in den Music Grinder Studios in Los Angeles aufgenommen und gilt als Meilenstein des Genres. Für nicht wenige Leute ist dieses Album die eigentliche Initialzündung des Death Metals weltweit. So düstere, erbarmungslose und harte Musik kannte die Welt zuvor noch nicht und so schlug das Album bei seiner Veröffentlichung im Mai 1987 ein wie eine Bombe. Songs wie „Evil Dead“ und „Zombie Ritual“ gehört auch heute noch zum Grundvokabular eines jeden ernsthaften Death Metal Fans. Übrigens hat ein gewisser John Hand, der als Bassist im Booklet zum Album genannt wird und auch auf einem Foto zu sehen ist, nie eine einzige Note eingespielt. Er stößt kurz nach den Aufnahmen zur Band und verdankt diesem Umstand seine Erwähnung auf „Scream Bloody Gore“. Kurze Zeit später verlässt er die Band auch schon wieder.
1988 geht es für DEATH wieder ins Studio. Chuck hat die ehemaligen MASSACRE Mitglieder Bill Andrews (Drums), Terry Butler (Bass) und Rick Rozz (Gitarre), der ja schon einmal Mitglied der Band war, um sich versammelt, um das Zweitwerk „Leprosy“ einzuspielen. Aufgenommen wird im (heute legendären) Morrisound Studio in Tampa, Florida. „Leprosy“ folgt der Tradition von „Scream Bloody Gore“ und beinhaltet räudigen Death Metal. Dennoch wirken die Songs schon etwas durchdachter, als auf dem groben Vorgänger. Songs wie „Pull The Plug“, „Open Casket“ und „Choke On It“ sprechen für die musikalische Qualität auf „Leprosy“.
Chuck machte über die Jahre immer größere Fortschritte, was sein Gitarrenspiel angeht. Da Rick Rozz seinen Erwartungen nicht mehr gerecht werden konnte, wurde er kurzerhand aus der Band geschmissen und durch den Saitenvirtuosen James Murphy ersetzt. Im Herbst 1989 kehrt die Band in dieser Besetzung erneut in den Morrisound Studios ein, um das dritte Album „Spiritual Healing“ einzuspielen. Dieses Album ist um einiges technischer, vertrackter und melodiöser als seine beiden Vorgänger. Man hört den Songs einfach an, dass Chuck als Musiker und Komponist gereift ist. Hinzu kommen die vielen Soli, die in dieser Form ein Novum darstellten. Vorbei waren die Zeiten der quietschiegen, oft atonalen Saitenschlachten der ersten beiden Alben. Auf „Spiritual Healing“ wird melodiöser und technisch versierter soliert. Insgesamt klingt einfach alles etwas professioneller. „Spiritual Healing“ ist sozusagen die Zwischenwelt zwischen den rauen Erstwerken und den progressiveren Nachfolgern. Zudem ist es das letzte Album unter dem Banner von Combat Records.
Auf „Human“ zeigen sich DEATH, mit deutlich anderer musikalischer Ausrichtung. Zwar spielt die Band immer noch Death Metal, doch die technischen, progressiven Elemente haben nun eindeutig das Zepter übernommen. Nun geht es nicht mehr um kompromisslose Härte, sondern um detailreiche, ausdrucksstarke und filigrane Kunst. Für das Album kann Chuck hochkarätige Musiker verpflichten. Neben Paul Masvidal und Sean Reinert von CYNIC wirkt auch Steve DiGiorgio, Bassgott und enger Freund von Chuck, mit. Der Erfolg läßt nicht lange auf sich warten, so kann es sich die Band sogar erlauben, das Video zu „Lack Of Comprehension“ zu drehen. „Human“ erscheint über Relativity Records, die Combat Records aufgekauft haben.
Wieder ist es Zeit für einen Line Up Wechsel: Auf „Individual Thought Patterns“ agieren neben Chuck der KING DIAMOND Gitarrist Andy LaRoque, Drumtier Gene Hoglan (der kurz zuvor bei DARK ANGEL ausgestiegen ist) und Steve DiGiorgio. Das neue Album ist vollgepackt mit Geniestreichen. Stücke wie „Overactive Imagination“, „Mentally Blind“ oder aber der Übersong „The Philosopher“ (zu dem auch ein Videoclip gedreht wird) sind Blaupausen des technisch ausgefeilten Death Metals, der aber keineswegs die Melodien vermissen lassen. Vertrackte und eingängige Riffs gehen hier eine wundervolle Symbiose ein. Die melodischen Gitarrensoli erzeugen Atmosphäre ohne Ende und das komplizierte, aber immer songdienliche Schlagzeugspiel von Gene Hoglan scheint nicht von dieser Welt zu sein.
