Fünf Jahre nach dem letzten Studioalbum „Fortschritt“ kommen die Rostocker DRITTE WAHL mal wieder mit einem neuen Album um die Ecke. „Gib Acht! ist das achte Album im 24. Jahr der Bandgeschichte, wobei die Abstände zwischen den Studioalben immer größer werden, aber man mittlerweile auch DVDs, Live-CDs und sonstiges in der Diskographie vorweisen kann. Trotzdem kündigte Sänger und Gitarrist Gunnar die CD im Interview im Jahr 2008 für das Frühjahr 2009 an. Kinder, wie die Zeit vergeht.

Was hat sich also im Vergleich zu Fortschritt getan? Viel und wieder doch nicht viel. DRITTE WAHL fahren immer noch die Deutschpunkschiene, machen also das, was sie am besten können. „Gib Acht!“ ist aber das unzugänglichste Album der Bandgeschichte. DRITTE WAHL sind nicht erwachsen geworden, denn das waren sie schon immer, aber jede noch so kleine Spur von Plakativität ist aus den Texten entwichen. Polit-Punk? Gerne! Stumpfe Parolen? Nein, danke.

Musikalisch experimentieren die Fischköpfe aber doch etwas mehr als auf den bisherigen Alben. Der eröffnende Titeltrack ist zwar typisch DRITTE WAHL, aber schon beim zweiten Song tauchen die SKATOONS mit ihren Blasinstrumenten als Gäste auf und laden ein zum Tanz. Dagegen wird das Piano auf „Ich bin's“ bei einer Ballade eingesetzt und Gunnars Stimme erinnert fatal an Udo Lindenberg bei dem Song. Aber auch zum typischen DRITTE WAHL Song „Wo ist mein Preis?“ passt es. Auch die Langhaar-Fraktion muss keine Angst haben, härtere Riffs sind nach wie vor vorhanden. Doch plötzlich tauchen sogar Dudelsäcke in „Alles für den Wind“ auf, DRITTE WAHL stagnieren nicht, sie öffnen sich für Experimente ohne sich selbst zu verleugnen. „Gib Acht!“ knallt nicht sofort rein, die Scheibe braucht dank der Experimente einige Umläufe. Leider ist mit „Mama, hol' den Hammer“ aber auch ein Totalausfall auf dem Album, den das Trio schon 2008 für den unsinnigen „Wir sind Rock 'n' Roll Kids – Kinderhits im Punkformat!“ Sampler von Wolverine Records eingespielt hat.

„Gib Acht!“ ist in der Reihenfolge der Studioalben der DRITTEn WAHL hinter „Fortschritt“ einzuordnen, aber trotzdem geht wieder die Kaufempfehlung an Freunde des anspruchsvolleren Deutschpunks raus.