Celebrating the mightiness of the epic things in a positive way!
Interview mit 3 Inches Of Blood
Heavy Metal aus Kanada - Vancouver
Heavy Metal aus Kanada - Vancouver
Seit einigen Jahren sorgen die Kanadier 3 INCHES OF BLOOD für frischen Wind im Power & Heavy Metal Bereich. Dafür verantwortlich waren auch die im Genre ungewöhnlichen Duelle zweier unterschiedlich singender Frontmänner. Das im letzten Spätsommer veröffentlichte, aktuelle Album „Here Waits Thy Doom“ war der erste Release der Band ohne Düstersänger Jamie Hooper. Zu diesem Thema, dem thematischen Hintergrund der Texte und zu einigem anderen mehr gab der nette, wenn auch leicht verschlafen wirkende Gitarrist Shane Clark im Rahmen der Bonecrusher Fest Tour 2010 Auskunft.
Fangen wir gleich mit dem Ausstieg von Jamie an. Inwiefern hat dieser sich auf die Bandchemie ausgewirkt, nicht nur weil es jetzt ein Bandmitglied weniger gibt, sondern er auch das letzte verbliebene Gründungsmitglied war?
Shane: Erstmal zu der Geschichte mit dem Gründungsmitglied. Es stimmt schon, dass Jamie ein Gründungsmitglied der Band und auch das letzte verbliebene war. Aber als Jamie noch der alleinige Sänger war, war die Band eher eine Garagenband. Damals gab es noch keine richtigen Auftritte, sondern nur Shows in den Häusern von Freunden usw. Cam (Cam Pipes, der verbliebene Sänger) stieß zur Band, wahrscheinlich ein paar Jahre bevor die Band irgendetwas Richtiges oder Professionelles gemacht hat wie in Europa zu touren. Solche Sachen gab es vorher nicht. Das wirklich umfangreiche Touren begann erst 2004. Und so gesehen ist Cam auch ein Gründungsmitglied. Das ist also nur eine Formalie.
Aber natürlich ist die Dynamik in der Band anders, auch weil Jamie lange Mitglied war. So riesengroß ist der Unterschied aber nicht. Wir sind auch immer noch mit Jamie befreundet, und ich treffe ihn, wenn ich zu Hause in Vancouver bin.
Dass der Kontakt weiterhin freundschaftlich ist, hat sicher auch damit zu tun, dass er die Band aus gesundheitlichen Gründen verlassen hat, soweit ich weiß.
Mit gesundheitlichen Gründen hat es angefangen, aber es war auch eine Kopfsache. Das Touren hat ihm nicht mehr wirklich Spaß gemacht. Wenn er immer noch 100% hinter dem Touren stehen würde und richtig Spaß dabei hätte, wäre er von selbst wieder gesund geworden. Du weißt schon, was ich meine: Es ist ein hartes Leben, es ist nicht einfach und ich kann ihn auch verstehen. Niemand kann ihm einen Vorwurf machen.
Ok, kommen wir zum aktuellen Album. Die Rolle des Rhythmus ist in meinen Augen wichtiger geworden als bei den Alben zuvor und es hat auch mehr Rockspirit. War das eine bewusste Entscheidung beim Schreiben der Lieder?
Wir, also Justin (Justin Hagberg, der andere Gitarrist) und ich, arbeiten nicht nach einer Formel. Wir haben einfach die Songs geschrieben, die wir geschrieben haben, und das ist dann so passiert. Ich glaube in unseren Hinterköpfen, im Unterbewusstsein, wollten wir uns hauptsächlich nicht wiederholen. Das letzte Album „Fire Up The Blades“ ist in meinen Augen unser aggressivstes und ruppigstes.
Findest du? Für mich klingt „Advance & Vanquish“ deutlich aggressiver. Es ist etwas übertriebener, die Musik wird mehr auf die Spitze getrieben als bei „Fire Up The Blades“.
