Ich will unbedingt mal nach Moskau
Interview mit Desaster
Black Thrash Metal aus Deutschland - Koblenz
Black Thrash Metal aus Deutschland - Koblenz
Das neue DESASTER Werk „The Arts Of Destruction” hat mich inspiriert, also ist es mehr als angemessen, mit einem der Verantwortlichen ein paar Worte darüber zu wechseln. Dabei hätte die Aufzeichnung des Telefonats so manchen Hochdeutschsprecher vor ein paar Rätsel stellen können, doch zum Glück teilen Frontmann Sataniac und ich den Eifelslang, so dass jeder alles verstehen sollte – es wäre auch zu schade um einige Bonmots und klare Worte, die es in der Form nicht überall und von jedem Gesprächspartner gibt.
Es hat jetzt fünf Jahre seit der letzten Scheibe gedauert bis zu „The Arts Of Destruction“. Verteilt sich bei so einem Zeitraum auch das Schreiben der Lieder über die lange Zeit oder habt ihr erst andere Sachen gemacht und dann im letzten halben Jahr die neue Scheibe geschrieben?
Also eigentlich haben wir direkt nach der letzten, also quasi vor fünf Jahren, mit den ersten Songs angefangen, zwischendurch haben wir aber praktisch pausiert, um die vier Lieder für die Mini-LP in der „20 Years Of Total Desaster“ Box zu schreiben. Da sind ja auf einer Seite vier Lieder, die heißen wie die vier Bandmitglieder. Die haben wir geschrieben und aufgenommen, dann ging es eigentlich weiter. Letztes Jahr um diese Zeit ist uns dann aufgefallen, wir haben ja vielleicht erst 60% der Platte fertig. Dann haben wir nochmal gut Gas gegeben und zum Schluss noch vier Stücke geschrieben und waren eigentlich fertig. Das hat sich schon verteilt, mit der kleinen Pause und dem Aufteilen, das meiste haben wir aber schon letztes Jahr gemacht.
Probt ihr regelmäßig oder wegen der Arbeit hauptsächlich vor Auftritten?
Wir proben schon regelmäßig, nur wird das Regelmäßige mit steigender Zugehörigkeit ein bisschen weniger. Ich bin auf jeden Fall einmal im Monat da und wenn wir mal größere Gigs haben, bin ich davor auch zweimal da, damit ich in zwei Proben nochmal das Set mitbekomme. Wenn wir neue Sachen machen, proben die anderen mindestens jede Woche.
Und du bist der mit der weitesten Anfahrt.
Genau, ich bin der mit der weitesten Anfahrt, und je nach dem was Sache ist, wenn da neue Sachen gemacht werden, kenn ich zwar manchmal schon ein paar Riffs. Aber letzten Endes bekomme ich oft den fertigen Song. Wir verändern den Song zwar nachher noch, aber er wird erst mal fertig aufgenommen, also Gitarre und Schlagzeug, und ich bekomm dann die fertigen Demos davon und dann fahr ich auch öfters in die Probe, wenn ich meinen Kram geschrieben hab. Ich sitz jetzt nicht da und brüll irgendwas rein, bis mir was einfällt. Und deshalb probe ich eigentlich relativ selten, weil wir in dem Sinne ja auch nicht so regelmäßig spielen. Wenn wir einmal im Monat spielen wollen, ergibt sich das so. 1x im Monat proben, 1x im Monat spielen.
Du brauchst vermutlich auch weniger Zeit, um dich mit einem neuen Lied zu arrangieren als die anderen, wenn sie es schreiben, oder?
Das ist ganz unterschiedlich. Es gibt einfach Stücke, mit denen wirst du direkt warm. Du hörst die ersten zwei Riffs und hast schon ein Bild im Kopf und kannst irgendwas schreiben. Manchmal hat man aber auch Dinge, da beißt du dich ewig dran fest. Dann fängst du mit irgendwas an, hast ne Idee, dann gefällt dir die Idee nicht mehr vom Thema her oder es passt nicht dazu, dann wirfst du wieder irgendwas um und hast nachher gar kein wirkliches Thema mehr, keinen logischen Zusammenhang mehr im Text, bist hin und her am Doktern und dann kann es sich über Wochen ziehen oder sogar Monate, in denen man es dann ruhen lässt und sagt, „Komm, dir fällt nix ein, warteste 2 Monate.“ Und machst dann weiter.
Meist ist es so, dass mir 50% der Platte sehr schnell von der Hand gehen, also quasi direkt wenn ich die Sachen höre. Bei 25% bin ich so ein bisschen am Doktern und es gibt einen Song, bei dem ich sehr lange brauche. Den hab ich eigentlich auf jeder Platte. Diesmal war es „Possessed and Defiled“, da hab ich sehr lange gebraucht, bis ich was Vernünftiges hatte. Aber der ist auch relativ schwierig.
Kommen dir die Themen einfach so oder liest du irgendwelche Sachen und baust die dann ein?
Meist sind die Themen irgendwelche Geschichten, die ich mir ausdenke. Meist sind es irgendwelche Sachen, über die ich mich ärgere. Das können Kleinigkeiten sein.
Und dann stellst du dir vor, wie der, der dich geärgert hat, zermetzelt wird?
Nee, nicht wirklich. Die Texte sind meist recht frei interpretierbar, zumindest wenn man offen rangeht. Die Texte sind meist von mehreren Seiten zu betrachten und wenn man diesen Standpunkt erreicht, sind sie eigentlich gar nicht mehr so schlimm. Aber es ist natürlich nicht ganz so einfach, wenn man die Texte nicht geschrieben hat, diese Standpunkte alle zu sehen. Es ist aber auch relativ egal, es sind ganz normale Sachen.
„Phantom Funeral“ ist zum Beispiel darüber, dass ich ein bisschen traurig darüber bin, dass die Bestattungsrituale der Weltreligionen alle so traurig sind. Ich finde das ein bisschen lächerlich. Der Tod definiert diese Rasse, der Tod definiert dein Leben und wir machen daraus so eine riesige Trauer- und Sündengeschichte. Da gibt es sicher ganz andere Kulturen, die sehr viel sinnvoller damit umgehen, den Tod für selbstverständlich halten und an dem Tag, an dem ein geliebter Mensch stirbt, einfach ne Feier machen, Gospel singen oder sonst irgendwas.
