Callejon Eskimo Callboy & WassBass
Callejon, Eskimo Callboy & WassBass
Köln, Live Music Hall
10.11.2012
10.11.2012
Wie stellt man sich die perfekte Albumtour vor? Man begeistert weitgehend ausverkaufte Häuser, der eigene Spaß kommt nicht zu kurz und das größte Fest feiert man zum Abschluss in der (zweiten) Heimat. Sehr nah an der Erfüllung dieser Vorstellung sind CALLEJON bis um kurz nach 22 Uhr als etwas nach der Hälfte des Sets Teile der Deckenverkleidung unvermittelt ins Publikum stürzen, elf Menschen verletzen und in Folge dessen das Konzert abgebrochen werden muss. Aber zäumen wir das Pferd von vorne auf:
Wie schon auf der kurzen Runde durch kleine Clubs im Juni dürfen WASSBASS den Abend eröffnen, wieder ernten sie ein zwiegespaltenes Echo. Dabei haben Nico (K.I.Z.) und Grzegorz heute Abend einen Schlagzeuger am Start, der der Elektroposse ein wenig mehr Handfestigkeit verleihen soll, ansonsten ähnelt der heutige Auftritt allerdings sehr dem Erstkontakt im Sommer: „Ze Dschjörmäns from ze fjutschar“ sind wieder angereist, um Sarah Connor zu töten, die „1000 Kilo Bass“ pumpen Druck, Druck und nochmals Druck in den Saal und man weiß nicht, ob die Chose eine bis ins Letzte ausgereizte Satire sein soll oder doch eine reichlich stumpf(sinnig)e Mischung aus den ATZEN und DEICHKIND. Vorne wird gesprungen und gegrölt, hinten die Köpfe geschüttelt. Als beim dritten Lied, dem vergleichsweise verträumten „Gabber Mädchen“, auf der Leinwand hinter den Akteuren die Oralsexkarte in „beeindruckender“ Deutlichkeit gespielt wird, ist der WTF-Dreisatz erfüllt und damit auch das Ende der Fahnenstange erreicht, zumal musikalisch die Luft ebenfalls schon (wieder) raus ist.
Im Wettkampf der Bands, bei denen keine Grauzonenmeinungen existieren, betreten als nächstes ESKIMO CALLBOY die Bühne und zeigen sich als würdiger Mitstreiter. Verkleidungen, Elektrobeats und (erfolgreiche) Publikumsanimationen können letztlich aber kaum maskieren, dass die Musik der Castrop-Rauxel-Gang nicht mehr ist als eine Aneinanderreihung von Versatzstücken von allem ist, was in Metal- und Deathcore mal als cool galt oder noch gilt. Die Beats, eine Menge Breakdowns und beidbeinige Sprünge in den Breequark verhindern allerdings beeindruckend wirkungsvoll, dass sich etwas Ähnliches wie ein Fluss in der Musik wiederfinden lässt. Stattdessen wirkt das Ganze nicht nur unoriginell, sondern auch eher grobmotorisch zusammengefügt. Während „Muffin Purper-Gurk“ noch als Fishing for Publikumsreaktionen durchgeht, liefert spätestens das Katy Perry Cover „California Gurls“ das passende Bild zur Band: Kinder, die bei einem Holzklotzsortierspiel nicht einsehen möchten, dass das eckige Klötzchen sich nicht in das runde Loch stecken lässt, und es deshalb umso vehementer versuchen.
Obwohl doch eine ansehnliche Zahl des anwesenden Jungvolks offenbar von beiden Vorbands angetan war, haben CALLEJON zum Abschluss leichtes Spiel, denn hinter ihnen steht der komplette Saal, vielleicht mit Ausnahme von einigen ganz hinten stehenden Eltern. Die Mitsinglautstärke ist von Anfang an mindestens so beeindruckend wie die Saunatemperaturen und man sieht es den Fünfen auch gerne nach, dass auf der großen Bühne die Dekoration trotz einiger „Videodrom“-PC-Monitore nicht ganz so detail- und findungsreich wirkt wie einst im kleinen Rahmen. Dafür entschädigt der hinter der Band stehende gewaltige „Blitzkreuz“-Bildschirm mit seinen links und rechts drapierten Mitstreitern und speziell die vom Bühnenboden schräg nach oben strahlenden Spots sind nicht nur stimmungsvoll, sondern verleihen dem Auftritt sogar ein gewisses weltmännisches Flair.