Wirklich? Nein, da kann ich überhaupt zustimmen. Ich finde „Advance & Vanquish“ auf gewisse Weise ziemlich monoton. Jeder Song hat irgendwie den gleichen Beat, den gleichen Rhythmus. „Fire Up The Blades“ hat alles (unterstrichen von Fingertrommeln auf dem Tisch) von Blastbeats bis hin zum Rock. „Advance & Vanquish“ dagegen folgt stur einer Formel. Ok, und auf dem aktuellen Album „Here Waits Thy Doom“ ist definitiv mehr Rockeinfluss zu finden, wahrscheinlich wegen der Sachen, die wir hören. Denn wenn wir auf Tour sind, hören wir eine Menge RAINBOW, UFO und andere Bands, die ihre Basis im Rock haben. Das ist auch wieder eine von diesen unterbewussten Sachen. Jedes Mal, wenn man ein Album macht, will man eine Reihe verschiedener Dinge ausprobieren. Und das neue Album tendiert auf jeden Fall Richtung Rock. Das Lied „Preacher's Daughter“ ist der am offensichtlichsten Rock'n'Roll beeinflusste Song, den die Band je gemacht hat. Und ich glaube, es funktioniert richtig gut.
Dem würde ich soweit zustimmen. Gab es eine spezielle Idee hinter dem Wechsel von den Fantasycovern zu einer Fotografie? Bei „Advance & Vanquish“ gab es eine Orkschlacht, bei „Fire Up The Blades“ mittelalterliche Waffen und jetzt ein Foto...
Wir wollten eigentlich wieder ein Fantasybild. Es gab eine Reihe von Künstlern, mit denen wir gerne arbeiten wollten, weil sie garantiert etwas Cooles gemacht hätten, das uns gefallen hätte. Aber es war schwierig, sie zu erwischen, weil sie sehr volle Terminpläne hatten. Also haben wir uns alles nochmal durch den Kopf gehen lassen und gedacht, wir hatten jetzt zwei Bilder, jeder sonst hat auch Bilder. Und deshalb haben wir beschlossen, etwas anderes zu machen. Etwas, was wir vorher noch nicht getan haben. Das Cover der ersten BLACK SABBATH Scheibe hat uns immer gefallen. Es ist sehr geheimnisvoll. Das auf dem Albumcover könnte ein Alien sein, irgendwo im Wald. Und dann gibt es noch ein Cover, das uns sehr gut gefällt. Es ist von WISHBONE ASH, einer richtig guten 70er Rock Band. Das Album heißt „Argus“. Das ist die Art von Fotos, die wir mögen, auch in dem Album. Es ist indirekt und es könnte alles Mögliche sein. Also haben wir das selbst in die Hand genommen und gestaltet. Wir haben uns ein Konzept überlegt. Der Mantel und das Schwert von dem Bild gehören der Band. Das Schwert ist sogar ein Geschenk von Fans, die es für uns angefertigt haben. Wir haben uns alles selbst überlegt und so etwas Neues, Eigenes erschaffen.
Ich finde, die Figur links sieht etwas nach einem Oldschool Nosferatu aus.
Der Kopf? Der ist von einem befreundeten Künstler für Spezialeffekte, der ihn uns zur Verwendung gegeben hat.
Wenn die ganze Band in der Art der Cover davor mit Waffen etc. posiert hätte, hätte es auch zu sehr nach MANOWAR ausgesehen.
Ja, aber so eine Band sind wir nicht. Ok, unser Sänger liebt MANOWAR, aber es ist Poserkram. Wenn ich sage, MANOWAR sind Poser, spreche ich nicht für die ganze Band. Ich persönlich finde aber, dass es Posing ist, wenn sie auf den Fotos in dieser Unterwäsche da stehen. „It's just cheesy.“
Mit dieser Meinung stehst du nicht alleine da. 3 INCHES OF BLOOD ist aber auch eine Band mit Fantasybackground. Worin liegen die Wurzeln dafür? Also zum Beispiel alte Metalbands, Bücher, Rollenspiel...
Du hast eine Reihe Sachen aufgezählt und die spielen alle eine Rolle. Diese drei und Filme. Die Texte sind zwar ausschließlich Cams Sache, aber wir kommen alle aus der gleichen Ecke, mit dem ganzen, im weitesten Sinne Science-Fiction Zeug, egal ob in geschriebener Form oder in Filmen. Alles, was mit Fantasy zu tun hat. Cam spielt auch Dungeons & Dragons und wir zocken auch online.
Du meinst jetzt sowas wie World Of Warcraft?
