Alles und nichts


Interview mit Hatesphere
Death Thrash Metal aus Dänemark - Aarhus
HATESPHERE sind nicht nur eine der tourfreudigstens Bands Europas, sondern haben mit ihrem aktuellen Album „Serpent Smiles And Killer Eyes“ ein ziemlich grandioses Thrash Metal Eisen am Start. Gitarrist Pepe steht uns Rede und Antwort.


Hallo Pepe!
Während ich diese Zeilen verfasse, befindet ihr euch zusammen mit ABORTED und DAGOBA auf Tour. Wie läuft es denn bis jetzt?

Pepe:
Die Tour war gut. Wir waren froh, diese Mini Tour mit ABORTED und DAGOBA zu spielen, da wir beide Bands kennen und schon mit ihnen gespielt und Party gemacht haben – es ist halt cool, mit Leuten Zeit zu verbringen, mit denen man sich versteht, hehe. Die Festival Auftritte während der Tour waren auch großartig, wir haben das richtig genossen. Das Lustige ist, dass diese Tour eigentlich dafür gedacht war, unsere zwei neuen Bandmitglieder zu integrieren, aber während ich hier schreibe, haben wir schon 25 Shows oder so mit ihnen gespielt, und sie sind wirklich mit vollem Herzen dabei.

Wie Du schon gesagt hast, habt ihr während der Tour auch einige Festvial abgerissen (Wacken, Roskilde, Earthshaker usw.). Darüber hinaus habe ich HATESPHERE im Jahre 2005 alleine drei mal live gesehen, ihr scheint also ständig unterwegs zu sein. Geht euch das nicht manchmal auf den Sack?

Pepe:
Doch, hehe... aber Dir geht alles auf den Sack, was Du ständig machst. Das Schlechte wird also normalerweise von den guten Seiten in den Hintergrund gedrückt – es ist es alles wert, wenn Du auf die Bühne gehst und den Leuten in den Arsch trittst. Wie schon gesagt, waren die Festival Auftritte klasse – vor allem Roskilde und Wacken – und das Festival, das wir auf den Färöer Inseln gespielt haben, war auch eine tolle Erfahrung.

Habt ihr eigentlich zuhause noch normale Jobs? Ich kann mir das jedenfalls nicht so richtig vorstellen...

Pepe:
Nun, nicht alle. Ich studiere noch auf Lehramt, weiß aber nicht, ob ich wirklich was daraus machen werde. Heinz arbeitet als Verkäufer, Jacob produziert in seinem Studio und Mixen und Dennis hängen auf der Couch rum, hehe. Es ist aber schon hart, neben der Band noch zu arbeiten – zumal die Band eine Menge Zeit einnimmt. Aber natürlich ist es das meistens wert, hehe.

Jacob spielt noch bei ALLHELLUJA und BARCODE und produziert – wie bereits erwähnt – Alben von anderen Metal Bands. Hat sein Tag mehr als 24 Stunden? Schläft er irgendwann auch mal?

Pepe:
Jacob ist ein vielbeschäftigter Mann, der Musik in jeder ihrer Varianten liebt. Das Coole ist, dass er von seiner Hobby leben kann... und nein, er schläft nie, hehe...

Okay, lass und mal eben über die aktuelle Situation in der Band reden. Ihr habt euren Bassisten (Mikael Ehlert) und euren Drummer (Anders Gyldenøh) rausgeschmissen und durch Mixen Lindberg und Dennis Buhl ersetzt. Wie kam es dazu?

Pepe:
Zeit, Geld, und Prioritäten, hehe. Die beiden sind alte Männer mit Familien. Sie konnten nicht mehr in der Band sein und gleichzeitig genug Geld und Zeit für ihre Familien aufbringen. Also haben wir entschieden, dass es das Beste sein würde, ihre Plätze mit frischen, neuen Leuten zu besetzen. Wir wussten das im Grunde schon ne ganze Weile, also war es auch keine Überraschung. Und es ist cool, neue Leute an Bord zu haben. Am Anfang war es zwar etwas komisch, aber es hat nicht viele Auftritte gebraucht, bis ich mich mit den Neuen wohl gefühlt habe. Jetzt bin ich einfach nur relaxt, wenn wir zusammen auf die Bühne gehen, und das ist ein gutes Zeichen, hehe.

Kannst Du uns noch ein bißchen was von den beiden erzählen?