Die Band selbst präsentiert sich zum Ende der Tour fast in Bestform, wobei die selbst bei einem Klassiker wie „Zombified“ von Sänger Basti veranstalteten Tonlagenwechsel nicht eindeutig den Tourstrapazen zugeschrieben werden können - nur seine Gestik darf sich in Zukunft gerne wieder etwas weniger an Till Lindemann orientieren. Animiert werden muss heute so oder so niemand, selbst das Drumsolo wird nur kurz zum Durchschnaufen genutzt, bevor bei „Lass Mich Gehen!“ das Publikum erstmals Bastis Gesang übertönt. „Porn From Spain“, natürlich mit Unterstützung von K.I.Z./WASSBASS-Nico, ist ein großes Fest und während ich mir bei der „Nazis raus!“-Ansage, die das „Schrei nach Liebe“ Cover einleiten soll, noch Gedanken darüber mache, ob die älteren Lieder die neueren auch nach allgemeiner Meinung besiegen oder das nur mein subjektiver Eindruck ist, findet das Konzert sein abruptes Ende: Wenige Meter vor der Bühne brechen aus der mit Tuch verhüllten Gipskarton-Deckenverkleidung große Stücke raus und fallen in die Menge. Nachdem die Umstehenden sofort mit Handzeichen zusätzlich darauf aufmerksam machen, vergeht nur wenig Zeit, bis Basti über das Mikrofon das ganze Publikum informiert und darum bittet, die Halle ruhig zu verlassen, damit die Verletzten versorgt werden können und geprüft werden kann, ob weitere Gefahr besteht. Bemerkenswert gesittet wird die Halle, auch dank der von der Security gleich geöffneten Notausgänge, in kurzer Zeit geräumt und die zahlreich eintreffenden Rettungs- und Polizeikräfte können ihrer Arbeit ohne Störungen oder Zwischenfälle nachgehen.
Nicht nur im Nachhinein muss man alle offiziell Beteiligten für die besonnene Reaktion loben, die Hand in Hand mit dem ruhig gebliebenen Publikum dafür gesorgt hat, dass der Schaden nicht noch größer wurde. Bereits am nächsten Tag hat die Band angekündigt, das Konzert bei nächster Gelegenheit nachzuholen, und die Live Music Hall hat mittlerweile sämtliche Luftschachtverkleidungen von der Decke entfernt, um ein erneutes Unglück zu verhindern. Damit bleibt am Ende nur noch, das Ergebnis der polizeilichen Ermittlungen zur Ursache abzuwarten und den glücklicherweise nicht gravierend Verletzten eine gute und zügige Genesung zu wünschen.
Wie schon auf der kurzen Runde durch kleine Clubs im Juni dürfen WASSBASS den Abend eröffnen, wieder ernten sie ein zwiegespaltenes Echo. Dabei haben Nico (K.I.Z.) und Grzegorz heute Abend einen Schlagzeuger am Start, der der Elektroposse ein wenig mehr Handfestigkeit verleihen soll, ansonsten ähnelt der heutige Auftritt allerdings sehr dem Erstkontakt im Sommer: „Ze Dschjörmäns from ze fjutschar“ sind wieder angereist, um Sarah Connor zu töten, die „1000 Kilo Bass“ pumpen Druck, Druck und nochmals Druck in den Saal und man weiß nicht, ob die Chose eine bis ins Letzte ausgereizte Satire sein soll oder doch eine reichlich stumpf(sinnig)e Mischung aus den ATZEN und DEICHKIND. Vorne wird gesprungen und gegrölt, hinten die Köpfe geschüttelt. Als beim dritten Lied, dem vergleichsweise verträumten „Gabber Mädchen“, auf der Leinwand hinter den Akteuren die Oralsexkarte in „beeindruckender“ Deutlichkeit gespielt wird, ist der WTF-Dreisatz erfüllt und damit auch das Ende der Fahnenstange erreicht, zumal musikalisch die Luft ebenfalls schon (wieder) raus ist.
