Songs über Liebe, aber trotzdem auf die Fresse


Interview mit Ektomorf
Modern Thrash Metal aus Ungarn


Hi, wie geht’s dir?

Ganz gut, außer heute. Heute war nicht der beste Tag dieser Tour, es sind immerhin schon 8 Tage, man. 2 Stunden jede Nacht, ich bin etwas müde.

Was machst du in deinem bisschen Freizeit während der Tour?

Freizeit? Nun ja, chillen. Weißt du, es ist natürlich hart, besonders wenn man singt. Es sind immer ungefähr eine Stunde und fünzig Minuten, so lange haben wir vorher nie gespielt. Da waren's immer höchstens 45 oder 60 Minuten. Das ist inzwischen sehr hart mit EKTOMORF, da ist man einfach etwas müde.

Ich habe gehört, du wohnst nicht mehr in Amsterdam sondern wieder in Ungarn...

Nein, ich lebe in Hamburg.

Oh, sorry, das wusste ich nicht. Schreibst du die Songs da wieder alleine oder auch mit dem Rest der Band?

Ja, ich schreibe alle Songs selber, so wie immer. Ich meine, ich schreibe sie mit dem Computer und mit der Drum Machine, und dann zeige ich es den Jungs, und dann geht’s ins Studio.

Alles klar, lass uns nun zum neuen Album kommen. Auf „What Doesn't Kill me...“ hast du hörbar weniger exotische Instrumente benutzt als noch auf den Vorgängeralben. Wieso das?

Ja, das stimmt. Naja, ich habe mich einfach nicht danach gefühlt. Es ist komisch, man, als ich es benutzt habe, sagte jeder das ist eine Kopie von diesem und jenen. Und jetzt wo ich es nicht verwendet habe, vermisst es jeder. Das ist komisch, mir war einfach danach, ich wollte einen Punch in die Fresse machen mit diesem Album, richtig stark. Und nichts, das die Songs verschwimmen lässt oder ruhige Momente schafft. Vorher war es genau dazu da. Aber das Album ist straight und nur ein Song - „Scream“ - hat das.

Oder beim Song „Sick Of It All“ - da habt ihr Rap mit eingebunden. Wer ist das und wie kam es dazu?

Ja, das ist Lord Nelson von STUCK MOJO. Wir waren zusammen auf Tour und wurden echt gute Freunde. Ich dachte mir, wir könnten zusammen einen Song schreiben. Gleiche Situation wie jetzt, wir sitzen im TourBus, dann haben wir das mit dem Computer gemacht. Ich habe in einer Stunde oder so einen Song geschrieben und ihm ein paar Tage für den Text gegeben. Ich habe nur den Refrain geschrieben und er hat den ganzen Rest getextet. Am letzten Tag von der Tour – das war in Lindau hier in Deutschland – kam er zu mir, und mit dem Computer und so einem Studio-/Aufnahmeprogramm hat er dann den Song eingesungen und ich hab die Vocals quasi mitgenommen. Hab es dann ins Studio gebracht und alles zusammengesetzt. Er war leider auf Tour und wäre gern auch gekommen, aber er ist nun mal beschäftigt. Ich hätte ihn auch gerne da gehabt. Er ist ein guter Kerl, ein guter Freund von mir.

Würdest du andere Projekte wie das hier machen? So ein Nu Metal Zeug und mit Rap-Passagen?

Nein. Ich wollte schon immer einen Song wie den hier. Kennst du den Film "Judgement Night"? Das ist ein echt cooler Film und im Soundtrack sind so Sachen wie HELMET, BOO-YAA T.R.I.B.E. Sowas in der Richtung wollte ich machen. Dann kam er und hatte einfach diese Stimme, wie bei PUBLIC ENEMY oder so. Aber ein Projekt oder sowas mag ich überhaupt nicht. Mit EKTOMORF habe ich genug um die Ohren. Ich habe dazu keine Zeit und EKTOMORF ist...einfach meine Musik. Weißt du, ich spiele zu Hause schon ganz andere Sachen, wie jetzt Akkustikgitarre, aber eben nur für mich selbst.

Ok. Ein anderer auffälliger Song auf dem neuen Album ist „I Can See You“ - mit einem schnellen Ende, fast schon ein Blastbeat. Sowas habe ich in einem EKTOMORF-Song noch nie gehört. Habt ihr da eine Double Basss benutzt?