DEATH wechseln zu Roadrunner Records und Chuck nimmt mit Bobby Koelble (Gitarre), Kelly Conlon (Bass) und Gene Hoglan am Schlagzeug das wohl eingängigste und melodischste Album seiner Karriere auf: „Symbolic“. Nach einer ausgedehnten Tour entscheidet sich Chuck, DEATH für ungewisse Zeit auf Eis zu legen und gründet CONTROL DENIED. Die neue Band lässt sich grob dem progressivem Power Metal zuordnen. Chuck empfand seinen Gesang schon seit längerer Zeit als die Schwachstelle der DEATH Alben und so sollte bei CONTROL DENIED ein anderer den Posten am Mikro übernehmen. Warrel Dane (NEVERMORE) war Chucks Wunschkandidat, aber aufgrund seiner Verpflichtungen bei NEVERMORE musste Dane absagen und letztendlich bekam ein eher unbekannter Sänger den Zuschlag: Tim Aymar.
1998 kündigt Chuck dann jedoch die Rückkehr von DEATH an. Allerdings soll „The Sound Of Perseverance“ laut Chuck das letzte Album unter dem DEATH Banner sein, da er sich danach voll und ganz auf CONTROL DENIED konzentrieren will. „The Sound Of Perseverance“ enthält auch Stücke, die eigentlich für CONTROL DENIED gedacht waren. So befanden sich die Lieder „Voice Of The Soul“, „Bite The Pain“ und „Moment Of Clarity“ bereits auf den CONTROL DENIED Demos. „The Sound Of Perseverance“ ist so verschroben wie genial. Chuck treibt hier den progressiven Faktor seiner Musik zum Höhepunkt und das Album benötigt viele Hördurchläufe, um zu zünden. Mit diesem letzten DEATH Album hat Schuldiner (wieder) ein echtes Kunstwerk erschaffen und sich selbst ein Denkmal gesetzt. Eine echte Perle in der Veröffentlichungsflut der Metalszene.
Nun begibt sich Chuck mit Shannon Hamm, Steve Digiorgio, Tim Aymar und Richard Christy an das CONTROL DENIED Debütalbum „The Fragile Art Of Existence“. Das Album ist ein Meisterwerk des progressiven Power Metals und unterscheidet sich von „The Sound Of Perseverance“ eigentlich nur durch den Gesang von Tim Aymar. Während der Aufnahmen leidet Chuck unter Schmerzen in Nacken und Arm. Er führt dies auf einen eingeklemmten Nerv zurück und besucht verschiedene Spezialisten. Als keiner etwas finden kann, nimmt er den Rat an und lässt ein CT machen. Die Diagnose: Hirntumor. Während der nächsten Zeit glaubte Chuck stets fest daran, den Krebs besiegen zu können, doch letztlich verlor er am 13. Dezember 2001 den Kampf. Was bleibt, sind die Erinnerungen derer, die Chuck kannten und die Kunst, die dieser eigenwillige wie einzigartige Mensch erschaffen hat. Und das auch zehn Jahre nach seinem Tod noch so viele Leute sich an Chuck erinnern und seine Musik auch heute noch nichts an ihrer Brillanz und Güte verloren hat, zeigt auf, welch großer Verlust der Tod dieses Visionärs für die Musik bedeutet. Vom menschlichen Verlust ganz zu schweigen.
Um dieses DEATH Special etwas persönlicher zu gestalten, habe ich einigen Weggefährten von Chuck ein paar Fragen über ihn gestellt. Besonders stolz macht es mich, dass sich Chucks Mutter, Jane Schuldiner, dazu bereit erklärt hat, einige meiner Fragen zu beantworten und mit uns einige ihrer kostbaren Erinnerungen teilt.
Hallo Mrs Schuldiner! Vielen Dank, dass Sie dieses Interview mit mir machen! Ich hoffe, es geht Ihnen gut? Hier sind also ein paar Fragen an Sie…
Können Sie uns ein wenig über Chuck´s Kindheit erzählen?
Chuck wurde am 13. Mai 1967 in Long Island, New York geboren. Ein Jahr später zogen wir jedoch nach Florida. Chuck genoss eine Kindheit voller Campingtrips der Familie und Strandausflüge. Er sagte mir auch später, dass er seine Kindheit als behütet und schön empfand. Er spielte gerne in den Wäldern, die nahe unserem Haus lagen. Er hatte eine Schwester namens Beth und einen älteren Bruder namens Frank. Sie verstanden sich gut und spielten viel miteinander, aber er hatte auch viele Freunde aus der Nachbarschaft. Der Verlust seines Bruders Frank, der bei einem Unfall 1976 ums Leben kam, hat ihn sehr getroffen und beschäftigte ihn ein Leben lang.
