Zum Teufel mit dem Einheitsbrei!
Interview mit Valborg
Dark Metal aus Deutschland - Bonn
Dark Metal aus Deutschland - Bonn
Hallo Jan, vorneweg erst mal Glückwunsch zu „Glorification Of Pain“! Auch wenn das Jahr noch nicht seinen Zenit erreicht hat, in meinen Augen habt ihr das wohl eigenwilligste, und das meine ich durchweg positiv, Album des Jahres 2009 abgeliefert.
Danke Nils! Eigenwilligkeit ist eine gute Eigenschaft. Etwas anstrengend, aber bereichernd. Zum Teufel mit dem Einheitsbrei!
Mir sind auch Reviews untergekommen, die euch unter anderem mit EMPEROR oder Konsorten vergleichen. Für mich eigentlich völlig abwegig. Wie waren die bisherigen Reaktionen auf das Album, gab es ähnlich skurrile Vergleiche oder Querverweise?
Zum Glück nicht. Der Junge, der das schrieb, hat wohl irgendwo aufgeschnappt, dass wir progressiv seien. Als er dann noch das Bandfoto sah, auf dem wir Corpsepaint tragen, hat er wohl gedacht, wir wollten progressiven Black-Metal machen. Dass wir das nicht wollen, hört man wohl in den ersten Minuten des Albums. Hat er nicht so ganz verstanden und fand uns dann Scheiße, haha!
Mir persönlich viel es sehr schwer, euer Album in irgendeiner Weise zu kategorisieren, da ihr einfach verschiedenste Stile zu einem neuen Ganzen zusammenfügt. Ordnet ihr euch selbst einer gewissen „Schublade“ zu oder seit ihr mit dem Prädikat „Freigeister zwischen allen Stühlen“ auch zu frieden?
Also zwischen Stühlen hängen wir sicherlich nicht rum. Das ist was für Leute die erst kommen, wenn nichts mehr für sie frei ist. Am liebsten ist mir der Ausdruck des "für sich Stehens". Diese ganzen Kategorien sind doch kompletter Blödsinn.
Wenn man das gesamte Package betrachtet, also Musik, Lyrics und Cover/Booklet, scheint das Gesamtkunstwerk VALBORG von einer naturalistisch-mystischen Grundideologie durchzogen zu sein. Würdest du mir dem zustimmen? Und was wäre in deinen Augen die Grundaussage hinter VALBORG?
Das kann man so sehen. Es wird aber viel zu viel über angebliche Inhalte von Musik, vorallem im Bereich des Metals gelabert, deswegen sag ich nichts weiter dazu. Man soll sich den Stoff einfach reinziehen und fertig. Was in einem selbst dabei passiert, das ist das Wichtige! Nicht das, was die Musik laut Bandmitglieder "aussagen" soll. Es geht um die Wirkung! Wenn Musik dein Herz berührt, oder Dir tierisch in den Arsch tritt, fragst Du nicht mehr nach Inhalten! Das, was in unserer CD zu sehen und zu lesen ist, muss reichen. Irgendwelche Erläuterungen wären lächerlich.
Als ich eure Promofotos zum ersten Mal sah, habe ich euch relativ schnell und unbedacht auf Grund eurer Optik in die Black-Metal-Ecke gerückt. Dieses Bild hat sich allerdings relativ schnell relativiert. Ist dies ein weiterer Weg eures künstlerischen Ausdrucks? Und wurdet ihr deswegen schon öfters in die von mir genannte Genre-Ecke gedrängt?
Ja klar. Das passiert schnell. Ist uns aber egal, wir machen das für uns und außerdem auf längst nicht jedem Shooting oder Gig. Die Stimmung muss die Richtige sein.
VALBORG sind hauptsächlich Christian Kolf an der Gitarre und Ich am Bass. Zwar ist unserer Drummer Florian Toyka ein festes und hochgeschätztes Bandmitglied, jedoch nicht für das Fortbestehen der Band von Nöten. Ohne Christian oder mich würde VALBORG allerdings nicht mehr funktionieren. Wir haben in der Vergangenheit mit mehreren verschiedenen Drummern zusammengespielt. „Glorification Of Pain“ wurde zum Beispiel von Patrick Schroeder, der uns lange begleitet hat, eingespielt. Drummer haben bei uns viel Einfluss auf die Musik, ohne dass Sie jemals ein Riff mit zur Probe bringen würden. Florian zum Beispiel ist ein Drummer mit sehr traditionellem Spirit. Er spielt simpel, hart und ehrlich. Es macht wahnsinnig Spaß mit ihm! Durch sein Spiel prägt er die ganze Musik erheblich. Das Drumming in der Rockmusik muss einfach stimmen. Wenn da zu viel gespielt wird klappt der Sound in sich zusammen.