Ich war zum Beispiel auf der Beerdigung von nem Arbeitskollegen und stand da und hab mich wieder über das dämliche Beerdigungsritual der Katholen aufgeregt. So passiert mir das einfach. Dann ärgere ich mich darüber und schreibe dazu nen Text. So war das beim Beispiel „Phantom Funeral“.
Ich hab eben auch keine Texte vorliegen und wenn du da so rumröhrst, ist es schwierig, alles zu verstehen.
Selbstverständlich. Wär schon lustig, wenn du da was verstehen würdest.
Ihr habt auch die Inspirationsquelle für den Bandnamen in das Album eingebracht, oder? DESASTER kommt ja von einem DESTRUCTION Lied („Total Desaster“).
Nicht wirklich. Das hat mich auch schon einer gefragt. Ich persönlich bin auch kein großer DESTRUCTION Fan.
Auch nicht die ersten Alben oder überhaupt nicht?
Doch, die ersten mag ich schon, so bis „Infernal Overkill“. Was danach war… Ok, die „Mad Butcher“ Mini-LP fand ich auch noch ganz cool. Ich bin aber nicht so der Riesen-DESTRUCTION-Fan in dem Sinne und die Inspiration zu dem Titel kam gar nicht daher. Hat absolut nichts damit zu tun, zumindest für mich nicht.
Ok, falsche Idee.
Du bist jetzt gut zehn Jahre dabei. Wie hat sich das für dich verändert in den zehn Jahren? Gibt es zum Beispiel immer noch Leute, die Derrick Green / Max Cavalera mäßig dich als den neuen Sänger betrachten, obwohl du auch länger dabei bist als Okulto (Sänger von DESASTER von 1992 bis 2001) dabei war.
Ja, richtig. Die gibt es natürlich auch immer noch, das gibt es überall. Ich bin halt schon der DESASTER Sänger, aber es gibt immer noch Leute, die den ersten bevorzugen. Das kann ich zum Teil auch verstehen und es ist auch ihr gutes Recht. Ich hab damit absolut kein Problem, aber es ist auch nicht mehr an der Zeit, und wenn mir Leute erzählen, dass sie den alten besser finden, kein Problem. Aber wenn einer kommt und nervt mich die ganze Zeit…
Ja tut mir leid, der ist damals ausgestiegen, ich bin jetzt dabei. Du musst ja kein DEASTER mehr hören, du kannst ja die alte Platte hören, dir einen Tonträger erstehen und den immer wieder konserviert hören, wenn du magst.
Sowas nervt halt manchmal schon. Es kommen dann Leute und wollen einen ein bisschen necken oder verarschen. Wenn einer die Meinung hat, hab ich damit kein Problem, auch wenn einer meine Sachen nicht gut findet. So selbstverliebt bin ich nicht. Aber wenn einer damit nerven möchte, kann ich auch schon mal klare Worte finden. Das Gespräch ist dann relativ schnell beendet, weil ich keine Lust hab auf Diskussionen mit so Leuten.
Vor allem so überflüssige Diskussionen.
Richtig, richtig.
Ist das selbstverständlich beziehungsweise funktioniert ganz flüssig, zu Sataniac zu werden, wenn ihr auf die Bühne geht?
Ja, soweit schon, aber das ist schon wie ein kleiner Schalter, den ich umlege. Das ist auch ganz natürlich. Für mich ganz wichtig ist… Ne Tour mit 30 Konzerten an 31 Tagen oder so, die könnte ich nicht wirklich spielen, glaub ich. Da hätte ich kein Interesse dran. Es muss schon ein Stück Ritual bleiben und muss Spaß machen und nicht zum Arbeitsalltag werden, jeden Abend auf die Bühne zu klettern. Das ist auch der Hauptgrund, warum wir sagen, wir spielen lieber am Wochenende. Das hat mehrere Gründe: 1. Kommen am Wochenende mehr Leute dahin. 2. Die Leute können trinken und haben einfach mehr Spaß. Es ist lockerer. Das ist so ne Erfahrung, die man über die Zeit macht. In meinen Augen hat es einfach keinen Zweck, als kleine oder Undergroundband Dienstag irgendwo in Bremen zu spielen. Da hast du vielleicht Glück, dass noch DEICIDE oder sonst wer spielen und dann hast du vielleicht 70 oder 80 Nasen da. Das macht in meinen Augen überhaupt keinen Sinn. Und das Wichtigste ist in meinen Augen, dass ich darauf keine Lust hab. Die HOLY MOSES Tour (müsste 2006 gewesen sein) war das längste, was wir bisher gemacht haben, das waren so 20 Konzerte am Stück mit ner kleinen Pause. Aber da waren wir dann einfach auch schon so... Da muss ich sagen, das macht auch keinen Spaß mehr dann.
Also wird auch nicht der komplette Jahresurlaub für DESASTER draufgehauen.
Anfangs, als ich eingestiegen bin, war das schon so. Es war schon sehr viel zu tun mit Touren, die wir selbstorganisiert gemacht haben. Mittlerweile hätten wir natürlich ganz andere Möglichkeiten, aber das sind dann oft so Dinge, wo du dich vertraglich für 20 Konzerte am Stück verpflichten musst und da geht dann wirklich der Urlaub für drauf. Da machen wir dann lieber ne kleine Kolumbien Tour wie dieses Jahr über Ostern.
Die Ankündigung dafür hab ich gesehen.
Wir sollten ursprünglich vier Konzerte in Kolumbien spielen, jetzt spielen wir drei große Städte, Cali, Medellin & Bogota. Dann sind wir fertig und haben nach drei Tagen Konzert noch drei Tage Aufenthalt da, drei Tage Kurzurlaub in Kolumbien. Das macht in meinen Augen viel mehr Sinn als 20 Konzerte in Europa zu spielen, mit dem Tourbus durch irgendwelche Käffer zu gurken und Dienstags vor 80 Leuten zu spielen. Dafür spielt einfach zu viel in Deutschland mittlerweile. Du kannst da während der Woche als kleine Band nix mehr reißen.
Wie viel Leute kommen denn da so in Kolumbien, wenn ihr spielt?