Können Sie sich daran erinnern, wann Chuck begann, Metal Musik zu hören? Wann fing er mit dem Gitarrespielen an? Gab es einen bestimmten Zeitpunkt, an dem Sie das große musikalische Talent und Potential ihres Sohnes bemerkten?
Chuck fing mit einer Akustik Gitarre an, als er neun Jahre alt war. Er hatte auch für eine kurze Zeit Gitarrenstunden, doch er war ziemlich schnell davon gelangweilt und wechselte dann zur E-Gitarre. Wir dachten nie daran, dass daraus mehr werden würde, als einfach nur etwas Spaß zu haben. Doch dann begann er eigene Songs zu schreiben und seine Fertigkeiten an der Gitarre wuchsen auch stetig. Außerdem fing er an, Demos mit Leuten aus aller Welt zu tauschen. Er schloss Kontakte durch Fanzines und rückblickend war das alles der Anfang von Chuck´s musikalischer Laufbahn. Er hob alle Demos und Briefe auf.
Ich habe seine erste E-Gitarre damals bei einem Garagenverkauf für ihn gekauft und ich besitze die Gitarre heute noch. Er hat sie nie weggeben. Damals sollte die Gitarre Trost spenden, denn Chuck hatte seinen Bruder verloren. Später erzählte mir Chuck, dass die Gitarre tatsächlich eine große Hilfe war. Er konnte seine Gedanken und Gefühle musikalisch ausdrücken und vieles auf „Scream Bloody Gore“ hat auch mit der Verlust von Frank zu tun. Beispielsweise der Text zu „Open Casket“.
Was dachten sie eigentlich damals, als Chuck von zuhause wegzog, um in verschiedenen Bands zu spielen. Hatten sie Angst, dass etwas schief gehen könnte?
Ja natürlich waren wir zuerst nervös. Er war noch nie alleine verreist, immer nur zusammen mit der Familie. 1986 zog er dann nach Kanada, um sich der Band SLAUGHTER anzuschließen, 1987 zog er nach San Francisco, wo er Chris Reifert kennen lernte. Wir waren beunruhigt, doch wir mussten ihn ziehen lassen, damit er sein Schicksal und seine Bestimmung findet. Und er hat uns nie enttäuscht. Er wusste, dass er stets auf unsere Hilfe zählen konnte, wenn irgendetwas schief gegangen wäre. Ein Anruf hätte genügt. Wir versuchten stets, ihn bei seinen Vorhaben zu unterstützen. Er probte mit seinen Freunden in unserer Garage und wir hatten nie ein Problem damit und versorgten sie mit Essen und Trinken. Er hat auch die Schule nicht abgeschlossen, was uns sehr besorgt hat. Doch für ihn war klar, dass er es mit der Musik schaffen würde und er behielt recht.
Wie würden Sie Chuck als Person beschreiben?
Chuck war immer eine liebenswerte und zuvorkommende Person, als er heranwuchs. Er war respektvoll und durch und durch gut. Er war stets sehr menschlich und er liebte seine Tiere. So war er sein ganzes Leben lang, er hatte auch zeitlebens immer Haustiere.
Einige Leute, insbesondere ehemalige DEATH Mitglieder, behaupten ja, dass das Arbeiten mit Chuck alles andere als einfach war. Er wird als eine schwierige Persönlichkeit beschrieben. Wie denken Sie darüber? Oder war Chuck nur kompliziert und schwierig, wenn es um die Musik ging?
Ja, es passierte, als er in die Musikwelt eintauchte mit all den Plattenfirmen, dem Klatsch und Tratsch und auch dem Druck. Nur in diesen Situationen bemerkten wir, die ihn gut kannten, was das alles ihm abverlangte. Chuck nahm sein Werk, seine Musik sehr ernst. Er war stets ein Perfektionist und er wollte die besten Leute der Musikwelt um sich haben, egal ob es um Musiker, Labels oder Manager ging. Und wenn er sicherging, die besten Leute zu bekommen, wozu er ja auch jedes Recht hatte und was sozusagen eine innere Verpflichtung für ihn darstellte, kritisieren ihn schlechtgelaunte Leute dafür. Ich finde es nicht gut, was einige Leute über ihn sagten, doch Chuck meinte, dass all das am Ende nicht wirklich von Belang war. Leute, die ihn privat kannten, wussten, welch nette und liebevolle Person er war. Chuck sagte mal, dass es ein Glück für ihn wäre, wenn er einfach nur Musik für seine Fans machen könnte und mit der ganzen geschäftlichen Seite nichts zu tun hätte.
