My Dying Bride - Feel The Misery

My Dying Bride - Feel The Misery
Doom Metal
erschienen am 18.09.2015 bei Peaceville Records
dauert 62:51 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. And My Father Left Forever
2. To Shiver In Empty Halls
3. A Cold New Curse
4. Feel The Misery
5. A Thorn Of Wisdom
6. I Celebrate Your Skin
7. I Almost Loved You
8. Within A Sleeping Forest

Die Bloodchamber meint:

Es ist immer wieder eine Ehre, das Album einer Band rezensieren zu dürfen, die so altehrwürdig und erhaben über den Dingen thront, wie es bei MY DYING BRIDE der Fall ist. Die Großmeister musikalischer Traurigkeit haben mit „Feel the Misery‟ ihr sage und schreibe dreizehntes Album herausgebracht. Und dabei sind sie sich (fast) immer treu geblieben. Aussetzer gab es bislang wenige und die Briten haben über die Jahrzehnte einen Sound etabliert, der im weiten Rund völlig einzigartig ist. Dabei haben sich ihre Veröffentlichungen immer zwischen bestimmten Polen bewegt und einzelne Stilmittel wurden mal weggelassen, nur um auf späteren Alben wieder neue Akzente zu setzen.

Was heißt das konkret für „Feel the Misery‟? Ganz einfach: Die Violine ist wieder mit dabei, wenn auch eher als hintergründiges Detail und Aaron Stainthorpe growlt endlich wieder einmal nach Herzenslust. Besonders der letzte Aspekt verschafft „Feel the Misery‟ eine sehr schöne Dynamik, die unterschiedliche Schaffensphasen der Band miteinander vereint. Dabei wirkt die Musik beizeiten nicht nur harscher als auf vergangenen Alben, sondern manchmal auch deutlich reduzierter und ruhiger, z.B. beim Song „A Thorn of Wisdom‟, der weitgehend von Schlagzeug, Bass, Piano und Gesang dominiert wird. Auch „I Almost Love You‟ ist ein Beispiel für gelungenen Minimalismus der in seiner akustischen Instrumentierung schon fast als Doom-Ballade zu bezeichnen wäre.

Dass Abwechslung die ganz große Tugend von „Feel the Misery‟ ist, beweist schon der grandiose Opener „And My Father Left Forever‟. Der bald zehnminütige Song ist kurzweilig, es wurden haufenweise Riffs verarbeitet und das Tempo wird sehr häufig gewechselt. Besonders hervorzuheben ist der Titelsong, der auch in der gesamten Schaffensgeschichte von MY DYING BRIDE hervorsticht. Durch die beständige Wiederholung der Aufforderung „Feel the misery‟ in jedem dritten Vers wird die unglaubliche Traurigkeit, die der Song transportiert, fast zu einem Mantra der Depression. Lediglich „A Cold New Curse‟ kann mich auch nach etlichen Versuchen nicht restlos überzeugen. Ein paar Stellen dieses Songs wirken (auch vom Gesang her) etwas unausgegoren. Zwar überzeugt Stainthorpe wieder einmal als absoluter Ausnahmesänger, doch im besagten Song wie auch in „I Celebrate Your Skin‟ gibt es Momente, in denen der Abschluss eines klar gesungenen Verses nicht zu hundertprozent von der Tonhöhe zu sitzen scheint. Das mag kleinlich wirken, es fällt bei einem so grandiosen Sänger aber um so mehr auf. Das Wechselspielt von harschen und klaren Vocals ist ansonsten überaus gelungen und lässt fragen, warum MY DYING BRIDE in der Vergangenheit so oft auf ihre ruppigere Seite verzichtet haben.

Wir brauchen an dieser Stelle nicht über die Produktion und dergleichen zu reden. Die ist wieder einmal über jeden Zweifel erhaben. So kennt man es von dieser Band und alles andere wäre eine unwahrscheinliche Überraschung. „Feel the Misery‟ ist ein typisches MY DYING BRIDE Album geworden. Wir hören kaum etwas, das wir nicht in ähnlicher Form schon einmal von dieser Band gehört haben. Allerdings ist „Feel the Misery‟ in weiten Teilen ein unheimlich starkes, facettenreiches und unterhaltsames Album geworden. Es ist schön zu hören, dass MY DYING BRIDE es mit diesem sehr zeitgemäßen Album schaffen, auch die Fans der ersten Stunden anzusprechen.
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