Mayhem - Esoteric Warfare
Bloodchamber-Wertung:
Tracklist
1. Watcher
2. Psywar
3. Trinity
4. Pandaemon
5. Mylab
6. Six Seconds
7. Throne Of Time
8. Corpse Of Care
9. Posthuman
10. Aion Suntalia
Die Bloodchamber meint:
Ein neues Album von MAYHEM ist ein Großereignis für jeden Freund extremen Metals. Und das allein aufgrund der Tatsache, dass der Nimbus um diese Band so groß, faszinierend und klischeebeladen ist, dass sich allem voran die Frage stellt, ob das noch etwas mit Realität zu tun hat oder ob hier die Legende die Wirklichkeit vollständig überlagert. Seit „Ordo ad Chao‟ sind sieben Jahre ins Land gezogen, „Esoteric Warfare‟ ist das fünfte Album in 30 Jahren Bandgeschichte. Allein dieses Missverhältnis ist bemerkenswert, beweist es nämlich, dass die Strahlkraft einer Veröffentlichung von MAYHEM so intensiv zu sein scheint, dass es keines regulären Arbeitstaktes bedarf.
Wenn wir uns abseits der Legende dem neuen Album zuwenden, dann muss als erstes betont werden, dass MAYHEM wieder einmal ihr Herz einbüßen mussten. 2008 ist Blasphemer ausgestiegen und damit ist nicht nur der Gitarrist, sondern auch der Musiker, der für die Komposition aller Alben nach Euronymous' Tod verantwortlich war, ausgeschieden. Zwar hatte sich auch der zurückgekehrte Attila beim letzten Album intensiv eingebracht, doch man muss den Tatsachen ins Auge sehen: MAYHEM 2014 ist nicht die Band, die 2007 „Odo ad Chao‟ veröffentlicht hat. MAYHEM mussten sich wieder einmal neu finden, trotz der gegebenen Konstanten, die sich auf lange Sicht nur mit Necrobutcher und Hellhammer in der Rhythmussektion finden.
Teloch, der neue Mann am Sechssaiter, ist sich der übergroßen Stiefel bewusst, in die er zu steigen hat. Und hier liegt der Knackpunkt bei „Esoteric Warfare‟: Es ist ein Album, das klar in der kompositorischen Tradition der letzten Werke steht, das aber offenkundig nicht vom selben Komponisten stammt. Einem schnellen Zugang verweigert sich „Esoteric Warfare‟ konsequent. Mit dem schon vor geraumer Zeit ausgekoppelten „Psywar‟ findet sich eine Nummer, die noch am ehesten so etwas wie einen Hitcharakter hat, doch das restliche Material zeichnet sich vor allem durch seine Sperrigkeit aus. Klassische Songstrukturen sucht man vergebens, eingängige Riffs oder Melodielinien ebenfalls. MAYHEM arbeiten weiter daran, die finsteren Seiten des menschlichen Unterbewusstseins in halluzinogene Klanggewänder zu verpacken.
Hinsichtlich der Produktion hat sich einiges geändert. Wo „Ordo‟ noch dumpf, muffig und moderig gewesen ist, wirkt „Esoteric Warfare‟ im Vergleich fast klinisch. Alles ist sehr transparent und klar und bildet damit einen Gegenpol zu den wirren Riffs, den verlorenen Arpeggien und stimmlichen Eskapaden. Attila zieht das gesamte Register seinen Könnens, wenn man das gesamte Album im Blick hat. In den ersten Stücken wirkt er von seiner Technik her allerdings fast gewöhnlich, da er zumeist verhältnismäßig klassische Screams einsetzt. Das ist natürlich immer am Maßstab seines Könnes bemessen und Attila Csihar ist und bleibt ein absoluter Ausnahmekünstler.