Was machte Chuck eigentlich außerhalb der Musik so? Welche anderen Hobbies hatte er?
Chuck arbeitete gerne in seinem Garten. Er kümmerte sich um alles und setzte Pflanzen und Bäume ein. Er war ein sehr naturliebender Mensch. Außerdem malte er sehr gerne und machte sogar etwas Bildhauerei. Ich habe von beidem noch Werke, die er gemacht hat. Außerdem kochte er sehr gerne und war für seine Kochkünste bekannt. Er entwickelte auch eigene Rezepte. Er kümmerte sich um seine Tiere, nämlich drei Hunde und eine Katze.
Chuck machte sehr harte Zeiten durch. Es gab eine Zeit, in der er dachte, den Kampf gegen den Krebs gewonnen zu haben. Doch dann kam der Krebs zurück. Wie kam er mit der ganzen Situation zurecht, wie ging er damit um?
Das ist eine sehr persönliche Frage, doch was ich sagen kann, ist, dass Chuck nie die Hoffnung verlor. Er glaubte immer an eine glückliche Fügung und freute sich auf die Zukunft. Er war einfach so. Am Ende akzeptierte er sein Schicksal. Er hätte gerne eine Familie mit seiner Freundin Kim gegründet. Er machte sich auch Sorgen um seine Tiere und was mit ihnen passiert, wenn er nicht mehr da ist. Er sorgte dafür, dass es ihnen nach seinem Tod gut gehen würde. Genauso sorgte er sich auch um seine Schwester, seinen Neffen und um mich. Die Familie stand immer an erster Stelle. Er bleibt immer in unseren Gedanken und wir lieben und vermissen ihn unendlich. Für mich ist wichtig, dass er zufrieden mit dem war, was er in seinem Leben erreicht hat.
Was dachte Chuck denn über den Tod? War er ein gläubiger Mensch?
Chuck bezeichnete sich selbst immer als eine gläubige Person. Er wollte eingeäschert werden. Seine Asche wurde in dem Wald verstreut, in dem er als kleines Kind gerne spielte.
Was passierte eigentlich mit Chucks Sachen wie beispielsweise seiner Gitarre?
Chuck hat all seine Musikinstrumente seinem Neffen Christopher vermacht. Er hat ihm auch damals gezeigt, wie man Gitarre spielt.
Die Veröffentlichung des zweiten CONTROL DENIED Albums wurde in der Vergangenheit unterbunden. Gibt es die Möglichkeit, dass das Album doch noch eines Tages veröffentlicht wird?
Aber natürlich, daran wird zurzeit gearbeitet. Wenn dieses Interview erscheint, sollte sich die Frage erübrigt haben!
Nun, zehn Jahre nach dem Tod von Chuck, ist er noch immer nicht vergessen von den vielen Metal Fans weltweit. Was denken und fühlen Sie, wenn sie sehen wie viele Leute die Erinnerung an Chuck aufrechterhalten?
Ich bin noch immer in Kontakt mit vielen seiner treuen Fans, die ihn schon von Anfang an unterstützt haben. Genauso auch mit vielen neuen Fans. Es ist ein großer Trost für mich, dass sie die Erinnerung an Chuck am Leben erhalten. Es ist wundervoll, dass sie mir schreiben und mir ihre Gedanken mitteilen. Ich fühle mich ihnen sehr nahe. Mein Sohn hat in seinem Leben etwas bewirkt und das macht mich sehr stolz.
Ich danke Ihnen sehr für dieses Interview. Gibt es etwas, was Sie den DEATH Fans da draußen gerne sagen würden?
Danke an alle für die Erinnerungen, die ihr mit mir geteilt habt! Danke für die Bilder, Zeichnungen und all die anderen Dinge, die ich von überall zugeschickt bekomme. Gerade habe ich ein sehr schönes Bild aus Italien bekommen. Ich weiß das alles sehr zu schätzen! Ich empfinde eine tiefe Anerkennung dafür, dass ihr, seine geliebten Fans (oder wie er sagte: seine Metal Familie) in der Zeit von Chuck´s Krankheit für ihn da ward und ihm Kraft gabt, als er sie besonders brauchte. Und später gabt ihr mir diesen Trost und gebt ihn mir immer noch. Ich bin sehr glücklich, euch zu haben. Danke für alles.
Zu Chris Reifert müssen wohl nicht viele Worte verloren werden. Er spielte mit Chuck das legendäre „Scream Bloody Gore“ Album ein und gründete nach seiner Zeit bei DEATH die Death Metal Legende AUTOPSY
Hey Chris! Vielen Dank, dass Du Dich für ein kleines Interview bereit erklärt hast!
Kein Problem! Legen wir los.
Wie haben Chuck und Du euch kennengelernt?
