Seit 15 Jahren nicht zu Hause gewesen
Interview mit Dritte Wahl
Punk aus Deutschland - Rostock
Punk aus Deutschland - Rostock
Interview mit Gunnar Schröder, v. von DRITTE WAHL am 28.12.2007 in Hannover im Indiego Glocksee für die Radiosendung Mosh-Club auf Radio T in Chemnitz.
www.mosh-club.de.vu und www.radiot.de
Auf der Seite der Sendung könnt ihr euch das Interview auch als MP3 runterladen.
Was fällt dir spontan zu Chemnitz ein?
AJZ Talschock natürlich, unser Hausclub; das Kraftwerk noch, da haben wir auch oft gespielt; Weihnachtspogo waren wir sehr oft.
Ihr habt ja auch in Chemnitz eure DVD aufgenommen, warum in Chemnitz?
Das war alles ganz anders geplant. Eigentlich sollte das ne Split-Geschichte werden mit den FUCKIN' FACES, mit denen wir dort gespielt haben. Jetzt sind aber ihre Tonaufnahmen nichts geworden und das war alles irgendwie ganz schlimm und dann haben wir es als eine DVD gemacht. So ganz glücklich bin ich mit der Geschichte nicht, die DVD ist okay, aber ich finde, sie ist sehr reduziert auf dieses Konzert.. Eigentlich ist es relativ langweilig, finde ich jedenfalls. Das Filmteam kam zu spät und mich interessieren so Sachen wie Aufbau und Soundcheck und das fehlt halt alles. Ist im Nachhinein ein bisschen schade.
Ihr spielt heute Abend mit den SKEPTIKERN, was habt ihr für eine Verbindung zu der Band? Eugen hat ja auch schon mal als Gast bei euch gesungen.
Wir haben auch die vorletzte Platte von denen auf unserem Label gemacht. In erster Linie sind wir ganz große Fans von denen, das war eine der ersten Punkbands, die ich zu Ostzeiten live gesehen hab. Damals haben sie noch "Holiday in Cambodia“ von den DEAD KENNEDYS gespielt. Einfach eine große Liebe zu ihrer Musik und auch menschlich können wir gut miteinander und sind oft auf Tour zusammen.
Heute Abend nehmt ihr 7€ Eintritt, wie haltet ihr mit so einer Vorgruppe die Preise so niedrig?
Das ist eine Willensfrage, wir haben zwar auch nichts gegen Geld verdienen, aber wir wollen dann gerne über die Masse Geld verdienen. Wenn viele Leute kommen, verdienen wir trotzdem Geld. Aber je größer die Läden werden, desto schwieriger ist das auch die Eintrittspreise klein zu halten.
Wir haben jetzt in Rostock zweimal hintereinander im Mau Club gespielt, da passen 1000 Leute rein, und es war beide Tage ausverkauft. Da hat es 8€ im Vorverkauf und 10€ an der Abendkasse gekostet und trotz der Größe bleibt da nicht viel hängen, denn es waren jeden Abend drei oder vier Bands. Das ist aber auch unser Dankeschön an die Fans.
Das geht ja aber auch beim Merchandise weiter, 10 € für ein T-Shirt gibt es ja sonst kaum noch.
Guck mal, wenn jetzt ein Konzert 9€ Eintritt kostet, zu Mark Zeiten war es im Prinzip verboten zweistellig zu sein. Da hat ein Konzert 8 oder 9 Mark gekostet und jetzt kosten wir schon das doppelte. T-Shirts haben halt damals 20 Mark gekostet und kosten jetzt nen Zehner. Die Leute haben ja nicht mehr in der Tasche als früher. Und wenn man das vernünftig kalkuliert, kommt man trotzdem hin.
Das andere ist ja aber auch, dass ihr mittlerweile an jeder Ecke spielt wenn ich mir die Liste eurer Konzerte so anschaue. Kann da nicht das Problem der Übersättigung eintreten?
