Dimmu Borgir - Abrahadabra

Dimmu Borgir - Abrahadabra
Melodic Symphonic Black Metal
erschienen am 24.09.2010 bei Nuclear Blast
dauert 48:54 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Xibir
2. Born Treacherous
3. Gateways
4. Chess With The Abyss
5. Dimmu Borgir
6. Ritualist
7. The Demiurge Molecule
8. A Jewel Traced Through Coal
9. Renewal
10. Endings And Continuations
11. Gateways (Video)

Die Bloodchamber meint:

Ein neues DIMMU BORGIR-Album ist stets mit den unterschiedlichsten Erwartungen verbunden. Einerseits können es die Fans wie immer kaum erwarten, sich endlich neues Futter der Bombast-Black Metaller einzuführen. Andererseits warten auch nicht wenige Leute auf eine erneute Gelegenheit, um darauf hinzuweisen, dass die in Ihren Augen verweichlichten Norweger schon lange nichts mehr mit Black Metal am Hut haben, eh kein Album an die alten Sachen heranreichen kann, sie DIMMU BORGIR eh schon immer Scheiße fanden oder generell es mal wieder gesagt werden muss, wer denn eigentlich den Längsten im ganzen Land hat. Weitaus weniger impulsive Zeitgenossen dürften aber zumindest aufgrund des mittlerweile auf drei Pandas geschrumpften Line-Ups (Keyboarder Mustis und Bassist Vortex hatten sich letztes Jahr im Streit verabschiedet) oder der großspurigen Ankündigung der Einbeziehung eines externen Komponisten, des norwegischen Rundfunkorchesters, eines zusätzlichen Chors und somit über hundert musikalischen Beteiligten, durchaus ein gesteigertes Interesse an „Abrahadabra“ besessen haben.

Nun, letztlich ähnelt das Ergebnis meinen vorgestern fabrizierten Kartoffelpuffern. Schmeckt recht vertraut und macht satt, ist aber auch nicht wirklich der erwartete Knaller. Na klar, zieht er sich mit ner 7 wieder gekonnt aus der Affäre, werdet ihr jetzt mit Blick auf die Wertung denken. Klar, ich muss zugeben, dass die ganzen Pünktchen während der vielen durchgelaufenen Minuten ziemlich herumgeeiert sind. Am Ende jedoch spiegelt eine 7/10 genau die Qualitäten des Albums wieder, da bestimmte Mechanismen einfach funktionieren, auch wenn man es zunächst nicht zugeben möchte.

Neue Impulse sind nämlich erst einmal Fehlanzeige, die Band schließt im Grunde an ein vom Klargesang bereinigtes „In Sorte Diaboli“ an, setzt gekonnt auf knackige Riffs, gelegentliche Blasts sowie den einen oder anderen epischen Melodiebogen, wie man ihn bereits aus den 90ern kennt und fügt die übliche Portion aufgesetzte Düsternis und Mystik hinzu. Warum auch neue Rennpferde einreiten, wenn der alte Gaul immer noch die Preise einheimst?
Weil es nun aber noch jede Menge Budget zu verbraten und einen Ruf zu verteidigen gibt, muss selbstredend alles bis ins letzte Detail durch ausufernde Orchester-, Keyboard-, Chor- und Sample-Passagen aufgebläht werden. Dabei vermag der unvoreingenommene Zuhörer aber einen gewissen Selbstzweck zu entdecken, denn oftmals werden die Songs durch die vielen, meist auch überflüssigen Details nicht besser. Viel schlimmer noch, gelegentlich rauben sie den Stücken mit nervigem oder albernem Geklimper gar die zuvor aufgebaute Stimmung und ziehen sie somit noch weiter herunter.

Wie man ein Orchester gezielt einsetzt, zeigt die Band sogar selbst mit dem einprägsamen „Gateways“ (inklusive gruseligen, aber auch wieder passendem Hexengeschrei) oder dem heimeligen „Dimmu Borgir“ mit seinem tollen Chor-Part. Auch „A Jewel Traced Through Coal“ zeigt mit seinem gelungenen orchestralen Zwischenspiel, dass man die bombastischen Parts eben entweder gezielt oder gar nicht einsetzen sollte, durch eine ewige Dauerbeschallung ist niemandem gedient. Zweimal im Jahr mit der Achterbahn fahren ist ja auch aufregender als es jeden zweiten Tag zu tun, oder?

Somit sei abschließend ins umgedrehte Kreuz zu ritzen, dass DIMMU BORGIR-Fans der letzten Jahre trotz bandinternem Zickenkrieg vom Ergebnis bestimmt nicht enttäuscht sein werden. Sie könnten aber auch getrost und ohne schlechtes Gewissen „Abrahadabra“ im Laden verstauben lassen, denn wirklich viel verpassen sie nicht. Eine Weiterentwicklung oder gar Neuinterpretation schon mal gar nicht.
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