Das war aufgrund einer Anzeige, die in einer Ausstrahlung der lokalen Radiostation stattfinden sollte. Ein Freund von mir arbeitete dort und erzählte mir davon. So bekam ich Chuck´s Telefonnummer und rief ihn schneller an als du “fuck-a doodle-doo“ sagen kannst. Er lud mich zu sich nach Hause ein und wir redeten über Metal, Songs und was die Zukunft alles bringen könnte. Ich wollte sicher gehen, dass er weiß, dass ich auf Bands wie Bathory, Sodom, Artillery, Slayer, Possessed, etc. stehe und nicht nur dumm herum rede, sondern diese Musik sehr ernst nehme, auch wenn ich erst 17 Jahre alt bin. Auf der anderen Seite war Chuck damals auch gerade mal 19. Also denke ich, dass es nicht wirklich von Belang war. Haha!
Wie würdest du deine Beziehung zu Chuck beschreiben? Wie würdest du ihn als Person beschreiben?
Wir kamen super miteinander aus und um ehrlich zu sein gab es nie irgendwelche Probleme zwischen uns. Wir waren enge Freunde und hatten eine tolle gemeinsame Zeit. Wir machten die Musik, die wir liebten und das machte uns stark. Auf persönlicher Ebene war Chuck sehr locker und entspannt. Auf der anderen Seite hatte er eine klare Vision vor Augen und war wie getrieben davon, Metal zu spielen und da ich genauso tickte, lagen wir da auf einer Wellenlänge. Außerdem musst du auch bedenken, dass alles zu diesem Zeitpunkt ziemlich sorglos und harmlos war. Geschäftsbeziehungen mit Labels und all der Kram war da gerade erst im Anfangsstadium. Der Druck war minimal und wir beide arglos und naiv in der Sicht, wie die Dinge in der Welt laufen.
Wie lange hat es eigentlich gedauert, “Scream Bloody gore” aufzunehmen? Und kannst du dich noch an kleine Anekdoten rund um die Aufnahmen erinnern? Ihr wart ja doch sehr jung damals. Ich denke, dass es für euch doch sicher abenteuerlich war, euer erstes eigenes Album aufzunehmen, oder?
Ich kann mich nicht mehr so gut erinnern, aber ich glaube, wir haben vier Tage gebraucht, um das Album einzuspielen. Verdammt, es ist 25 Jahre her, dass wir die Scheibe aufnahmen. Wir versuchten, es im Sommer 1986 in Florida aufzunehmen. Doch es klang so beschissen, dass Combat die Aufnahmen abbrachen und wir von vorne anfangen konnten. Wir gingen in ein professionelleres Studio, wo die Leute auch mehr Ahnung von der Materie hatten: Das Music Grinder Studio in Los Angeles. Das war im November desselben Jahres. Wir waren zu dieser Zeit Teenager und diese ganze Sache wirkt aus heutiger Sicht noch sehr surreal auf mich. Damals hatten wir diese Vision vor Augen und gingen unseren Weg. Das Musikstudio war für uns nur ein Stück des Weges, so dass wir die Bedeutung und Reichweite dieses Vorhabens überhaupt nicht realisierten. Es ging alles darum, das beste und härteste Album aufzunehmen, das wir nur irgendwie aufnehmen konnten. In Hollywood herumlaufen und zwischen den Aufnahme Sessions alle die Verrücktheit zu sehen, war interessant. Doch vor allem war es einfach ein großer Moment, sein erstes Album aufzunehmen und ich denke auch heute noch vollen Stolzes daran zurück.
Was ist deine persönliche Meinung über DEATH und die Bedeutung der Band für die Death Metal Szene?
MANTAS und DEATH sind nicht zu unterschätzen in ihrer Bedeutung für die Szene und dem Startschuss für einen neuen Typ extremen Metals. Ich kann als Fan, der ich schon war, bevor ich Teil der Band wurde, sagen, dass ich mich daran erinnere, wie atemberaubend die Demos waren, als ich sie damals hörte und sammelte. Ich hatte keinen Schimmer, dass ich am Ende selbst ein Teil dieser Band sein würde und ich bin glücklich und dankbar dafür, dass es so gekommen ist.
Und was denkst du über die musikalische Entwicklung, die die Band von den rohen Anfängen bis hin zu dem mehr und mehr technischen und progressiven Ansatz nahm? Hörst Du Dir ein Album wie „Sound Of Perserverance“ an?