Ja, genau. Ich selbst spiele das zwar nicht, weil es nicht mein Ding ist, aber ich finde es cool. Aus all dem zusammen setzt sich der Background zusammen. Speziell bei Cam kommt es aus Büchern und seiner Vorstellungskraft.
Als Gitarrist bist du jetzt vielleicht der falsche Ansprechpartner, aber mir ist beim Lesen der Texte der letzten drei Alben etwas aufgefallen: „Advance & Vanquish“ und „Here Waits Thy Doom“ haben ein ziemlich identisches Konzept: es wird viel mit dem Wort „Metal“ gespielt, sowohl im Sinne von Waffen als auch der musikalischen Bewegung. Dazu kommt ein Lied über ein mythisches Wesen und eins über die Zukunft, „Wykydtron“ & „Execution Tank“.
Oh, das ist eine gute Beobachtung.
Bei „Fire Up The Blades“ ist es anders, weil eine Menge der Texte mythische Inhalte zum Thema haben. Von der griechischen Antike über andere alte Sagen bis zu fantastischen Monstern. Weißt du, ob da ein bestimmtes Konzept dahinter steckt?
Ich glaube, ich weiß, was du meinst. Die Texte auf „Here Waits Thy Doom“ basieren auf Cams Ideen. Da war Jamie nicht mehr involviert, aber er hatte als Erster eine Menge Ideen für „Fire Up The Blades“. Das ist also sehr viel mehr so was wie ein Jamie Album. Cam hatte zwar auch einige Ideen, aber Jamie ist derjenige, der sich sehr für die mythologischen Sachen interessiert. Er hat sich viele Charaktere und Situationen ausgedacht, eine Art Vergangenheitsfiktion. So war die Goatriders Horde mit den Kerlen, die auf Ziegen reiten und Christen töten, Jamies Idee. (Goatriders Horde ist übrigens auch der Name des offiziellen 3IOB Fanclubs) Das wäre also eine einfache Erklärung für deine Frage. Cam & Jamie sind zwei verschiedene Personen mit verschiedenen Ideen, und „Advance & Vanquish“ & „Here Waits Thy Doom“ haben mehr von Cam, während „Fire Up The Blades“ mehr von Jamies Ideen hat.
Als Hörer ist das schwierig herauszufinden, weil im Booklet von „Advance & Vanquish“ bei den einzelnen Liedern nicht dabeisteht, wer für die Texte etc. verantwortlich ist. Bei „Fire Up The Blades“ bin ich mir nicht ganz sicher, aber beim neuen Album steht jetzt alles dabei.
Das ist eine Sache, die wir den Fans auf jeden Fall vermitteln wollten. Justin und ich wollten, dass die Fans sehen können, wer was gemacht hat, wer welche Soli spielt usw. Wie bei den alten SLAYER Alben. Das ist etwas, was ich an den SLAYER Alben mag, dass alles da steht. Und jetzt bei uns eben: Justin spielt dieses Solo, Ich spiele das Solo. Das war speziell für die Fans. Aber natürlich wollten wir auch die Anerkennung, wo sie angemessen ist. Cam hat richtig gute Arbeit bei den Texten gemacht, also sagen wir den Fans auch, wer was gemacht hat. Es ist sowohl für unsere Egos als auch damit die Fans ein paar Informationen bekommen. Wir sind alle Menschen, alle Musiker und haben alle große Egos.
Jeder bekommt gerne Applaus.
Ja, genau. So wie jeder Lob und Anerkennung haben will für etwas, das er gut macht.
Kommen wir zu etwas anderem: Ist „Wykydtron“ ein Code für Skynet? Der Text passt so gut zu Skynet, aus der Terminator Reihe.
Wir lieben zwar Terminator, aber das Lied hat damit nichts zu tun. „Wykydtron“ ist ein erfundenes Wort und der Text spielt 2.000 Jahre in der Zukunft.
Von Zeit zu Zeit treibt ihr es in der Musik auf die Spitze und auch mal darüber („going over the top“). Gab es schon Geschichten mit Fans, die euch genervt haben, weil sie es auch übertrieben haben?
Was meinst du mit „going over the top“?