Das Lustige ist, es wird immer ein bisschen weniger. Wir waren ja bis jetzt dreimal in Südamerika und die 1. Sao Paulo Show war mit 1200 Leuten besucht. Unglaublich gut, würd ich sagen. Die Show in Cali damals, da waren 800 Leute.
Und die reißen die Hütte richtig ab, oder?
Jaja, auf jeden Fall. Lustig war, als wir damals in Peru gespielt haben, sind wir in Lima gelandet, da standen Leute mit einer DESASTER Flagge am Flughafen als Fans, wie man das von den BACKSTREET BOYS kennt, wo die kreischenden Mädels am Flughafen standen. Das hier waren keine Mädels und nur ein paar und auch nicht am Kreischen, aber sie hatten ne DESASTER Flagge gemalt und haben uns da empfangen.
Als ihr mit der Desasterforce One gelandet seid…
Genau, mit unserer Privatmaschine. Die haben wir letztes Jahr leider verkaufen müssen.
Wie gesagt, wir machen dann lieber so einen Trip nach Kolumbien, wo wir wissen, dass da wirklich was abgeht, die Leute sich wirklich freuen, dass wir kommen, und dann machen wir noch nebenbei ein bisschen Urlaub da.
Das mit den keine längeren Touren ist dann auch eine der Grenzen, die ihr euch selbst setzt und die nicht unbedingt von der Musik vorgegeben ist. Ich meine das im Sinne von, naja, mit der Art von Musik wird man eher selten Wacken Headliner oder so. Ganz davon abgesehen, ob man das jetzt werden will...
Natürlich, letzten Endes will man das auch gar nicht werden, weil der Weg, um das zu werden, zu schwierig ist. Natürlich, wer will nicht unbedingt ein absoluter Rockstar sein? Aber Musiker sein und davon leben zu müssen, macht halt keinen Spaß, wenn du im Kleinen rumkrebst. Aber darum geht es gar nicht, wir haben halt eine klare Vorstellung und wir haben keine Lust, Profimusiker zu sein. Wir haben mit unserer kleinen Pissband schon ganz schön viel erreicht und können uns im Prinzip die Rosinen rauspicken. Darum geht es einfach. Wir suchen uns die Dinger wie jetzt in Kolumbien aus und hatten auch ein Angebot für eine kleine Australientour, da musst du Riesendistanzen überbrücken. Wir gucken uns das an, da spielst du in Australien vor 150 Leuten, wenn es gut läuft. In Kolumbien wissen wir halt, es kommen 800. Wir werden geflogen und haben ein tolles Hotel, in Australien fahren wir 1.000km mit dem Auto. Und dadurch fällt dann einfach die Entscheidung: Beide Male musst du weit fliegen, nach Australien sogar noch ein bisschen weiter. Du gehst dann lieber nach Kolumbien, weil es dir da einfach besser geht, weil wir da auch einen Ruf haben. Wenn du in Australien bist, spielst du in einem Pub vor 150 Nasen, weil da einfach nicht mehr Metalheads sind. Da war es dann einfach. Dann sagen wir uns auch, es wäre halt schön, mal nach Australien zu kommen, aber wir machen lieber was anderes.
In Osteuropa wart ihr noch nie größer unterwegs, oder?
Wir waren mal mit HOLY MOSES auf dem Balkan unterwegs.
Mein Gedanke dahinter ist, dass eine härtere oder rauere Gangart doch auch in Russland gut ankommt, oder?
Ja, also ich will unbedingt mal nach Moskau. Bis jetzt hat uns noch keiner eingeladen, der uns in Moskau sehen wollte.
Das nehmen wir dann als Überschrift, vielleicht sieht es einer.
Hahaha, ja, das ist eine gute Idee. Aber das hat mehr mit meinem persönlichen Willen zu tun, mal nach Moskau zu kommen und in Moskau zu sein. Aber natürlich ist es mit der Szene sicher auch ganz lustig da.
Grundsätzlich ist es so, dass die Angebote bei uns reinkommen. Wir bewerben uns nirgendwo, wir fragen nirgendwo, sondern es kommen Angebote und wir lehnen ab und sagen manche Dinge zu. So kommen unsere Konzerte zustande. Wir brauchen uns da nicht wirklich Gedanken machen, außer jetzt im März, da hab ich kein Konzert buchen können.
Direkt nach der Platte hätte es ja schon Sinn gemacht.
Wir sollten in Essen eigentlich mit ASPHYX spielen, aber dann hat Century Media gesagt, nee, das ist immer gut besucht, wenn ASPHYX da spielen, dann präsentieren wir unsere Bands da. Das war eigentlich der ursprüngliche Plan, aber dann haben wir halt jetzt kein Konzert im März gehabt und ich wollte auch keins mehr kurzfristig buchen. Es geht auch nicht darum, dass wir irgendwo spielen. Dann war halt eben kein Konzert und fertig.
Das mit dem Aussuchen sorgt natürlich auch dafür, dass der Spaß noch einige Jahre erhalten bleibt.
Richtig. Das ist ganz wichtig. Es gibt da auch viele Dinge, wie zum Beispiel beim Extremefest, die uns ein bisschen anpissen. Die haben angefragt, haben unseren Schlagzeuger kurz angefragt und ihm ein Dokument geschickt, dann hieß es, er hat es gelesen und wir müssten da jetzt mitmachen.
Huh, wie jetzt?
Ich weiß nicht genau, was da vorher gelaufen ist, auf jeden Fall haben wir abgesagt. Wir sollten die Termine in Deutschland, der Schweiz und Österreich spielen und hatten in Österreich für den Tag danach in Schärding noch ein kleines Konzert in nem Miniclub klargemacht. Dann haben die direkt einen Riesentumult geschlagen und gesagt, ihr dürft im Umkreis von 250km nicht spielen. Dann haben wir gesagt, hey Leute, das ist eine Kneipe, da passen 150 Leute rein, wenn es gut geht. Da spielen wir, wo wir schon da unten sind, noch ein Konzert, trinken uns einen, machen noch einen Tag Urlaub da unten und dann fahren wir wieder nach Hause. Nee, das ginge nicht. Da haben wir dann die Extremetour gecancelled und dann kam irgendwann wieder die Anfrage, da hab ich gedacht, habt ihr sie eigentlich noch alle? Was wollt ihr denn? Schreiben uns was vor… und hin und her.
