Satyricon - Nemesis Divina

Satyricon - Nemesis Divina
Black Metal
erschienen am 22.04.1996 bei Moonfog Productions
dauert 41:21 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. The Dawn Of A New Age
2. Forhekset
3. Mother North
4. Du Som Hater Gud
5. Immortality Passion
6. Nemesis Divina
7. Transcendental Requiem Of Slaves

Die Bloodchamber meint:

Für ihr drittes Album "Nemesis Divina" haben sich Satyricon keinen geringeren als Nocturno Culto, der jedem ernstzunehmenden Black Metaller zumindest ein Begriff ein sollte, als Session-Gitarrist in die Band geholt. Mit ihrer "göttlichen Schöpfung" (Übersetzung des Albumtitels), die 1996 veröffentlicht wurde, haben die Norweger ein Album geschaffen, dass auch noch viele der "truen" (wie ich diese Deklarierung hasse) Anhänger überzeugen konnte.

Sei's drum, widmen wir uns diesem Prachtexemplar :
Der erste Song "The Dawn of a New Age" beginnt mit einem schleppenden Anfang, der rasch mit dem Schrei Satyr's "This is armageddon!" in ein herrliches Gerase übergeht. Wow, was hier gleich im ersten Song für ein Feuerwerk abgebrannt wird. Elegant werden kleine Melodien miteingebaut, die Gitarristen scheinen sich förmlich die Finger wund zu spielen und Frost hinter den Schießbuden wechselt gekonnt zwischen begleitendem Drumming und wildem Gerase. Der Song enthält auch langsamere Passagen, sogar eine ruhige Synthesizer Passage im Mittelteil, die aber im Anschluss genial in ein wildes Geschepper übergeleitet wird, fast als wenn es kein Morgen geben würde. Gegen Ende des Songs spielen die Gitarren majestätisch anmutend, hymnenhaft und sehr verspielt. Geiler Song!

Der 2. Song "Forhekset" beginnt abermals langsamer mit einer Synthesizer Einleitung, die dann in ein marschartiges Gehämmer übergeht wie es herrlicher kaum sein könnte. Satyrs Gekrächze, das sehr gut ins Gesamtbild sich einfügt wird stellenweise von wilden Gitarrenläufen unterbrochen, die sich einfach nur majestätisch anhören. Gegen Ende des Songs kommt wieder der Synthesizer zum Einsatz, was sich aber keineswegs kitschig anhört sondern den Song gelungen abrundet. Nicht ganz so stark wie der Opener aber durchaus sehr gut.

Kommen wir zum 3. Song des Albums, "Mother North". Was soll man dazu noch sagen wenn der Song schon von so vielen als eine Art Black Metal Hymne angesehen wird? Der Song baut sich anfangs mit Gitarrenläufen und unterstützendem, schneller werdendem Drumming auf. Danach setzt Satyrs Gekrächze ein. Sagenhaft, richtig schwelgend und anmutend wie hier Satyr seinen Text an den Zuhörer bringt. Im Mittelteil ist ein Break vorhanden, bei dem es einem kalt den Rücken runterlaufen kann, danach setzt das schnelle Drumming wieder ein und der Song erhält eine Art treibenden Charakter bis er wieder in den Refrain übergeht. Ein Meisterwerk!

Song 4 "Du Som hater gud" beginnt mit fiesen, sägenden Gitarrenklängen. Im Anschluss setzt das Drumming und Satyrs Verkündungen ein. Die Gitarren bleiben hier bis auf wenige Ausnahmen eher im Hintergrund und schrammeln was das Zeug hält während das Drumming sehr abwechslungsreich gestaltet wurde. Im letzten Viertel des Songs setzt ein Klavier ein, das graziler kaum wirken könnte. Ebenfalls guter Song, der seinen eigenen Charakter hat.

Lied Nummer 5 "Immortality Passion", beginnt mit Synthesizer Klängen. Kaum jemand schafft es so gut wie Satyricon auf diesem Album diese Einlagen keinen deut kitschig (ich betone es immer wieder) sondern einfach nur atmosphärisch top klingen zu lassen. Danach setzen deutlich differenziertere Gitarrenklänge als im Lied davor ein und der Mann hinter den Schießbuden nimmt ebenfalls seine Arbeit wieder auf. Der fiese, BM typische Gitarrensound ist im Hintergrund wieder zu vernehmen, während die Lead-Gitarre Melodien mit ein bringt. Geschickt wird an manchen Stellen das Tempo variiert, was einen geilen Rhythmus zur Folge hat. Von monotonem Drumming hier ein Weiteres mal keine Spur. Ein wenig lang zieht sich der Song gegen Ende mit seinen 8 mins 22 seks, das hätte man auch ein wenig kürzer gestalten können meiner Ansicht nach. Trotzdem ein solides Stück.

Das 6. Stück des gleichnamigen Albums "Nemesis Divina" fängt mit einem wahren Wutgewitter an in dem Satyr munter drauflos krächzt, musikalisch unterstütz von seinen Kollegen. Satyrs Stimme, wenn im Einsatz, dominiert in diesem Song wie in keinem Anderen auf dem Album. Insgesamt besteht dieser Song aus einigen kleinen Abschnitten, deren Zusammenhang mit manchmal ein wenig fehlt. Nach dreiviertel des Lieds wird es plötzlich leiser und leiser und man denkt der Song würde vor Ablauf der Spieldauer zu Ende gehen, doch rasch setzen dezent durch Synthesizer unterstützte Klänge wieder ein, die sich bis zum Ende des Songs vollends durchziehen. Meiner Meinung nach der schwächste Song des Albums, ihm fehlt irgendwie diese "Magie" (Hörer wissen was gemeint ist), die die anderen Stücke ausstrahlen. Dennoch hörbar.

Das letzte Stück "Transcendential Requiem of Slaves" ist rein instrumental und stellt den Abschluss des Albums dar. Nach etwas mehr als einer Minute ändern sich die Klänge und ein fabrikhallen-artiges Stampfen wird miteingebunden, das aber glücklicherweise nicht den ganzen Song anhält. Im letzten Drittel des Lieds ändern sich die Klänge wieder deutlich und gemächlich klingt das Stück aus. Was das Stück für eine abschließende Stimmung vermitteln soll und was die zwei seltsam eingebundenen Breaks sollten wurde mir beim Hören nicht so richtig klar, jedoch kann man hier ein Auge zudrücken, da es das Album gemächlich ausklingen lässt. Ein Ausklang den man aber meine Meinung nach etwas gekonnter in Szene hätte setzen können, vor allem ohne metallene Synthesizer-generierte Geräusche, die wie ich finde etwas unpassend auf gerade diesem Album wirken.

Als Fazit ist zu sagen, dass dieses Album eine Magie ausstrahlt und eine Verspieltheit der Instrumente vorzuweisen hat, die man so bei kaum einem Black Metal Album vorfindet, bei dem die Grundstimmung nicht in pompösen Kitsch abrutscht (sofern man dies dann noch als Black Metal betiteln will).
Oft wird eine majestätisch angehauchte Stimmung erzeugt die an keiner Stelle aufdringlich wirkt, sondern dem Album seine eigene Note verleiht und dem Hörer stets Freiraum für eigene Interpretationen lässt. Ich will schon fast sagen, dieses Album wirkt auf seine eigene Art und Weise "edel".
Leider stellten die letzten beiden Stücke eine kleine Enttäuschung dar, während die vorherigen 5 Stücke mich vollends überzeugen konnten und in gehobenen Sphären aus schwarzmetallischer Sicht einzuordnen sind.
-