Das sieht aber auch mehr so aus. Wir passen schon auf, dass wir nicht zu oft auf einer Ecke sind. Im Raum Chemnitz spielen wir höchstens zweimal im Jahr und dann entweder Annaberg-Buchholz, Ebersbrunn oder Chemnitz direkt. Aber letzten Endes leben wir auch von der Musik und von den Plattenverkäufen und von den T-Shirts können wir nicht leben, also müssen wir spielen. Wir ändern das Programm öfter mal, damit die Leute immer Spaß haben, und dadurch, dass wir halbwegs billig sind, kommen die Leute trotzdem.
Kann man im nächsten oder in den nächsten Jahren von euch eine neue CD erwarten? "Fortschritt“ ist ja nun auch schon von 2005, schreibt ihr schon an neuen Stücken?
Wir sind am Schreiben und haben schon ein paar neue Songs, haben aber auch einen sehr engen Tourplan 2008 weil wir 20 Jahre alt werden und eine große Tour dazu machen. Dazu bringen wir auch noch eine DVD raus, u.a. mit den ersten Konzertmitschnitten von 1991. Das soll so ein Querschnitt werden durch all die Jahre von DRITTE WAHL. Deswegen wird sich die neue CD wohl auf Frühjahr 2009 verschieben.
Ihr habt jetzt gerade die "Singles“ CD veröffentlicht, mit den Singles, wie der Name schon sagt.
Da sind so ein paar Gimmicks dabei, ein paar Songs, die noch nie veröffentlicht waren und sie dauert 78 Minuten. Die Studioversionen von "Tobias“ und "Schaum auf der Ostsee“, da fragen viele danach weil es sie nicht mehr gab, und das war mehr so ein Zwischendurchdingens zum Mid-Price.
Ich hab jetzt im Internet ein Videointerview mit euch gesehen, in dem ihr darüber sprecht, dass es demnächst eine Dritte Wahl Tribut-CD geben wird.
Man munkelt es. Es wird sie geben, ich kenne auch die Leute, die sie machen. Ich häng mich aber selber auch nicht rein, das ist auch schwer, aber es wird sie geben.
Wenn du dir jetzt eine Band wünschen dürftest, die drauf sein soll und den Song, den sie spielen sollen.
Ich weiß nicht 100 prozentig, wer dabei ist, aber wenn ich mir was aussuchen dürfte, dann wären es DIE TOTEN HOSEN weil ich mit denen angefangen habe Musik zu hören. Ich weiß gar nicht, ob die uns kennen, obwohl wir einmal zusammengespielt haben. Ich freue mich über alle die mitspielen und einen Song kann sich jeder aussuchen.
Ihr habt ja schon länger eure eigene Plattenfirma und bringt nächstes Jahr auch die neue CD der DAILY TERRORISTEN raus. Das Merchandise habt ihr auch selbst in der Hand und bucht die Konzerte selber, müsst ihr noch richtige Jobs nebenbei machen, bleibt da überhaupt noch Zeit dafür?
Wir leben alle drei davon. Es ist jetzt nicht spektakulär oder so, dass wir uns groß was zur Seite legen, aber mehr als jemand, der jeden Tag bei Aldi an der Kasse sitzt, haben wir trotzdem. Seit drei oder vier Jahren läuft das so, dass wir das können. Wir wissen halt nicht, was wir mit 50 machen, ob wir das dann noch machen können, wollen und dürfen.
Probleme gab es z.B. damals als Busch’n krank wurde und wir nicht mehr spielen konnten, wenn sich einer von uns ein Bein bricht und wir ein halbes Jahr ausfallen, dann wird es schwierig. Aber das geht vielen Leuten so und deshalb jammer ich nicht und wir freuen uns, dass es so läuft.
Und wie soll es mit der Plattenfirma weitergehen wenn ihr jetzt schon die neue Scheibe der DAILY TERRORISTEN veröffentlicht?
Also wir machen alles nur auf freundschaftliche Basis und wenn Bands auf das Label kommen, dann sind das wirklich Freunde von uns. Das macht zu viel Arbeit und Platten zu verkaufen ist zu schwierig geworden, die Leute ziehen sich alles aus dem Netz oder brennen sich das. Im Endeffekt macht das Label mehr Arbeit als dadurch reinkommt, unsere Platten verkaufen sich gut, aber bei allen anderen hatten wir nichts, was jetzt von den Zahlen her cool gewesen wäre. Das ist halt ein Freundschaftsding und der Uwe von den DAILY TERRORISTEN hat seit der "Nimm Drei“ alle Platten von uns produziert und deshalb machen wir es.