Auf jeden Fall hab ich mit einem vom Veranstalter gesprochen und gesagt, wir würden nur in Hünxe spielen, weil unser Gitarrist um Zeit sein 2. Kind erwartet. Und Hünxe wäre ok, das wären gut zwei Stunden Fahrt, dann könnten wir grade nach Hause fahren, wenn was wäre, aber wir könnten nicht in Österreich und der Schweiz spielen. Ja, das ginge nicht, wir müssten wenn die Tour mitspielen. Dann hab ich gesagt: Gut, dann ist das halt gestorben, dann spielen wir eben nicht, da waren wir ja schon. Dann hat er das doch irgendwie gedeichselt. Und dann hab ich gesagt, dass wir die und die Gage und die und die Spielzeit haben wollen, das lief dann auch. Warum wir da unbedingt spielen sollten, keine Ahnung, ich weiß es halt nicht.
Dann kam es, wie es kommen musste, jetzt war irgendwer beim Rock Hard Festival ausgefallen, da hat Götz uns gefragt und dann haben die mit Kanonen geschossen. Ich hab gesagt: Leute, ich weiß, da ist die Klausel drin mit den 250km in dem und dem Zeitraum, aber wir würden dann gerne das Rock Hard Festival spielen. Das kriegen wir doch sicher hin, da macht ihr doch keinen Aufstand. Oje, da kam direkt, wenn das jetzt zugesagt wird, kriegst du morgen von unserem Anwalt zu hören…
Hier beim Rock Hard Festival kann ich es noch verstehen, da könnten ja Leute sein, die aufs Extremefest wollen, sich dann aber zum Rock Hard umentscheiden. Letzten Endes muss es ja daran liegen, woran soll es sonst liegen? Aber bei so ner kleinen pissigen Kneipe… Was soll man dazu sagen. Da kann man halt nichts zu sagen.
So Dinge, die spreche ich gerne in Interviews an, ob sie jetzt geschrieben werden oder sonstwas… Der vom Metal Hammer hat das natürlich nicht geschrieben, ich habs ihm natürlich direkt aufs Auge gedrückt, da es gerade präsent war, als er das Interview gemacht hat, aber er hat gleich gesagt, da kann er nichts zu schreiben, sie präsentieren ja auch die Extremefest Tour…
Puh…
Kommen wir am Ende zu zwei Fragen, die nicht mit DESASTER zusammenhängen. Freust du dich noch regelmäßig auf neue Platten von anderen Bands oder hörst du vor allem die selben 100 oder 500 alten Platten?
Ne ne, ich kauf immer noch relativ viel Kram, krieg auch ein bisschen was geschickt. Aber ich bin schon absoluter Musikliebhaber und kauf mir regelmäßig Kram, nicht nur aus dem Metalbereich, auch andere Sachen. Das wechselt dann auch wirklich durch. Wenn ich Metal höre, höre ich meistens nur extremen Metal. An anderen Sachen gerne PINK FLOYD, DEAD CAN DANCE, TANGERINE DREAM und jetzt hab ich auch ANIMALS AS LEADERS für mich entdeckt, die find ich ganz cool, diese Instrumentalband.
Schwierige Band, finde ich.
Die mag ich halt sehr gern. Das sind so Dinge, die kicken mich.
Da muss man sich auf jeden Fall mit auseinandersetzen.
Ja, ich mag kein Easy Listening. Ich höre keine Musik, die ich nach drei Mal hören mitpfeifen kann.
Also kein GAMMA RAY.
Nee, GAMMA RAY hör ich nicht. Wie gesagt, wenn ich Metal höre, höre ich extremen Metal. Ich mag halt eigentlich keine normalen Gesänge oder nur wenige.
ANTICHRIST, KETZER und NEKROMANTHEON hast du dann im Schrank stehen.
Genau, sowas hab ich dann eher im Schrank stehen. Ich hab jetzt auch die neue CANNIBAL CORPSE geschickt bekommen, die finde ich auch geil. Gefällt mir wirklich sehr gut, obwohl ich nicht der CANNIBAL CORPSE Fan bin. Die erste finde ich sehr sehr geil, aber danach wurden die mir einfach zu stumpf, die zweite und dritte Platte waren mir einfach zu langweilig. Die neuen, die von Metal Blade kommen, die gefallen mir wieder besser. Die letzte war zwar nicht so der Bringer, aber die neue ist wieder besser. Da hab ich auch einfach Spaß dran. Aber ich hör auch wirklich einfach querbeet durch. PINK FLOYD hör ich in letzter Zeit sehr viel, alle Alben durch, wirklich die komplette Diskographie hab ich dauernd am Laufen. Aber nochmal zur Frage, ich freu mich auf Platten und kauf auch noch Platten.
Ok, das ist nicht selbstverständlich, denn wenn ich sonst so mit Musikern rede, sagen die zwar vielleicht, dass eine Band auf nem Festival ganz cool war, sie aber eigentlich meist nur die selben alten Platten hören.
Na, ich bezeichne mich selbst auch nicht als Musiker, ich bin sicher dann eher schon mehr ein Künstler als ein Musiker. Hahaha. Nee, ich bin halt Fan und Musikliebhaber. Ich liebe es, Musik zu hören, und gebe immer noch relativ viel Geld dafür aus.
Du hast vorher erzählt, dass du in Köln bei THE DEVIL’S BLOOD warst. Ist das nicht ein bisschen merkwürdig, die aktuelle Häufung der ganzen okkulten Rockbands mit den Frontfrauen, BLOOD CEREMONY, JEX THOTH… Mir kommt das alles ein bisschen konstruiert vor.
Das mag ich mal dahingestellt lassen, ob das konstruiert ist. Es gibt halt so viele Bands auf dieser Erde und ich glaube, es ist im Moment einfach nur eine Art von Trend, dass diese Bands jetzt nach oben kommen zu diesem Zeitpunkt, aber ich glaube nicht, dass die Bands sich jetzt alle innerhalb der letzten 12 oder 24 Monate gegründet haben. Ich glaube denen schon, dass die ein bisschen länger Mucke machen.