Ich kann heute alle Stufen für das, was sie für die Entwicklungsgeschichte bedeuteten, wertschätzen. Doch ich muss auch ehrlich sein und sagen, dass ich die frühen Sachen vorziehe. Die Magie beim Hören der ersten Demos, das Mitwirken in der Band und Aufnehmen des Demos und des Albums, sowie die Songs an sich…das alles hatte eine große Bedeutung für mein Leben. Ich weiß, dass Chuck immer das tat, was er wollte, egal ob das Leuten gefiel oder nicht. Somit hat jedes Album seine Existenzberechtigung und jeder Fan hat seinen eigenen Favoriten in der Diskographie.
Warst du eigentlich nach deiner Zeit bei DEATH weiterhin in Kontakt mit Chuck?
Wir hielten tatsächlich den Kontakt aufrecht. Wenn wir uns trafen und zusammen rumhingen, war die Stimmung immer sehr freundschaftlich und gut. Ich bin glücklich darüber, dass wir bis zum Schluss immer gut miteinander auskamen. Kurz vor seinem Tod sprachen wir noch einmal miteinander und scherzten ein wenig herum, obwohl es ihm sichtlich schlecht ging.
Was dachtest oder fühltest du, als du von Chuck´s Krankheit und später von seinem Tod erfuhrst?
Es war echt hart, als ich es erfuhr. Es brauchte seine Zeit, um es überhaupt zu akzeptieren. Ich weiß gar nicht, was ich schreiben soll. Es ist einfach beschissen. Die Welt verlor einen echten Metal Pinoier.
Ok Chris, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für mein kleines Interview genommen hast! Die letzten Worte gehören Dir!
Ich danke Dir vielmals! Ich grüße all die Sickos da draußen, die dieses Interview lesen. Belasst Death Metal als das was er ist: ein fleischfressendes Biest. Cheers and chunks to all....
Rick Rozz gehörte bekanntlich schon zu dem MANTAS Line Up und ist auch auf “Leprosy” zu hören.
Wie würdest Du deine Beziehung zu Chuck beschreiben? Und wie hast du ihn als Person in Erinnerung?
Wir waren in erster Linie Freunde und dann erst Bandkameraden. Alles in allem war er ein feiner Kerl. Er war, genauso wie seine ganze Familie, einfach nett.
Wie und wann hast du Chuck zum ersten Mal getroffen? Kanntet ihr beiden euch schon vor Deiner Zeit bei DEATH?
Wir trafen uns auf einer Gartenparty Ende 1982 und fanden schnell heraus, dass wir viel gemeinsam hatten, was Musik und Einflüsse angeht.
Wie kam es dann zu der Trennung zwischen Dir und DEATH? Ich meine, es wurde viel darüber geschrieben und gesagt. Was ist deine Meinung zu der ganzen Sache?
Das ist ganz einfach. Ich war mehr interessiert and Death und Speed Metal. Technisches Zeugs war so gar nicht mein Ding. Also musste ich gehen. Ich war aber auch ein fauler und schlechter Gitarrist denke ich, haha....
Gab es denn nach eurer Trennung weiterhin Kontakt zwischen Dir und Chuck?
Nicht wirklich, wir beiden zogen unser eigenes Ding durch. Dennoch habe ich nie den Respekt vor ihm verloren.
Kannst Du Dich noch an Deine Gedanken erinnern, als Du von Chuck´s Krankheit und später dann von seinem Tod hörtest?
Ich hatte das Glück, ihm in einer Bar hier in der Gegend in die Arme zu laufen. Das war kurz nach seiner ersten Operation. Wir plauderten über vier Stunden lang über alle möglichen Sachen. Chuck erzählte mir von seiner Operation und zeigte mir die Narbe hinter seinem Ohr. Es war alles fast genauso wie damals auf der Party und wir machten unseren Frieden miteinander.
Rick, vielen Dank für dieses Interview! Die letzten Worte sollen Deine sein!
Ich danke Dir für das Interview! Hallo an alle, die es lesen! Haltet eure Augen offen für meine neue Band ("M") INC. Als letztes: (R.I.P.) Chuck Schuldiner, and bless his family.
Bobby Koelbe spielte auf “Symbolic” neben Chuck Gitarre. Er veredelte die Songs mit seinen tollen und teilweise etwas jazzig anmutenden Soli.
Wie würdest du Deine Beziehung zu Chuck beschreiben? Wie würdest du ihn als Person charakterisieren?
Chuck und ich hatten stets ein gutes Verhältnis zueinander. Sobald es um die Musik ging, verstand ich, dass es seine Band ist und dass ihm das Ergebnis gefallen musste. Auf der anderen Seite gab er mir jeden Freiraum, wenn es um meine Solobeiträge ging. So ließ er mich im Studio tun, was immer ich machen wollte. Er war ein sehr gelassen und freundlich. Er hatte definitiv das Gemüt eines Menschen, der in Zentral Florida aufgewachsen ist. Als ich in der Band war, wohnte ich nur zwei oder drei Meilen entfernt von ihm, so dass wir zusammen rumhingen und Musik hörten. Wir rauchten und tranken und chillten einfach etwas. Er liebte Tiere und hatte mehrere Hunde und Katzen. Er kochte sehr gerne und war wahrlich ein Grillmeister, haha!
