Mastodon & Totimoshi

Mastodon & Totimoshi

MastodonTotimoshi
Köln, Essigfabrik
14.02.2010
Es gehört wohl zu den unergründlichen Rätseln der Menschheit, warum es diese Tage gibt, an denen man vor der Vielzahl an Möglichkeiten zum unterhaltsamen Zeitvertreib fast kapitulieren muss, weil man sich nicht entscheiden kann. Während Valentinstag und Karnevalssonntag dabei für die hartgesottene und spaßbefreite Bloodchamber keine große Rolle spielen, fällt die Wahl zwischen zwei interessanten Konzerten am gleichen Abend in der gleichen Stadt ungleich schwerer. Da die Chaoten von MASTODON aber deutlich seltener als Headliner die einheimischen Bühnen beehren als die Energiebündel HATEBREED und MACHINE HEAD, führt der Weg in die Essigfabrik, um mit eigenen Augen und Ohren zu sehen, wie die eher wilde Mischung aus Weltraum, mythischen Monstern, Rasputin und WeißderDeibelwas umgesetzt wird.

Recht ansehnlich gefüllt ist es bereits als TOTIMOSHI eröffnen. Das Potential der großen LED-Wand, die an Stelle von Backdrops die Auftritte beider Bands aus dem Bühnenhintergrund untermalt, bleibt mit einem durchgehend statischen, rot-weißen Bild noch ziemlich ungenutzt, passt aber immerhin zur gastgebenden Stadt. Doch auch musikalisch reißen die Kalifornier nur wenige vom Hocker. Selbst wenn man ihnen die Intention zuschreibt, Musik zum sich Fallen lassen zu spielen, wofür auch der eher zurückgenommene Gesang sprechen könnte, misslingt dieser Plan größtenteils. Höhepunktarm wabert die zähe Soundmasse des Trios aus den Boxen und ein paar wenige, kurze Eruptionen reichen trotz sämtlicher mimischer Bemühungen auf der Bühne gerade mal zum Füllen eines hohlen Zahns. Deshalb gibt es für TOTIMOSHI von vielen Zuschauern auch zurecht nicht viel mehr als Höflichkeitsapplaus zu ernten.

Eigentlich müssten also die Akkus des Publikums bei MASTODON noch voll aufgeladen sein, aber das schlägt sich nicht in Begeisterung oder Bewegung nieder, weil auch die für ihr aktuelles Album weltumspannend so hochgelobten Amerikaner heute einiges zu wünschen übrig lassen. Die durchgeplante Maschine stockt, weil viele Rädchen nicht ineinander greifen wollen. Die Band serviert „Crack The Skye“ vollständig samt unterhaltsamer Videosequenzen auf der LED-Wand, und vor allem Oberchaot Brent Hinds wundert sich, dass die Mehrheit des Publikums dies eher zurückhaltend oder – positiv ausgedrückt – aufmerksam aufnimmt, anstatt sich wie die wilden Horden auszutoben, obwohl der Charakter vieler Lieder des Albums nicht eben zu einer Tanz- & Pitparty animiert. In Worten mitteilen mag er das aber erstmal nicht, denn bis kurz vor Schluss gibt es von den Liedern abgesehen überhaupt keine Kommunikation von Band zu Publikum. In Folge dessen wird die Laune auf der Bühne - und auch meine - schlechter, was zu einigen kleineren Verhaltensauffälligkeiten innerhalb der Band bzw. von Brent führt. Dabei ist der technische Vortrag an sich sehr gut gelungen, nur Bassdruck fehlt leider fast vollständig und es springt einfach kein Funke über.
Der „Bonusblock“ nach dem Abspulen des Albums kann dann das Ruder auch nicht mehr herumreißen, denn ein bisschen Kramen in der Liedhistorie der Band reicht heute beileibe nicht, um die Essigfabrik in den scheinbar von der Band herbeigewünschten Hexenkessel zu verwandeln. Wenn man allerdings auch – aus meiner Sicht fahrlässig – auf die größten und energischsten Hits wie „Blood And Thunder“ oder „The Wolf Is Loose“ verzichtet, ist das nicht so arg verwunderlich. Bei aller, nicht völlig von der Hand zu weisender Kritik am Publikum liegt die Hauptverantwortung für diesen insgesamt unerwartet ruhigen Abend aus meiner Sicht doch bei MASTODON. Wer eine eher auf Atmosphäre denn auf Energie ausgelegte Show abliefert, darf sich nicht wundern, dass die Meute sich nicht völlig konträr dazu aufführt. Und bei allem Respekt für die Band finde ich persönlich, dass es eine schwache Vorstellung ist, wenn man nicht eben alle paar Wochen als Headliner in Deutschland unterwegs ist und dann nach typisch amerikanischer Spielzeit bereits den Feierabend einläutet mit - von jedem so wahrgenommenen - deutlichen Lücken in der Setlist.

Vielleicht hatte die Band stimmungsmäßig einfach einen richtig schlechten Tag, aber auch mit ein paar Tagen Abstand kann das Fazit aus meiner Sicht nur enttäuschend ausfallen, zumal ich zu den Menschen gehöre, die wenig Veranlassung darin sehen, etwas mehr als 25 Euro für ein Konzert zu bezahlen, bei dem so wenig aus der Livesituation gemacht wird bzw. nichts, wenn man von den Videospielereien absieht. Zu Hause wäre Laune & Bassdruck besser und das Bier billiger gewesen, aber nachher ist man immer klüger.
-