Der Hype oder der Trend interessiert mich aber nicht wirklich. Ich hab mir die BLOOD CEREMONY angehört und hab sie mir nicht zugelegt. Im Laden hab ich reingehört und gedacht, och, ist ok, aber die kaufst du jetzt nicht. Ich jage jetzt nicht danach, aber ich verteufel es auch nicht. Ob es true ist oder nicht true ist, ist mir relativ egal. Die Leute können machen, was sie wollen. Die sind ihre eigenen Chefs.
Der ganze antikosmische Kram ist irrelevant für dich?
Der ist für mich irrelevant. Der ist für meine Existenz hier auf diesem Planeten total irrelevant. Was danach ist… Es mag ja sein, dass irgendwas stimmig daran ist. Ich versuch erst mal, Spaß am Leben zu haben und das zu tun, worauf ich Bock hab.
(Bild 3, von links nach rechts: Tormentor, Sataniac (vorne), Infernal (hinten), Odin)
Also eigentlich haben wir direkt nach der letzten, also quasi vor fünf Jahren, mit den ersten Songs angefangen, zwischendurch haben wir aber praktisch pausiert, um die vier Lieder für die Mini-LP in der „20 Years Of Total Desaster“ Box zu schreiben. Da sind ja auf einer Seite vier Lieder, die heißen wie die vier Bandmitglieder. Die haben wir geschrieben und aufgenommen, dann ging es eigentlich weiter. Letztes Jahr um diese Zeit ist uns dann aufgefallen, wir haben ja vielleicht erst 60% der Platte fertig. Dann haben wir nochmal gut Gas gegeben und zum Schluss noch vier Stücke geschrieben und waren eigentlich fertig. Das hat sich schon verteilt, mit der kleinen Pause und dem Aufteilen, das meiste haben wir aber schon letztes Jahr gemacht.
Probt ihr regelmäßig oder wegen der Arbeit hauptsächlich vor Auftritten?
Wir proben schon regelmäßig, nur wird das Regelmäßige mit steigender Zugehörigkeit ein bisschen weniger. Ich bin auf jeden Fall einmal im Monat da und wenn wir mal größere Gigs haben, bin ich davor auch zweimal da, damit ich in zwei Proben nochmal das Set mitbekomme. Wenn wir neue Sachen machen, proben die anderen mindestens jede Woche.
Und du bist der mit der weitesten Anfahrt.
Genau, ich bin der mit der weitesten Anfahrt, und je nach dem was Sache ist, wenn da neue Sachen gemacht werden, kenn ich zwar manchmal schon ein paar Riffs. Aber letzten Endes bekomme ich oft den fertigen Song. Wir verändern den Song zwar nachher noch, aber er wird erst mal fertig aufgenommen, also Gitarre und Schlagzeug, und ich bekomm dann die fertigen Demos davon und dann fahr ich auch öfters in die Probe, wenn ich meinen Kram geschrieben hab. Ich sitz jetzt nicht da und brüll irgendwas rein, bis mir was einfällt. Und deshalb probe ich eigentlich relativ selten, weil wir in dem Sinne ja auch nicht so regelmäßig spielen. Wenn wir einmal im Monat spielen wollen, ergibt sich das so. 1x im Monat proben, 1x im Monat spielen.
Du brauchst vermutlich auch weniger Zeit, um dich mit einem neuen Lied zu arrangieren als die anderen, wenn sie es schreiben, oder?
Das ist ganz unterschiedlich. Es gibt einfach Stücke, mit denen wirst du direkt warm. Du hörst die ersten zwei Riffs und hast schon ein Bild im Kopf und kannst irgendwas schreiben. Manchmal hat man aber auch Dinge, da beißt du dich ewig dran fest. Dann fängst du mit irgendwas an, hast ne Idee, dann gefällt dir die Idee nicht mehr vom Thema her oder es passt nicht dazu, dann wirfst du wieder irgendwas um und hast nachher gar kein wirkliches Thema mehr, keinen logischen Zusammenhang mehr im Text, bist hin und her am Doktern und dann kann es sich über Wochen ziehen oder sogar Monate, in denen man es dann ruhen lässt und sagt, „Komm, dir fällt nix ein, warteste 2 Monate.“ Und machst dann weiter.
Meist ist es so, dass mir 50% der Platte sehr schnell von der Hand gehen, also quasi direkt wenn ich die Sachen höre. Bei 25% bin ich so ein bisschen am Doktern und es gibt einen Song, bei dem ich sehr lange brauche. Den hab ich eigentlich auf jeder Platte. Diesmal war es „Possessed and Defiled“, da hab ich sehr lange gebraucht, bis ich was Vernünftiges hatte. Aber der ist auch relativ schwierig.
Kommen dir die Themen einfach so oder liest du irgendwelche Sachen und baust die dann ein?
Meist sind die Themen irgendwelche Geschichten, die ich mir ausdenke. Meist sind es irgendwelche Sachen, über die ich mich ärgere. Das können Kleinigkeiten sein.
Und dann stellst du dir vor, wie der, der dich geärgert hat, zermetzelt wird?
Nee, nicht wirklich. Die Texte sind meist recht frei interpretierbar, zumindest wenn man offen rangeht. Die Texte sind meist von mehreren Seiten zu betrachten und wenn man diesen Standpunkt erreicht, sind sie eigentlich gar nicht mehr so schlimm. Aber es ist natürlich nicht ganz so einfach, wenn man die Texte nicht geschrieben hat, diese Standpunkte alle zu sehen. Es ist aber auch relativ egal, es sind ganz normale Sachen.
„Phantom Funeral“ ist zum Beispiel darüber, dass ich ein bisschen traurig darüber bin, dass die Bestattungsrituale der Weltreligionen alle so traurig sind. Ich finde das ein bisschen lächerlich. Der Tod definiert diese Rasse, der Tod definiert dein Leben und wir machen daraus so eine riesige Trauer- und Sündengeschichte. Da gibt es sicher ganz andere Kulturen, die sehr viel sinnvoller damit umgehen, den Tod für selbstverständlich halten und an dem Tag, an dem ein geliebter Mensch stirbt, einfach ne Feier machen, Gospel singen oder sonst irgendwas.
Ich war zum Beispiel auf der Beerdigung von nem Arbeitskollegen und stand da und hab mich wieder über das dämliche Beerdigungsritual der Katholen aufgeregt. So passiert mir das einfach. Dann ärgere ich mich darüber und schreibe dazu nen Text. So war das beim Beispiel „Phantom Funeral“.