Pepe:
Nun, wir standen schon vorher mit ihnen in Kontakt, da wir bei einigen Touren mal Ersatzleute gebraucht hätten. Allerdings wurden diese Touren allesamt am Ende abgesagt, also kam eine Kooperation nie zustande.
Mit Dennis (Drums) hatten wir schon ein paar mal geprobt, aber Mixen war ein totaler Neuling in der Metal Szene, als er zu uns stieß. Dennoch ist er ein erfahrener Gentelman, der sein ganzes Leben lang Musik gemacht hat – nur bis jetzt halt noch keinen Metal. Er hat mit ner ganzen Menge Punk und Ska Bands hier in Dänemark gespielt, und er ist mindestens zwei Mal beim Roskilde Festival aufgetreten – es ist also ganz cool, dass er einen neuen Ansatz zu unseren Shows beisteuert. Er ist natürlich kein totaler Rock Neuling, also hat er einfach auf eine Chance gewartet, raus zu gehen und mit uns bösen Metal zu spielen, hehe.
Dennis hat in verschiedenen dänischen Underground Metal Bands gespielt – SINPHONIA (mit Monika von SIRENIA als Sängerin), EVIL MASQUERADE und DOWNWARD CANDIDATE (bei denen er immer noch spielt).

Okay, dann lass uns mal einen Blick auf das neue Album „Serpent Smiles And Killer Eyes“ werfen. Der große Unterschied zu den anderen HATESPHERE Alben ist wohl, dass die Platte kontrollierter und langsamer ist, sie geht nicht mehr 100 % in die Fresse. Wie funktionieren die neuen Songs live? Ich hab vor kurzem mit jemandem gesprochen, der mir sinngemäß gesagt hat: „Ich mag mein HATESPHERE schnell, also ist die neue Platte nicht ganz so mein Ding“.

Pepe:
Hehe, da hat jeder natürlich seine eigene Meinung, und das ist ach gut so. Ich persönlich mag den Abwechslungsreichtum der neuen Stücke, und sie kommen live auch gut an. Der Punkt ist, dass ich dieses „immer nur schnell“ Gebolze nicht so mag. An sich ist das natürlich geil, aber man braucht auch ein paar langsame Parts, damit die Schnellen zur Geltung kommen. Es geht nicht um schnelle Musik, sondern um gute Musik! Und wir mögen unsere Musik schnell und brutal, aber mit ein paar anderen Varianten als spezielle Würze, hehe.
Das neue Album hat fast ausnahmslos großartige Kritiken bekommen, daher denke ich mal, dass es vielen Leuten gefällt. Aber es ist cool zu sehen, dass nach so viele Alben sich die Leute eine Meinung gebildet haben, wie unsere Musik klingen sollte. Und wenn das dann nicht der Fall ist, sind sie enttäuscht. Ich persönlich finde es gut, dass man sich mit dem neuen Album intensiver auseinander setzen muss, bevor es sich einem öffnet.

Ich gehe mal davon aus, dass man diesen neuen Stil auch in der Zukunft von euch erwarten kann?

Pepe:
Man weiß nie, hehe. Wir sind uns auch nicht immer einig, wie die Songs klingen sollten. Wir schreiben einfach auf, was uns in den Sinn kommt, daher wissen wir auch nie, wie das nächste Album klingen wird. Für mich ist nur wichtig, dass wir weiterhin gute Musik machen – egal, wie sie klingt. Natürlich ist HATESPHERE eine Thrash Band und wird es auch immer sein, also werden wir uns nie zu weit von unseren Thrash Wurzeln entfernen. Aber wir versuchen immer uns von Album zu Album zu entwickeln, und ich denke bis jetzt ist und das auch gut gelungen. Niemand – besonders ich nicht – will Alben hören, die immer gleich klingen. Es geht um Weiterentwicklung, nicht um Stagnation.

In „Damned Below Judas“ benutzt ihr Death Metal Growls. Wird das ein Stilmittel sein, dass ihr in Zukunft vermehrt bringen wollt?

Pepe:
Auch hier kann ich Dir keine genaue Antwort geben. Wenn die neuen Songs besser zu Death Metal Vocals passen, werden wir sie auch einsetzten. Wenn nicht, dann nicht, hehe.

Kannst Du uns bitte etwas über die Themen und Lyrics der neuen Platte sagen? Worum geht es im Allgemeinen? Ich persönlich mag besonders der Titel „Drinking With The King Of The Dead“. Schönes Intro übrigens!

Pepe:
Die Lyrics sind über alles und nichts, hehe. Es geht um alltägliche Sachen, die man erlebt – aber mit einer Tendenz zu den eher dunklen Seiten des Lebens. Wir haben natürlich auch ein paar Lyrics (wie bei dem erwähnten „Drinking With The King Of The Dead“), die sich um Party und Saufen drehen. Ich denke, wir haben da ne ganze Menge Erfahrungen, also ist es ja logisch, dass wir darüber schreiben, hehe. Abseits dessen drehen sich die Lyrics hauptsächlich um Lügen, Hass, Rache und Betrug. Ich denke diese Themen sind relativ normal, und wir alle machen auf kurz oder lang Erfahrungen mit ihnen. Wir selbst leben das zwar nicht so aus, aber wir machen schon Erfahrungen damit. So gesehen sind die Texte und auch die Musik sehr realistisch.