Ok, ich werde versuchen, es zu erklären. MANOWAR übertreiben es in ihrem Gehabe und ihren Texten bis ins Lächerliche, zeigen dabei aber nicht den geringsten Anflug von Ironie. Ihr strapaziert bestimmte Clichés und Themen wie die Metal Brotherhood und die Zweideutigkeit des Wortes Metal, also Metal im Sinne von mittelalterlichen Kämpfen und auch im Bezug auf die Metalgemeinschaft - die Fans, die zu Konzerten gehen und die Lieder lautstark mitsingen - ebenfalls bis an die Grenze und manchmal darüber. Ich möchte wissen, ob ihr es schon mit Fans zu tun hattet, die Grenzen überschritten haben und euch damit genervt haben.
Nein.
Ein Beispiel für extreme Fanliebe ist zum Beispiel die gesonderte Rubrik auf eurer Homepage mit Bildern von Fans, die sich 3 INCHES OF BLOOD Tätowierungen haben stechen lassen. Was denkst du über so leidenschaftliche Fans?
Ich habe noch nie negativ über so etwas gedacht oder negative Erfahrungen damit gemacht. Mit den textlichen Inhalten, die so sind, wie sie sind...
In diesem Moment tritt der Tourmanager zu uns an den Tisch und stellt Shane eine volle Flasche Whiskey vor die Nase.
„Oh, that's a very Rock'n'Roll moment while doing an interview...“
Nach kurzem Gelächter wird der Faden doch noch erfolgreich wiedergefunden:
Es gibt eben diese Brotherhood of Metal. Das war etwas Besonderes, speziell als wir sehr jung waren. Ok, ich bin jetzt 34 und habe einen anderen Blick auf die Welt etc., aber es hat etwas sehr menschliches, positives: Freunde, eine Art Familie, wenn man eine gemeinsames Band in der Musik hat. Metal ist immer irgendwie ein Undergroundding gewesen. Eltern mögen ihn nicht. „But it's metal music, you know.“ Und wenn man älter wird, findet man ähnlich tickende Leute. Man trifft sich und geht zu Konzerten. Es ist wirklich ein Lebensstil für viele Leute. „We're celebrating the mightiness of the epic things in a positive way.“ Es gibt eine Menge positive Atmosphäre im Metal, und es spricht unsere Fans in einem positiven Sinn an. Verstehst du, was ich meine?
Ich denke schon. Von der Mitte der Gesellschaft aus gesehen, ist es eine Außenseiterbewegung, aber wenn man ein Teil davon ist, fühlt man sich wohl und unter Gleichgesinnten und Freunden.
Genau.
Ok, vorletzte Frage. Wenn du dir drei Bands aussuchen dürftest für eine gemeinsame Tour, welche wären das?
ANNIHILATION TIME, BISON B.C. und VOIVOD
Und zum Schluss: Was ist die wichtigste Eigenschaft für einen Metalmusiker, oder auch für einen Metalfan?
Hingabe für die Musik. In anderen Genres gibt es immer Trends und wechselwillige Fans. Metal ist zwar Underground, aber er überwindet Grenzen. Und die Die Hard Fans sind überall gleich und bleiben für immer dabei.
Shane: Erstmal zu der Geschichte mit dem Gründungsmitglied. Es stimmt schon, dass Jamie ein Gründungsmitglied der Band und auch das letzte verbliebene war. Aber als Jamie noch der alleinige Sänger war, war die Band eher eine Garagenband. Damals gab es noch keine richtigen Auftritte, sondern nur Shows in den Häusern von Freunden usw. Cam (Cam Pipes, der verbliebene Sänger) stieß zur Band, wahrscheinlich ein paar Jahre bevor die Band irgendetwas Richtiges oder Professionelles gemacht hat wie in Europa zu touren. Solche Sachen gab es vorher nicht. Das wirklich umfangreiche Touren begann erst 2004. Und so gesehen ist Cam auch ein Gründungsmitglied. Das ist also nur eine Formalie.
Aber natürlich ist die Dynamik in der Band anders, auch weil Jamie lange Mitglied war. So riesengroß ist der Unterschied aber nicht. Wir sind auch immer noch mit Jamie befreundet, und ich treffe ihn, wenn ich zu Hause in Vancouver bin.
Dass der Kontakt weiterhin freundschaftlich ist, hat sicher auch damit zu tun, dass er die Band aus gesundheitlichen Gründen verlassen hat, soweit ich weiß.
