Within Temptation - The Unforgiving

Within Temptation - The Unforgiving
Gothic Rock
erschienen am 25.03.2011 bei Sony Music
dauert 53:35 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Why Not Me
2. Shot In The Dark
3. In The Middle Of The Night
4. Faster
5. Fire And Ice
6. Iron
7. Where Is The Edge
8. Sinead
9. Lost
10. Murder
11. A Demon's Fate
12. Stairway To The Skies

Die Bloodchamber meint:

Nüchtern betrachtet könnte die Aufmachung von „The Unforgiving“ passender nicht sein. Comics sind gerade in Mode und so ziert auch das Cover der neuen WITHIN TEMPTATION-Scheibe eine gezeichnete und bewaffnete Schönheit – sinngebend für den zu erwartenden Inhalt. Denn ebenso überzogen, unrealistisch, aufgedreht und schrill, wie die meisten Comics daherkommen, geben sich auch die 13 Stücke auf dem aktuellen Album der Holländer. Beides wird und muss nicht jeder mögen, aber mit dem dazugehörigen Interesse kann man mit beiden eine angenehme Zeit verbringen.

Musikalisch wollen oder haben es WITHIN TEMPTATION jedenfalls scheinbar nicht mehr nötig, sich irgendwie der Metalgemeinde anzubiedern. Und damit meine ich jetzt nicht nur die Tatsache, dass Metal-Magazine von der Promotion ignoriert werden oder die CD bei Saturn im Wochenangebot auftaucht. Während „The Heart Of Everything“ wenigstens noch im Ansatz irgendwo den einstigen Gothic Metal enthielt, mit dem die Band groß geworden ist, stellt „The Unforgiving“ rein objektiv gesehen einfach nur eine glasklar produzierte Pop-Scheibe mit Melodien aus den 80ern und dem Schlagerbereich dar. Drums, die kaum mehr Bums als der Duracell-Hase aufbringen, glattgespülte Gitarren ohne jegliche Ecken und Kanten, jede Menge Keyboard-Kleister und Sharons alles einnehmende Stimme obendrauf. Ja, durch eine Metal-Brille gesehen, würde „The Unforgiving“ gnadenlos absaufen. Wenn man sich aber wirklich selbst die Blöße gibt und auch wirklich auf das Album einlässt, muss man sich irgendwann ehrlicherweise eingestehen, dass der Zeh da unten bestimmt nicht von alleine gewackelt hat und man die aktuelle Textzeile auch bei Stromausfall noch zu Ende bringen könnte.

Klar, die meisten Songs könnte man sich problemlos auch von anderen, gerade angesagten Künstlern vorgetragen vorstellen, selbst die eine oder andere Casting-Düse hätte mit solch kalkulierten Melodien wie in „Faster“ oder „Sinead“ garantiert Erfolg. In der hier produzierten Version kann aber vor allem der feine Sound begeistern. Sehr filigrane Keyboard- und Chor-Arrangements, die niemals vorrangig auf pompösen Bombast setzen, sondern sehr schön im Hintergrund die Melodien ergänzen. Die Gitarren als warmes Gegenstück zum hellen Gesang und schnuffige Refrains mit Ohrwurmgarantie. Man mag der Band zwar viel vorwerfen können, Lieblosigkeit aber auf keinen Fall.

„Murder“, „A Demons Fate“ oder „Where Is The Edge“ wären meine drei Favoriten. Je nach persönlicher Schmerzgrenze sind aber auch durchaus andere Stücke denkbar. Wie gesagt, insofern man in der richtigen Stimmung ist und neben Glotze, Zeitung und Enzyklopädie auch mal einen Blick in ein buntes Heftchen mit Sprechblasen werfen möchte.
-