Eisregen - Wundwasser
Bloodchamber-Wertung:
Tracklist
1. Intro: Wahrheit...?
2. Mein Eichensarg
3. Am Glockenseil
4. Vom Muttermord
5. Blutgeil
6. Ripper von Rostow
7. Hinein ins Tränenmeer
8. Glas
9. Was vom Leben übrig bleibt
10. Kreuznarbe
11. Wundwasser
12. Outro: Ende...?
Die Bloodchamber meint:
Alle Mann aufregen bitte!
Anscheinend ist jede Veröffentlichung der Thüringer Sickos geradezu prädestiniert, die Ambivalenz der Befindlichkeiten im deutschen Musikjournalismus aufzuzeigen. Da wird dann gerne mal über Geschmacklosigkeit räsoniert, manch einer findet schwarzen Humor hinter blutigen Gardinen und am Ende des Weges schwanken die Meinungen doch nur zwischen abartig und abartig geil.
Irgendwie erinnert mich das Ganze an die Sendung ''Eins, zwei oder drei'' - mit dem Unterschied, dass hier lediglich zwei Türchen zur Wahl stehen.
Mit ''Wundwasser'' ist EISREGEN jetzt ein Album gelungen, das den seltsamen Spagat wagt: Es greift alte Tugenden auf und ist doch erkennbar der Aufbruch in eine weitere Schaffensphase.
Gleich nach dem gesprochenen Intro überrascht ''Mein Eichensarg" mit ungewohnten Hitqualitäten, etwas Klargesang im Chorus und einem merkwürdig unspektakulären Text, der jedoch von M. Roth gewohnt garstig vorgetragen wird.
Neben der guten Produktion fällt bereits hier auf, dass beim neuen Album viel Wert auf Abwechslung gelegt wurde. So setzt man neben der Geige verstärkt auf Akustikgitarren und melodische Leads, um musikalisch Spannung zu erzeugen. Das gefällt und macht die Scheibe auch für Entdecker interessant.
Nach dem hervorragenden Auftakt zeigt "Am Glockenseil" – wie später auch ''Kreuznagel'' – die Wurzeln von EISREGEN auf: Schneller, melodischer Black Metal, wie man ihn auf ''Leichenlager'' zuweilen vermisste und der vor allem Fans der härteren Werke ansprechen dürfte. Textlich gibt es einen etwas zahnlosen B-Movie über suizidale Priester – naja.
Überhaupt hat die Lyrik über weite Strecken merklich an Schärfe verloren, was neben den Themen auch an der Wortwahl liegen mag. Selbst gorige Texte, wie der ''Ripper von Rostow“, die klassische Frauenmord – Halbballade ''Hinein ins Tränenmeer'' oder das sich stetig steigernde ''Wundwasser'' wirken nicht mehr ganz so krass wie die Schilderungen auf den Vorgängeralben. Morbide Parolen gar wie ''Krebs macht frei!'' oder die tiefe Trauer einer ''Schwarzen Rose'' sucht man auf ''Wundwasser'' vergeblich.
Musikalische Anleihen bei der Neuen Deutschen Härte tun schliesslich ein Übriges, um das sogenannte Primitive aus dem EISREGEN – Sound zu verbannen. Als Paradebeispiel sei hier neben erwähntem ''Ripper'' auch der Stampfer ''Was vom Leben übrig bleibt'' erwähnt: RAMMSTEIN lassen freundlichst grüssen.
Ist das jetzt schlecht? - Ich sage: Nein!
EISREGEN haben es geschafft, ein sehr ausgewogenes Album abzuliefern, das neben Rückbesinnung auch eine Entwicklungsperspektive zeigt, ohne sich anzubiedern. Zudem wirken die neuen Elemente nie verwässernd, sie sind vielmehr willkommene Ergänzung der stets präsenten Trademarks.
Rechnet man noch EISREGEN-typische Kompositionen wie ''Blutgeil'' oder ''Glas'' hinzu, ist ''Wundwasser'' daher definitiv das musikalisch erwachsenste Werk der Band aus Thüringen, wenngleich man - mit Blick auf persönliche Vorlieben - im Detail sicherlich diskutieren könnte.
Ich hab lange überlegt, welche Wertung hier angebracht ist.
