Inquisition - Obscure Verses For The Multiverse

Inquisition - Obscure Verses For The Multiverse
Black Metal
erschienen am 25.10.2013 bei Season Of Mist
dauert 45:57 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Force Of The Floating Tomb
2. Darkness Flows Towards Unseen Horizons
3. Obscure Verses For The Multiverse
4. Spiritual Plasma Evocation
5. Master Of The Cosmological Black Cauldron
6. Joined By Dark Matter, Repelled By Dark Energy
7. Arrival Of Eons After
8. Inversion Of Ethereal White Stars
9. Infinite Interstellar Genocide

Die Bloodchamber meint:

Es lässt sich vieles über INQUISITION schreiben, doch einen Punkt gilt es besonders hervorzuheben: Dagon und Incubus sind absolut konsequent. Weder bezüglich ihrer minimalen Bandbesetzung, noch hinsichtlich ihrer musikalischen Ausrichtung lassen sich die beiden Amerikaner beirren und folgen leidenschaftlich dem Pfad, den sie mit ihrem ersten von inzwischen sechs Alben eingeschlagen haben. Und das eindrucksvolle Ergebnis sollte inzwischen jeder vernommen haben, der auch nur in Ansätzen etwas mit Black Metal am Hut hat. Schließlich sind die beiden nicht nur im Studio gut dabei, sondern scheinen auch noch auf deutschen Bühnen einen Zweitwohnsitz angemeldet zu haben.

Die unerbittliche Präsenz und Arbeit hat sich in vielerlei Hinsicht gelohnt. Der Status, den INQUISITION in der Szene besitzen, ist über jeden Zweifel erhaben. Sie schaffen den Spagat, sowohl von der Community mit Ultratrueness-Anspruch wie auch von den nicht ganz so eng gefassten Kreisen schwarzmetallischer Hörerschaft mit Lorbeeren bedacht zu werden. Und da sich das auf Dauer auch auszahlen kann, haben sie für ihr aktuelles Album einen Deal mit Season of Mist geschlossen. In den einschlägigen Foren und Shoutboxen haben sich zwar schon die obligatorischen Unken hervorgetan und beklagen nun den kommerziellen Ausverkauf, doch hört man sich „Obscure Verses for the Multiverse“ auch nur einmal an, sollte im Nullkommanix deutlich geworden sein, dass INQUISITION sich auch mit neuem Label absolut treu geblieben sind.

Schon der Zungenbrecherrelease „Ominous Doctrines of the Perpetual Mystical Macrocosm“ machte deutlich, dass es von Dagon und Incubus keine Revolutionen zu erwarten gibt, sondern ausschließlich Feinschliff am einmal begonnenen großen Werk. Und in genau dieselbe Kerbe schlägt auch Album Nummer sechs. Die neun neuen Nummern bieten Black Metal der Marke INQUISITION auf höchstem Niveau und das bedeutet dieser Tage, dass kein einfaches Durchgekloppe fabriziert wird, sondern vielschichtige und abwechslungsreiche Songs, die dabei verhältnismäßig zugänglich ausfallen. Natürlich gehen die beiden nach wie vor gerne auch mal gradlinig nach vorne, doch Dagon hat weiter an seinem Gitarrenspiel gefeilt und bastelt inzwischen gerne Riffs, die auch mal ein wenig melodischer oder von interessanten Arpeggien geprägt sind. Dazu quakt und knurrt er wie immer, und genau das ist es, was wir von ihm hören wollen.

Wirklich Ungewohntes bietet „Obscure Verses for the Multiverse“ nicht. Dafür ausschließlich sehr starkes und kompaktes Songmaterial, bei dem kein Takt und keine Note überflüssig wirkt. Lediglich beim Stück „Inversion of Ethereal White Stars“ darf man für einen Moment stutzen, weil die Nummer zu Beginn nahezu folkig wirkt. Doch schnell wird auch hier klar, dass lediglich ein kleiner Akzent gesetzt wird und bald findet man sich als Hörer in gewohntem Fahrwasser wieder.

Doch bevor jetzt irgendwer „Stagnation“ schreit, sollte einen Moment innegehalten werden. Auch wenn „Obscure Verses for the Multiverse“ unmittelbar an den Vorgänger anknüpft und dabei nichts wirklich anders, aber ein paar Kleinigkeiten besser macht, gibt es keinen Grund für Langeweile. INQUISITION sind deshalb nach wie vor so großartig, weil sie aus der Masse der Black Metal Klone herausragen und nicht bloß eine bestimmte Schiene bedienen, sondern weil sie einfach sie selbst sind und in dieser Rolle immer wieder ein bisschen besser werden. INQUISITION reproduzieren nicht irgendwelche Klischees, sie schaffen ihre eigenen. Und dabei gehen sie so schrullig wie eh und je vor, bloß wieder ein Stück reifer. Und damit ragen sie qualitativ weit aus der Masse hervor, egal bei welchem Label sie sind und mit welchen Bands sie auf Tour gehen.

Die Konsequenz ist simpel: Wer INQUISITION mag, wird hier perfekt bedient. Und ganz besonders sei dieses Album all jenen Szenefremden ans Herz gelegt, die sich in aller Offenheit ein Bild davon machen wollen, was Black Metal im Jahr 2013 nach wie vor zu spannender Musik macht. Mit den neuen Songs im Gepäck werden sich die beiden Herren auch nicht lumpen lassen und schon bald wieder auf deutschen Bühnen zeigen, dass es nichts als zwei gute Musiker voller Leidenschaft braucht, um ein Publikum zu verzücken.
-