Schon mutig, sein Album mit einem 15 Minuten langen Songriesen zu beginnen. Die musikalisch experimentierenden Franzosen HACRIDE machen einem den Zugang zu ihrer Musik nicht gerade leicht. Aber auch ohne käsige Melodien und 0815-Songstrukturen zieht einem das überlange Eröffnungsstück des aktuellen Albums „Lazarus“ „To Walk Among Them“ sofort in seinen Bann.

Dabei beschleicht einem nach ein paar Takten das Gefühl, die künstlerisch ambitionierte Band aus unserem westlichen Nachbarland hätte sich ein Stück mehr in Richtung Nachvollziehbarkeit. Sehr modern und, gekrönt mit schmerzverzerrtem klaren Gesang, weniger aggressiv klingt das Ganze. Obwohl sich Tempo uns Stilistik im Laufe des Albums kaum verändern, bleibt die musikalischen Auswüchse stets unberechenbar, mit interessanten Feinheiten durchzogen, die man erst nach und nach aus den intensiven Soundwällen fischen darf.

Trotz ausufernder Länge ist der Sound HACRIDEs niemals zäh, sondern immer von einem nahezu berauschenden Groove durchzogen, vom starken Emotionen belebt und durch hypnotisierende, niemals nervende Monotonie in höhere Sphären gesteigert. Obwohl einige stille Intermezzi und instrumentale Experimente die epischen Klangwände auflockern, bleibt aber das Gefühl, dass die verrückten Franzosen zuvor schon spannendere Kompositionen auf CD gebannt haben. Faszinierend, berührend und ein heraus stechender Farbtupfer im Metal-Einerlei bleibt „Lazarus“ aber immer noch.

Für Fans von GOJIRA, TOOL, MESHUGGAH und auch STRAPPING YOUNG LAD auf jeden Fall eine hochinteressante Scheibe.