Wie hast Du Chuck damals kennengelernt? Kanntet Ihr beiden euch schon vor Deiner Zeit in DEATH? Wie war euer Verhältnis nach deiner Zeit in der Band?
Ich traf Chuck zum ersten Mal im Jahre 1984. Wir hatten einen gemeinsamen Freund und wir beide gingen rüber zu dessen Haus mit all unseren neuen Metal Platten, um dort etwas rumzuhängen und Musik zu hören. Wir alle lebten damals nur für Metal. Unglücklicherweise habe ich Chuck nach meiner Zeit in der Band nicht sehr oft gesehen. Hier und da kam es aber doch dazu. Ich kann mich erinnern, dass ich auch mal zum Proberaum ging und die neuen Bandmitglieder kennenlernte. Wir kamen auch nach meiner Zeit bei DEATH noch sehr gut miteinander aus.
Kannst Du Dich daran erinnern, wann Du Chuck das letzte Mal getroffen hast? Welche Erinnerungen verbindest du mit der Zeit in der Band?
Das letzte Mal, dass ich Chuck gesehen habe, war in einem Club in Orlando. Das muss 2000 gewesen sein denke ich. Zu diesem Zeitpunkt befand er sich auf dem Weg der Besserung und wir alle dachten, er würde es schaffen, den Krebs zu besiegen. Er war mit Shannon dort und ich lief ihm zufällig in die Arme. Es war sehr, sehr schön, ihn zu sehen. Wir umarmten uns mindestens 50 mal, haha. Wir waren sehr betrunken und fielen gemeinsam hin auf dem Parkplatz und lachten uns halbtot. Es ist wirklich eine sehr schöne letzte Erinnerung.
Was die Erinnerungen und Gefühle meine Zeit bei DEATH betreffend angeht, so war dies die tollste professionelle Erfahrung, die ich je gemacht habe. Ich war verdammt froh, in dieser Band zu sein. Ich nahm das an jedem Tag wahr. Es war atemberaubend, in der Lage zu sein, mit Chuck und Gene Hoglan regelmäßig Musik machen zu können. Ich habe sehr schöne Erinnerung, was diese ganze Erfahrung angeht.
Ich denke, dass du einen super Job auf dem „Symbolic“ Album gemacht hast. Deine Soli sind saugut! Wie können wir uns einen Tag im Studio mit Chuck vorstellen?
Danke für das Kompliment. Ich war sehr zufrieden, wie die Dinge liefen. Ein Tag im Studio mit Chuck war für mich buchstäblich ein Tag. Ich ging ins Studio, spielte meine Soli ein und das war es auch schon. Wäre das Studio nicht so weit weg gewesen (Tampa ist ungefähr 90 Meilen von Orlando entfernt), dann bin ich mir sicher, dass ich öfter dort rumgehangen hätte. Für mich war Chuck nie so etwas wie ein Kontrollfreak. Wenn ich etwas einspielte, kam er rein, gab seine Zustimmung und das war´s. Horns up, haha…
Wie liefen die Proben zu dem „Symbolic“ Album ab?
Chuck und Gene probten zu allererst und arbeiteten die Basis der Songs aus. Wenn sie durch waren, kam Kelly dazu und als letztes ich.
Was dachtest du, als du von Chucks Krankheit hörtest? Wie erfuhrst Du von seinem Tod?
Wie ich eben schon mal gesagt habe, dachten wir alle für eine Weile, dass er auf dem Wege der Besserung sei. Ich hörte von seinem Rückfall, aber mir war nicht klar, wie schlecht es ihm ging. Es war ein schlimmer Schock, als ich von seinem Tod erfuhr. Ich hörte davon buchstäblich fünf Minuten vor einem Auftritt mit meiner neuen Band, in der ich auch der Sänger war. Die Leute werden sich sicher sehr darüber gewundert haben, warum ich am weinen war und versuchte zu singen, doch es ging einfach nicht anders. Es war offensichtlich ein großer Verlust für mich.
Ok, Bobby, vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören Dir!
Ich grüße alle Leser und danke euch dafür, das Erbe Chucks und seine Musik am Leben zu halten. Ich bin glücklich und geehrt, ein Teil davon zu sein. Und nach 15 Jahren habe ich damit begonnen, Musik zu schreiben, die hoffentlich zu einem Heavy Metal Projekt wird. Haltet Augen und Ohren diesbezüglich offen. Grüße aus Florida!!!