Mit gesundheitlichen Gründen hat es angefangen, aber es war auch eine Kopfsache. Das Touren hat ihm nicht mehr wirklich Spaß gemacht. Wenn er immer noch 100% hinter dem Touren stehen würde und richtig Spaß dabei hätte, wäre er von selbst wieder gesund geworden. Du weißt schon, was ich meine: Es ist ein hartes Leben, es ist nicht einfach und ich kann ihn auch verstehen. Niemand kann ihm einen Vorwurf machen.
Ok, kommen wir zum aktuellen Album. Die Rolle des Rhythmus ist in meinen Augen wichtiger geworden als bei den Alben zuvor und es hat auch mehr Rockspirit. War das eine bewusste Entscheidung beim Schreiben der Lieder?
Wir, also Justin (Justin Hagberg, der andere Gitarrist) und ich, arbeiten nicht nach einer Formel. Wir haben einfach die Songs geschrieben, die wir geschrieben haben, und das ist dann so passiert. Ich glaube in unseren Hinterköpfen, im Unterbewusstsein, wollten wir uns hauptsächlich nicht wiederholen. Das letzte Album „Fire Up The Blades“ ist in meinen Augen unser aggressivstes und ruppigstes.
Findest du? Für mich klingt „Advance & Vanquish“ deutlich aggressiver. Es ist etwas übertriebener, die Musik wird mehr auf die Spitze getrieben als bei „Fire Up The Blades“.
Wirklich? Nein, da kann ich überhaupt zustimmen. Ich finde „Advance & Vanquish“ auf gewisse Weise ziemlich monoton. Jeder Song hat irgendwie den gleichen Beat, den gleichen Rhythmus. „Fire Up The Blades“ hat alles (unterstrichen von Fingertrommeln auf dem Tisch) von Blastbeats bis hin zum Rock. „Advance & Vanquish“ dagegen folgt stur einer Formel. Ok, und auf dem aktuellen Album „Here Waits Thy Doom“ ist definitiv mehr Rockeinfluss zu finden, wahrscheinlich wegen der Sachen, die wir hören. Denn wenn wir auf Tour sind, hören wir eine Menge RAINBOW, UFO und andere Bands, die ihre Basis im Rock haben. Das ist auch wieder eine von diesen unterbewussten Sachen. Jedes Mal, wenn man ein Album macht, will man eine Reihe verschiedener Dinge ausprobieren. Und das neue Album tendiert auf jeden Fall Richtung Rock. Das Lied „Preacher's Daughter“ ist der am offensichtlichsten Rock'n'Roll beeinflusste Song, den die Band je gemacht hat. Und ich glaube, es funktioniert richtig gut.
Wir wollten eigentlich wieder ein Fantasybild. Es gab eine Reihe von Künstlern, mit denen wir gerne arbeiten wollten, weil sie garantiert etwas Cooles gemacht hätten, das uns gefallen hätte. Aber es war schwierig, sie zu erwischen, weil sie sehr volle Terminpläne hatten. Also haben wir uns alles nochmal durch den Kopf gehen lassen und gedacht, wir hatten jetzt zwei Bilder, jeder sonst hat auch Bilder. Und deshalb haben wir beschlossen, etwas anderes zu machen. Etwas, was wir vorher noch nicht getan haben. Das Cover der ersten BLACK SABBATH Scheibe hat uns immer gefallen. Es ist sehr geheimnisvoll. Das auf dem Albumcover könnte ein Alien sein, irgendwo im Wald. Und dann gibt es noch ein Cover, das uns sehr gut gefällt. Es ist von WISHBONE ASH, einer richtig guten 70er Rock Band. Das Album heißt „Argus“. Das ist die Art von Fotos, die wir mögen, auch in dem Album. Es ist indirekt und es könnte alles Mögliche sein. Also haben wir das selbst in die Hand genommen und gestaltet. Wir haben uns ein Konzept überlegt. Der Mantel und das Schwert von dem Bild gehören der Band. Das Schwert ist sogar ein Geschenk von Fans, die es für uns angefertigt haben. Wir haben uns alles selbst überlegt und so etwas Neues, Eigenes erschaffen.
Ich finde, die Figur links sieht etwas nach einem Oldschool Nosferatu aus.
Der Kopf? Der ist von einem befreundeten Künstler für Spezialeffekte, der ihn uns zur Verwendung gegeben hat.