Du bist auf das Thema Internet schon eingegangen, eure Homepage finde ich ziemlich ausführlich. Wie wichtig ist euch dieses Medium Internet um auch mit den Fans zu kommunizieren?
Es ist schon wichtig, aber die Kommunikation kommt bei uns zu kurz, wir haben halt kein Gästebuch, weil wir wenig Zeit und wenig Lust haben uns drum zu kümmern. So ein Gästebuch, das muss man pflegen, weil einem da viele reinschreiben, und dann muss man immer gucken, das man das sauber hält und da hat keiner von uns Bock zu.
Aber sonst um Konzerttermine zu veröffentlichen und um zu sagen, was als nächstes passiert, ist es schon wichtig. Unsere Emailadressen stehen da drin und mittlerweile bekomme ich da 20 bis 30 Mails pro Tag, die ich auch brav beantworte. Manchmal denke ich mir, wie wir das wohl damals so gemacht haben per Post und als die Einheit für Ferngespräche noch 12 Pfennige gekostet hat und Telefonieren noch richtig teuer war. Man fragt sich wirklich manchmal, wie das damals ging, heute sitze ich wirklich mit dem Label und dem anderen Kram jeden Tag fünf bis sechs Stunden vor dem Rechner.
Eine Frage, die mir durch eure Texte regelmäßig in den Kopf gekommen ist, seht ihr euch eigentlich als politische Band?
Auf jeden Fall, als politische Band muss man nicht immer gleich Nazis raus brüllen, es gibt auch Alltagspolitik. Einer von ELEMENT OF CRIME hat mal gesagt, wir sind auch eine politische Band, wir machen zwar Texte über Liebe und Beziehungen, aber das schärft die Sinne und Sinne schärfen ist ein politischer Akt. Und so sehe ich das auch, die Sache ist es, wie man es rüberbringt und dazu kommt unsere Preispolitik, wir spielen Soli-Konzerte und spenden Geld. Wir sind schon eine sehr politische Band, finde ich.
Stand das schon immer bei euch fest oder gab es da mal Diskussionen drum?
Da gab es nie Diskussionen, das war uns immer schon wichtig auch die Seite zu bedienen. Man kann nicht immer nur dagegen singen und nicht selber aktiv werden. Eine Zeit lang war das sogar ein bisschen übertrieben, dass die Leute mehr auf unsere Texte als auf die Musik geachtet haben, die eigentlich auch immer ganz okay war. Das war ziemlich anstrengend, da wurde man so reduziert, aber mittlerweile ist das okay.
Du schreibst ja fast alle Texte, ist das auch immer so klar, dass du alle Texte schreibst oder kommen die auch mal mit Texten?
Mittlerweile wäre ich sehr froh wenn von den anderen mal was kommen würde, denn wir haben schon viel gemacht und jetzt kommt die achte Platte. Es ist halt schwer immer neue Themen zu finden oder die alten Themen anders anzugehen. Es ist aber auch einfach so, dass es den anderen nicht so liegt, man kann halt nicht auf Krampf einen Text schreiben.
Musikalisch ist es dann aber meistens auch so, dass ich zu den Texten schon die Musik habe, aber es ist nicht so wichtig, wer was macht, denn alleine könnte ich es nicht und deswegen treten wir auch als Band auf.
Du hast das 20 jährige Bandjubiläum vorhin schon angesprochen, wie motiviert man sich immer weiterzumachen?
Das merkt man gar nicht so, wir haben uns auch gewundert. Wir haben fünfmal an den Fingern abgezählt und tatsächlich 88 bis 2008 sind 20 Jahre. Die Zeit ist so verflogen, dass ging so schnell und dieses Jahr ist auch schon wieder rum und keiner hat es gemerkt. Wir haben immer noch Spaß, das liegt wohl auch daran, dass wir uns untereinander gut verstehen und immer noch Lust haben zusammen loszufahren.