Ich hab eben auch keine Texte vorliegen und wenn du da so rumröhrst, ist es schwierig, alles zu verstehen.
Selbstverständlich. Wär schon lustig, wenn du da was verstehen würdest.
Nicht wirklich. Das hat mich auch schon einer gefragt. Ich persönlich bin auch kein großer DESTRUCTION Fan.
Auch nicht die ersten Alben oder überhaupt nicht?
Doch, die ersten mag ich schon, so bis „Infernal Overkill“. Was danach war… Ok, die „Mad Butcher“ Mini-LP fand ich auch noch ganz cool. Ich bin aber nicht so der Riesen-DESTRUCTION-Fan in dem Sinne und die Inspiration zu dem Titel kam gar nicht daher. Hat absolut nichts damit zu tun, zumindest für mich nicht.
Ok, falsche Idee.
Du bist jetzt gut zehn Jahre dabei. Wie hat sich das für dich verändert in den zehn Jahren? Gibt es zum Beispiel immer noch Leute, die Derrick Green / Max Cavalera mäßig dich als den neuen Sänger betrachten, obwohl du auch länger dabei bist als Okulto (Sänger von DESASTER von 1992 bis 2001) dabei war.
Ja, richtig. Die gibt es natürlich auch immer noch, das gibt es überall. Ich bin halt schon der DESASTER Sänger, aber es gibt immer noch Leute, die den ersten bevorzugen. Das kann ich zum Teil auch verstehen und es ist auch ihr gutes Recht. Ich hab damit absolut kein Problem, aber es ist auch nicht mehr an der Zeit, und wenn mir Leute erzählen, dass sie den alten besser finden, kein Problem. Aber wenn einer kommt und nervt mich die ganze Zeit…
Ja tut mir leid, der ist damals ausgestiegen, ich bin jetzt dabei. Du musst ja kein DEASTER mehr hören, du kannst ja die alte Platte hören, dir einen Tonträger erstehen und den immer wieder konserviert hören, wenn du magst.
Sowas nervt halt manchmal schon. Es kommen dann Leute und wollen einen ein bisschen necken oder verarschen. Wenn einer die Meinung hat, hab ich damit kein Problem, auch wenn einer meine Sachen nicht gut findet. So selbstverliebt bin ich nicht. Aber wenn einer damit nerven möchte, kann ich auch schon mal klare Worte finden. Das Gespräch ist dann relativ schnell beendet, weil ich keine Lust hab auf Diskussionen mit so Leuten.
Vor allem so überflüssige Diskussionen.
Richtig, richtig.
Ist das selbstverständlich beziehungsweise funktioniert ganz flüssig, zu Sataniac zu werden, wenn ihr auf die Bühne geht?
Ja, soweit schon, aber das ist schon wie ein kleiner Schalter, den ich umlege. Das ist auch ganz natürlich. Für mich ganz wichtig ist… Ne Tour mit 30 Konzerten an 31 Tagen oder so, die könnte ich nicht wirklich spielen, glaub ich. Da hätte ich kein Interesse dran. Es muss schon ein Stück Ritual bleiben und muss Spaß machen und nicht zum Arbeitsalltag werden, jeden Abend auf die Bühne zu klettern. Das ist auch der Hauptgrund, warum wir sagen, wir spielen lieber am Wochenende. Das hat mehrere Gründe: 1. Kommen am Wochenende mehr Leute dahin. 2. Die Leute können trinken und haben einfach mehr Spaß. Es ist lockerer. Das ist so ne Erfahrung, die man über die Zeit macht. In meinen Augen hat es einfach keinen Zweck, als kleine oder Undergroundband Dienstag irgendwo in Bremen zu spielen. Da hast du vielleicht Glück, dass noch DEICIDE oder sonst wer spielen und dann hast du vielleicht 70 oder 80 Nasen da. Das macht in meinen Augen überhaupt keinen Sinn. Und das Wichtigste ist in meinen Augen, dass ich darauf keine Lust hab. Die HOLY MOSES Tour (müsste 2006 gewesen sein) war das längste, was wir bisher gemacht haben, das waren so 20 Konzerte am Stück mit ner kleinen Pause. Aber da waren wir dann einfach auch schon so... Da muss ich sagen, das macht auch keinen Spaß mehr dann.
Also wird auch nicht der komplette Jahresurlaub für DESASTER draufgehauen.
Anfangs, als ich eingestiegen bin, war das schon so. Es war schon sehr viel zu tun mit Touren, die wir selbstorganisiert gemacht haben. Mittlerweile hätten wir natürlich ganz andere Möglichkeiten, aber das sind dann oft so Dinge, wo du dich vertraglich für 20 Konzerte am Stück verpflichten musst und da geht dann wirklich der Urlaub für drauf. Da machen wir dann lieber ne kleine Kolumbien Tour wie dieses Jahr über Ostern.
Die Ankündigung dafür hab ich gesehen.
Wir sollten ursprünglich vier Konzerte in Kolumbien spielen, jetzt spielen wir drei große Städte, Cali, Medellin & Bogota. Dann sind wir fertig und haben nach drei Tagen Konzert noch drei Tage Aufenthalt da, drei Tage Kurzurlaub in Kolumbien. Das macht in meinen Augen viel mehr Sinn als 20 Konzerte in Europa zu spielen, mit dem Tourbus durch irgendwelche Käffer zu gurken und Dienstags vor 80 Leuten zu spielen. Dafür spielt einfach zu viel in Deutschland mittlerweile. Du kannst da während der Woche als kleine Band nix mehr reißen.
Das Lustige ist, es wird immer ein bisschen weniger. Wir waren ja bis jetzt dreimal in Südamerika und die 1. Sao Paulo Show war mit 1200 Leuten besucht. Unglaublich gut, würd ich sagen. Die Show in Cali damals, da waren 800 Leute.
Und die reißen die Hütte richtig ab, oder?
Jaja, auf jeden Fall. Lustig war, als wir damals in Peru gespielt haben, sind wir in Lima gelandet, da standen Leute mit einer DESASTER Flagge am Flughafen als Fans, wie man das von den BACKSTREET BOYS kennt, wo die kreischenden Mädels am Flughafen standen. Das hier waren keine Mädels und nur ein paar und auch nicht am Kreischen, aber sie hatten ne DESASTER Flagge gemalt und haben uns da empfangen.
