Gehacktes frisch aus dem Fleischwolf


Interview mit Mathyr
Death Black Metal aus Deutschland - Thüringen
MATHYR haben mit "Kryos" eine wirkliche Perle im Black/Death-Bereich abgeliefert. Ob rasende Parts, die einen in nordische Gefilde ziehen oder tiefschwarze, schwere Momente, die einen förmlich an die Wand drücken..., "Kryos" ist eine perfekte Mixtur aus jeglichen Formen des extremen Metal. Und dass die Thüringer diese Melange beherrschen, beweisen sie nun mit diesem Silberling. Ob auf Platte oder live, MATHYR beherrschen ihr Metier. Grund genug den sympathischen Frontmann Sagrim mal zur Rede zu stellen.

Wie sind die bisherigen Kritiken zu „Kryos“? Seid Ihr damit zufrieden?


Die Kritiken sind bis jetzt ausnahmslos sehr, sehr positiv. Es war ja nun nicht gerade so, dass wir es uns mit dem Material zur "Kryos" einfach gemacht haben. Es war eine schwere Phase, wenn ich das mal so sagen darf, in der es manchmal auf Messers Schneide stand. Zum einen haben wir personell wieder mal genau zur Zeit der Aufnahmen große Rückschläge hinnehmen müssen und zum anderen gehören wir nicht zu den Musikern, die sich das Zeug einfach aus dem Ärmel schütteln. Bei dieser Scheibe wurde wirklich um jede Einzelheit gekämpft, nichts dem Zufall überlassen oder halbherzig zusammen gezimmert. Insofern gibt es auch nicht eine Stelle auf der Platte hinter der ich nicht einhundertprozentig stehen könnte. Ich glaube, man hört es den Stücken an. Deshalb sind wir auch sehr dankbar, dass "Kryos" so gut aufgenommen wird.


„Kryos“ ist ja bedeutend progressiver ausgefallen, als der Vorgänger „Mandraenken“, was ja ein mutiger Schritt, aber Euch durchaus gelungen ist. Wie gehen Eure Fans damit um?

Ich hoffe, den meisten von ihnen wird der Schritt in diese Richtung gefallen. Es ist ja eine Art von Progressivität, die es den Leuten nicht schwerer macht die Scheibe zu hören, sondern sogar eher leichter.

„Kryos“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie Frost, wenn ich mich nicht irre. Wieso gerade dieser Titel??

Frost oder Kälte. Den Titel haben wir gewählt, weil sich die Scheibe textlich mit den verschiedenen Arten von menschlicher Kälte und vor allem mit deren Konsequenzen beschäftigt.

Eure Texte sind düster, passend zur Musik Mathyr’s. Erzähle doch bitte mal den Lesern, um was es da so geht!

Musik und Texte der Stücke sind zu einzelnen Bildern verbunden, deren Überschrift diesmal, wie schon gesagt, "menschliche Kälte" heißt.
Ich will nicht vermessen sein, aber es ist so ähnlich wie bei "Bilder einer Ausstellung" von Mussorgsky.
Nur das diese Bilder in meinem Kopf hängen. Es würde den Rahmen hier sprengen, jedes Stück zu beschreiben und um ehrlich zu sein, fände ich es Klasse, wenn sich jeder sein eigenes Bild macht. Nur eines, bei dem Text zu "Against The Walls Of Fire" z.B. sehe ich diesen riesigen Friedhof Verdun. Man muß sich Verdun damals als einen Fleischwolf vorstellen, der über Monate Gehacktes produziert aus diesen armen Teufeln und immer wieder nachgefüllt wird. Mit den jeweiligen Hymnen auf den Lippen rennen sie andauernd gegen Wände aus Feuer an, niedergemäht wie Getreide bei der Ernte. Danach werden die Körper von den Granaten wieder unter die Erde gepflügt, damit die Nächsten über sie nach vorne gepeitscht werden können und das über Monate! Am besten schau dir mal das Triptychon "Der Krieg" von Otto Dix an.

Euer erstes Album kam ja 2001, dann „Mandraenken“ 2004 und „Kryos“ jetzt 2008. Das sind Zeitabstände von drei bzw. vier Jahren. Müssen wir nun fürchten, dass es so weitergeht und das nächste Album im Jahre 2013 erscheinen wird?

Ich hoffe nicht. Die Zeitspanne zwischen den Veröffentlichungen war wirklich sehr lange.

Sagrim, live tretet Ihr ja teilweise mit verschieden Musikern auf. Wie setzt sich eigentlich das aktuelle Line-Up zusammen?