Doch so sehr sich viele Anknüpfunspunkte an die kompositorische Ausrichtung von „Ordo ad Chao‟ und die Produktion von „Chimera‟ finden, so sehr hinkt „Esoteric Warfare‟ diesen Alben hinterher. Denn der entscheidende Aspekt ist, dass die neueste Veröffentlichung aus dem Hause MAYHEM einfach keine Songs beinhaltet, die das frühere qualitative Niveau erreichen. So sehr sich Teloch bemüht, an die Traditionen dieser Band anzuknüpfen und so gut er technisch ist, so deutlich zeigt sich auch, dass er als Songwriter Blasphemer nicht das Wasser reichen kann. „Esoteric Warfare‟ ist in seiner Sperrigkeit eine bemerkenswerte Veröffentlichung, technisch ist zeigt es Black Metal auf allerhöchstem Niveau und dennoch schafft es das Album letztlich nicht Begeisterungsstürme zu wecken.
Allen bemerkenswerten Augenblicken zum Trotz verlieren sich die zehn Songs zu häufig in einem diffusen Zwischenraum, sie bleiben im Ungefähren stecken und büßen somit einen Teil ihrer Wirkung ein. Das führt zu mancher Länge, am drastischsten fällt es in der zweiten Hälfte von „Posthuman‟ auf, die so unmotiviert wirkt und vor allem zu demonstrieren scheint, wie groß Hellhammers Beckensammlung inzwischen geworden ist. Und dennoch ist „Esoteric Warfare‟ kein schlechtes Album. Stücke wie „Throne of Time‟ zeigen, was für eine außergewöhnliche Band hier am Werke ist. Doch leider fehlt letztlich die Konsistenz. Ob es nur an Teloch liegt, bleibt ungeklärt, wenngleich der Verdacht nahe liegt. Am Ende bleibt Widersprüchlichkeit, also genau das, was die Geschichte dieser Band kennzeichnet. Der Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit, zwischen den eigenen Traditionen und der ständig wechselnden Besetzung, zwischen Selbstkopie und Neuanfang. Irgendwo in diesem Geflecht hängt „Esoteric Warfare‟, ein Album, das wohl zu den bemerkenswertesten Veröffentlichungen dieses Jahres gehören wird, aber nicht zu ihren besten.
Wenn wir uns abseits der Legende dem neuen Album zuwenden, dann muss als erstes betont werden, dass MAYHEM wieder einmal ihr Herz einbüßen mussten. 2008 ist Blasphemer ausgestiegen und damit ist nicht nur der Gitarrist, sondern auch der Musiker, der für die Komposition aller Alben nach Euronymous' Tod verantwortlich war, ausgeschieden. Zwar hatte sich auch der zurückgekehrte Attila beim letzten Album intensiv eingebracht, doch man muss den Tatsachen ins Auge sehen: MAYHEM 2014 ist nicht die Band, die 2007 „Odo ad Chao‟ veröffentlicht hat. MAYHEM mussten sich wieder einmal neu finden, trotz der gegebenen Konstanten, die sich auf lange Sicht nur mit Necrobutcher und Hellhammer in der Rhythmussektion finden.
Teloch, der neue Mann am Sechssaiter, ist sich der übergroßen Stiefel bewusst, in die er zu steigen hat. Und hier liegt der Knackpunkt bei „Esoteric Warfare‟: Es ist ein Album, das klar in der kompositorischen Tradition der letzten Werke steht, das aber offenkundig nicht vom selben Komponisten stammt. Einem schnellen Zugang verweigert sich „Esoteric Warfare‟ konsequent. Mit dem schon vor geraumer Zeit ausgekoppelten „Psywar‟ findet sich eine Nummer, die noch am ehesten so etwas wie einen Hitcharakter hat, doch das restliche Material zeichnet sich vor allem durch seine Sperrigkeit aus. Klassische Songstrukturen sucht man vergebens, eingängige Riffs oder Melodielinien ebenfalls. MAYHEM arbeiten weiter daran, die finsteren Seiten des menschlichen Unterbewusstseins in halluzinogene Klanggewänder zu verpacken.