Ich komm jetzt Mitte Januar unters Messer, ich hab mein Sprunggelenk kaputt und das muss schon seit einem Jahr operiert werden und ich hatte nie Zeit. Jetzt haben wir den Februar frei gemacht und wir sind alle ganz aufgeregt wie das wird, sechs Wochen am Stück zu Hause zu sein und das wird eine ganz neue Erfahrung, das hatten wir seit 15 Jahren nicht mehr.
Ich stelle mir das auch schwierig vor, man fährt als Band irgendwohin, kommt da nachmittags an und wartet erst mal. Zerrt das nicht an den Nerven wenn dann auch im Publikum nur 50 oder 100 Leute stehen?
Das ist Gott sei Dank nicht mehr so oft, aber es kommt auch immer noch mal vor. Ich will dir was sagen, manchmal sind die Konzerte, wo weniger Leute da sind, witziger und entspannter als wenn mehr Leute da sind.
Natürlich träumt jede Band davon vor viele Leuten zu spielen, aber ich finde beides wichtig und wer gekommen ist, der hat es auch verdient, dass man da vernünftig für spielt. Da sind wir auch soweit gefestigt, dass wir das dann auch gnadenlos durchziehen.
Und gut die Warterei, naja, schön ist es wenn da mal ein Kicker da ist und man sich beschäftigen kann, ansonsten muss man dann halt mal ein Buch lesen. Mittlerweile kennen wir sehr viele Leute, die zu unseren Konzerten kommen, und sehen die halt auch nur einmal im Jahr wenn wir in der Stadt sind und dann erzählt man sich was und manchmal trinken wir auch was, da vergeht die Zeit auch. Irgendwie ist es immer noch schön loszufahren, wenn das aufhört, dann hoffe ich, das wir Manns genug sind aufzuhören.
Gibt es noch irgendwelche Städte in Deutschland wo ihr noch nicht wart und noch hinwollt?
Ja, in Kaiserslautern haben wir noch nie gespielt, aber es gibt noch etliche Städte, wo ich dann aber auch nicht weiß, wo man da spielen kann. Ich weiß aber auch nicht, ob man überall hin muss, das ist auch eine andere Frage. In Schwedt waren wir auch noch nicht, aber es ist nun auch nicht so, dass mich da ganz viel hinzieht. So nach und nach lernen wir die meisten Städte kennen, aber auch nur die Clubs, viele sehen wir nicht von der Stadt.
Und da das Interview für das Radio war, darfst du dir zum Abschluss noch ein Lied wünschen von irgendeiner anderen Band.
Dann wünsche ich mir "Nagorny Karabach“ von den EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN. Das ist von der neuen Platte "Alles wieder offen“, die finde ich grandios, da bin ich gerade ein riesen Fan von.
www.mosh-club.de.vu und www.radiot.de
Auf der Seite der Sendung könnt ihr euch das Interview auch als MP3 runterladen.
AJZ Talschock natürlich, unser Hausclub; das Kraftwerk noch, da haben wir auch oft gespielt; Weihnachtspogo waren wir sehr oft.
Ihr habt ja auch in Chemnitz eure DVD aufgenommen, warum in Chemnitz?
Das war alles ganz anders geplant. Eigentlich sollte das ne Split-Geschichte werden mit den FUCKIN' FACES, mit denen wir dort gespielt haben. Jetzt sind aber ihre Tonaufnahmen nichts geworden und das war alles irgendwie ganz schlimm und dann haben wir es als eine DVD gemacht. So ganz glücklich bin ich mit der Geschichte nicht, die DVD ist okay, aber ich finde, sie ist sehr reduziert auf dieses Konzert.. Eigentlich ist es relativ langweilig, finde ich jedenfalls. Das Filmteam kam zu spät und mich interessieren so Sachen wie Aufbau und Soundcheck und das fehlt halt alles. Ist im Nachhinein ein bisschen schade.
Ihr spielt heute Abend mit den SKEPTIKERN, was habt ihr für eine Verbindung zu der Band? Eugen hat ja auch schon mal als Gast bei euch gesungen.