Scott Clendenin war zu “The Sound Of Perseverance” Zeiten Teil des DEATH Line Ups. Außerdem gehörte er zur Anfangsbesetzung von CONTROL DENIED und wurde dort später von Steve Digiorgio ersetzt.
Wie würdest du dein Verhältnis zu Chuck beschreiben? Wie würdest du ihn als Person beschreiben?
Wir waren Freunde und im Grunde genommen arbeitete ich für ihn in der Band. Wir hingen ein wenig herum in der Zeit, in der ich in der Band war. Ich genoss es, Zeit mit Chuck zu verbringen und wir hatten eine gute Zeit zusammen. Er war eine zuvorkommende und lockere Person. Er liebte das Leben, seine Familie, die meisten Menschen und vor allem Tiere. Er war ein guter Mensch.
Wie hast Du Chuck kennengelernt? Kanntet ihr euch bereits vor deiner Zeit bei DEATH?
Wir kannten uns vor meinem Vorspielen noch nicht. Ich bekam die Chance zum Vorspielen durch den Drummer, mit dem ich zu dieser Zeit zusammen spielte. Gemeint ist Chris Williams, der auf den CONTROL DENIED Demos zu hören ist und im Jahre 2000 verstarb. Anm. d. Verf.
Du warst auch Teil des ersten CONTROL DENIED Line Ups. Wie kam es dazu, dass Du bei den Aufnahmen zu „The Fragile Art Of Existence“ nicht mehr Teil der Band warst?
Nun, ich denke, dass diese Geschichte in den Liner Notes der Wiederveröffentlichung von „The Sound Of Perserverance“ bestens niedergeschrieben ist.
Kannst Du Dich noch daran erinnern, wann Du Chuck das letzte Mal gesehen hast?
Nicht wirklich. Es gab eine Meinungsverschiedenheit zwischen uns während eines Telefonates, nachdem das erste CONTROL DENIED Album aufgenommen worden ist. Ich sprach nie wieder mit ihm nach dieser Sache. Durch Shannon erfuhr ich aber später, dass er keinen Groll gegen mich hegte und mir alles Gute für die Zukunft wünschte. So ging es mir auch mit ihm.
Welche Erinnerungen und Gefühle verbindest Du mit Deiner Zeit bei DEATH?
Ich denke, dass unsere Zeit auf Tour die bedeutendste für mich ist. Außerdem probten wir monatelang, bevor wir irgendwas machten. Auch das waren tolle Zeiten für mich.
Was dachtest Du, als Du von Chucks Krankheit erfuhrst? Wie hast Du von Chucks Tod erfahren?
Ich wusste ja, dass er Probleme hatte, als wir das CONTROL DENIED Album im Morrissound Studio aufnahmen. Er dachte, es sei ein eingeklemmter Nerv oder eine Verspanntheit im Nacken, die bis zum Arm ausstrahlte und starke Schmerzen verursachte. Er ging zu vielen verschiedenen Ärzten und Therapeuten, doch niemand fand etwas. Erst, als ich nicht mehr in der Band war, erfuhr ich durch Shannon, dass es Krebs war.
Die letzten Worte gehören Dir!
Ich arbeite an einem neuen Projekt für das Ende dieses Jahres. Es wird einige Huldigungen an Chuck darauf geben.
Somit wären wir am Ende unseres kleinen DEATH Specials angekommen. Die letzten Worte sollen jedoch Chuck gehören. Dies hat er in seinem letzten Interview zu seiner Krankheit und der Dankbarkeit gegenüber seiner Familie, seinen Freunden und seinen Fans gesagt:
(…)Alles wird anders sein für mich. Auf eine gute Art und Weise. Wir nehmen Dinge als gegeben hin. Es liegt in unserer Natur, alles als normal anzusehen und nichts zu hinterfragen. Doch wir müssen einen Schritt rückwärts gehen, ja manchmal werden wir sogar dazu gezwungen, diesen Schritt zurück zu tun. Dann sind es die ganz alltäglichen Dinge, auf die man sich fokussiert. (…) Ich empfand stets eine persönliche Verbindung zwischen meiner Musik und den Freunden und Fans, die sie unterstützten. Diese Unterstützung geht nun über die Musik hinaus und ich weiß dies mit meinem Herz und meiner Seele wertzuschätzen.
Time is a thing we must accept
The unexpected I sometimes fear.
Just when I feel there's no excuse for what happens,
Things fall into place
I know there is no way to avoid the pain that we must go through
to find the other half that is true
Destiny is what we all seek
Destiny was waiting for you and me
(Destiny)