Die Musikindustrie kann mich mal


Interview mit Victims
Crust / Hardcore / Punk aus Schweden - Stockholm
Interview mit Jon Lindqvist (g.) von VICTIMS am 29.03.2008 in Roßwein im Jugendhaus für die Radiosendung Mosh-Club auf Radio T in Chemnitz. www.mosh-club.de.vu und www.radiot.de
Auf der Seite der Sendung könnt ihr euch das Interview als mp3 runterladen.

Auf eurer Homepage habt ihr folgendes geschrieben: „In October 2007 we felt ready to record our strongest effort so far and we chose to call it Killer.“ Unter geringem Selbstvertrauen scheint ihr ja nun nicht unbedingt zu leiden?


Nein überhaupt nicht. Wir hatten sehr viel vertrauen in uns, dass es unsere bisher beste Platte werden wird. Wir hatten schließlich lange an jedem einzelnen Song gearbeitet und immer wieder was umgestellt an den Songs. Wir hatten auch viele verschiedene Songs mit vielen Einflüssen, aber insgesamt klingt alles immer noch nach VICTIMS.

Wie würdest du eure Musik jemandem beschreiben, der euch noch nie gehört hat?

Aggressiver Hardcore, der seine Wurzel im schwedischen D-Beat Hardcore und im frühen 80er Jahre Hardcore der USA hat.

Die Begriffe Crust, Hardcore und Punk tauchen immer wieder auf um euch zu beschreiben. Gibt es die Notwendigkeit dafür euch in irgendwelche Schubladen zu stecken, und in welche würdest du euch stecken?

Die Leute tendieren schon dazu, die Musik in irgendwelche Kategorien einzuteilen. Dann ist es leichter sie zu beurteilen und zu vergleichen. Ich benutze am liebsten den Begriff Hardcore. Der beinhaltet für mich das Gefühl der Ehrlichkeit und Aggressivität. Mit dieser Musik bin ich aufgewachsen.

Die ganze Crust-Szene, oder wie man die Musik auch immer nennen will, kommt eigentlich aus Schweden, mit ein paar Ausnahmen in den USA und Großbritannien. Warum ist Crust gerade bei euch so populär?

Ich denke der Einfluss der schwedischen D-Beat Band DISCHARGE ist enorm und mit einer langen Geschichte. Wir haben kurz nach ihnen und den ganzen anderen alten Bands angefangen und sind den Weg dieser Bands weiter gegangen, haben dabei aber die Musik etwas weiterentwickelt.

Willst du über die Texte auf „Killer“ sprechen? In einem anderen Interview hast du sie wie folgt zusammengefasst: „1. We’re fucked, 2. Fuck you und 3. The world is fucked up.“

Ich denke, die Texte sind nicht ganz so wichtig. So ganz sicher bin ich mir da nicht, aber ich denke, wir halten die Texte bewusst einfach. Mit Songtexten hat außerdem noch niemand die Welt verändern können. Und deshalb lassen sie sich auch so gut zusammenfassen: We’re fucked, 2. Fuck you und 3. The world is fucked up.“

Ihr habt „Killer“ in eine A und eine B Seite geteilt und bringt das Album auch auf Vinyl raus. Sammelt ihr selbst noch Schallplatten?

Ich habe damit aufgehört CDs und Schallplatten zu kaufen, seitdem ich Internet habe.

Wirklich?

Ich lade nur noch runter.

Das glaube ich dir jetzt nicht.

Doch.

Warum?

Keine Ahnung. Ich habe einfach das Interesse daran verloren.

Unzufrieden mit der Musikindustrie?

Die Musikindustrie kann mich mal. Aber als Statement war das eigentlich nie gemeint. Ich hab einfach das Interesse verloren CDs und LPs zu sammeln. Zu der Zeit kam auch noch dazu, dass ich mich für verschiedene unterschiedliche Arten von Musik zu interessieren begann. Es war einfach 100 Alben runterzuladen und sich fünf gute Alben davon rauszusuchen und zu behalten.

Wie denkst du denn über Leute, die sich eure Musik runterladen?

Das macht mich glücklich, dass sie sich für unsere Musik interessieren. Als Musiker verdient man sowieso kein Geld an den CD-Verkäufen. Man muss sich damit abfinden, wie es ist. Die Uhr kann keiner zurückdrehen. Musik wird heruntergeladen und man kann nichts dagegen tun.

Bekommt eine Band wie VICTIMS Geld rein, wenn sie tourt und Merchandise verkaufen kann?

Nur ein bisschen. Allerdings zahlen wir mittlerweile auch nicht mehr drauf. Mittlerweile.

Wie beschäftigt ihr euch die ganze Zeit auf Tour?

(zeigt auf eine Flasche Bier) Wenn man mit einem Nightliner unterwegs ist, kann man viel schlafen, und das macht das Touren angenehm, denn man kann acht, zehn oder zwölf Stunden schlafen. Du kannst auch die ganze Nacht aufbleiben und feiern, wenn du möchtest. Aber eigentlich geht es bei einer Tour nur ums Warten.

Wie übersteht ihr so eine Tour, besonders mit ROTTEN SOUND?

Wir waren ja schon mal gemeinsam auf Tour und wussten, was auf uns zukommt.

Sie haben ja den Ruf viel und ausgiebig zu feiern.

Genau wie wir.

Ende April geht ihr dann rüber in die USA auf Tour. Für die erste Woche fehlen euch da allerdings noch ein paar Konzerte. Geht ihr trotzdem schon zu dem Zeitpunkt rüber und guckt, was sich ergeben wird?

Nein, nein, da werden schon noch Auftritte gebucht. Es wird gerade noch daran gearbeitet. Wir fahren nicht mehr von Stadt zu Stadt und fragen, ob wir spielen dürfen.

Zm Abschluss darfst du dir für die Radiosendung ein Lied wünschen.

Ich würde gerne „Blue Eyes“ von GRAM PARSONS hören.

Da bin ich mir nicht sicher, ob wir das haben.

Okay, dann das erste Lied vom aktuellen Album von SLAYER „Fleshstorm“.
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