Gut, dann geb ich Dir jetzt mal ein paar Stichworte. Bitte schreib einfach, was Dir dazu in den Sinn kommt:

- Thrash Metal

Pepe:
Coole Musik, hehe. Ich persönlich mag MEGADETH, FORBIDDEN, TESTAMENT, PANTERA, SEPULTURA und SLAYER... und noch hunderte andere… HATESPHERE hatten immer eine Schwäche für Thrash Metal, und wir versuchen das Beste aus alt und neu in unseren eigenen, groovigen Sound zu integrieren.

- KREATOR

Pepe:
Mit denen waren wir 2005 auf Tour – und die Tour war großartig. KREATOR sind eine legendäre Band mit viele Fans, und demzufolge hatten wir die Chance, vor viele Leuten aufzutreten. Dafür sind wir dankbar. Ich selbst habe deutschen Thrash aber nie so gemocht – ich stehe mehr auf das amerikanische Zeugs. Aber es ist cool dass es sowohl in Europe und Amerika eine Thrash Szene gab (und immer noch gibt). Das bedeutet, dass sich Thrash nicht immer gleich anhört, und ich mag diese Tatsache sehr.

- SOILWORK

Pepe:
Unsere Tour Kumpels aus Schweden. Im Oktober 2005 hatten wir eine unserer besten Tour Erfahrungen mit ihnen zusammen, und wir warten darauf, das mal zu wiederholen. Das sind alles tolle Kerle, und da sie alle aus Schweden kommen (na ja, fast alle, hehe) haben sie auch so ein bisschen die gleiche Mentalität wie wir, also wurde es eine richtig gute Tour. Auf keiner anderen Tour war ich so oft nackt!!! Wir haben mit Björn „Speed“ Strids anderer Band HIGHBALL SHOOTERS vor ein paar Wochen in Kopenhagen gespielt, und es war schön, mal wieder mit ihm zu quatschen. Am Tag darauf spielten wir in ihrer Heimatstadt Helsingborg (das liegt etwa 60 Kilometer von Kopenhagen entfernt) und trafen Ola (Bass), Björn und ein paar andere Jungs von der Tour wieder. Es ist cool, dass wir weiterhin in Kontakt stehen.

- Black Metal

Pepe:
Ne ganze Menge Black Metal ist cool, und ich mag sowohl das Old School Zeugs als auch den mehr melodischen DIMMU BORGIR und CRADLE OF FILTH Kram. Was ich nicht mag, ist die Tendenz, das eigene Image zu ernst zu nehmen. Ich meine, bei HATESPHERE lachen wir ne Menge, während wie spielen, aber im Black Metal scheint das absolut unmöglich zu sein, hehe... and ich denke, das würde dann auch nicht wirklich passen, klar. Andererseits mag ich halt viel Black Metal, und wir gehen in ein paar Monaten mit meinen persönlichen Favoriten DIMMU BORGIR auf Tour. Das wird also ne schöne Erfahrung werden.

- Tue Madsen

Pepe :
Ein guter Freund der Band, der in der gleichen Stadt wohnt wie wir (Aarhus), also haben wir es nur 15 Minuten mit dem Fahrrad zu seinem Studio. Tatsächlich ist unser neuer Proberaum nur zwei Minuten von seinem Studio entfernt, also kann er jederzeit einen Besuch von uns erwarten, hehe. Tue hat unsere letzten beiden Longplayer gemixt und unser 2003er Mini Album „Something Old, Something New, Something Borrowed And Something Black“ produziert. Er hat das super gemacht und ist auch teilweise für den extrem heavy Sound des neuen Albums verantwortlich. Es macht Spaß mit ihm zu arbeiten, denn es ist sowohl extrem professionell als auch sehr entspannt. Und wir haben so in etwas die gleiche Vorstellung wie Musik klingen sollte, also passt er hervorragend zum HATESPHERE Sound.

- HATESPHERE

Pepe:
Einer meiner persönlichen Favoriten, hehe… nun, was soll ich sagen... das ist die Band in der ich seit 1993 spiele (damals hießen wir noch NECROSIS), und es ist toll, in einer Band zu sein und an ihrer positiven Entwicklung mitzuwirken.

Für die letzte Frage gehen wir zurück an den Anfang: habt ihr schon eine Tour für den Herbst geplant?

Pepe:
Ja, wir werden im Herbst richtig viel unterwegs sein. Wir spielen noch ein paar Festivals, touren mit BEHEMOTH in Polen und mit DIMMU BORGIR und AMON AMARTH in Europa. Hoffentlich kommen noch ein paar Shows in Dänemark dazu. Ich freu mich drauf!!!

Danke für die Beantwortung meiner Fragen. Ich sehe euch dann beim Essen Original am 19. August. Alles Gute und keep on rockin’!

Pepe:
Kein Problem, hat Spaß gemacht. Ich seh Dich in Essen...

Cheers,

Pepe / HATESPHERE
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