MATHYR sind Mountheist, Greiv und ich. Live spielt unser ehemaliger Basser Chris mit und bis September unser ehemaliger Drummer Phlegiaz. Greiv ist bis dahin zum Studium in den Vereinigten Staaten.


Kommt für Euch eine ausgedehnte Tour in Frage oder wäre das zeitlich bei Euch gar nicht drin?

Das kommt für uns auf jeden Fall in Frage.
Wenn die Voraussetzungen stimmen, würden wir das natürlich auch zeitlich hinkriegen.
Wir sind glücklicherweise in der Lage das selbst zu bestimmen.

Was für Gigs wären denn beispielsweise ein großer Wunsch von Euch? Vielleicht irgendein Festival oder eine Tour mit welcher Band?

Jeder kennt ja die üblichen Verdächtigen in Bad Berka, Jüterborg etc.. Oder aber das "Inferno Festival" in Norwegen plus anschließender Tour mit unseren Freunden von THYRUZ. Das wäre ne feine Sache.

Ihr habt jetzt das zweite Mal hintereinander bei dem kleinen Label Animate Records ein Album herausgebracht. Gibt es einen festen Vertrag oder seid Ihr einfach nur wegen der Zufriedenstellung erneut auf das Label zurückgekommen?

Nein, wir haben keinen festen Vertrag. Nachdem die Jungs auch die "Mandraenken" gemacht hatten, haben wir zuerst ihnen die fertigen Aufnahmen geschickt. Andy von Animate hat mich dann angerufen und gesagt, dass er die Scheibe richtig Hammer findet und gerne rausbringen würde. Wir verstehen uns mit ihnen wirklich gut und handelten nach dem Motto, nicht mitten im Fluss die Pferde zu wechseln. Größere Labels haben es sich auch nicht getraut, eine relativ unbekannte Band unter Vertrag zu nehmen, deren Musik in ihren Augen wahrscheinlich weder Fisch noch Fleisch ist. Wir gehen allerdings lieber als ein Original auseinander, bevor wir als eine Kopie in die Geschichte eingehen. Ich verstehe allerdings sehr gut, dass dies für viele ein Risiko darstellt.
Bei Animate sind eher Idealisten am Werk, denen ich es wirklich gönnen würde, wenn ihnen mal ein richtig großer Wurf gelingt. Die Jungs tun für uns das, was in ihren Möglichkeiten liegt. Kleines Label hin oder her.

Wenn man sich das Cover von Eurer Demo-CD „Hedon Fire“ anschaut, fällt einem auf, dass es doch ziemlich klischeebehaftet ist. Corpsepaint, Feuerspeien, Nietenarmbänder … warum verzichtet Ihr heutzutage darauf? Die Pseudonyme habt Ihr jedenfalls noch nicht abgelegt.

Die Pseudonyme sind mit uns über Jahre gewachsen. Was Corpsepaint etc. betrifft, so sehe ich bei uns die Notwendigkeit nicht mehr, unsere Musik durch diese Sachen zu unterstreichen.

Ihr kommt ja aus Thüringen, wo die Metalszene recht groß ist. Gibt es Freundschaften zu anderen Bands?

Direkt Freundschaften würde ich jetzt nicht sagen. Dafür sind die Kontakte doch zu selten. Allerdings sind uns bis jetzt sehr, sehr viele Leute begegnet, mit denen wir gerne in einem Boot sitzen. Es ist eher eine Art großer Respekt vor den Leistungen aller anderen und eine tiefe Sympathie für die Sache an sich.

Sagrim, was liegt derzeit bei Dir im CD-Schacht?

- ARVO PÄRT - "Arbos"
- HANS ZIMMER - "Vide Cor Meum"
- THYRUZ - "Northern Blasphemy"
- EMPEROR - "The Wanderer"
- JAN GARGAREK & HILLIARD ENSEMBLE - "Officium"

Ich wünsche Euch auf jeden Fall das Beste und hoffe, dass „Kryos“ verdammt gut einschlägt.
Sagrim, hast Du noch ein paar abschließende Worte für die Leserschaft von Bloodchamber.de??


Danke Martin und alles Gute!
Hört "Kryos" oft und laut!
Wir freuen uns über jeden von euch auf unserer Seite im Oktober, zum Benefizkonzert für krebskranke Kinder im Skullchrusher /Dresden. Näheres unter www.mathyr.de oder www.myspace.com/mathyrband
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