Judas Priest & Annihilator

Judas Priest & Annihilator

AnnihilatorJudas Priest
Oberhausen, KöPi Arena
13.06.2004
Rob Halford zurück bei JUDAS PRIEST – diese Nachricht wurde von weiten Teilen der Szene mindestens ebenso euphorisch aufgenommen wie die Iron Maiden Reunion mit Bruce Dickinson, auch wenn viele der Meinung sind, daß Rob’s Vorgänger bzw. Nachfolger Tim „Ripper“ Owens (jetzt Iced Earth) mittlerweile der bessere Sänger sei. Gestern gastierten die Priester in der Arena Oberhausen, um den Livenachweis zu erbringen, und zusammen mit ungefähr 5000 anderen Maniacs (vornehmlich natürlich ältere Semester mit dünnen Haaren und dicken Pocken) wartete ich gespannt auf die Götter von der Insel.
Zum Aufwärmen gaben sich die kanadischen Edel-Thrasher ANNIHILATOR die Ehre, und natürlich ließ die Truppe von der ersten Sekunde an absolut nix anbrennen. Technisch sind Gitarrengenius Jeff Waters und seine Sidekicks ja sowieso über jeden Zweifel erhaben, und auch Dave Padden (der mittlerweile sechste (!) Sänger der Bandgeschichte) machte seine Sache mehr als gut und überzeugte sowohl durch dynamisches Stageacting als auch durch seine glasklare, druckvolle Stimme. Aufgrund der leider sehr knappen Spielzeit von ca. 40 Minuten konzentrierte sich die Band auf eine Art gerafftes Best Of Programm, das von der Halle dankbar aufgenommen wurde. Kein Wunder, denn Klassiker wie „King Of The Kill“, „Never, Neverland“, „Set The World On Fire“ und natürlich „Alison Hell“ hört man ja auch nicht alle Tage am Stück. So wurden die sympathischen Jungs dann auch mit ordentlichem Applaus wieder entlassen, und alle richteten sich allmählich auf die Götterdämmerung ein.


Setlist ANNIHILATOR

All For You
The Blackest Day
King Of The Kill
Never, Neverland
Set The World On Fire
Burns Like A Buzzsaw Blade
Alison Hell


Nach etwa einer halben Stunden Umbaupause ist es dann endlich soweit : das Licht geht aus, vom Band erschallt das Intro „The Hellion“, und sofort steht die Halle Kopf. Spätestens als Rob Halford bei den ersten Worten von „Electric Eye“ erscheint, gibt es kein Halten mehr. Von diesem Zeitpunkt an steigert sich die Menge in einen rauschartigen Zustand, der erst langsam abebbt, als die Hallenlichter wieder eingeschaltet werden. „Metal Gods“ wird mit Rob’s Roboterbewegungen zum wahren Triumphzug, und auch „Heading Out To The Highway“ wird (wie auch der Rest des Programms) begeistert mitgesungen. Die Setlist ist natürlich total retro, denn JUDAS PRIEST klammern die Ripper Phase komplett aus, so daß es ausschließlich Überhits zu hören gibt; von „The Ripper“ über „Breaking The Law“ und „The Green Manalishi“ bis hin zu „A Touch Of Evil“ ist alles vorhanden, was Rang und Namen hat. Einen Überraschungseffekt gibt es zwar (leider) nicht, aber hier überschreiten wir auch schon ganz klar die Grenze zur Undankbarkeit.
Die Band selbst zeigt sich in guter Verfassung : die Gitarristen Tipton und Downing zaubern wie gewohnt, Ian Hill steht wie immer festgenagelt an seinem Stammplatz und bangt wie ein Bekloppter, und Drum Dynamo Scott Travis prügelt sich absolut souverän – teilweise anscheinend sogar unterfordert – durch die Show. Rob selbst überzeugt durch seine unglaubliche Ausstrahlung und unnachahmliche Coolness, auch wenn er stimmlich seine besten Zeiten ganz klar hinter sich hat. Die normalen Stimmlagen meistert er problemlos, aber seine berühmte Kopfstimme ist mittlerweile einem Krächzen gewichen, das nur noch selten zu begeistern weiß. So werden schnellere Songs wie „The Sentinel“ und „Painkiller“ zu Stolpersteinen, die dem Zuhörer manchmal richtig weh tun. Auch Rob’s Textprobleme werden wieder offensichtlich, denn überall auf der Bühne und den Laufstegen sind die berüchtigten Teleprompter aufgebaut, die er hin und wieder aufsuchen muß. So gesehen muß ich allen rechtgeben : ja, der Ripper ist der klar bessere Sänger, aber mit ihm hat die Band halt kein Schwein interessiert. Auf der „Demolition“ Tour vor zwei Jahren mußten die Priester an fast gleicher Stelle vor gerade mal 500 Zuschauern auftreten – alleine schon in dieser Beziehung hat sich die Reunion bezahlt gemacht. Außerdem ist Rob halt der Metal God – die Fans lieben und vergöttern ihn, und sie verzeihen ihm auch seine offensichtlichen Fehler. Ganz abgesehen davon liefert Halford ansonsten ebenfalls eine absolut makellose Performance ab, die vom Publikum entsprechend honoriert wird, da wirklich alle Songs bis zum geht nicht mehr abgefeiert werden. „Turbo Lover“ kommt nur geil, die akustische Fassung von „Diamonds And Rust“ geht heute auch okay, bei „Beyond The Realms Of Death“ bekomme ich – ungelogen ! – eine Gänsehaut und über „Breaking The Law muß ich ja wohl eh nix mehr sagen.
Nach „Painkiller“ geht es in den Zugabenteil, der mit „Hell Bent For Leather“ (natürlich mit Harley !), „Living After Midnight“, „United“ und „You’ve Got Another Thing Comin‘“ ebenfalls absolut keine Wünsche offen läßt. Nach etwa 100 Minuten ist alles vorbei, und alle sind sich einig, daß sie ein denkwürdiges Konzert gesehen haben. Der Preis war zwar mit über 40 Euro vielleicht doch etwas arg hoch angesetzt (zumal die Show außer guten Lichteinsätzen und diversen Nebelmaschinen nicht viel zu bieten hatte), aber allen Zweiflern und Frevlern kann ich an dieser Stelle nur folgende Worte mit auf den Weg geben, die vor, während und nach dem Konzert überall zu hören waren :
PRIEST ! PRIEST ! PRIEST ! PRIEST ! PRIEST ! PRIEST ! PRIEST ! PRIEST ! PRIEST ! PRIEST ! PRIEST !


Setlist JUDAS PRIEST

The Hellion
Electric Eye
Metal Gods
Heading Out To The Highway
The Ripper
A Touch Of Evil
The Sentinel
Turbo Lover
Victim Of Changes
Diamonds And Rust
Breaking The Law
Beyond The Realms Of Death
The Green Manalishi (With The Two – Pronged Crown)
Painkiller
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Hell Bent For Leather
Living After Midnight
United
You’ve Got Another Thing Comin‘
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