Hinsichtlich der Produktion hat sich einiges geändert. Wo „Ordo‟ noch dumpf, muffig und moderig gewesen ist, wirkt „Esoteric Warfare‟ im Vergleich fast klinisch. Alles ist sehr transparent und klar und bildet damit einen Gegenpol zu den wirren Riffs, den verlorenen Arpeggien und stimmlichen Eskapaden. Attila zieht das gesamte Register seinen Könnens, wenn man das gesamte Album im Blick hat. In den ersten Stücken wirkt er von seiner Technik her allerdings fast gewöhnlich, da er zumeist verhältnismäßig klassische Screams einsetzt. Das ist natürlich immer am Maßstab seines Könnes bemessen und Attila Csihar ist und bleibt ein absoluter Ausnahmekünstler.
Doch so sehr sich viele Anknüpfunspunkte an die kompositorische Ausrichtung von „Ordo ad Chao‟ und die Produktion von „Chimera‟ finden, so sehr hinkt „Esoteric Warfare‟ diesen Alben hinterher. Denn der entscheidende Aspekt ist, dass die neueste Veröffentlichung aus dem Hause MAYHEM einfach keine Songs beinhaltet, die das frühere qualitative Niveau erreichen. So sehr sich Teloch bemüht, an die Traditionen dieser Band anzuknüpfen und so gut er technisch ist, so deutlich zeigt sich auch, dass er als Songwriter Blasphemer nicht das Wasser reichen kann. „Esoteric Warfare‟ ist in seiner Sperrigkeit eine bemerkenswerte Veröffentlichung, technisch ist zeigt es Black Metal auf allerhöchstem Niveau und dennoch schafft es das Album letztlich nicht Begeisterungsstürme zu wecken.
Allen bemerkenswerten Augenblicken zum Trotz verlieren sich die zehn Songs zu häufig in einem diffusen Zwischenraum, sie bleiben im Ungefähren stecken und büßen somit einen Teil ihrer Wirkung ein. Das führt zu mancher Länge, am drastischsten fällt es in der zweiten Hälfte von „Posthuman‟ auf, die so unmotiviert wirkt und vor allem zu demonstrieren scheint, wie groß Hellhammers Beckensammlung inzwischen geworden ist. Und dennoch ist „Esoteric Warfare‟ kein schlechtes Album. Stücke wie „Throne of Time‟ zeigen, was für eine außergewöhnliche Band hier am Werke ist. Doch leider fehlt letztlich die Konsistenz. Ob es nur an Teloch liegt, bleibt ungeklärt, wenngleich der Verdacht nahe liegt. Am Ende bleibt Widersprüchlichkeit, also genau das, was die Geschichte dieser Band kennzeichnet. Der Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit, zwischen den eigenen Traditionen und der ständig wechselnden Besetzung, zwischen Selbstkopie und Neuanfang. Irgendwo in diesem Geflecht hängt „Esoteric Warfare‟, ein Album, das wohl zu den bemerkenswertesten Veröffentlichungen dieses Jahres gehören wird, aber nicht zu ihren besten.
Im Fadenkreuz
Martin Baltrusch [mb]
Experte für das Außergewöhnliche
Matthias Bock [mbo]
Experte für monolithische Rythmusstampfer ohne Melodie
Thomas Schönbeck [ts]
Experte für alles, was außer ihm eigentlich niemand mag.
Falk Schweigert [fs]
Experte für produktionslosen Schwarzmetall, 60-Sekunden Songs und andere Mythen
Andreas Krause [ak]
Experte für Schwarzwurzeleintopf mit Trauerklößen
Michael Bach [mba]
Experte für pfeilschnelle Gitarren, heroische Showdowns & misanthropiefreien Krach
Björn Gieseler [bjg]
Experte für Radiointerviews und andere sinnlose Gespräche mit Bands
Tim Serwatka [tse]
Experte für Alternatiefgekühltes und toxische Progtails