Wir haben auch die vorletzte Platte von denen auf unserem Label gemacht. In erster Linie sind wir ganz große Fans von denen, das war eine der ersten Punkbands, die ich zu Ostzeiten live gesehen hab. Damals haben sie noch "Holiday in Cambodia“ von den DEAD KENNEDYS gespielt. Einfach eine große Liebe zu ihrer Musik und auch menschlich können wir gut miteinander und sind oft auf Tour zusammen.
Heute Abend nehmt ihr 7€ Eintritt, wie haltet ihr mit so einer Vorgruppe die Preise so niedrig?
Das ist eine Willensfrage, wir haben zwar auch nichts gegen Geld verdienen, aber wir wollen dann gerne über die Masse Geld verdienen. Wenn viele Leute kommen, verdienen wir trotzdem Geld. Aber je größer die Läden werden, desto schwieriger ist das auch die Eintrittspreise klein zu halten.
Wir haben jetzt in Rostock zweimal hintereinander im Mau Club gespielt, da passen 1000 Leute rein, und es war beide Tage ausverkauft. Da hat es 8€ im Vorverkauf und 10€ an der Abendkasse gekostet und trotz der Größe bleibt da nicht viel hängen, denn es waren jeden Abend drei oder vier Bands. Das ist aber auch unser Dankeschön an die Fans.
Das geht ja aber auch beim Merchandise weiter, 10 € für ein T-Shirt gibt es ja sonst kaum noch.
Guck mal, wenn jetzt ein Konzert 9€ Eintritt kostet, zu Mark Zeiten war es im Prinzip verboten zweistellig zu sein. Da hat ein Konzert 8 oder 9 Mark gekostet und jetzt kosten wir schon das doppelte. T-Shirts haben halt damals 20 Mark gekostet und kosten jetzt nen Zehner. Die Leute haben ja nicht mehr in der Tasche als früher. Und wenn man das vernünftig kalkuliert, kommt man trotzdem hin.
Das andere ist ja aber auch, dass ihr mittlerweile an jeder Ecke spielt wenn ich mir die Liste eurer Konzerte so anschaue. Kann da nicht das Problem der Übersättigung eintreten?
Das sieht aber auch mehr so aus. Wir passen schon auf, dass wir nicht zu oft auf einer Ecke sind. Im Raum Chemnitz spielen wir höchstens zweimal im Jahr und dann entweder Annaberg-Buchholz, Ebersbrunn oder Chemnitz direkt. Aber letzten Endes leben wir auch von der Musik und von den Plattenverkäufen und von den T-Shirts können wir nicht leben, also müssen wir spielen. Wir ändern das Programm öfter mal, damit die Leute immer Spaß haben, und dadurch, dass wir halbwegs billig sind, kommen die Leute trotzdem.
Kann man im nächsten oder in den nächsten Jahren von euch eine neue CD erwarten? "Fortschritt“ ist ja nun auch schon von 2005, schreibt ihr schon an neuen Stücken?
Ihr habt jetzt gerade die "Singles“ CD veröffentlicht, mit den Singles, wie der Name schon sagt.
Da sind so ein paar Gimmicks dabei, ein paar Songs, die noch nie veröffentlicht waren und sie dauert 78 Minuten. Die Studioversionen von "Tobias“ und "Schaum auf der Ostsee“, da fragen viele danach weil es sie nicht mehr gab, und das war mehr so ein Zwischendurchdingens zum Mid-Price.
Ich hab jetzt im Internet ein Videointerview mit euch gesehen, in dem ihr darüber sprecht, dass es demnächst eine Dritte Wahl Tribut-CD geben wird.
Man munkelt es. Es wird sie geben, ich kenne auch die Leute, die sie machen. Ich häng mich aber selber auch nicht rein, das ist auch schwer, aber es wird sie geben.
Wenn du dir jetzt eine Band wünschen dürftest, die drauf sein soll und den Song, den sie spielen sollen.
Ich weiß nicht 100 prozentig, wer dabei ist, aber wenn ich mir was aussuchen dürfte, dann wären es DIE TOTEN HOSEN weil ich mit denen angefangen habe Musik zu hören. Ich weiß gar nicht, ob die uns kennen, obwohl wir einmal zusammengespielt haben. Ich freue mich über alle die mitspielen und einen Song kann sich jeder aussuchen.