Im Wettkampf der Bands, bei denen keine Grauzonenmeinungen existieren, betreten als nächstes ESKIMO CALLBOY die Bühne und zeigen sich als würdiger Mitstreiter. Verkleidungen, Elektrobeats und (erfolgreiche) Publikumsanimationen können letztlich aber kaum maskieren, dass die Musik der Castrop-Rauxel-Gang nicht mehr ist als eine Aneinanderreihung von Versatzstücken von allem ist, was in Metal- und Deathcore mal als cool galt oder noch gilt. Die Beats, eine Menge Breakdowns und beidbeinige Sprünge in den Breequark verhindern allerdings beeindruckend wirkungsvoll, dass sich etwas Ähnliches wie ein Fluss in der Musik wiederfinden lässt. Stattdessen wirkt das Ganze nicht nur unoriginell, sondern auch eher grobmotorisch zusammengefügt. Während „Muffin Purper-Gurk“ noch als Fishing for Publikumsreaktionen durchgeht, liefert spätestens das Katy Perry Cover „California Gurls“ das passende Bild zur Band: Kinder, die bei einem Holzklotzsortierspiel nicht einsehen möchten, dass das eckige Klötzchen sich nicht in das runde Loch stecken lässt, und es deshalb umso vehementer versuchen.
Obwohl doch eine ansehnliche Zahl des anwesenden Jungvolks offenbar von beiden Vorbands angetan war, haben CALLEJON zum Abschluss leichtes Spiel, denn hinter ihnen steht der komplette Saal, vielleicht mit Ausnahme von einigen ganz hinten stehenden Eltern. Die Mitsinglautstärke ist von Anfang an mindestens so beeindruckend wie die Saunatemperaturen und man sieht es den Fünfen auch gerne nach, dass auf der großen Bühne die Dekoration trotz einiger „Videodrom“-PC-Monitore nicht ganz so detail- und findungsreich wirkt wie einst im kleinen Rahmen. Dafür entschädigt der hinter der Band stehende gewaltige „Blitzkreuz“-Bildschirm mit seinen links und rechts drapierten Mitstreitern und speziell die vom Bühnenboden schräg nach oben strahlenden Spots sind nicht nur stimmungsvoll, sondern verleihen dem Auftritt sogar ein gewisses weltmännisches Flair.
Die Band selbst präsentiert sich zum Ende der Tour fast in Bestform, wobei die selbst bei einem Klassiker wie „Zombified“ von Sänger Basti veranstalteten Tonlagenwechsel nicht eindeutig den Tourstrapazen zugeschrieben werden können - nur seine Gestik darf sich in Zukunft gerne wieder etwas weniger an Till Lindemann orientieren. Animiert werden muss heute so oder so niemand, selbst das Drumsolo wird nur kurz zum Durchschnaufen genutzt, bevor bei „Lass Mich Gehen!“ das Publikum erstmals Bastis Gesang übertönt. „Porn From Spain“, natürlich mit Unterstützung von K.I.Z./WASSBASS-Nico, ist ein großes Fest und während ich mir bei der „Nazis raus!“-Ansage, die das „Schrei nach Liebe“ Cover einleiten soll, noch Gedanken darüber mache, ob die älteren Lieder die neueren auch nach allgemeiner Meinung besiegen oder das nur mein subjektiver Eindruck ist, findet das Konzert sein abruptes Ende: Wenige Meter vor der Bühne brechen aus der mit Tuch verhüllten Gipskarton-Deckenverkleidung große Stücke raus und fallen in die Menge. Nachdem die Umstehenden sofort mit Handzeichen zusätzlich darauf aufmerksam machen, vergeht nur wenig Zeit, bis Basti über das Mikrofon das ganze Publikum informiert und darum bittet, die Halle ruhig zu verlassen, damit die Verletzten versorgt werden können und geprüft werden kann, ob weitere Gefahr besteht. Bemerkenswert gesittet wird die Halle, auch dank der von der Security gleich geöffneten Notausgänge, in kurzer Zeit geräumt und die zahlreich eintreffenden Rettungs- und Polizeikräfte können ihrer Arbeit ohne Störungen oder Zwischenfälle nachgehen.
Nicht nur im Nachhinein muss man alle offiziell Beteiligten für die besonnene Reaktion loben, die Hand in Hand mit dem ruhig gebliebenen Publikum dafür gesorgt hat, dass der Schaden nicht noch größer wurde. Bereits am nächsten Tag hat die Band angekündigt, das Konzert bei nächster Gelegenheit nachzuholen, und die Live Music Hall hat mittlerweile sämtliche Luftschachtverkleidungen von der Decke entfernt, um ein erneutes Unglück zu verhindern. Damit bleibt am Ende nur noch, das Ergebnis der polizeilichen Ermittlungen zur Ursache abzuwarten und den glücklicherweise nicht gravierend Verletzten eine gute und zügige Genesung zu wünschen.