Nach direktem Vergleich mit meiner Lieblingsscheibe ''Leichenlager'' und weil einige Schwächen im Text doch arg ins Auge springen, gibt's für ''Wundwasser'' heute nicht 1, 2 oder 3, sondern 8 Punkte.
Feierabend.
Anscheinend ist jede Veröffentlichung der Thüringer Sickos geradezu prädestiniert, die Ambivalenz der Befindlichkeiten im deutschen Musikjournalismus aufzuzeigen. Da wird dann gerne mal über Geschmacklosigkeit räsoniert, manch einer findet schwarzen Humor hinter blutigen Gardinen und am Ende des Weges schwanken die Meinungen doch nur zwischen abartig und abartig geil.
Irgendwie erinnert mich das Ganze an die Sendung ''Eins, zwei oder drei'' - mit dem Unterschied, dass hier lediglich zwei Türchen zur Wahl stehen.
Mit ''Wundwasser'' ist EISREGEN jetzt ein Album gelungen, das den seltsamen Spagat wagt: Es greift alte Tugenden auf und ist doch erkennbar der Aufbruch in eine weitere Schaffensphase.
Gleich nach dem gesprochenen Intro überrascht ''Mein Eichensarg" mit ungewohnten Hitqualitäten, etwas Klargesang im Chorus und einem merkwürdig unspektakulären Text, der jedoch von M. Roth gewohnt garstig vorgetragen wird.
Neben der guten Produktion fällt bereits hier auf, dass beim neuen Album viel Wert auf Abwechslung gelegt wurde. So setzt man neben der Geige verstärkt auf Akustikgitarren und melodische Leads, um musikalisch Spannung zu erzeugen. Das gefällt und macht die Scheibe auch für Entdecker interessant.
Nach dem hervorragenden Auftakt zeigt "Am Glockenseil" – wie später auch ''Kreuznagel'' – die Wurzeln von EISREGEN auf: Schneller, melodischer Black Metal, wie man ihn auf ''Leichenlager'' zuweilen vermisste und der vor allem Fans der härteren Werke ansprechen dürfte. Textlich gibt es einen etwas zahnlosen B-Movie über suizidale Priester – naja.
Überhaupt hat die Lyrik über weite Strecken merklich an Schärfe verloren, was neben den Themen auch an der Wortwahl liegen mag. Selbst gorige Texte, wie der ''Ripper von Rostow“, die klassische Frauenmord – Halbballade ''Hinein ins Tränenmeer'' oder das sich stetig steigernde ''Wundwasser'' wirken nicht mehr ganz so krass wie die Schilderungen auf den Vorgängeralben. Morbide Parolen gar wie ''Krebs macht frei!'' oder die tiefe Trauer einer ''Schwarzen Rose'' sucht man auf ''Wundwasser'' vergeblich.
Musikalische Anleihen bei der Neuen Deutschen Härte tun schliesslich ein Übriges, um das sogenannte Primitive aus dem EISREGEN – Sound zu verbannen. Als Paradebeispiel sei hier neben erwähntem ''Ripper'' auch der Stampfer ''Was vom Leben übrig bleibt'' erwähnt: RAMMSTEIN lassen freundlichst grüssen.
Ist das jetzt schlecht? - Ich sage: Nein!
EISREGEN haben es geschafft, ein sehr ausgewogenes Album abzuliefern, das neben Rückbesinnung auch eine Entwicklungsperspektive zeigt, ohne sich anzubiedern. Zudem wirken die neuen Elemente nie verwässernd, sie sind vielmehr willkommene Ergänzung der stets präsenten Trademarks.
Rechnet man noch EISREGEN-typische Kompositionen wie ''Blutgeil'' oder ''Glas'' hinzu, ist ''Wundwasser'' daher definitiv das musikalisch erwachsenste Werk der Band aus Thüringen, wenngleich man - mit Blick auf persönliche Vorlieben - im Detail sicherlich diskutieren könnte.
Ich hab lange überlegt, welche Wertung hier angebracht ist.
Nach direktem Vergleich mit meiner Lieblingsscheibe ''Leichenlager'' und weil einige Schwächen im Text doch arg ins Auge springen, gibt's für ''Wundwasser'' heute nicht 1, 2 oder 3, sondern 8 Punkte.
Feierabend.