Nein es war nur eine Bass Drum, aber mit einem Doppelpedal. Ich meine, das ist auch das einzige Lied auf dem Album, wo wir das verwendet haben. EKTOMORF hatte noch nie so schnelle Sachen, wie du schon gesagt hast. Es war nur dieser eine Song. Wir sind im Studio gesessen und haben überlegt, ob wir es nicht rausnehmen. Dann saßen wir da, haben es angehört und fanden, dass es ganz gut passt.

Würde ich auch sagen, das passt echt gut rein. Deine Lyrics sind immer sehr persönlich, und es hört sich immer an, als zielst du auf bestimmte Leute ab, wenn du gesellschaftskritische Sachen geschrieben hast. Stecken da aktuelle Ereignisse dahinter oder woher nimmst du dir da deine Ideen?

Nun, auf dem Album habe ich eigentliche viel Positives geschrieben. Wie bei „I Got It All“ - da geht’s eigentlich um Liebe. Es war wie ne Veränderung zu positiverem Zeug. Das ist alles anders als vorher, nicht so viel Wut. Ich meine – natürlich ist da noch eine Menge Wut, das kommt alles über diese Schiene rüber und das kommt auch von mir. Aber anders ist es schon und über die Gesellschaft habe ich in dem Sinne nichts geschrieben für dieses Album. Ich habe schon in manchen Sachen Kritik an Politik gesehen. Aber da drehte es sich darum, was mir zugestoßen ist mit den Leuten und nie Politik wie jetzt eine bestimme Partei oder so. Eigentlich ist Ungarn ja Scheiße. Die können mich alle mal am Arsch lecken. Für ne lange Zeit durften wir da nicht mal spielen. Es hat sich zwar ne Zeit lang geändert, aber jetzt hat es sich wieder zurückentwickelt. Die mögen eine Band wie EKTOMORF einfach nicht, also scheiß drauf.

Wirklich? Gibt es da immer noch so viele Vorurteile?

Oh ja! Und das zeigen sie uns auch!

Glaubst du, dass da andere Länder wie Deutschland besser dran sind?

Sowas kann man nicht vergleichen. Ich meine, in Deutschland geht einfach was anderes ab. Hier ist schon alles besser. Wir sind glücklich, wenn wir hier her kommen und spielen können. Wir haben auch die meisten Shows in Deutschland. Ich meine damit auch alle Bands. Wenn du mal die Tourdaten anschaust von allen Bands quer über den Globus. Die besten Clubs, die besten Medien, das beste Publikum, die besten Festivals.

Werdet ihr eigentlich ein paar Festivals ansteuern in diesem Jahr?

Nein, wir konzentrieren uns mehr auf die Clubs, das ist eher unser Ding. Wenn du auf Festivals spielst, ist es eher für alle miteinander, nicht nur für die Fans. Also machen wir diese Tour hier, die wirklich gut läuft. Und wir machen noch ne Runde im Herbst und noch eine in den Vereinigten Staaten im Dezember. Wir konzentrieren uns also mehr auf so was. Vielleicht ein paar Festivals wieder, aber nicht die goßen.

“What Doesn't Kill Me..." ist das erste Album bei AFM Records. Wieso habt ihr euch von Nuclear Blast getrennt?

Weil sie einfach nicht das geschafft haben, was wir von ihnen erwartet haben. Weißt du, Nuclear Blast verspricht Dinge, die sie dann nicht halten können. Und ich wollte definitiv einen Schritt nach vorne machen, und das tat ich. Also kam ich zu AFM, und es fühlt sich nach dem richtigen Schritt an. Ich wünschte nur, ich hätte es schon früher getan, als „Outcast“ rauskam.

Du hast vor einiger Zeit erwähnt, dass du gerne eine DVD rausbringen würdest, aber Nuclear Blast würde das noch nicht wollen. Arbeitet ihr jetzt daran?

Wir nehmen auf, ja. Es wird eine besondere DVD, aber nicht jetzt. Es gab Besetzungswechsel, und das war eine schwere Zeit. Und jetzt müssen wir erstmal wieder zusammen kommen. Das war genug, aufzunehmen, ein Album rauszubringen und dann zu touren. Es wird eine DVD geben, aber ich weiß noch nicht wann. Wir haben eine Menge Material und eine Kamera bei der Tour dabei, und wenn die DVD dann rauskommt, werden es 3 Stunden oder so sein. Von der Anfangszeit damals in Ungarn und dann auch die großen Festivals. Wir haben eine Menge Material, wie für eine DVD mit verdammten 20 Stunden. Wir werden es etwa 3-4 Stunden lang machen, mit Backstage Sachen mit der Band und so weiter. Aber ich weiß nicht wann. AFM ist jedenfalls ein guter Partner dafür.

