Melechesh - The Epigenesis
Bloodchamber-Wertung:
Tracklist
1. Ghouls Of Nineveh
2. Grand Gathas Of Baal Sin
3. Sacred Geometry
4. The Magickan And The Drones
5. Mystics Of The Pillar
6. When Halos Of Candles Collide (Instrumental)
7. Defeating The Giants
8. Illumination: The Face Of Shamash
9. Negative Theology
10. A Greater Chain Of Being (Instrumental)
11. The Epigenesis
Die Bloodchamber meint:
Ja, ja, das alte Thema 'Erwartungshaltungen'... Wer kennt sie nicht, die Momente, in denen man sich unheimlich auf etwas freut, wie z.B. eine neue Episode Star Wars? Wochenlang fiebert man dem großen Ereignis entgegen und letztlich stellt es sich dann doch nicht als das dar, was man sich mittels seiner Vorstellungskraft im Laufe der Zeit ausgemalt hat. Je höher die Erwartungen, desto härter der Aufschlag auf dem Boden der Realität, so könnte man wohl eine der zentralen Weisheiten, die das Leben lehrt, formulieren. Und das besonders Heimtückische daran ist, dass bei überzogenen Erwartungen sogar sehr gute Ergebnisse einen lauen Beigeschmack erhalten. Nichts ist eben so gut wie das, was uns unsere Phantasie zusammenbastelt, und deshalb ist nichts gleichzeitig frustrierender.
Diesem Problem musste ich mich stellen, als endlich das neue MELECHESH-Album erschien. Was soll man auch anderes tun, wenn eine Band im Laufe von vier Alben einen völlig eigenen Stil definiert und sich von Release zu Release konsequent steigert? Als treuer Fan kann man in einer solchen Situation und mit einer Wartezeit von guten drei Jahren nichts anderes erhoffen als das beste Metalalbum der Welt. Oder zumindest eines für die persönlichen Top 10.
Kann ein in der realen Welt erscheinendes Album jedoch einem solchen Druck standhalten? Die ersten Hördurchgänge waren schwierig, denn ein offenkundiges Wunder sprang mir nicht unbedingt aus den Boxen entgegen. Somit stellte sich die Aufgabe, etwas nüchterner an die elf Tracks heranzugehen und nicht nur sie, sondern auch meinen Verstand kritisch zu prüfen.
Als erstes lässt sich schon einmal sagen: Wir haben es hier mit 100% MELECHESH zu tun! Es ist genau die nahöstliche Black Thrash-Mischung, die man von den letzten Alben kennt und das wieder einmal in einer herrlich transparenten Produktion, die jedoch keinesfalls klinisch klingt. Mit dem Wechsel zu Nuclear Blast haben die Herren den wahrscheinlich besten Sound ihrer Karriere finanziert bekommen. Überhaupt haben sie sich für die Aufnahmen eine ganze Zeit nach Istanbul begeben, um dort ein wenig näher an den historischen Quellen ihrer Musik zu sitzen. Die unterschiedlichsten orientalischen Einflüsse sind durchgängig zu hören, jeder Track beinhaltet Riffs, die man so nur von Ashmedi & Co. kennt. Oftmals sind traditionelle Instrumente in die Nummern eingewoben, zwei Instrumentalstücke basieren sogar nahezu vollständig hierauf, wobei „When Halos Of Candles Collide“ eine fast schon meditative Atmosphäre atmet, die traumhafte Bilder von Dämmerungen in der Wüste im Kopf des Hörers entstehen lässt, und „A Greater Chain Of Being“ durch die präsenteren perkussiven Elemente einen etwas rituelleren Charakter bekommt. Auch der begnadete Drummer Xul vermischt sein abwechslungsreiches und virtuoses Spiel immer wieder mit rhythmischen Spielereien, die eindeutig nicht dem mitteleuropäischen Musikkosmos entspringen. Den Tagen, in denen ABSUs Proscriptor noch hinter den Kesseln saß, braucht wirklich niemand nachzuweinen.
All diese Fakten klingen ja ganz bezaubernd, dennoch wurde ich das Gefühl nicht los, dass sich bei allen Hördurchgängen ein kleiner Pferdefuß im Hintergrund versteckt hielt, so dass die richtige euphorische Stimmung nicht aufkommen wollte. Mit „The Epigenesis“ haben wir es mit einem Album zu tun, in das man sich einhören muss, dem der Hörer Raum geben sollte, damit es wachsen kann. Erst nach mehrmaligem Hören erschließen sich die großartigen Arragements, die hervorragenden Leistungen jedes einzelnen Musikers richtig. MELECHESH strahlen inzwischen eine derartige Reife aus, dass man meinen könnte, diese Besetzung müsste gemeinsam mindestens die doppelte Anzahl an Alben eingespielt haben. Und genau bei diesem Gedanken wurde mir klar, was da so störend auf mich wirkt. Nachdem ich zum Kontrast noch einmal den Vorgänger „Emissaries“ in die Anlage geworfen hatte, stand mir der Dreh- und Angelpunkt klar vor Augen: Energie! Das Album hat eine enorme Spielzeit und es gibt dabei recht viele Passagen, die etwas weniger ungestüm wirken, die durch eben die erwähnte Reife mehr ins Technische und Spielerische gehen und dabei ein wenig von der rauen Aggression verloren haben, die auf dem Vorgänger noch präsenter war. „Grand Gathas of Baal Sin“ und „Defeating the Giants“ sind da wohltuende Ausnahmen, denn diese Nummern rocken wie Sau und werden die anstehenden Live-Sets absolut bereichern, doch ganz besonders das abschließende Titelstück mit seiner üppigen Spielzeit von mehr als 12 Minuten illustriert diese Entwicklung wohl am klarsten.
