Code - Mut
Bloodchamber-Wertung:
Tracklist
1. On Blinding Larks
2. Undertone
3. Dialogue
4. Affliction
5. Contours
6. Inland Sea
7. Cocoon
8. Numb, An Author
9. The Bloom In The Blast
Die Bloodchamber meint:
Sich selbst treu bleiben und dennoch alles anders machen? Kontinuität gewährleisten und dabei mit Traditionen brechen? Scheinbare Gegensätze, doch CODE gelingt es auf ihrem neuen Album, genau diese angeblichen Oppositionen miteinander in Harmonie zu bringen. So gelungen das insgesamt klingt, gibt es dennoch Dinge, die man als Fan der ersten Stunde schmerzlich vermissen wird. Denn CODE sind zwar immer noch CODE, nur sind sie seit „Mut“ keine Black Metal Band mehr. Und selbst die Behauptung, CODE würden überhaupt Metal spielen, scheint in Anbetracht des neuen Albums weit hergeholt. Doch eins nach dem andern.
Mit ihrem dritten Album „Augur Nox“ haben die Meister des schwarzen Progs ein bemerkenswertes Statement abgeliefert. Bei aller Sorge, dass der Wechsel am Mikro die Band ihrer Identität berauben würde, haben sie allen Zweiflern einen ausgestreckten Mittelfinger ins Gesicht gepiekst und gezeigt: „So macht man das!“ „Augur Nox“ ist nichts anderes als ein kleines Meisterwerk des progressiven Black Metal geworden. Auf dem Weg zum aktuellen Album „Mut“ ist etwas ganz Neues geschehen, denn es gab keine Umbesetzung. Das aktuelle Album wurde von den gleichen Leuten eingespielt wie das letzte. Natürlich ist das ein Grund für jeden Fan, sich die Finger zu lecken und sich auf eine bündige Fortsetzung zu freuen. Und was passiert? Denkste! Da ist er wieder, der Mittelfinger. Und am Ende haben CODE in der konstantesten Besetzung ihrer Bandgeschichte den mit Abstand größten stilistischen Bruch vollzogen, den man von ihnen erwarten konnte.
Zwar erkennt man an jeder Ecke, dass „Mut“ ein Album von CODE ist. Doch fällt eher das auf, das nicht vorhanden ist und das dafür um so heftiger. CODE sind urplötzlich keine Metalband mehr. So einfach und gleichermaßen verstörend ist das. Alles was auf die schwarzmetallische Vergangenheit schließen lässt, ist weg. Kein schwarzes Riffing, keine Blasts, kein deftiger Gain am Gitarrenamp und keine harschen Vocals, sieht man von einem kurzen Moment in „Affliction“ einmal ab, der immerhin ein kleines bisschen in die Richtung weist. „Mut“ ist ein reines Progressive Rock Album, das dennoch zutiefst nach CODE klingt. Schließlich haben sie auch nie reinen Black Metal gespielt und der Kontrast mit den ruhigen, verträumten und auch ein wenig verstörenden Momenten war das, was die Band ausgezeichnet hat.
CODE sind somit vor allem leichter verdaulich geworden, ohne dabei aber den musikalischen Anspruch über Bord zu werfen. Das Reinhören fällt nicht allzu leicht, zumal der Opener „On Blindin Larks“ auch nicht der gradlinigste und überzeugendste Song des Albums ist. Doch langsam findet man als Hörer seinen Weg und allmählich packt einen das neue Werk von CODE. Die sanften Töne von „Affliction“ zeigen eine gewisse Nähe zum fortgeschrittenen Werk von ANATHEMA und leiten nach einem soliden Auftakt so verführerisch wie Sirenengesang die starke zweiten Hälfte ein. Spätestens „Inland Sea“ beweist, dass CODE trotz des Bruchs noch immer so großartig sind wie früher, nur eben mit beschränkten Ausdrucksmitteln. So griffig der Song zu sein scheint, so vertrackt ist er im Detail, vor allem wenn man auf die wenig orthodoxe Gitarrenarbeit achtet, die man bei oberflächlichem Hören nur allzu leicht verkennt. Ungebrochen geht es nun weiter und „Cocoon“ ist von der gleichen Güte. Hier zeigt sich das Album von seiner allerbesten und bezauberndsten Seite.
Doch ein merkwürdiges Gefühl bleibt. Klar ist, dass CODE sich mit diesem Album neue Hörerkreise erschließen werden, ebenso wie sie alte Fans vor den Kopf stoßen und verlieren werden. Für sich gesehen ist „Mut“ ein ausgezeichnetes Album, vor allem ist es ein Album, das nicht die überpolierte Glätte vieler moderner Bands aufweist, die unter dem Banner des Progressive Rock segeln. Hier sprechen nur die Instrumente und die Produktion klingt sehr analog und erdig, auf große Spielerei im Studio wurde verzichtet und man kann sich gut vorstellen, das Material auch genau so live erleben zu dürfen. Dass der Gesang über jeden Zweifel erhaben ist, muss man wohl kaum noch erwähnen. Doch muss sich eine Band nicht nur am Maßstab der restlichen Welt messen lassen, sondern auch an ihrer eigenen Vergangenheit. Und da bleibt ein letzter Zweifel, ein kleines Unbehagen. In der Vergangenheit war es die unglaubliche Breite des Ausdrucks und der Facettenreichtum, der CODE ausgemacht hat, getragen von Vokalisten, die herausragende Sänger wie auch Black Metal Frontmänner sind. Mit „Mut“ haben sich CODE eines Teiles dieser Bandbreite beraubt. Allerdings haben sie den Teil, auf den sie sich konzentrieren, ausgebaut, variiert und perfektioniert. Ob man das nun zu schätzen weiß, ist wohl sehr individuell. Bei mir bleibt am Ende ein leicht wehmütiges Gefühl übrig, das trotz aller Begeisterung über dieses Album wünscht, dass doch irgendwo zwischendrin wenigstens einmal so richtig auf die Kacke gehauen und die beschauliche Harmonie zumindest in Teilen zerstört wird. Doch scheinbar kann man nicht alles haben. Muss man aber auch nicht immer. Schauen wir mal, was das nächste Album bringt.