Wenn die ganze Band in der Art der Cover davor mit Waffen etc. posiert hätte, hätte es auch zu sehr nach MANOWAR ausgesehen.
Ja, aber so eine Band sind wir nicht. Ok, unser Sänger liebt MANOWAR, aber es ist Poserkram. Wenn ich sage, MANOWAR sind Poser, spreche ich nicht für die ganze Band. Ich persönlich finde aber, dass es Posing ist, wenn sie auf den Fotos in dieser Unterwäsche da stehen. „It's just cheesy.“
Mit dieser Meinung stehst du nicht alleine da. 3 INCHES OF BLOOD ist aber auch eine Band mit Fantasybackground. Worin liegen die Wurzeln dafür? Also zum Beispiel alte Metalbands, Bücher, Rollenspiel...
Du hast eine Reihe Sachen aufgezählt und die spielen alle eine Rolle. Diese drei und Filme. Die Texte sind zwar ausschließlich Cams Sache, aber wir kommen alle aus der gleichen Ecke, mit dem ganzen, im weitesten Sinne Science-Fiction Zeug, egal ob in geschriebener Form oder in Filmen. Alles, was mit Fantasy zu tun hat. Cam spielt auch Dungeons & Dragons und wir zocken auch online.
Du meinst jetzt sowas wie World Of Warcraft?
Ja, genau. Ich selbst spiele das zwar nicht, weil es nicht mein Ding ist, aber ich finde es cool. Aus all dem zusammen setzt sich der Background zusammen. Speziell bei Cam kommt es aus Büchern und seiner Vorstellungskraft.
Als Gitarrist bist du jetzt vielleicht der falsche Ansprechpartner, aber mir ist beim Lesen der Texte der letzten drei Alben etwas aufgefallen: „Advance & Vanquish“ und „Here Waits Thy Doom“ haben ein ziemlich identisches Konzept: es wird viel mit dem Wort „Metal“ gespielt, sowohl im Sinne von Waffen als auch der musikalischen Bewegung. Dazu kommt ein Lied über ein mythisches Wesen und eins über die Zukunft, „Wykydtron“ & „Execution Tank“.
Oh, das ist eine gute Beobachtung.
Bei „Fire Up The Blades“ ist es anders, weil eine Menge der Texte mythische Inhalte zum Thema haben. Von der griechischen Antike über andere alte Sagen bis zu fantastischen Monstern. Weißt du, ob da ein bestimmtes Konzept dahinter steckt?
Ich glaube, ich weiß, was du meinst. Die Texte auf „Here Waits Thy Doom“ basieren auf Cams Ideen. Da war Jamie nicht mehr involviert, aber er hatte als Erster eine Menge Ideen für „Fire Up The Blades“. Das ist also sehr viel mehr so was wie ein Jamie Album. Cam hatte zwar auch einige Ideen, aber Jamie ist derjenige, der sich sehr für die mythologischen Sachen interessiert. Er hat sich viele Charaktere und Situationen ausgedacht, eine Art Vergangenheitsfiktion. So war die Goatriders Horde mit den Kerlen, die auf Ziegen reiten und Christen töten, Jamies Idee. (Goatriders Horde ist übrigens auch der Name des offiziellen 3IOB Fanclubs) Das wäre also eine einfache Erklärung für deine Frage. Cam & Jamie sind zwei verschiedene Personen mit verschiedenen Ideen, und „Advance & Vanquish“ & „Here Waits Thy Doom“ haben mehr von Cam, während „Fire Up The Blades“ mehr von Jamies Ideen hat.
Als Hörer ist das schwierig herauszufinden, weil im Booklet von „Advance & Vanquish“ bei den einzelnen Liedern nicht dabeisteht, wer für die Texte etc. verantwortlich ist. Bei „Fire Up The Blades“ bin ich mir nicht ganz sicher, aber beim neuen Album steht jetzt alles dabei.
Das ist eine Sache, die wir den Fans auf jeden Fall vermitteln wollten. Justin und ich wollten, dass die Fans sehen können, wer was gemacht hat, wer welche Soli spielt usw. Wie bei den alten SLAYER Alben. Das ist etwas, was ich an den SLAYER Alben mag, dass alles da steht. Und jetzt bei uns eben: Justin spielt dieses Solo, Ich spiele das Solo. Das war speziell für die Fans. Aber natürlich wollten wir auch die Anerkennung, wo sie angemessen ist. Cam hat richtig gute Arbeit bei den Texten gemacht, also sagen wir den Fans auch, wer was gemacht hat. Es ist sowohl für unsere Egos als auch damit die Fans ein paar Informationen bekommen. Wir sind alle Menschen, alle Musiker und haben alle große Egos.
