Die „traurigste Band der Welt" beschert uns seit nunmehr 10 Jahren einzigartige Musik: Introvertiert, zutiefst melancholisch und zum Weinen schön. Nach vier regulären Alben ist dies ein Grund zum Feiern und rechtzeitig zum Bandjubiläum gibt es ein dick geschnürtes Paket voller kleiner Gründe, sich selbst vor Weihnachten noch ein Geschenk zu bereiten.

ANTIMATTER versammeln auf „Alternative Matter", wie der Name es schon verrät, eine ganze Menge an alternativen Versionen, Remixen, Liveaufnahmen und Coversongs. Wer die Band kennt, dem muss man wohl kaum sagen, in welche Richtung das Ganze läuft. Wer sie nicht kennt, sollte auf jeden Fall mal genauer hinhören. Bei aller Abwechslung, die die 22 zum Teil sehr unterschiedlichen Aufnahmen bieten, zieht sich doch eines wie ein roter Faden durch: Die typische ANTIMATTER-Stimmung. Das Grübeln über all das, was im eigenen Leben so schief gelaufen ist, die Fehler, die man gemacht hat, die Menschen, die man verloren hat, die Träume, die man nicht gelebt hat - noch nie hat all dies so einen schönen Soundtrack bekommen, wie ihn Mick Moss mit seinen Mitstreiter/innen zaubert. Zumeist akustisch, zum Teil elektronisch unterstützt, nur selten etwas lauter und verzerrt.

Der Backkatalog der Band bietet so viele Perlen, mit denen man als Hörer hier ein erneutes Stelldichein feiern kann, aber immer ist etwas neu daran. Die Live-Versionen unterscheiden sich teils deutlich von den Studioaufnahmen und wurden immer in vorbildlicher Aufnahmequalität auf den Silberling gebracht. Es finden sich zwei Coversongs, einer von DEAD CAN DANCE und einer von ANATHEMA, die sich wundervoll ins Gesamtbild einfügen. Und schließlich eine Reihe alternativer Aufnahmen und Neuinterpretationen bekannter Songs, die manchmal nur einen anderen Akzent bekommen haben und manchmal im völlig neuen Gewand dastehen. Was besonders auffällt, sind wenige Nummern, die Remixes im klassischen Sinne darstellen und bei denen die elektronische Komponente deutlich dominiert. Die Begriffe TripHop oder Downbeat sind hier nicht weit, nichtsdestotrotz stellen diese Nummern keine totalen Ausreißer dar, auch wenn es meiner Meinung nach nicht unbedingt die Glanzlichter der Compilation sind.

Trotz all der Unterschiede fließen die beiden CDs wunderbar durch und bilden ein vielschichtiges Ganzes, durch das man diese Band in ihrer ganzen Ausdrucksbreite erleben kann. Für alle Fans stellt es eine lohnende Vervollständigung der Diskographie dar, für alle Neueinsteiger einen gelungenen Rundumschlag zum Kennenlernen, der letztlich doch nur zum nächsten Schritt führen kann: Dem Erwerb der regulären Alben.

Für alle Sammler gibt es die alternative Materie auch noch in einer erweiterten Edition, die auf 1000 Exemplare limitiert ist. Neben der regulären Doppel-CD bieten Prophecy Productions eine Luxus-Sammler Ausgabe an, die im Format 29x29 cm im edlen Artbook daher kommt und um die „Forbidden Matter EP" mit sieben weiteren Stücken und eine DVD mit Videoclips und der Doku „The Small Yesterdays" zur Bandgeschichte erweitert wurde.