Wobei festzuhalten bleibt, dass wir es hier mit einer absoluten Ausnahmeband zu tun haben, die ein hervorragendes Album eingespielt hat. MELECHESH etablieren sich aus meiner Sicht immer weiter auf dem Olymp des Metal, da sie über alles verfügen, was man dort oben braucht. Ob man nun diese Entwicklung als Manko oder als Fortschritt empfindet, sollte jeder Hörer für sich selbst beurteilen. Und er sollte sich dafür reichlich Zeit nehmen, denn das hat „The Epigenesis“ mehr als verdient.
Diesem Problem musste ich mich stellen, als endlich das neue MELECHESH-Album erschien. Was soll man auch anderes tun, wenn eine Band im Laufe von vier Alben einen völlig eigenen Stil definiert und sich von Release zu Release konsequent steigert? Als treuer Fan kann man in einer solchen Situation und mit einer Wartezeit von guten drei Jahren nichts anderes erhoffen als das beste Metalalbum der Welt. Oder zumindest eines für die persönlichen Top 10.
Kann ein in der realen Welt erscheinendes Album jedoch einem solchen Druck standhalten? Die ersten Hördurchgänge waren schwierig, denn ein offenkundiges Wunder sprang mir nicht unbedingt aus den Boxen entgegen. Somit stellte sich die Aufgabe, etwas nüchterner an die elf Tracks heranzugehen und nicht nur sie, sondern auch meinen Verstand kritisch zu prüfen.
Als erstes lässt sich schon einmal sagen: Wir haben es hier mit 100% MELECHESH zu tun! Es ist genau die nahöstliche Black Thrash-Mischung, die man von den letzten Alben kennt und das wieder einmal in einer herrlich transparenten Produktion, die jedoch keinesfalls klinisch klingt. Mit dem Wechsel zu Nuclear Blast haben die Herren den wahrscheinlich besten Sound ihrer Karriere finanziert bekommen. Überhaupt haben sie sich für die Aufnahmen eine ganze Zeit nach Istanbul begeben, um dort ein wenig näher an den historischen Quellen ihrer Musik zu sitzen. Die unterschiedlichsten orientalischen Einflüsse sind durchgängig zu hören, jeder Track beinhaltet Riffs, die man so nur von Ashmedi & Co. kennt. Oftmals sind traditionelle Instrumente in die Nummern eingewoben, zwei Instrumentalstücke basieren sogar nahezu vollständig hierauf, wobei „When Halos Of Candles Collide“ eine fast schon meditative Atmosphäre atmet, die traumhafte Bilder von Dämmerungen in der Wüste im Kopf des Hörers entstehen lässt, und „A Greater Chain Of Being“ durch die präsenteren perkussiven Elemente einen etwas rituelleren Charakter bekommt. Auch der begnadete Drummer Xul vermischt sein abwechslungsreiches und virtuoses Spiel immer wieder mit rhythmischen Spielereien, die eindeutig nicht dem mitteleuropäischen Musikkosmos entspringen. Den Tagen, in denen ABSUs Proscriptor noch hinter den Kesseln saß, braucht wirklich niemand nachzuweinen.
All diese Fakten klingen ja ganz bezaubernd, dennoch wurde ich das Gefühl nicht los, dass sich bei allen Hördurchgängen ein kleiner Pferdefuß im Hintergrund versteckt hielt, so dass die richtige euphorische Stimmung nicht aufkommen wollte. Mit „The Epigenesis“ haben wir es mit einem Album zu tun, in das man sich einhören muss, dem der Hörer Raum geben sollte, damit es wachsen kann. Erst nach mehrmaligem Hören erschließen sich die großartigen Arragements, die hervorragenden Leistungen jedes einzelnen Musikers richtig. MELECHESH strahlen inzwischen eine derartige Reife aus, dass man meinen könnte, diese Besetzung müsste gemeinsam mindestens die doppelte Anzahl an Alben eingespielt haben. Und genau bei diesem Gedanken wurde mir klar, was da so störend auf mich wirkt. Nachdem ich zum Kontrast noch einmal den Vorgänger „Emissaries“ in die Anlage geworfen hatte, stand mir der Dreh- und Angelpunkt klar vor Augen: Energie! Das Album hat eine enorme Spielzeit und es gibt dabei recht viele Passagen, die etwas weniger ungestüm wirken, die durch eben die erwähnte Reife mehr ins Technische und Spielerische gehen und dabei ein wenig von der rauen Aggression verloren haben, die auf dem Vorgänger noch präsenter war. „Grand Gathas of Baal Sin“ und „Defeating the Giants“ sind da wohltuende Ausnahmen, denn diese Nummern rocken wie Sau und werden die anstehenden Live-Sets absolut bereichern, doch ganz besonders das abschließende Titelstück mit seiner üppigen Spielzeit von mehr als 12 Minuten illustriert diese Entwicklung wohl am klarsten.
Wobei festzuhalten bleibt, dass wir es hier mit einer absoluten Ausnahmeband zu tun haben, die ein hervorragendes Album eingespielt hat. MELECHESH etablieren sich aus meiner Sicht immer weiter auf dem Olymp des Metal, da sie über alles verfügen, was man dort oben braucht. Ob man nun diese Entwicklung als Manko oder als Fortschritt empfindet, sollte jeder Hörer für sich selbst beurteilen. Und er sollte sich dafür reichlich Zeit nehmen, denn das hat „The Epigenesis“ mehr als verdient.