Grave Digger Powerwolf

Grave Digger, Powerwolf

Grave DiggerPowerwolf
Saarbrücken, Garage
01.11.2007
Nachdem bereits eingestandene musikalische Größen wie W.A.S.P. und EXODUS für ein Konzert in Saarbrücken Fuß gefasst haben, verpflichten sich nun auch GRAVE DIGGER für einen Besuch in der Hauptstadt – in ihrer 27-jährigen Bandgeschichte übrigens ihr erster Auftritt im Saarland. Und wer könnte da geeigneteres Geleit bieten als POWERWOLF, die das Saarland bereits als ihr Revier markiert haben?

Bereits eine halbe Stunde vor Konzertbeginn tummeln sich zahlreiche Besucher vor der Bühne, die Chancen auf einen Platz in einer der vordersten Reihen sind gleich null. Die schwarz gekleidete Menge rückt näher zusammen, der Uhrzeiger nähert sich der Acht. Schließlich wird alles dunkel, ein scheinbar bedeutungsloses Individuum marschiert auf die Bühne und adressiert das Publikum in englischer Sprache. „Howl out loud for POWERWOLF!“, verkündet es endlich und zieht sich zurück.

Nebel steigt auf, begleitet von Dunkelheit. Das „Lupus Dei“-Intro „Lupus Demonae“ klingt laut und deutlich aus den Boxen. Das Publikum tobt – dabei steht noch kein einziger Wolf auf der Bühne. Auch während des ersten Songs, „We Take It From The Living“, ebbt das Geschrei zunächst nicht ab, später entscheiden sich die Fans dann doch zum Mitsingen. Während sich Sänger Attila Dorn dem Publikum verpflichtet – gelegentlich unterstützt von Keyboarder Falk Maria Schlegel, der sich bemüht, die Gäste zum Applaudieren zu animieren und sich nach getaner Arbeit wieder hinter die Tasten zurückzieht –, üben sich die Brüder Greywolf an den Saiteninstrumenten im Extrem-Posing. Zu diesem Zweck dürfen natürlich weder die Bodenventilatoren noch die weiße und schwarze Schminke fehlen.

Zu lachen gab es spätestens beim vierten Lied nichts mehr, denn Attila verkündet ungeniert: „Tabak und Alkohol ist nicht gut für Sie. „We came to take your souls“!”. Eigentlich gab es überhaupt nichts zu lachen, denn sowohl die beiden Brüder als auch Falk Maria Schlegel waren stets um hungrige oder gar zornige Blicke bemüht. Doch, einmal durfte gelacht werden: als Sänger Attila einen goldenen Kelch in die Höhe hob, einen Schluck daraus trank und anschließend mit rumänischem Akzent erklärte: „Sieht besser aus als Plastikflasche.“

Neben den neueren Stücken „Saturday Satan“, „In Blood We Trust“ und „Prayer In The Dark“ begeisterten die Wölfe das Publikum auch mit „älteren“ Songs (anno 2005) wie „Mr. Sinister“ und „Kiss Of The Cobra King“. Bereits während des abschließenden Songs „Lupus Dei“ werden Zugaberufe laut, und willig kehrt das Rudel auf die Bühne zurück, bevor Attila einen Segen spricht und das Publikum an die rheinländische Formation GRAVE DIGGER übergibt.

Nach kurzer Umbaupause wird es erneut still im Saal. Die schottische Nationalhymne (in der Version à la GRAVE DIGGER) erklingt. Auf der Bühne erscheint eine dunkle Gestalt, schwarzer Kapuzenumhang, Totenkopfmaske. Wenig später verschwindet sie wieder. Erst nachdem das Intro verklungen ist, treten die Grabschaufler auf die Bühne. Schon mit dem ersten Song, „Liberty Or Death“, animiert Sänger Chris Boltendahl das Publikum zum Mitsingen und Klatschen, beim darauf folgenden „Son Of Evil“ tobt die Menge.

Was dann folgt ist ein Querschnitt durch die GRAVE DIGGER-Alben: egal ob „Valhalla“ („Rheingold“), „Scotland United“ („Tunes of war“), „Lionheart“ („Knights Of The Cross“), „Highland Tears“ („Liberty or death“), „Grave In The No Man’s Land“ („The Last Supper“), „The Grave Dancer“ („Heart of Darkness“) oder „Excalibur“ („Excalibur“) – die Anwesenden singen, bangen und klatschen. Und Chris Boltendahl freut sich sichtlich über jede vom Publikum gesungene Zeile, über jeden „GRAVE DIGGER!“-Zuruf, über jeden Applaus. Ebenso wenig verfehlt er, den seit Oktober verpflichteten zweiten Gitarristen Thilo Hermann (FAITHFUL BREATH, RISK, RUNNING WILD) dem Publikum vorzustellen.

Nach fünfzehn gespielten Tracks dann die schlechte Nachricht: der anschließende Song wird der letzte sein. Die gute Nachricht: er heißt „Rebellion (the clans are marching)“. Doch damit nicht genug: die Jungs legen noch einmal nach und gehen in die Zugaberunde für drei Songs. Der Klassiker „Heavy metal breakdown“ bildet schließlich den Abschluss des Auftritts, der mit einer Gesamtspielzeit von knapp 120 Minuten keineswegs karg ausgefallen ist.

Kurz gefasst, das Publikum wird an diesem Abend Zeuge einer gelungenen musikalischen Synthese: auf der einen Seite stehen POWERWOLF, ein recht junges deutsch-rumänisches Rudel, das sein Image nicht nur pflegt sondern auch auf der Bühne lebt. Auf der anderen Seite stehen GRAVE DIGGER aus Gladbeck, ihrerseits Berufsmusiker aus Leidenschaft, die seit den 80ern zeigen, dass sich Metal einfach kein Grab schaufeln lässt. (Alexandra Tausch)

Anm. d. Red.: Noch einmal ein großes Dankeschön an Fotograf Max und die Seite www.gesichterparty.de, die uns diese Bilder zur Verfügung gestellt haben und natürlich an meine Stellvertreterin, die mich (hoffentlich) würdig vertreten hat!

Bildergalerie

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