Als ihr mit der Desasterforce One gelandet seid…
Genau, mit unserer Privatmaschine. Die haben wir letztes Jahr leider verkaufen müssen.
Wie gesagt, wir machen dann lieber so einen Trip nach Kolumbien, wo wir wissen, dass da wirklich was abgeht, die Leute sich wirklich freuen, dass wir kommen, und dann machen wir noch nebenbei ein bisschen Urlaub da.
Das mit den keine längeren Touren ist dann auch eine der Grenzen, die ihr euch selbst setzt und die nicht unbedingt von der Musik vorgegeben ist. Ich meine das im Sinne von, naja, mit der Art von Musik wird man eher selten Wacken Headliner oder so. Ganz davon abgesehen, ob man das jetzt werden will...
Natürlich, letzten Endes will man das auch gar nicht werden, weil der Weg, um das zu werden, zu schwierig ist. Natürlich, wer will nicht unbedingt ein absoluter Rockstar sein? Aber Musiker sein und davon leben zu müssen, macht halt keinen Spaß, wenn du im Kleinen rumkrebst. Aber darum geht es gar nicht, wir haben halt eine klare Vorstellung und wir haben keine Lust, Profimusiker zu sein. Wir haben mit unserer kleinen Pissband schon ganz schön viel erreicht und können uns im Prinzip die Rosinen rauspicken. Darum geht es einfach. Wir suchen uns die Dinger wie jetzt in Kolumbien aus und hatten auch ein Angebot für eine kleine Australientour, da musst du Riesendistanzen überbrücken. Wir gucken uns das an, da spielst du in Australien vor 150 Leuten, wenn es gut läuft. In Kolumbien wissen wir halt, es kommen 800. Wir werden geflogen und haben ein tolles Hotel, in Australien fahren wir 1.000km mit dem Auto. Und dadurch fällt dann einfach die Entscheidung: Beide Male musst du weit fliegen, nach Australien sogar noch ein bisschen weiter. Du gehst dann lieber nach Kolumbien, weil es dir da einfach besser geht, weil wir da auch einen Ruf haben. Wenn du in Australien bist, spielst du in einem Pub vor 150 Nasen, weil da einfach nicht mehr Metalheads sind. Da war es dann einfach. Dann sagen wir uns auch, es wäre halt schön, mal nach Australien zu kommen, aber wir machen lieber was anderes.
In Osteuropa wart ihr noch nie größer unterwegs, oder?
Wir waren mal mit HOLY MOSES auf dem Balkan unterwegs.
Mein Gedanke dahinter ist, dass eine härtere oder rauere Gangart doch auch in Russland gut ankommt, oder?
Ja, also ich will unbedingt mal nach Moskau. Bis jetzt hat uns noch keiner eingeladen, der uns in Moskau sehen wollte.
Das nehmen wir dann als Überschrift, vielleicht sieht es einer.
Hahaha, ja, das ist eine gute Idee. Aber das hat mehr mit meinem persönlichen Willen zu tun, mal nach Moskau zu kommen und in Moskau zu sein. Aber natürlich ist es mit der Szene sicher auch ganz lustig da.
Grundsätzlich ist es so, dass die Angebote bei uns reinkommen. Wir bewerben uns nirgendwo, wir fragen nirgendwo, sondern es kommen Angebote und wir lehnen ab und sagen manche Dinge zu. So kommen unsere Konzerte zustande. Wir brauchen uns da nicht wirklich Gedanken machen, außer jetzt im März, da hab ich kein Konzert buchen können.
Direkt nach der Platte hätte es ja schon Sinn gemacht.
Wir sollten in Essen eigentlich mit ASPHYX spielen, aber dann hat Century Media gesagt, nee, das ist immer gut besucht, wenn ASPHYX da spielen, dann präsentieren wir unsere Bands da. Das war eigentlich der ursprüngliche Plan, aber dann haben wir halt jetzt kein Konzert im März gehabt und ich wollte auch keins mehr kurzfristig buchen. Es geht auch nicht darum, dass wir irgendwo spielen. Dann war halt eben kein Konzert und fertig.
Richtig. Das ist ganz wichtig. Es gibt da auch viele Dinge, wie zum Beispiel beim Extremefest, die uns ein bisschen anpissen. Die haben angefragt, haben unseren Schlagzeuger kurz angefragt und ihm ein Dokument geschickt, dann hieß es, er hat es gelesen und wir müssten da jetzt mitmachen.
Huh, wie jetzt?
Ich weiß nicht genau, was da vorher gelaufen ist, auf jeden Fall haben wir abgesagt. Wir sollten die Termine in Deutschland, der Schweiz und Österreich spielen und hatten in Österreich für den Tag danach in Schärding noch ein kleines Konzert in nem Miniclub klargemacht. Dann haben die direkt einen Riesentumult geschlagen und gesagt, ihr dürft im Umkreis von 250km nicht spielen. Dann haben wir gesagt, hey Leute, das ist eine Kneipe, da passen 150 Leute rein, wenn es gut geht. Da spielen wir, wo wir schon da unten sind, noch ein Konzert, trinken uns einen, machen noch einen Tag Urlaub da unten und dann fahren wir wieder nach Hause. Nee, das ginge nicht. Da haben wir dann die Extremetour gecancelled und dann kam irgendwann wieder die Anfrage, da hab ich gedacht, habt ihr sie eigentlich noch alle? Was wollt ihr denn? Schreiben uns was vor… und hin und her.
Auf jeden Fall hab ich mit einem vom Veranstalter gesprochen und gesagt, wir würden nur in Hünxe spielen, weil unser Gitarrist um Zeit sein 2. Kind erwartet. Und Hünxe wäre ok, das wären gut zwei Stunden Fahrt, dann könnten wir grade nach Hause fahren, wenn was wäre, aber wir könnten nicht in Österreich und der Schweiz spielen. Ja, das ginge nicht, wir müssten wenn die Tour mitspielen. Dann hab ich gesagt: Gut, dann ist das halt gestorben, dann spielen wir eben nicht, da waren wir ja schon. Dann hat er das doch irgendwie gedeichselt. Und dann hab ich gesagt, dass wir die und die Gage und die und die Spielzeit haben wollen, das lief dann auch. Warum wir da unbedingt spielen sollten, keine Ahnung, ich weiß es halt nicht.