Ihr habt ja schon länger eure eigene Plattenfirma und bringt nächstes Jahr auch die neue CD der DAILY TERRORISTEN raus. Das Merchandise habt ihr auch selbst in der Hand und bucht die Konzerte selber, müsst ihr noch richtige Jobs nebenbei machen, bleibt da überhaupt noch Zeit dafür?
Wir leben alle drei davon. Es ist jetzt nicht spektakulär oder so, dass wir uns groß was zur Seite legen, aber mehr als jemand, der jeden Tag bei Aldi an der Kasse sitzt, haben wir trotzdem. Seit drei oder vier Jahren läuft das so, dass wir das können. Wir wissen halt nicht, was wir mit 50 machen, ob wir das dann noch machen können, wollen und dürfen.
Probleme gab es z.B. damals als Busch’n krank wurde und wir nicht mehr spielen konnten, wenn sich einer von uns ein Bein bricht und wir ein halbes Jahr ausfallen, dann wird es schwierig. Aber das geht vielen Leuten so und deshalb jammer ich nicht und wir freuen uns, dass es so läuft.
Also wir machen alles nur auf freundschaftliche Basis und wenn Bands auf das Label kommen, dann sind das wirklich Freunde von uns. Das macht zu viel Arbeit und Platten zu verkaufen ist zu schwierig geworden, die Leute ziehen sich alles aus dem Netz oder brennen sich das. Im Endeffekt macht das Label mehr Arbeit als dadurch reinkommt, unsere Platten verkaufen sich gut, aber bei allen anderen hatten wir nichts, was jetzt von den Zahlen her cool gewesen wäre. Das ist halt ein Freundschaftsding und der Uwe von den DAILY TERRORISTEN hat seit der "Nimm Drei“ alle Platten von uns produziert und deshalb machen wir es.
Du bist auf das Thema Internet schon eingegangen, eure Homepage finde ich ziemlich ausführlich. Wie wichtig ist euch dieses Medium Internet um auch mit den Fans zu kommunizieren?
Es ist schon wichtig, aber die Kommunikation kommt bei uns zu kurz, wir haben halt kein Gästebuch, weil wir wenig Zeit und wenig Lust haben uns drum zu kümmern. So ein Gästebuch, das muss man pflegen, weil einem da viele reinschreiben, und dann muss man immer gucken, das man das sauber hält und da hat keiner von uns Bock zu.
Aber sonst um Konzerttermine zu veröffentlichen und um zu sagen, was als nächstes passiert, ist es schon wichtig. Unsere Emailadressen stehen da drin und mittlerweile bekomme ich da 20 bis 30 Mails pro Tag, die ich auch brav beantworte. Manchmal denke ich mir, wie wir das wohl damals so gemacht haben per Post und als die Einheit für Ferngespräche noch 12 Pfennige gekostet hat und Telefonieren noch richtig teuer war. Man fragt sich wirklich manchmal, wie das damals ging, heute sitze ich wirklich mit dem Label und dem anderen Kram jeden Tag fünf bis sechs Stunden vor dem Rechner.
Eine Frage, die mir durch eure Texte regelmäßig in den Kopf gekommen ist, seht ihr euch eigentlich als politische Band?
Auf jeden Fall, als politische Band muss man nicht immer gleich Nazis raus brüllen, es gibt auch Alltagspolitik. Einer von ELEMENT OF CRIME hat mal gesagt, wir sind auch eine politische Band, wir machen zwar Texte über Liebe und Beziehungen, aber das schärft die Sinne und Sinne schärfen ist ein politischer Akt. Und so sehe ich das auch, die Sache ist es, wie man es rüberbringt und dazu kommt unsere Preispolitik, wir spielen Soli-Konzerte und spenden Geld. Wir sind schon eine sehr politische Band, finde ich.
Stand das schon immer bei euch fest oder gab es da mal Diskussionen drum?