Ja, genau. So wie jeder Lob und Anerkennung haben will für etwas, das er gut macht.
Kommen wir zu etwas anderem: Ist „Wykydtron“ ein Code für Skynet? Der Text passt so gut zu Skynet, aus der Terminator Reihe.
Wir lieben zwar Terminator, aber das Lied hat damit nichts zu tun. „Wykydtron“ ist ein erfundenes Wort und der Text spielt 2.000 Jahre in der Zukunft.
Von Zeit zu Zeit treibt ihr es in der Musik auf die Spitze und auch mal darüber („going over the top“). Gab es schon Geschichten mit Fans, die euch genervt haben, weil sie es auch übertrieben haben?
Was meinst du mit „going over the top“?
Ok, ich werde versuchen, es zu erklären. MANOWAR übertreiben es in ihrem Gehabe und ihren Texten bis ins Lächerliche, zeigen dabei aber nicht den geringsten Anflug von Ironie. Ihr strapaziert bestimmte Clichés und Themen wie die Metal Brotherhood und die Zweideutigkeit des Wortes Metal, also Metal im Sinne von mittelalterlichen Kämpfen und auch im Bezug auf die Metalgemeinschaft - die Fans, die zu Konzerten gehen und die Lieder lautstark mitsingen - ebenfalls bis an die Grenze und manchmal darüber. Ich möchte wissen, ob ihr es schon mit Fans zu tun hattet, die Grenzen überschritten haben und euch damit genervt haben.
Nein.
Ein Beispiel für extreme Fanliebe ist zum Beispiel die gesonderte Rubrik auf eurer Homepage mit Bildern von Fans, die sich 3 INCHES OF BLOOD Tätowierungen haben stechen lassen. Was denkst du über so leidenschaftliche Fans?
Ich habe noch nie negativ über so etwas gedacht oder negative Erfahrungen damit gemacht. Mit den textlichen Inhalten, die so sind, wie sie sind...
In diesem Moment tritt der Tourmanager zu uns an den Tisch und stellt Shane eine volle Flasche Whiskey vor die Nase.
„Oh, that's a very Rock'n'Roll moment while doing an interview...“
Nach kurzem Gelächter wird der Faden doch noch erfolgreich wiedergefunden:
Es gibt eben diese Brotherhood of Metal. Das war etwas Besonderes, speziell als wir sehr jung waren. Ok, ich bin jetzt 34 und habe einen anderen Blick auf die Welt etc., aber es hat etwas sehr menschliches, positives: Freunde, eine Art Familie, wenn man eine gemeinsames Band in der Musik hat. Metal ist immer irgendwie ein Undergroundding gewesen. Eltern mögen ihn nicht. „But it's metal music, you know.“ Und wenn man älter wird, findet man ähnlich tickende Leute. Man trifft sich und geht zu Konzerten. Es ist wirklich ein Lebensstil für viele Leute. „We're celebrating the mightiness of the epic things in a positive way.“ Es gibt eine Menge positive Atmosphäre im Metal, und es spricht unsere Fans in einem positiven Sinn an. Verstehst du, was ich meine?
Ich denke schon. Von der Mitte der Gesellschaft aus gesehen, ist es eine Außenseiterbewegung, aber wenn man ein Teil davon ist, fühlt man sich wohl und unter Gleichgesinnten und Freunden.
Genau.
Ok, vorletzte Frage. Wenn du dir drei Bands aussuchen dürftest für eine gemeinsame Tour, welche wären das?
ANNIHILATION TIME, BISON B.C. und VOIVOD
Und zum Schluss: Was ist die wichtigste Eigenschaft für einen Metalmusiker, oder auch für einen Metalfan?
Hingabe für die Musik. In anderen Genres gibt es immer Trends und wechselwillige Fans. Metal ist zwar Underground, aber er überwindet Grenzen. Und die Die Hard Fans sind überall gleich und bleiben für immer dabei.