Dann kam es, wie es kommen musste, jetzt war irgendwer beim Rock Hard Festival ausgefallen, da hat Götz uns gefragt und dann haben die mit Kanonen geschossen. Ich hab gesagt: Leute, ich weiß, da ist die Klausel drin mit den 250km in dem und dem Zeitraum, aber wir würden dann gerne das Rock Hard Festival spielen. Das kriegen wir doch sicher hin, da macht ihr doch keinen Aufstand. Oje, da kam direkt, wenn das jetzt zugesagt wird, kriegst du morgen von unserem Anwalt zu hören…
Hier beim Rock Hard Festival kann ich es noch verstehen, da könnten ja Leute sein, die aufs Extremefest wollen, sich dann aber zum Rock Hard umentscheiden. Letzten Endes muss es ja daran liegen, woran soll es sonst liegen? Aber bei so ner kleinen pissigen Kneipe… Was soll man dazu sagen. Da kann man halt nichts zu sagen.
So Dinge, die spreche ich gerne in Interviews an, ob sie jetzt geschrieben werden oder sonstwas… Der vom Metal Hammer hat das natürlich nicht geschrieben, ich habs ihm natürlich direkt aufs Auge gedrückt, da es gerade präsent war, als er das Interview gemacht hat, aber er hat gleich gesagt, da kann er nichts zu schreiben, sie präsentieren ja auch die Extremefest Tour…
Puh…
Kommen wir am Ende zu zwei Fragen, die nicht mit DESASTER zusammenhängen. Freust du dich noch regelmäßig auf neue Platten von anderen Bands oder hörst du vor allem die selben 100 oder 500 alten Platten?
Ne ne, ich kauf immer noch relativ viel Kram, krieg auch ein bisschen was geschickt. Aber ich bin schon absoluter Musikliebhaber und kauf mir regelmäßig Kram, nicht nur aus dem Metalbereich, auch andere Sachen. Das wechselt dann auch wirklich durch. Wenn ich Metal höre, höre ich meistens nur extremen Metal. An anderen Sachen gerne PINK FLOYD, DEAD CAN DANCE, TANGERINE DREAM und jetzt hab ich auch ANIMALS AS LEADERS für mich entdeckt, die find ich ganz cool, diese Instrumentalband.
Schwierige Band, finde ich.
Die mag ich halt sehr gern. Das sind so Dinge, die kicken mich.
Da muss man sich auf jeden Fall mit auseinandersetzen.
Ja, ich mag kein Easy Listening. Ich höre keine Musik, die ich nach drei Mal hören mitpfeifen kann.
Also kein GAMMA RAY.
Nee, GAMMA RAY hör ich nicht. Wie gesagt, wenn ich Metal höre, höre ich extremen Metal. Ich mag halt eigentlich keine normalen Gesänge oder nur wenige.
ANTICHRIST, KETZER und NEKROMANTHEON hast du dann im Schrank stehen.
Genau, sowas hab ich dann eher im Schrank stehen. Ich hab jetzt auch die neue CANNIBAL CORPSE geschickt bekommen, die finde ich auch geil. Gefällt mir wirklich sehr gut, obwohl ich nicht der CANNIBAL CORPSE Fan bin. Die erste finde ich sehr sehr geil, aber danach wurden die mir einfach zu stumpf, die zweite und dritte Platte waren mir einfach zu langweilig. Die neuen, die von Metal Blade kommen, die gefallen mir wieder besser. Die letzte war zwar nicht so der Bringer, aber die neue ist wieder besser. Da hab ich auch einfach Spaß dran. Aber ich hör auch wirklich einfach querbeet durch. PINK FLOYD hör ich in letzter Zeit sehr viel, alle Alben durch, wirklich die komplette Diskographie hab ich dauernd am Laufen. Aber nochmal zur Frage, ich freu mich auf Platten und kauf auch noch Platten.
Ok, das ist nicht selbstverständlich, denn wenn ich sonst so mit Musikern rede, sagen die zwar vielleicht, dass eine Band auf nem Festival ganz cool war, sie aber eigentlich meist nur die selben alten Platten hören.
Na, ich bezeichne mich selbst auch nicht als Musiker, ich bin sicher dann eher schon mehr ein Künstler als ein Musiker. Hahaha. Nee, ich bin halt Fan und Musikliebhaber. Ich liebe es, Musik zu hören, und gebe immer noch relativ viel Geld dafür aus.
Du hast vorher erzählt, dass du in Köln bei THE DEVIL’S BLOOD warst. Ist das nicht ein bisschen merkwürdig, die aktuelle Häufung der ganzen okkulten Rockbands mit den Frontfrauen, BLOOD CEREMONY, JEX THOTH… Mir kommt das alles ein bisschen konstruiert vor.
Das mag ich mal dahingestellt lassen, ob das konstruiert ist. Es gibt halt so viele Bands auf dieser Erde und ich glaube, es ist im Moment einfach nur eine Art von Trend, dass diese Bands jetzt nach oben kommen zu diesem Zeitpunkt, aber ich glaube nicht, dass die Bands sich jetzt alle innerhalb der letzten 12 oder 24 Monate gegründet haben. Ich glaube denen schon, dass die ein bisschen länger Mucke machen.
Der Hype oder der Trend interessiert mich aber nicht wirklich. Ich hab mir die BLOOD CEREMONY angehört und hab sie mir nicht zugelegt. Im Laden hab ich reingehört und gedacht, och, ist ok, aber die kaufst du jetzt nicht. Ich jage jetzt nicht danach, aber ich verteufel es auch nicht. Ob es true ist oder nicht true ist, ist mir relativ egal. Die Leute können machen, was sie wollen. Die sind ihre eigenen Chefs.
Der ganze antikosmische Kram ist irrelevant für dich?
Der ist für mich irrelevant. Der ist für meine Existenz hier auf diesem Planeten total irrelevant. Was danach ist… Es mag ja sein, dass irgendwas stimmig daran ist. Ich versuch erst mal, Spaß am Leben zu haben und das zu tun, worauf ich Bock hab.
(Bild 3, von links nach rechts: Tormentor, Sataniac (vorne), Infernal (hinten), Odin)