Aaron kümmerts nicht, kein "truer" Doom zu sein


Interview mit My Dying Bride
Doom Metal aus Großbritannien - Halifex
Die Insulaner von der sterbenden Braut sind auch nach all den Jahren das Flaggschiff des todtraurigen Doom Metal, haben einst gar eine Stilrichtung mitkreiert. Mit „Sinnamorata“ legen die Briten nun eine DVD Veröffentlichung vor, die dem geneigten Suizidalen einen Einblick in die Liveaktivität der Band geben soll. Außerdem steht bald mal wieder ein neues Album an. Grund genug also für einen Plausch mit Sänger und Frontmasochist Aaron Stainthorpe.

Hallo Aaron! Erzähl doch bitte zu aller erst was ihr gerade so macht, und was für die nähere Zukunft geplant ist.

Hallo! Wir bereiten uns gerade auf unsere beiden einzigen UK Shows dieses Jahr vor, und wenn die erst mal vorbei sind, machen wir uns verstärkt ans Song schreiben für den nächsten Langspieler.

Ihr habt nun gerade eure DVD „Sinnamorata“ veröffentlicht. Warum habt ihr dafür diesen Zeitpunkt gewählt, und was bedeutet der geheimnisvolle Name?

Wir wollen den Leuten einfach die Möglichkeit geben uns einmal live zu sehen, und darüber hinaus noch Zugang zu Foto und Bootleg Material ermöglichen. Eigentlich sollte die DVD schon viel früher auf den Markt kommen, doch aufgrund technischer Schwierigkeiten konnte der eigentliche Termin nicht eingehalten werden. Aber das hat ja eigentlich nichts mit der Band zu tun. Der Name kommt von „Innamorata“ was so viel bedeutet wie „sehr verliebt in jemanden sein“. Wir haben dann noch ein einzelnes „S“ hinzugefügt um es ein wenig sündiger zu machen.

Inwiefern ist die Live Performance nachbearbeitet oder verbessert? Man hört von damaligen Konzertbesuchern, dass der Sound ziemlich breiig und schlecht gewesen sein soll.

Der Sound bei dieser Show war in meinen Ohren exzellent. Wer auch immer erzählt, dass er schlecht gewesen sei, war entweder nicht dort oder außerhalb der Halle. Sicherlich hatten wir Studiobearbeitung, aber das war lediglich um kleinere Ungereimtheiten zu entfernen. Am Sound wurde nichts verändert oder hinzugefügt.

Ein Bonus Feature der neuen DVD sind Video Clips. Wie wichtig hältst Du so etwas für eine Band wie MY DYING BRIDE?

Sie sind sicherlich für Promotionzwecke nützlich und manchmal auch verdammt spaßig, aber im Endeffekt bewerten wir sie nicht zu hoch. Wir bevorzugen da den Weg, dass die Musik für sich selbst steht.

Des Weiteren sind da einige Videoclips die von Fans erstellt worden sind. Was hälst Du von diesen Kunstwerken und was bedeutet es für Euch, dass Leute so viel Zeit und Arbeit reinstecken?

Ich bin absolut begeistert darüber, dass Fans sich von unserer Musik zu so etwas inspirieren lassen. Man hat uns verdammt viel Zeug geschickt. Fotos, Gemälde, Skulpturen und jede andere erdenkliche Art von Medium. Und da haben wir beschlossen einiges davon auf die DVD zu nehmen. Die Videos sind sicherlich keine Meisterwerke, aber das ist ja gar nicht der Punkt. Man muss schließlich bedenken, dass sie von Menschen erstellt wurden ohne Geld und sonstiges, nur weil die es wollten. Jeder der etwas an diesen Clips auszusetzen hat sollte entweder die Klappe halten oder es besser machen.

Euer letztes Album liegt nun auch schon wieder zwei Jahre zurück. Kannst Du denn schon etwas zu einem neuen Album oder zu neuen Songs sagen?

Wir haben bisher lediglich ein paar Gitarrenriffs geschrieben, und einige wenige Texte. Aber das ist alles noch nichts Handfestes. Wir werden uns darauf erst dann richtig konzentrieren, wenn die beiden schon angesprochenen ausstehenden Auftritte vorbei sind.

Wieso gibt’s von Euch denn allgemein so wenig Live Aktivität? Vor allem in Deutschland ist es ja schon ewig her dass man MY DYING BRIDE das letzte mal livehaftig bewundern konnte.

Wir stehen nicht so darauf zu oft live zu spielen, weil wir der Meinung sind, dass das einiges von der Atmosphäre eines Livekonzertes zerstören würde. Unsere Shows sind sehr intensiv und von der Atmosphäre her sehr dunkel und mystisch. Das Publikum geht dann auch dementsprechend in der Musik auf, denn sie wissen, dass wir für ein paar Jahre nicht mehr live zu sehen sein werden. Ich bin der Meinung, dass viele Bands, die ständig touren einfach langweilig sind. In Deutschland werden wir aber rechtzeitig zum nächsten Album wieder unterwegs sein. Das müsste dann so im Herbst 2006 soweit sein.

Wenn ihr heute auf Eure Karriere zurück blickt, was geht euch da durch den Kopf? Was meint ihr hat MY DYING BRIDE für einen Wert und Status, im speziellen für den Doom Metal?

Anscheinend bekommen wir ziemlich viel Respekt vom Großteil der Doom Szene gezollt für das was wir tun. Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass wir niemals eine Art „Sellout“ betrieben haben. Wir machen nun seit 15 Jahren atmosphärische, emotionale Musik, die anscheinend vielen jungen Bands ein Vorbild ist. Das macht mich natürlich verdammt stolz.

Und was haltet ihr von der Meinung, des sogenannten „Circle of True Doom“, der Eure Musik fortwährend als verweichlicht und „gekünstelt“ verunglimpft?

Im Prinzip haben wir uns selbst nie als Doom Band bezeichnet. Also treffen die Beschimpfungen dieser Leute, wer auch immer genau dahinter steht, bei uns auf taube Ohren. Wir haben schon immer einen mix aus Doom, Gothic und Death Metal gemacht, weil uns das ausmacht, und weil wir zu keiner dieser großen „Sparten“ wirklich absolut dazugehören wollen.

Nun, danke Aaron. Das wars auch schon. Die Letzten Worte liegen bei Dir.

Vielen Dank für das Interview und die ganze Unterstützung. Wir kommen im nächsten Jahr mit neuem Album im Gepäck nach Deutschland. Bis dahin…
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