Der Name VALBORG scheint an die heilige Walburga angelehnt zu sein, auf die ja auch die Tradition der Walpurgisnacht zurückzuführen ist. Wie kam es zu dieser Inspirationsquelle?
Ich habe damals nach einem Bandnamen gesucht. Irgendwie bin ich bei alten skandinavischen Frauennamen gelandet. Sehr romantisch! Dass sich hinter diesem Namen auch eine Verwandtschaft zu unserer deutschen Valpurgis verbirgt, ist uns dann erst hinterher aufgefallen. Passte aber gut! Bei den Wikingern war der Tag der Valborg übrigens der Start in die neue Seefahrtsaison, da zu dieser Zeit ihre Häfen frei von Eis wurden. Auch ein schönes Bild!
Obwohl „Glorification Of Pain“ noch nicht allzu lange verfügbar ist, steht mit „Crown Of Sorrow“ bereits der Nachfolger in den Startlöchern. Gibt es Parallelen zu „Glorification Of Pain“, oder erwartet uns ein komplett neues Gesicht von VALBORG?
Und: wann können wir mit „Crown Of Sorrow“ rechnen?
„Crown Of Sorrow“ ist ein transzendentales Gewitter voller Heavyness. Bisher haben wir nur eine ungemasterte Version davon und jedes Mal wenn ich die Platte auflege ist es, als würde ich auf einen römischen Streitwagen aufspringen. Es ist unbequem, laut, schmerzvoll und man muss aufpassen, dass man keinen Staub frisst, haha! Sie ist, wie ihr Vorgänger, komplett live und analog eingespielt und hat ein gewaltiges Eigenleben. Sie kommt brutal und recht abwechslungsreich, wird aber mal wieder offene Ohren brauchen. Prepare, Motherfuckers!!! Wann es soweit ist, hängt davon ab, mit wem wir auf Verlegerseite künftig arbeiten werden. Vielleicht wird das aber noch dieses Jahr was.
Gibt es eigentlich DEN musikalischen Einfluss für euch, oder bringt jeder Einzelne seine verschiedenen Ideen und Eindrücke mit ein?
Nein, wenn es DEN Einfluss gäbe, würde man das wohl auch hören. Wie jeder echte Musiker bringt jeder von uns sein eigenes "Inneres Lied" mit.
Was hat uns in Zukunft noch in Sachen VALBORG zu erwarten, gibt es schon weitere Pläne?
Oh Mann, es gibt verdammt viele Pläne! Wir sind neben unseren Live-Aktivitäten schon längst dabei, Energien für das Album nach „Crown Of Sorrow“ zu sammeln.
Wir bekommen zwar auf unseren Konzerten nicht überwältigend viel Resonanz, aber das, was kommt, ist umso erfreulicher. Viele Leute kommen auf uns zu und sagen etwas in der Art wie: "Hey, das war mal was anderes! Hut ab!" – was will man mehr? Wir werden in den nächsten Wochen noch einige Konzerte in Deutschland und eines in der Schweiz spielen. Schade, dass nichts in Deiner Nähe dabei ist!
Ihr Jungs von VALBORG seid ja auch relativ eng mit Zeitgeister verbandelt. Wenn sich jemand mit eurer Musik vertraut fühlt, wird er dort noch weitere Perlen in Sachen avantgardistischer Musik vorfinden?
Gibt es eine gewisse Grundeinstellung hinter Zeitgeister, wie es schon der Name ansatzweise andeutet?
Zeitgeister ist eine Art Verlag, mit dem wir alles, was unsere Bonner Posse so fabriziert rausbringen oder vertreiben können. Nur die Konsequenz des Vorhabens, die ganze Sache einfach selbst anzupacken. Da können wir tun und lassen was wir wollen.
Mir gehen so langsam die Fragen aus, deswegen möchte ich dir hier nochmal etwas Raum für die berühmten „letzten Worte“ lassen:
Leute, kauft Euch unser neues Album "Glorifcation Of Pain" und kommt zu unseren Gigs! „Fuck Off“ an alle, die meinen, für Musik nichts bezahlen zu müssen! – Wenn Ihr die Musikkultur wieder in die Steinzeit bringen wollt, stellt Euch auch auf Schläge mit der Keule ein! Ihr werdet mit dem Underground der DANN kommt nicht klarkommen!
Vielen Dank für das Interview!!!
Ich danke Dir für Dein Interesse! Stay heavy!