Mit ihrem dritten Album „Augur Nox“ haben die Meister des schwarzen Progs ein bemerkenswertes Statement abgeliefert. Bei aller Sorge, dass der Wechsel am Mikro die Band ihrer Identität berauben würde, haben sie allen Zweiflern einen ausgestreckten Mittelfinger ins Gesicht gepiekst und gezeigt: „So macht man das!“ „Augur Nox“ ist nichts anderes als ein kleines Meisterwerk des progressiven Black Metal geworden. Auf dem Weg zum aktuellen Album „Mut“ ist etwas ganz Neues geschehen, denn es gab keine Umbesetzung. Das aktuelle Album wurde von den gleichen Leuten eingespielt wie das letzte. Natürlich ist das ein Grund für jeden Fan, sich die Finger zu lecken und sich auf eine bündige Fortsetzung zu freuen. Und was passiert? Denkste! Da ist er wieder, der Mittelfinger. Und am Ende haben CODE in der konstantesten Besetzung ihrer Bandgeschichte den mit Abstand größten stilistischen Bruch vollzogen, den man von ihnen erwarten konnte.
Zwar erkennt man an jeder Ecke, dass „Mut“ ein Album von CODE ist. Doch fällt eher das auf, das nicht vorhanden ist und das dafür um so heftiger. CODE sind urplötzlich keine Metalband mehr. So einfach und gleichermaßen verstörend ist das. Alles was auf die schwarzmetallische Vergangenheit schließen lässt, ist weg. Kein schwarzes Riffing, keine Blasts, kein deftiger Gain am Gitarrenamp und keine harschen Vocals, sieht man von einem kurzen Moment in „Affliction“ einmal ab, der immerhin ein kleines bisschen in die Richtung weist. „Mut“ ist ein reines Progressive Rock Album, das dennoch zutiefst nach CODE klingt. Schließlich haben sie auch nie reinen Black Metal gespielt und der Kontrast mit den ruhigen, verträumten und auch ein wenig verstörenden Momenten war das, was die Band ausgezeichnet hat.
CODE sind somit vor allem leichter verdaulich geworden, ohne dabei aber den musikalischen Anspruch über Bord zu werfen. Das Reinhören fällt nicht allzu leicht, zumal der Opener „On Blindin Larks“ auch nicht der gradlinigste und überzeugendste Song des Albums ist. Doch langsam findet man als Hörer seinen Weg und allmählich packt einen das neue Werk von CODE. Die sanften Töne von „Affliction“ zeigen eine gewisse Nähe zum fortgeschrittenen Werk von ANATHEMA und leiten nach einem soliden Auftakt so verführerisch wie Sirenengesang die starke zweiten Hälfte ein. Spätestens „Inland Sea“ beweist, dass CODE trotz des Bruchs noch immer so großartig sind wie früher, nur eben mit beschränkten Ausdrucksmitteln. So griffig der Song zu sein scheint, so vertrackt ist er im Detail, vor allem wenn man auf die wenig orthodoxe Gitarrenarbeit achtet, die man bei oberflächlichem Hören nur allzu leicht verkennt. Ungebrochen geht es nun weiter und „Cocoon“ ist von der gleichen Güte. Hier zeigt sich das Album von seiner allerbesten und bezauberndsten Seite.
Doch ein merkwürdiges Gefühl bleibt. Klar ist, dass CODE sich mit diesem Album neue Hörerkreise erschließen werden, ebenso wie sie alte Fans vor den Kopf stoßen und verlieren werden. Für sich gesehen ist „Mut“ ein ausgezeichnetes Album, vor allem ist es ein Album, das nicht die überpolierte Glätte vieler moderner Bands aufweist, die unter dem Banner des Progressive Rock segeln. Hier sprechen nur die Instrumente und die Produktion klingt sehr analog und erdig, auf große Spielerei im Studio wurde verzichtet und man kann sich gut vorstellen, das Material auch genau so live erleben zu dürfen. Dass der Gesang über jeden Zweifel erhaben ist, muss man wohl kaum noch erwähnen. Doch muss sich eine Band nicht nur am Maßstab der restlichen Welt messen lassen, sondern auch an ihrer eigenen Vergangenheit. Und da bleibt ein letzter Zweifel, ein kleines Unbehagen. In der Vergangenheit war es die unglaubliche Breite des Ausdrucks und der Facettenreichtum, der CODE ausgemacht hat, getragen von Vokalisten, die herausragende Sänger wie auch Black Metal Frontmänner sind. Mit „Mut“ haben sich CODE eines Teiles dieser Bandbreite beraubt. Allerdings haben sie den Teil, auf den sie sich konzentrieren, ausgebaut, variiert und perfektioniert. Ob man das nun zu schätzen weiß, ist wohl sehr individuell. Bei mir bleibt am Ende ein leicht wehmütiges Gefühl übrig, das trotz aller Begeisterung über dieses Album wünscht, dass doch irgendwo zwischendrin wenigstens einmal so richtig auf die Kacke gehauen und die beschauliche Harmonie zumindest in Teilen zerstört wird. Doch scheinbar kann man nicht alles haben. Muss man aber auch nicht immer. Schauen wir mal, was das nächste Album bringt.