Da gab es nie Diskussionen, das war uns immer schon wichtig auch die Seite zu bedienen. Man kann nicht immer nur dagegen singen und nicht selber aktiv werden. Eine Zeit lang war das sogar ein bisschen übertrieben, dass die Leute mehr auf unsere Texte als auf die Musik geachtet haben, die eigentlich auch immer ganz okay war. Das war ziemlich anstrengend, da wurde man so reduziert, aber mittlerweile ist das okay.
Du schreibst ja fast alle Texte, ist das auch immer so klar, dass du alle Texte schreibst oder kommen die auch mal mit Texten?
Musikalisch ist es dann aber meistens auch so, dass ich zu den Texten schon die Musik habe, aber es ist nicht so wichtig, wer was macht, denn alleine könnte ich es nicht und deswegen treten wir auch als Band auf.
Du hast das 20 jährige Bandjubiläum vorhin schon angesprochen, wie motiviert man sich immer weiterzumachen?
Das merkt man gar nicht so, wir haben uns auch gewundert. Wir haben fünfmal an den Fingern abgezählt und tatsächlich 88 bis 2008 sind 20 Jahre. Die Zeit ist so verflogen, dass ging so schnell und dieses Jahr ist auch schon wieder rum und keiner hat es gemerkt. Wir haben immer noch Spaß, das liegt wohl auch daran, dass wir uns untereinander gut verstehen und immer noch Lust haben zusammen loszufahren.
Ich komm jetzt Mitte Januar unters Messer, ich hab mein Sprunggelenk kaputt und das muss schon seit einem Jahr operiert werden und ich hatte nie Zeit. Jetzt haben wir den Februar frei gemacht und wir sind alle ganz aufgeregt wie das wird, sechs Wochen am Stück zu Hause zu sein und das wird eine ganz neue Erfahrung, das hatten wir seit 15 Jahren nicht mehr.
Ich stelle mir das auch schwierig vor, man fährt als Band irgendwohin, kommt da nachmittags an und wartet erst mal. Zerrt das nicht an den Nerven wenn dann auch im Publikum nur 50 oder 100 Leute stehen?
Das ist Gott sei Dank nicht mehr so oft, aber es kommt auch immer noch mal vor. Ich will dir was sagen, manchmal sind die Konzerte, wo weniger Leute da sind, witziger und entspannter als wenn mehr Leute da sind.
Natürlich träumt jede Band davon vor viele Leuten zu spielen, aber ich finde beides wichtig und wer gekommen ist, der hat es auch verdient, dass man da vernünftig für spielt. Da sind wir auch soweit gefestigt, dass wir das dann auch gnadenlos durchziehen.
Und gut die Warterei, naja, schön ist es wenn da mal ein Kicker da ist und man sich beschäftigen kann, ansonsten muss man dann halt mal ein Buch lesen. Mittlerweile kennen wir sehr viele Leute, die zu unseren Konzerten kommen, und sehen die halt auch nur einmal im Jahr wenn wir in der Stadt sind und dann erzählt man sich was und manchmal trinken wir auch was, da vergeht die Zeit auch. Irgendwie ist es immer noch schön loszufahren, wenn das aufhört, dann hoffe ich, das wir Manns genug sind aufzuhören.
Gibt es noch irgendwelche Städte in Deutschland wo ihr noch nicht wart und noch hinwollt?
Ja, in Kaiserslautern haben wir noch nie gespielt, aber es gibt noch etliche Städte, wo ich dann aber auch nicht weiß, wo man da spielen kann. Ich weiß aber auch nicht, ob man überall hin muss, das ist auch eine andere Frage. In Schwedt waren wir auch noch nicht, aber es ist nun auch nicht so, dass mich da ganz viel hinzieht. So nach und nach lernen wir die meisten Städte kennen, aber auch nur die Clubs, viele sehen wir nicht von der Stadt.
Und da das Interview für das Radio war, darfst du dir zum Abschluss noch ein Lied wünschen von irgendeiner anderen Band.
Dann wünsche ich mir "Nagorny Karabach“ von den EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN. Das ist von der neuen Platte "Alles wieder offen“, die finde ich grandios, da bin ich gerade ein riesen Fan von.