Glaubst du, DVDs sind wichtig für die Musikindustrie, wegen den Downloads?

Du kannst ja auch DVDs runterladen (lacht).

Ja klar, aber ich meine das ganze Bonusmaterial, das man dann mit drauf packt.

Natürlich, man kann heute keine CD oder DVD mehr verkaufen ohne spezielle Extra-Sachen. Sowas tun wir auch immer, wie das aktuelle Cover, über das ich sehr glücklich bin. Das ist unser bestes Albumcover bis jetzt. Wenn du dir die davor anschaust, da haben wir nur was zusammengeschnipselt, wie bei einer Demo. Aber das hier ist ein Album.
Ja, das ist wichtig, besonders für die Musikindustrie, weil sie ausstirbt. Das Internet tötet alles. Außer den Liveshows, das ist das beste, was wir tun können.

Ich schätze, die nächste Frage wird dir nicht gefallen, aber glaubst du, ihr werdet den Ruf einer SOULFLY/SEPULTURA Kopie jemals verlieren?

Ach, all diese Ignoranz und die Leute, die gar nicht wissen, was EKTOMORF ist. Die werden das immer sagen. Ich kann nur sagen „fuck them“. Ich meine, ich bin hier, ich toure. Wir haben einen riesigen Bus hier. Wir bringen jede Nach einen verdammten Gig, von dem her macht mir das nichts mehr aus. Es wird immer neidische Leute geben.

Alles klar. Du hast schon KREATOR supportet, was eine deiner Lieblingsbands ist, soweit ich weiß. Mit welcher Band würdest du am liebsten noch die Bühne teilen in der Zukunft?

METALLICA.

METALLICA? Magst du auch das neue Album?

Nein.

Warum dann ausgerechnet METALLICA, was magst du von ihnen für Zeug?

Ich mag nur die ersten vier Alben und vom „Black Album“ „Sad But True“, aber das ist alles. Aber die ersten vier Alben waren ein riesiger Einfluss für mich in meinem Leben und als ich anfing, Musik zu machen. Wenn es mal ein riesiges Festival gäbe, gäbe es zwei Artists, mit denen ich gerne spielen würde: Das wäre einerseits METALLICA und andererseits Johnny Cash. Er ist genau hinter dir.

(Ich drehe mich um und sehe ein signiertes Bild von Johnny Cash. Die Gelegenheit mit ihm zu spielen, wird er wohl nie mehr haben.) Ich freue mich schon auf eure Show später, kennst du eigentlich die anderen Bands?

Nein. Ich meine, wir kommen an, machen den Soundcheck und dann geht es ins Hotel zum ausruhen. Ich kenne DRONE, weil uns eine Booking Agentur mal zusammengesteckt hat für ein paar Interviews. Ich kenen sie eben von da, aber ihre Musik kenne ich nicht. DEBAUCHERY noch, aber ich meine wir sagen „Hi“ und quatschen manchmal backstage. Jeder hat sein eigenes Ding, die Bands sind unter sich, das ist immer das gleiche.

Wie ist das eigentlich mit deinem Bruder? Ist er auch nicht mehr in der Band?

Nein, mein Bruder ist nicht mehr in der Band.

Verdammt, tut mir Leid, davon hab ich gar nichts mitgekriegt. (Ich muss mir wohl eingestehen, dass ich das bei der Recherche versehentlich übergangen habe.)

Achso. Nein, ich wollte auch kein großes Ding daraus machen, dass er gegangen ist. Er hat sich dazu entschlossen zu gehen, und das respektiere ich. Er hat jetzt sein eigenes Leben in Deutschland. Ich habe einen neuen Bassisten, einen neuen Drummer. Wir spielen, als wären wir schon immer zusammen gewesen, du wirst sehen.

Ok, dann bedanke ich mich, dass du dir Zeit für das Interview genommen hast. Die letzten Worte gehören dir.

Naja, meine letzten Worte sind... Kommt zu unseren Shows und hört mal in das neue Album rein!
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