Wintersun - Time I

Wintersun - Time I
Melodic Epic Death Metal
erschienen am 19.10.2012 bei Nuclear Blast
dauert 40:10 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. When Time Fades Away
2. Sons Of Winter And Stars
3. Land Of Snow And Sorrow
4. Darkness And Frost
5. Time

Die Bloodchamber meint:

Das Intro ist zart, einfühlsam regelrecht. Der Klang ist klar wie Wodka, die Musik wird von Sekunde zu Sekunde größer und ein Gedanke bahnt sich an im Kopf: Das hier ist ein absolutes Ausnahmealbum. Die Rede ist von „Time I“, dem heiß und lange ersehnten zweiten Album von WINTERSUN. Und was das für eine Odyssee war, die Jari Mäenpää mitmachen musste, bis der Release seines Traums angerückt ist...

Also „Time I“ jetzt und im nächsten Jahr „Time II“, um die originelle Idee zum Zerschneiden des Konzeptalbums mal beim Namen zu nennen. Doch schnell wird klar, dass es sich hier nicht um irgendein Konzeptalbum handelt, das hier ist so ausgefeilt, mit Liebe durchdacht wie man es seltenst zu hören bekommt, die Epik der Musik ist kaum mit Worten greifbar. Schon das Cover zeugt von Fantastenmusik und ebenso sollte diese Spielart vielleicht genannt werden, denn mit Melodic Death Metal hat das hier wie schon sein Vorgänger nichts mehr zu tun. Dieses Album sprengt jede Schublade, in die man es stecken möchte und es handelt sich dabei noch nicht einmal um das vollständige Werk, das vorliegt – in jeder Hinsicht abwechslungsreich! Und beim Hören der Melodien fasst sich erneut in Gedanke im Kopf – wie muss diesen Kerl die Arbeit an dieser Scheibe aufgefressen haben? Die jahrelange harte Arbeit hört man in jedem Moment mit.

Und obwohl das Album in jeder Hinsicht einzigartig ist – das Songwriting ist exquisit, die Produktion erste Sahne, die sich aufbauenden Klangwände brauen sich zu erstklassigen Spannungsbögen und WINTERSUN schaffen es auch, Farbtupfer in das Meer aus Tönen einzubauen – fehlt es an Tiefe. Wie Mastermind Jari es ausdrückt, wollte er ein Album haben, das den Hörer auf eine 40-minütige Reise schickt, man solle es in Gesamtheit hören, darum auch 2 Alben und nicht eines in Überüberlänge. Das will ich jetzt auch gar nicht in den Schmutz ziehen, denn es ist ein nobles Ziel und für manchen auch der ganze Sinn hinter Musik. Aber ein Album für jede Gemütslage ist es nicht und eine Platte für die Ewigkeit oder ein sofortiger Klassiker ist es leider auch nicht. Die Nörgelei ist in diesem Fall auf höchstem Niveau, doch die große Erwartungshaltung kann doch fast nur enttäuscht werden oder zumindest flaut der Enthusiasmus mit der Zeit arg ab. Jedenfalls gab mir die Scheibe anfangs sehr viel und mittlerweile immer weniger. Das ändert allerdings nichts daran, das hier einer der besten Langspieler anno 2012 vorliegt. Ein Album zum Träumen, nicht zum Schädel spalten, zum Genießen, nicht zum Auto fahren, Musik zum Erleben.

Eine Erkenntnis bleibt definitiv nach Tagen und auch Wochen intensiven Hörgenusses: Vorfreude auf „Time II“ natürlich! Und mit der Vorfreude kommt wieder eine ganze Europalette voller hoher Erwartung. Aus tiefem Respekt vor dieser Arbeit und Kunst, die WINTERSUN aka Jari Mäenpää hier leisten, kann ich augenblicklich nur den Hut ziehen.
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